Zur Bedeutung von Kunst in "Die Ästhetik des Widerstands" von Peter Weiss

Unter besonderer Berücksichtigung des Pergamonaltars und seiner Bedeutung für die Schaffung einer kollektiven Identität


Seminararbeit, 2018

14 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. „Die Ästhetik des Widerstands“: Eine Einführung

3. Kunst in „Die Ästhetik des Widerstands“

4. Der Pergamonaltar
4.1 Historischer Hintergrund
4.2 Der Pergamonaltar in „Die Ästhetik des Widerstands“

5. Resümee

6. Quellen- und Literaturverzeichnis
6.1 Quellen
6.2 Literatur

1. Einleitung

„Und wie anmutig das Haar gekräuselt, wie kunstvoll geschürzt und gegurtet das leichte Kleid, wie zierlich das Ornament an den Riemen des Schilds, am Bug des Helms, wie zart der Schimmer der Haut, bereit für Liebkosungen, doch ausgesetzt dem unerbittlichen Wettstreit, der Zerfleischung und Vernichtung“ (Weiss 2016, S. 10). Mit dieser intensiven und detailreichen Beschreibung der im Pergamonaltar dargestellten Gigantomachie, dem Kampf der Götter gegen die Giganten, beginnt Peter Weiss schon ganz zu Anfang seines rund 1000 Seiten umfassenden Romans Die Ästhetik des Widerstands eine stilistische Tradition, welche sich im restlichen Werk fortsetzt.

Der Roman berichtet über den Widerstand junger Männer aus der Arbeiterklasse, welche sich vor und während des Zweiten Weltkriegs in der Untergrundbewegung dem ungleichen Kampf gegen den Faschismus und Nationalsozialismus verschrieben haben (vgl. Hvidtfeldt Madsen 2003, S. 1). In dem Roman wird jedoch auch der Widerstand der Arbeiterklasse gegen die Klassengesellschaft thematisiert und in diesem Zusammenhang sogar vom „Klassenkampf“ (Weiss 2016, S. 37) gesprochen (vgl. ebd., S. 17; S. 39). Der Erzähler möchte gegen diese empfundene Ungerechtigkeit und Unterdrückung mithilfe von Aufklärung (in Form von Kunst) ankämpfen (vgl. Hvidtfeldt Madsen 2003, S. 1).

Präzise, sich im Detail verlierende Beschreibungen von geografischen Plätzen oder Kunstgegenständen, insbesondere Gemälde und Romane aus dem 19. und 20. Jahrhundert, welche oft weit von der tatsächlichen Handlung abschweifen, prägen die Romantrilogie Die Ästhetik des Widerstands von Peter Weiss (vgl. Hvidtfeldt Madsen 2003, S. 2). Der Leser verliert jedoch durch diese intensiven Kunstbeschreibungen oftmals den Faden und sieht sich häufig gezwungen vor und zurück zu blättern. Die, im oben angeführten Zitat, für den Roman charakteristische, vertiefte Thematisierung der Kunst stellt jeden Rezipienten stilistisch vor große Herausforderungen, bringt ihm gar Widerstand entgegen (vgl. ebd.). Welchen Grund gibt es also überhaupt dafür, dass der Erzähler sich dennoch regelmäßig der vertiefenden Beschreibung von Kunstgegenständen widmet? Die Hausarbeit wird sich dieser Frage nach der Bedeutung von Kunst in dem von Peter Weiss verfassten Roman Die Ästhetik des Widerstands annehmen. Dabei soll besonders darauf eingegangen werden, welche Bedeutung der Kunst für den Widerstand zukommt. Vor allem der schon angeführte Pergamonaltar soll in der Hausarbeit herangezogen werden, um die Bedeutung der Kunst für die Schaffung einer kollektiven Identität, welche wiederum für den Widerstand der Protagonisten wichtig ist, zu untersuchen.

Um einen besseren Eindruck des komplexen Werkes von Peter Weiss zu erhalten, soll im Anschluss zunächst eine Einführung in den Roman passieren, in welcher ein grober Abriss der Intention und des Inhalts, insbesondere des ersten Bandes, stattfinden wird. Das nächste Kapitel steigt mit der Fragestellung der Hausarbeit ein und beschreibt, welche Bedeutung der Kunst in Die Ästhetik des Widerstands zukommt. Hier soll insbesondere auf den Zweck, welchem die Kunst für die Protagonisten und ihren Widerstand dient, eingegangen werden. Daran schließt sich das Kapitel über den Pergamonaltar an, welches sich in zwei Unterkapitel teilt. Das erste Unterkapitel geht zunächst auf den historischen Hintergrund des Pergamonaltars ein, hier soll die tatsächliche Ausstellung des Pergamonaltars sowie der Mythos der Gigantomachie thematisiert werden. Das zweite Unterkapitel befasst sich mit dem Pergamonaltar im Roman selber und damit, welche Wirkung dieser auf die Protagonisten und deren Widerstand hat. Abschließend wird im letzten Kapitel ein Resümee gezogen, in welchem eine letzte kritische Auseinandersetzung mit der Bedeutung von Kunst in dem von Peter Weiss verfassten Roman stattfinden soll.

