Der Identitätstausch in "Der schwedische Reiter" und "Turlupin"


Trabajo, 2008

18 Páginas, Calificación: 1,7


Extracto


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Leo Perutz
2.1 Biografie
2.2 Werke

3. Der Identitätstausch
3.1 Der schwedische Reiter – Inhalt
3.2 Der schwedische Reiter – Identitätstausch
3.3 Turlupin – Inhalt
3.4 Turlupin – Identitätswechsel
3.5 Vergleich der Punkte 3.2 und 3.4

4. Fazit

1. Einleitung

Anlässlich des Seminars „Leo Perutz“ handelt diese Hausarbeit von zwei seiner Werke: „Der schwedische Reiter“ und „Turlupin“. Die beiden Romane weisen den Klappentexten nach zu urteilen auf den ersten Blick inhaltlich keine großen Gemeinsamkeiten auf. Im schwedischen Reiter täuscht ein ehemaliger Dieb jahrelang seine Familie und Angestellten und erfährt dafür letztendlich doch noch seine „gerechte“ Strafe, während im Turlupin ein närrischer Perückenmacher „versehentlich“ die Französische Revolution um 150 Jahre nach hinten verschiebt.

Allerdings durchzieht die Handlung in beiden Fällen ein interessanter Identitätstausch. Beide Male auf eine unterschiedliche Art und Weise, aber beide Male faszinierend und wirkungsvoll. Die Vergleichbarkeit, die Gemeinsamkeiten und auch die Unterschiede sollen in dieser Hausarbeit ausgearbeitet und besprochen werden.

Die Arbeit ist so aufgebaut, dass in Punkt 2 zunächst ein Hintergrundwissen in Form einiger biografischer Informationen zum Autor Leo Perutz geschaffen wird. Mit dem Rollen-/Identitätstausch befasst sich dann Punkt 3. Hier wird jeweils der Inhalt des schwedischen Reiters und Turlupins zusammengefasst, um das zentrale Thema des Identitätstauschs in einen Kontext einzubetten. Außerdem wird das Thema des Tausches für beide Romane zunächst getrennt besprochen, um sie dann im Unterpunkt 3.3 einander direkt gegenüber zu stellen und zu vergleichen.

Ein abschließendes Fazit wird in Punkt 4 stattfinden.

2. Leo Perutz

2.1 Biografie

Leopold Perutz wurde am 02.11.1882 als ältestes von vier Kindern in Prag geboren. Seine Eltern Benedikt und Emilie waren geborene Österreicher und gingen 1899 mit ihren Kindern Leopold, Paul, Charlotte und Hans wieder zurück nach Wien.

Leo galt in seiner Familie als schwieriges Kind und entsprach damit dem Bild seiner Eltern, als er das Gymnasium ohne Abschluss verließ. Allerdings war Leopold Perutz keineswegs faul, sodass er die Universität und Technische Hochschule der Stadt Wien regelmäßig als Gasthörer besuchte und später Versicherungsmathematiker wurde. Er hatte zunächst eine Anstellung in Triest und nach zwei Jahren dann bei der „Anker-Versicherung“ in Wien. Dort arbeitete er 15 Jahre lang, stand aber finanziell gesehen trotz der Zusatzeinkünfte durch seine erfolgreichen Romane sein Leben lang nicht auf eigenen Beinen, sodass er der dauerhaften Unterstützung seiner Familie bedurfte. Während seiner Arbeitszeit in Wien verliebte er sich in Ida Weil und heiratete sie 1918. Mit ihr hatte er drei gemeinsame Kinder. Trotzdem und vielleicht gerade deswegen traf ihn der Tod seiner Frau kurz nach der Geburt ihres dritten Kindes im Jahre 1928 so hart, dass er von seinem erfolgreichen Weg abkam. Zeitgleich mit dieser persönlichen Krise verlief die politische Krise in Österreich, während der er sich zeitweilig für die Sozialdemokratie engagierte. Außerdem zog er selbst in den Krieg, wo er

am 04.07.1916 eine lebensgefährliche Verletzung erlitt, weil ihn an der galizischen Ostfront ein Schuss direkt in die Lunge traf.

Trotz alledem heiratete er erneut und nahm 1935 Grete Humburger zur Frau.

1938 emigrierte Perutz nach Palästina, wo er sein Leben als freier Schriftsteller aufgab und wieder in seinen alten Beruf des Versicherungsmathematikers zurückkehrte, da ihm in Haifa das Wiener Caféhausmilieu fehlte, das ihm bisher immer geholfen hatte, seine Romanideen erzählend weiter zu entwickeln. So kam er evtl. auch dazu jeweils ein halbes Jahr in Israel und im Salzkammergut in Oberösterreich zu verbringen.

