Ist Saul Aaron Kripkes Namenstheorie mit dem Physikalismus vereinbar? Verbindung zur kontrafaktischen Welt und Umgang mit der Erklärungslücke


Hausarbeit, 2019

14 Seiten, Note: 1,3

Anonym


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Kripkes Namenstheorie
2.1 Kontrafaktische Welt
2.2 Umgang mit der Erklärungslücke

3. Die Auswirkungen von Kripkes Namenstheorie
3.1 Ausblick für Kripkes Namenstheorie

4. Fazit

5. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Die Hausarbeit befasst sich mit der Namenstheorie Saul Kripkes und der Frage, worin sie eigentlich besteht und ob die Namenstheorie für den Physikalismus geeignet ist.

Zunächst wird Kripkes Namenstheorie aufgezeigt und mit der kontrafaktischen Welt als auch mit der Erklärungslücke in Verbindung gesetzt. Danach wird Kripkes Namenstheorie auf den Physikalismus bezogen und ihr Potenzial deutlich werden. Schließlich wird eine Rekapitulation im Fazit folgen, worin die Aussicht für Kripkes Namenstheorie ersichtlich werden soll.

2. Kripkes Namenstheorie

Um Kripkes Namenstheorie überhaupt verstehen zu können, muss kurz erwähnt werden, was überhaupt ein Name ist. Namen haben genau einen Referenten, sind aber für Kripke an sich bedeutungslos. Sie besitzen keine notwendigen und hinreichenden Bedingungen, die auf dasjenige, auf das sie referieren, zutreffen, sondern sind mit ihm direkt verbunden.

Das Wort ,Demokrit‘ ist Ausdruck des Namens “Demokrit“. Der Ausdruck eines Namens erwähnt etwas, hat aber noch keinen Bezug zu einem realen Objekt - er referiert nur auf den Namen. Der Ausdruck eines Namens kann auch eine Abkürzung sein wie ,Z‘ für „Zorro“. Der Name aber ist in flagranti im Gebrauch und referiert direkt auf das Objekt, ohne die notwendigen und hinreichenden Bedingungen beachten zu müssen.

Bei den Sätzen der Form „a = b“ wie z. B. „Morgenstern = Abendstern“ werden zwei Namen, nämlich „Abendstern“ und „Morgenstern“ für dasselbe Objekt benutzt. Es handelt sich bei Identitätsaussagen dieser Art um symmetrische Beziehungen; Wenn „a = b“ gilt, dann gilt auch ,,b = a“ und umgekehrt.

Sätze der Form „a = b“ können aber auch aus zwei verschiedenen Ausdrücken eines Namens zusammengesetzt sein, die ein und denselben Namen bezeichnen. In diesem Fall wäre ein Beispiel auf der Wortebene die beiden Ausdrücke „Fahrrad = ein mit Muskelkraft betriebenes, zweirädriges Fortbewegungsmittel“ für den Namen „Fahrrad“ - solche Aussagen sind letztlich uninformativ wie „a = a“, und a priori. Diese Aussagen vertritt Kripke nicht.

2.1 Kontrafaktische Welt

Zu der aktualen Welt, in der sich z. B. der Name „Gödel“ auf Gödel bezieht, kann eine mögliche Welt entworfen werden, in der Gödel völlig andere Eigenschaften (Anatomie, die Errungenschaften, die Nationalität usw.) besitzt im Gegensatz zum Gödel aus der aktualen Welt. Nun stellt sich die Frage, worauf sich "Gödel" nun bezieht. Nach Saul Kripke bezieht sich „Gödel“ auch auf den Gödel aus der kontrafaktischen Welt. Der Name „Gödel“ kann sich folglich in einer kontrafaktischen Welt auf einen Gödel beziehen, der keine Brille trägt, blond ist, aus Rumänien stammt und zudem die Goldmedaille im Stabhochsprung gewann.1 Eine direkte Referenz vom Namen „Gödel“ zu Gödel ist gewährleistet, egal welche Eigenschaften Gödel in der kontrafaktischen Welt besitzt. Das Objekt, auf das der Name referiert, wird somit immer direkt angesteuert, muss keinen Umweg über Eigenschaften einschlagen und bleibt immer und überall und auch über modale Kontexte hinweg auf dasselbe Objekt gerichtet. Veranschaulichen lassen lässt es sich mit der folgenden Abbildung anhand von dem Namen „Viereck“:

Viereck

Viereck

Es ist egal, welche Eigenschaften das Objekt hat; Es kann rund sein und keine Kanten haben, doch bleibt es „Viereck“.

Nach Kripke bestehen Identitätsaussagen wie „Morgenstern = Abendstern“ aus zwei Namen, die sich auf dasselbe Objekt beziehen. In einer kontrafaktischen Welt sind Morgenstern und Abendstern immer noch identisch, obwohl nie am Morgen zu leuchten die Eigenschaft des Morgensterns sein könnte. Das Gleiche wie bei Morgenstern und Abendstern gelte auch bei Wasser und H2O (vgl. Ansgar Beckermann 2007, 157f.).