2. „Die Ästhetik des Widerstands“: Eine Einführung

Bei dem der Hausarbeit zugrunde liegenden Roman Die Ästhetik des Widerstands von Peter Weiss handelt es sich, wie schon erwähnt, um eine Romantrilogie, deren drei Bände 1975, 1978 sowie 1981 erschienen sind. Die handelnden Personen sind Kommunisten, Sozialisten und Widerständler, welche zur Zeit kurz vor dem Ausbruch sowie während des Zweiten Weltkriegs in Berlin, Paris und Stockholm agieren (vgl. Hvidtfeldt Madsen 2003, S. 1f.).

Im weiteren Verlauf der Arbeit wird vor allem der erste Band des Romans behandelt werden, da in diesem „die Rolle der Kunst im Bildungsprozess der Arbeiterklasse“ (ebd., S. 66) schwerpunktmäßig thematisiert wird. Gerade im ersten Band widmet sich der Erzähler eingehend künstlerischen Themen, welche intensiv und ausführlich „beschrieben, diskutiert, historisiert, kritisiert und analysiert“ (ebd.) werden (vgl. ebd., S. 65f.). Im zweiten Band entwickelt sich die politische Situation stetig zu einer „existenzielle[n] Krise des exilierten Erzählers“ (ebd., S. 66). Der dritte Band bringt den deutschen Widerstand in den Vordergrund und die Handlung nimmt eine konkretere und zielgerichtetere Form als zuvor an „mit dem Ich in einer impliziten Erzählerrolle“ (ebd.). Der zeitliche Rahmen der erzählten Handlung wird im Verlaufe des Romans größer. Der erste Band thematisiert einen Handlungsablauf von einem Jahr, die ersten sieben Sequenzen des ersten Bandes beschränken sich sogar nur auf ein und denselben Tag, den „zweiundzwanzigsten September Neunzehnhundert Siebenunddreißig“ (Weiss 2016, S. 15). Der nachfolgende Band hingegen umfasst bereits zwei Jahre und die Handlung des dritten Bandes erstreckt sich über mehr als fünfzehn Jahre (vgl. Hvidtfeldt Madsen 2003, S. 65f.).

Die eingehende Behandlung von künstlerischen, historischen und politischen Themen ist charakteristisch für den Roman, jedoch fällt dies gerade im ersten Band besonders auf. Es gibt eine Fülle von intensiven Beschreibungen von Kunstgegenständen, welche in ihrer Ausführlichkeit oft selber das Ausmaß einer eigenen Handlung annehmen. Die Beschreibung des Pergamonaltars auf den ersten Seiten des Romans stellt ein Beispiel für eine solche Ausuferung der Ausführlichkeit dar (vgl. ebd., S. 65). Besonders der erste Band verzichtet auf viel eigentliche Handlung und kennt keine Einheit im Sinne einer linearen Handlung, verliert sich wie beschrieben immer wieder in der detaillierten Beschreibung von Kunst (vgl. ebd., S. 96).

Schon in der Einleitung wurde festgestellt, dass die Komplexität und der Stil sowie die Sprache des Romans ihn sehr schwer zugänglich macht. Peter Weiss verfolgte damit jedoch das Ziel den Leser aus der Reserve zu locken und ihn zu „aktivieren“ (ebd., S. 63). Ihn zu aktivieren für eine Auseinandersetzung mit der Vergangenheit, um eine ganze Identität zu erreichen (vgl. ebd.), wie auch im Roman die Rede davon ist, dass „[d]ie Wahl der politischen Seite [...] heute mit der ganzen Person bewiesen werden [müsse]“ (Weiss 2016, S. 327). Die „Konfrontation zwischen dem Alten und dem Neuen“ (Hvidtfeldt Madsen 2003, S. 115) sowie der „Gegensatz zwischen Kunst und Widerstand“ (ebd., S. 1) stellen die wesentlichen Konflikte des Romans dar.

Bei beiden Bereichen wird die Kunstbeschreibung, vor allem im ersten Band des Romans, zum immer wiederkehrenden stilistischen Mittel. Welche Bedeutung der Kunst, vor allem bezüglich des Widerstands zukommt soll nun im folgenden Kapitel geklärt werden.

[...]

Ende der Leseprobe aus 14 Seiten

Details

Titel
Zur Bedeutung von Kunst in "Die Ästhetik des Widerstands" von Peter Weiss
Untertitel
Unter besonderer Berücksichtigung des Pergamonaltars und seiner Bedeutung für die Schaffung einer kollektiven Identität
Hochschule
Helmut-Schmidt-Universität - Universität der Bundeswehr Hamburg
Note
1,7
Autor
Jahr
2018
Seiten
14
Katalognummer
V1187503
ISBN (eBook)
9783346621641
ISBN (Buch)
9783346621658
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Peter Weiss, Widerstand, Ästhetik, Pergamonaltar, kollektive Identität, Kunst, Arbeiterklasse, Roman
Arbeit zitieren
Jan Dissemond (Autor:in), 2018, Zur Bedeutung von Kunst in "Die Ästhetik des Widerstands" von Peter Weiss, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1187503

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