Entwicklungen in der Grundschule von 1996 bis 2020 im Bereich "Körper und Bewegung - Spiel und Sport"


Dossier / Travail, 2020

21 Pages, Note: 1,0


Extrait


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2.1 Grundsätze
2.2 Bewegungserziehung statt Sportunterricht
2.3 Freie Bewegungsangebote als Bestandteil des Schulalltags
2.4 Grundschule als Raum für körperlich-sinnliches Lernen

3 Entwicklungen und aktueller Forschungsstand
in der Primarstufe
3.1 Entwicklungen in der Neurowissenschaft
3.2 Bedeutungsfelder von Bewegung in der Schule
3.3 Bewegte Schulen
3.4 Bewegtes Lernen
3.4.1 Verknüpfung von Lernen und Bewegung
3.4.2 Bewegtes Lernen im Fachunterricht
3.5 Der „neue“ Sportunterricht

4 Diskussion und Ausblick

5 Literaturverzeichnis

6. Anhang

1 Einleitung

Wer sich körperlich viel bewegt, der lebt gesünder, baut mehr Muskeln auf und erlangt Stärke. Über die physischen Vorzüge von körperlichen Aktivitäten und Bewegungen im Alltag sind sich die Menschen seit geraumer Zeit bewusst. Dagegen rückte die Bedeut­samkeit und der po­sitive Einfluss von körper­licher Betätigung auf die menschliche Psyche erst in den ver­gangenen Jahr­zehnten durch die Errungenschaften der Hirnfor­schung in den Vorder­grund. Die­se Entdeckun­gen erregten be­sonders in Bildungsinstitutionen große Aufmerksam­keit. Paral­lel stand die Schule vor der Herausforderung, ein inklusi­ves Schulsystem aufzu­bauen, in dem sie auf die Heterogeni­tät der Lernenden sowie ih­ren individuellen Vor­aussetzungen ein­gehen soll (vgl. u.a. Benölken et al., 2018, S. 1f). Dabei waren die Errungenschaften bezüg­lich der exekuti­ven Funk­tionen für das Bil­dungswesen von hoher Re­levanz, die den Bedarf einer Neugestaltung der Lehr­pläne und des Schulunterrichts aufdeckten. Jedoch war dieser nicht neu, denn der Grundgedanke von Montes­sori beinhaltete, dass die Denk- und Wahrnehmungs­leistungen eng an die Motorik ge­bunden wa­ren und Ler­nen auf verschiedenen Sinneskanälen er­folgt, sodass Bewegung las wichtiges Mit­tel zur An­eignung der Welt und Selbstentwick­lung notwendig war (vgl. Lud­wig, 2003).

Hinsicht­lich des Be­darfs ei­ner Neugestaltung von Grundschulen veröffent­lichte Der Grund­schulverband – e.V.1 im Rahmen eines Projekts ihr Werk Die Zukunft beginnt in der Grund­schule - Empfehlungen zur Neugestaltung der Primarstufe im Jahre 1996, der u.a. zu ei­nem neuen Kon­zept der Bewe­gungserziehung in der Grundschule aufmerksam machte. Dabei wur­den Reform­vorschläge angebracht, worunter die Eingliederung von körperli­chen Aktivi­täten über den Sport­unterricht hinaus in weitere Bereiche der Schule zuge­hören sollte. Diesbezüglich stellt sich die Frage, inwiefern es Grund­schulen heutzutage geschafft ha­ben, sich soweit zu ent­wickeln, dass diesen Anmerkungen und Empfehlungen gerecht wur­de?