Mal angenommen, man würde in der Identitätsaussage „a = b“ für die Individuenkonstante „a“ den Namen „Wasser“ und für die Individuenkonstante „b“ den Namen „H2O“ einsetzen, also gilt:„Wasser = H2O“. In unserer aktualen Welt trifft demnach auf Wasser die chemische Struktur H2O zu, weshalb immer, wenn in einem Labor eine noch unbekannte Flüssigkeit eingesendet und bei ihr die chemische Struktur H2O festgestellt wird, gleichzeitig gilt, dass es Wasser ist. Beide Namen sind aber nicht a priori vereint. Um uns der Identität von Wasser und H2O bewusst zu werden, brauchen wir empirisches Hintergrundwissen, damit wir als kompetente Sprecher der deutschen Sprache die Wahrheit dieser Identitätsaussage feststellen können. Bei dieser a posteriori Identität können die kompetenten Sprecher sehr wohl über das Wissen verfügen, dass zu Wasser ein chemischer Stoff gehört. Gleichzeitig sind sie aber ohne empirische Untersuchungen durchzuführen nicht imstande, zu wissen, dass dem Wasser die chemische Struktur H2O zugeordnet werden kann (vgl. Ansgar Beckermann 2007, 157f.).

Es scheint einen Unterschied zwischen den Namen „Wasser“ und „H2O“ und den Namen „Abendstern“ und „Morgenstern“ zu geben. Die Ausdrücke ,Hesperos‘ und ,Abendstern‘ verweisen auf den Namen „Abendstem“ und die Ausdrücke ,Phosphoros‘ und ,Morgenstern‘ auf den Namen „Morgenstern“. Auf der anderen Seite scheint es nur den Ausdruck ,Wasser‘ für „Wasser“ zu geben und den Ausdruck ,H20‘ für „H2O“. Zudem scheinen die Namen „Wasser“ und „H2O“ auf ein Objekt, nämlich H2O (oder Wasser) zu referieren, wohingegen bei „Morgenstern“ und „Abendstern“ auf ein explizit benanntes Objekt, die Venus, referiert wird. „Wasser“ und „H2O“ eignen sich nun für den weiteren Verlauf besser, da sie analog zu „Schmerz“ und „Feuern von C-Fasern“ funktionieren. Das bedeutet, dass auch in diesem Beispiel das Objekt nicht ein Explizites ist und es sich bei „Schmerz = Feuern von C-Fasern“ um eine aposteriori Identität wie bei „Wasser = H2O“ handelt.

Nach Kripke ist die Identitätsaussage „Wasser = H2O“ a posteriori und dennoch notwendig wahr, weil beide Namen immer metaphysisch und über modale Kontexte hinweg genau auf dasselbe Objekt, also H2O referieren, was nun mit unterschiedlichen kontrafaktischen Szenarien sowie Sprachsystemen deutlich gemacht werden soll.

Es kann für Kripke in einer kontrafaktischen Welt eine Flüssigkeit auftreten, welche die chemische Struktur xyz hat und die exakt gleichen Eigenschaften wie H2O in der aktualen Welt besitzt. Nach Kripke ist es aber kein H2O, da gilt: „Wasser = H2O“ und nicht „H2O = xyz“.

H2O kann außerdem in kontrafaktischen Szenarien die unterschiedlichsten Eigenschaften besitzen, ist aber dennoch weiterhin dasjenige, worauf „Wasser“ und „H2O“ direkt referieren. So kann H2O in einer kontrafaktischen Welt die Makroeigenschaften haben giftig zu sein und nie flüssig zu sein, also den Eigenschaften

[...]


1 Es ist auch möglich, den Ort des Objekts, das von einem Ausdruck wie „Gödel“ bezeichnet wird, gegenüber der aktualen Welt zu wechseln.

Ende der Leseprobe aus 14 Seiten

Details

Titel
Ist Saul Aaron Kripkes Namenstheorie mit dem Physikalismus vereinbar? Verbindung zur kontrafaktischen Welt und Umgang mit der Erklärungslücke
Hochschule
Universität Siegen
Note
1,3
Jahr
2019
Seiten
14
Katalognummer
V1188079
ISBN (eBook)
9783346620644
ISBN (Buch)
9783346620651
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Ausdruck, Name, Kripke, Physikalismus, Kontrafaktisches Szenario, Namenstheorie
Arbeit zitieren
Anonym, 2019, Ist Saul Aaron Kripkes Namenstheorie mit dem Physikalismus vereinbar? Verbindung zur kontrafaktischen Welt und Umgang mit der Erklärungslücke, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1188079

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