Dass in einer zusehends mediengesteuerten und medienorientierten Gesellschaft die Selbstdarstellung von Politikern eine immer tragendere Rolle spielt, wird dem Zuschauer spätestens dann gewahr, wenn er sich durch die verschiedenen Polit-Talk-Shows zappt. Vielfach geht es nicht mehr darum politische Statements, Botschaften oder auch Einstellungen zu vermitteln, sondern den Erwartungen, die die Medienöffentlichkeit an den Politiker heranträgt, wie auch immer, gerecht zu werden. Ein sicheres, wendiges und ästhetisches Image soll transportiert werden, auch auf die Gefahr hin, dass wesentliche Themen, nämlich die sachliche Auseinandersetzung mit aktuell anstehenden Fragestellungen, hinten an gestellt werden. Persönliche Ränkespiele werden ganz im Sinne eines Mix aus Politik und Unterhaltung ausgetragen, und auch der ein oder andere Schuss unter die Gürtellinie wird, so er denn gelungen, vom Publikum als besondere Schlagfertigkeit goutiert. Nimmt die Selbstdarstellung überhand, heben die Talkmasterinnen Sabine Christiansen oder Maybrit Illner schon einmal drohend den Zeigefinger, um den jeweiligen Politiker wieder auf die richtige Fährte zu locken. Politik und Medien sind heillos miteinander verschränkt, und es wird in dieser Arbeit zunächst um das Problem der Öffentlichkeit in Zusammenhang mit Politik in einer modernen Gesellschaft gehen, einer Gesellschaft die oftmals als „Mediengesellschaft“ definiert wird, und sich auch als solche versteht. Welche Anforderungen diese Mediengesellschaft an den einzelnen Politiker stellt, wird ebenso Gegenstand der Arbeit sein, wie die Analyse von Wahlkämpfen. Diese sind mehr denn mehr denn je Arenen der absoluten Personalisierung und Inszenierung der einzelnen Agierenden. Auch hier werden kaum mehr politische Inhalte vermittelt, vielmehr setzen die am Prozess Beteiligten auf die Kraft des Bildes, und des visuellen Eindrucks. Gezeigt wird dies am Beispiel der Leipziger „Krönungsmesse“, dem Parteitag der SPD 17. April 1998. Während in den Anfängen der bundesrepublikanischen Demokratie die Medien, allen voran die Printmedien, das politische Geschehen kommentierten, und Medien und Politik noch relativ unabhängig voneinander waren, wirft sich heute die Frage auf, ob nicht in manchen Fällen die Macht der Medien Entscheidungen aber auch Vorgänge in der Politik maßgeblich und nachhaltig beeinflusst. Die Medien können ohne die Politiker sowenig, wie die Politiker ohne Medien. Und jeder Politiker gewinnt erst dann an Bekanntheit, und kann erst dann sein Profil schärfen, wenn er in den Medien angekommen, wenn er in diesen dauerhaft präsent ist.
Inhaltsverzeichnis
- Vorbemerkungen
- Politik und Medien. Die Öffentlichkeit, die Medien und die Politiker in einem komplexen Spannungsfeld
- Die Anforderungen an die Politiker in der Mediengesellschaft
- Wahlkämpfe als Arenen der absoluten Personalisierung und Inszenierung. Die Leipziger „Krönungsmesse“, der Parteitag der SPD am 17. April 1998
- Schlussbetrachtungen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht die Selbstinszenierung von Politikern in den Medien und analysiert, wie Politiker ihr Image und ihre Wirkung durch mediales Auftreten beeinflussen können. Sie beleuchtet das Spannungsfeld zwischen Politik und Medien und die Anforderungen der Mediengesellschaft an Politiker.
- Die Rolle der Medien in der Politik
- Die Inszenierung von Politikern in den Medien
- Wahlkämpfe als mediale Inszenierungsarenen
- Die Anforderungen der Mediengesellschaft an Politiker
- Die Verquickung von Politik und Unterhaltung
Zusammenfassung der Kapitel
- Vorbemerkungen: Das Kapitel stellt die Bedeutung der Selbstinszenierung von Politikern in der Mediengesellschaft dar und zeigt auf, wie die Erwartungen der Medienöffentlichkeit Einfluss auf das politische Handeln haben können.
- Politik und Medien: Dieses Kapitel analysiert das komplexe Spannungsfeld zwischen Politik und Medien und die wechselseitige Abhängigkeit der beiden Bereiche. Es werden die Vorwürfe der Manipulierbarkeit und der Einflussnahme der Medien auf die Politik diskutiert.
- Die Anforderungen an die Politiker: Das Kapitel beschäftigt sich mit den Anforderungen, die die Mediengesellschaft an den einzelnen Politiker stellt. Es wird deutlich, wie wichtig ein medial gerechtes Auftreten und eine effektive Inszenierung für den Erfolg eines Politikers geworden sind.
- Wahlkämpfe als Arenen der absoluten Personalisierung: Dieses Kapitel untersucht die Rolle von Wahlkämpfen als Arenen der Inszenierung und Personalisierung. Am Beispiel des Parteitags der SPD im Jahre 1998 wird gezeigt, wie die Medien die politischen Inhalte in den Hintergrund drängen und stattdessen auf die Kraft des Bildes und des visuellen Eindrucks setzen.
Schlüsselwörter
Medien, Politik, Inszenierung, Selbstinszenierung, Mediengesellschaft, Wahlkampf, Personalisierung, Öffentlichkeit, Mediendiskurs, Mediensystem, Mediensatire, mediale Inszenierung, Medienmacht, Medienkritik, Medienethik, Politikberatung, Medienstrategie.
- Citar trabajo
- Sven Weidner (Autor), 2006, Politik und Medien - Politiker und ihre mediale Präsenz, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/118214