In der vorliegenden Arbeit wird physische und psychische Gewalt in der Familie thematisiert.
Zentraler Untersuchungsgegenstand der vorliegenden Arbeit ist der Zusammenhang zwischen gesellschaftlichen Werten und politischer Administration, um Ursachen, Funktion und Folgen der Gesetzesänderung zu entschlüsseln. Familie soll als vermeintlich privater Raum gesellschaftlich kontextualisiert werden, dabei sollen Vorstellungen von Familie und unterschiedliche Positionen zu Gewalt und dessen Verständnis verortet werden. Russland dient hierbei exemplarisch dafür, aufzuzeigen, wie bestimmte Begriffe und Symbole öffentlich mit Bedeutungen beladen werden, welche Formen Diskurse über tabuisierte Themen wie häusliche Gewalt annehmen können, wer als sprechende_r Akteur_ in am Diskurs teilnimmt – und wer nicht. Um eine antagonistische Analyse zwischen einem repressivem Staat auf der einen, und einem passivem Individuum auf der anderen Seite zu vermeiden, wird in der folgenden Arbeit methodisch eine verkürzte Diskursanalyse durchgeführt, um unterschiedliche Akteur_innen, ihre Argumentation und sozio-politische Position zu lokalisieren. Darauf aufbauend werden Interaktionen zwischen den jeweiligen Akteur_innen aufgezeigt, die bestimmte Einstellungen bezüglich Familie und Gewalt sowie geteiltes Wissen über diese Themenfelder (re)produzieren und mithilfe der dadurch entstehenden Narrative eine bestimmte Gesellschaftsordnung konstruieren.
Abschließend soll auf die analytischen Ergebnisse eingegangen und ein möglicher Ausblick für zukünftige Forschungen sowie sozio-politischer Folgen des neuen Gesetzes gegeben werden.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Theorie
- 2.1 Häusliche Gewalt: Begriffliche Definition und soziologische Einbettung
- 2.2 Poststrukturalismus: Macht, Wissen und Disziplinierung
- 2.3 Symbolischer Interaktionismus
- 3. Methode und Analyse
- 3.1 Der russische Staat: Regierung und Parlament
- 3.2 Die Russisch-Orthodoxe Kirche
- 3.3 Menschenrechtsorganisationen und Zivilgesellschaft
- 4. Zusammenfassung und Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit untersucht den Zusammenhang zwischen gesellschaftlichen Werten und politischer Administration im Kontext der Neufassung des Artikels 116 des russischen Strafgesetzbuches, der Gewalt in der Familie entkriminalisiert. Ziel ist es, Ursachen, Funktionen und Folgen dieser Gesetzesänderung zu entschlüsseln, indem der vermeintlich private Raum der Familie gesellschaftlich kontextualisiert wird. Im Fokus steht die Analyse von Diskursen über häusliche Gewalt in Russland, um aufzuzeigen, wie bestimmte Begriffe und Symbole mit Bedeutungen beladen werden und welche Formen Diskurse über tabuisierte Themen annehmen können.
- Die Entkriminalisierung von häuslicher Gewalt in Russland
- Die Rolle des Staates, der Kirche und der Zivilgesellschaft im Diskurs über häusliche Gewalt
- Die Konstruktion von Familie und Gewalt in gesellschaftlichen Diskursen
- Die Bedeutung von Symbolen und Narrativen in der (Re)produktion von Machtverhältnissen
- Die Folgen der Gesetzesänderung für Betroffene und die Gesellschaft
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel bietet eine Einleitung in die Thematik und stellt den Kontext der Gesetzesänderung im Januar 2017 dar. Kapitel 2 beschäftigt sich mit soziologischen Theorien, die den Untersuchungsgegenstand einordnen und erklären können. Hier werden insbesondere die Definition von häuslicher Gewalt sowie die Theorien des Poststrukturalismus und des Symbolischen Interaktionismus erläutert. Kapitel 3 fokussiert auf die Methode und Analyse. Es werden die verschiedenen Akteur_innen im Diskurs über häusliche Gewalt in Russland analysiert, darunter der russische Staat, die Russisch-Orthodoxe Kirche und Menschenrechtsorganisationen. Das letzte Kapitel, die Zusammenfassung und das Fazit, wird in dieser Vorschau nicht berücksichtigt, um Spoiler zu vermeiden.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den Themen häusliche Gewalt, Familienpolitik, Diskursanalyse, Russland, Poststrukturalismus, Symbolischer Interaktionismus, Staat, Kirche, Zivilgesellschaft, Geschlechterungleichheit, Machtverhältnisse, Narrative und soziale Konstruktion.
- Quote paper
- Antonia Skiba (Author), 2019, Häusliche Gewalt in Familien. Eine Diskursanalyse am Beispiel russischer Familienpolitik, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1176194