Nach dem Krieg begang er noch einen Versuch, sich in der deutschen Literatur wieder ein Standbein zu verschaffen, allerdings scheiterte er wie die meisten seiner Schriftstellerkollegen.

Am 25.08.1957 starb Leopold Perutz schließlich in Bad Ischl in Oberösterreich. (Vgl. Bolbecher/Kaiser, 2000; Lehmann, 1989; Mandelartz 2001; www.biblint.de)

2.2 Werke

In Bezug auf seine Werke kann man sagen, dass Perutz zwischen 1918 und 1933 einer der „meistgelesenen Erzähler deutscher Sprache“ war. (Lehmann, 1989, S.XII) Allerdings erfreut er sich trotzdem bis heute keiner großen Popularität. Und das obwohl man ihm vielseitige Fähigkeiten zusprechen kann. Carl von Ossietzky formulierte es 1925 so: „Er ist ein Dichter mit der Fähigkeit, ungewöhnlich fesselnde Romane zu schreiben, ich betone: ein Dichter“. (Lehmann, 1989, S.XII)

Typisch für Perutz´ Werke war der Bezug auf realistische politische Begebenheiten, die er als Hintergrund für seine Romane verwendete. In „der schwedische Reiter“ nutzt er den schwedischen Krieg zu Beginn des 18. Jahrhunderts, im „Turlupin“ verwendet er das 17. Jahrhundert in Frankreich als Hintergrundkulisse. Weitere Beispiele sind das Prag unter Rudolf II in „Nachts unter der steinernen Brücke“ oder die Eroberung Mexikos durch Cortez in „Die dritte Kugel“.

Wie es sich damals für österreichische Autoren gehörte, gab er niemals ein Interview mit dem Hintergedanken, dass er schließlich mit seinen Werken und nicht mit seiner Person Aufmerksamkeit erregen wollte.

Diese Aufmerksamkeit ebbte ab, als in Deutschland durch das nationalsozialistische Regime die Verbreitung von Perutz´ Büchern verboten wurde. Dies schlug sich vor allem in seiner finanziellen Lage wieder, da ihm sowohl die Nachfrage als auch die Einnahmen aus Deutschland fehlten, wie er selbst in einer Notiz Ende 1936 vermerkte:

„Kein gutes Jahr. Kein Geld verdient, alle Film- und anderen Chancen zerronnen. [...] Der einzige Lichtblick: Der >schwedische Reiter< ist fertig geworden. Aber er trägt mir kein Geld und wenig Ruhm. Deutschland fehlt.“(Lehmann, 1989, S.235)

Neben seinen zeitgenössischen Romanen (weitere Beispiele neben den bereits aufgeführten sind „Wohin rollst du Äpfelchen“ von 1928 oder „St.Petri –Schnee“ von 1933) erschienen auch einige Gemeinschaftsarbeiten mit anderen Autoren, Übersetzungen und beruflich bedingt einige versicherungswissenschaftliche Veröffentlichungen. (Vgl. Bolbecher/Kaiser, 2000; Lehmann, 1989; www.biblint.de)

3. Der Identitätstausch

3.1 Der schwedische Reiter –Inhalt

Der Roman „Der schwedische Reiter“ spielt in Schlesien vor der Kulisse des Krieges zwischen August dem Großen und Karl XII von Schweden und erzählt von einem Dieb, der eine falsche Identität annimmt, um eine Frau, eine Adlige, für sich gewinnen zu können und ihr Gut zu übernehmen.

Der Roman ist in fünf Teile untergliedert. Der erste Teil heißt „Vorbericht“ und dient dem Leser als Einführung in die betreffende Zeit. Zunächst bleibt der inhaltliche Zusammenhang mit dem Rest des Romans verborgen, klärt sich aber später auf. Im ersten Teil „Der Dieb“ geht es um einen Dieb, den Hahnenschnapper, der gemeinsam mit einem jungen Adligen, Christian von Tornefeld, der eigentlich auf dem Weg in den Krieg ist, durch die Wälder zieht. Beide haben weder Geld noch etwas zu essen. Der adlige Bursche ist durch sein Alter bedingt nicht sehr belastbar und klagt dem Dieb ständig sein Leid darüber, dass ihn der Hunger und die Müdigkeit plagen. Der Dieb, dem es genauso geht, versucht dem Jungen zu helfen und riskiert dabei sein eigenes Leben, weil sie unbemerkt durch die Wälder kommen müssen, da Dragonerbanden in der Gegend Streife reiten. Tagsüber halten sie sich so gut es geht versteckt und setzen nachts ihren Weg fort. Eines Tages finden sie eine alte, verlassen geglaubte Mühle, in der sie pausieren wollen. Doch als sie eintreten ist der Tisch üppig gedeckt und Christian von Tornefeld stürzt sich gleich auf die Köstlichkeiten. Da erscheint ihnen plötzlich der tote Müller und fordert letztendlich, dass er für das, was er verzehrt hat, bezahlen soll. Allerdings hat er kein Geld und bittet daher den Dieb das Gut seines Vetters in der Nähe aufzusuchen, um Geld, Kleider und andere Güter zu beschaffen. Den Dieb reizt das Spiel mit der Gefahr und er begibt sich auf den Weg. Unterwegs fragt er sich, was der Vetter des Jungen wohl für ein Mensch sein mag, wenn er seine Felder so verkommen lässt und ist auf das Zusammentreffen gespannt. Auf dem Hof setzt sich der Eindruck fort und der Dieb wird auf dem Gut entdeckt und trifft so letztendlich auf den „Gutsherrn“ – ein junges Mädchen um die 17 Jahre, das überfordert ist mit den anfallenden Aufgaben und dem die Angestellten ohne ihr Wissen auf der Nase herum tanzen. Während des Gespräches mit ihr ist ebenfalls der Malefizbaron anwesend, der der ärgste Feind des Diebes ist. Durch die Güte der jungen Maria Agneta kommt der Dieb noch einmal davon und kehrt zur Mühle zurück. Durch den Gedanken getrieben, dieses Gut wieder hoch zu wirtschaften und die bestehende Entzückung durch die junge Gutsherrin, belügt er nach seiner Rückkehr von Tornefeld und erzählt, dass sein Vetter verstorben sei und die junge Demoiselle sich seiner nicht entsinnen könne. Daraufhin will Christian erst recht schnell in den Krieg ziehen, lässt sich aber durch eine weitere Lüge des Diebs auch davon abbringen und geht schlussendlich mit dem toten Müller mit in die Hölle des Bischofs, wo er viele Jahre verweilt. So ist für den Dieb der Weg frei, um seine Identität abzulegen und die Christian von Tornefelds anzunehmen.

Im zweiten Teil „Der Gottesräuber“ raubt er das nächste Jahr mit der von ihm gegründeten Bande Kirchen aus, um auf diese Weise an Geld zu kommen, damit er eine glaubhafte Grundlage für sein neues Leben hat.

„Der schwedische Reiter“ heißt das dritte Kapitel, in dem es zur endgültigen Annahme der falschen Identität kommt. Der Dieb kommt auf seinem Weg erneut an der Mühle vorbei und beschließt, sich vor der Mühle auf dem Gras etwas auszuruhen, als ihm etwas Mysteriöses widerfährt. Der Leser weiß nicht sicher, ob es sich um einen Traum des Diebs handelt oder um die Wirklichkeit, denn zuvor steht der Dieb vor dem himmlischen Gericht und soll sich wegen des begangenen Gottesraubs und der Lügen an Christian von Tornefeld verantworten. Das himmlische Gericht beschließt als Strafe ein Verbot, sich bzw. die Wahrheit jemals jemandem anzuvertrauen. Als der Dieb „erwacht“, ist er nicht sicher, ob es Traum oder Wirklichkeit war und fühlt sich mit dem Urteil gut bedient, da es vollends in seinem Sinne ist, die Wahrheit für immer für sich zu behalten. So macht er sich auf den Weg zum Gut Kleinroop, wo er der jungen Maria Agneta glaubhaft machen kann, der zurück gekehrte Christian von Tornefeld zu sein. So beginnt für beide ein neues Leben. Der Dieb, der ab jetzt als schwedischer Reiter tituliert wird, schafft es den Hof und die umliegenden Landstücke zu retten und verschafft den beiden ein wohlhabendes Leben. Nach einem guten Jahr bekommen sie sogar eine gemeinsame Tochter und leben einige Jahre in Glück in Frieden. Allerdings droht seine Lüge durch Bekannte seinerseits oder Bekannte des Vaters Christian von Tornefelds immer wieder aufzufliegen.

[...]

Final del extracto de 18 páginas

Detalles

Título
Der Identitätstausch in "Der schwedische Reiter" und "Turlupin"
Universidad
University of Flensburg
Curso
Leo Perutz
Calificación
1,7
Autor
Año
2008
Páginas
18
No. de catálogo
V118517
ISBN (Ebook)
9783640218271
ISBN (Libro)
9783656093671
Tamaño de fichero
460 KB
Idioma
Alemán
Palabras clave
Identitätstausch, Reiter, Turlupin, Perutz
Citar trabajo
Julia Patricia Kluth (Autor), 2008, Der Identitätstausch in "Der schwedische Reiter" und "Turlupin", Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/118517

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Título: Der Identitätstausch in "Der schwedische Reiter" und "Turlupin"



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