Um dieser Frage nachzugehen, werden zunächst die Vorschläge des G.e.V. wieder­gegeben (Kapi­tel 2). Danach werden aktuelle Forschungsstände zu den Auswirkun­gen von Be­wegungen aufge­führt (Kapitel 3.1). Um einen angemessen Bezug zur Grundschule zu erstellen, werden die Be­deutungsfelder von Bewegung in der Schule (Kapitel 3.2) und das Kon­zept der Bewegten Schu­len (Kapitel 3.3) vorgestellt. Dazu wird der Umgang mit Bewegung während des Un­terrichts be­trachtet (Kapitel 3.4). Dabei wird gesondert der Lehrplan des Sportunter­richts aufge­zeigt (Kapi­tel 3.5). Zum Schluss wird in ei­ner Diskus­sion die Fra­gestellung beantwortet, indem die Reform­vorschläge mit den neuen Sachverhalten verglichen werden (Kapi­tel 4).

2 Empfehlungen zur Neugestaltung der Primarstufe – 1996

„Die Grundschule ist 75 Jahre alt“ (Faust-Siehl et al., 1996, S. 10). Mit diesem Satz leitet der Grundschulverband – e.V , eine Arbeitsgruppe aus ungefähr 15000 freiwilligen Grundschullehr­kräften, ihr Werk D ie Zukunft beginnt in der Grundschule - E mpfehlungen zur Neugestal­tung der Primarstufe ein, der die Reformbedürftigkeit der Grundschule und dessen Analysen aufzeigt (vgl. ebd.). Dabei werden über die Analysen der alten Schule sowie über eine reinen Philoso­phie der neuen Schule hinaus Reform- und Umset­zungsvorschläge zu verschie­denen Inhalten gege­ben. Im Rahmen dessen wird ein pädago­gisch begründeter Gesamtent­wurf für eine neue Grund­schule als gesellschaftliche Institution entwickelt, die für das psychi­sche und geistige Wohl des SuS sor­gen soll.Hinsichtlich die­ser Arbeit wer­den in diesem Kapi­tel die Analysen und Reform­vorschläge zum Schwerpunkt „Leben und Ler­nen in der Grund­schule“ unter dem Aspekt „Kör­per und Be­wegung – Spiel und Sport“ vorge­stellt.

2.1 Grundsätze

Der G.e.V. gibt dem „Sichbewegen“ eine neue Bedeutung und verkörpert diese als „eine Lebens­form des Kindes und ein Weg der Auseinandersetzung mit der sozialen und materia­len Welt“ (ebd., S. 96). Sie wird somit als wichtiger Teil der Lebens von SuS gewertet, den sie ständig erle­ben. Darunter fasst der G.e.V. die „kinästhe­tischen Sen­sationen: Schwere und Leichtigkeit, Ge­schwindigkeit und Rhythmus, das Zu­sammenspiel äuße­rer und innere Kräfte und der Wechsel der körperlichen Lage in Raum und Zeit“, die die SuS im Alltag erfahren und ausgesetzt sind (ebd.). Gleichfalls dient sie als Kommunikationsmittel zur Außenwelt. Dabei unterscheiden sich Fähigkeiten und Fer­tigkeiten sowie Bedürfnis­se und der Drang, Bewegung auszuüben. Bei je­dem Individuum prägen sich diese unterschiedlich stark aus, sodass jedes Individuum mit Bewe­gung auf eigene Weise umgeht sowie eine eigene Beziehung zur Be­wegung und demnach zum Sport entwickelt. Die Schule steht vor der Herausfor­derung, eine Bewegungserziehung durchzu­setzen, die diese indivi­duellen Voraussetzungen und Bedürfnisse jedes einzelnen Kindes wahrzu­nehmen bzw. auch „ernst zu nehmen und durch Anregungen weiterzuentwickeln“ weiß (ebd.).

2.2 Bewegungserziehung statt Sportunterricht

In der Vergangenheit lag der Fokus des Sportunterricht in der Vermittlung von Leistungssport und den zugehörigen Normen (u.a. Umgang mit Geräten, Sporträu­men), welche sich gesell­schaftlich etabliert hatten (vgl. Faust-Siehl et al., 1996, S. 97). Exempla­risch hierfür werden die jährlich stattfindenden „Bundesjugendspiele“ erwähnt. Diesbezüglich weist der G.e.V. allgemein darauf hin, dass das Ziel des Sport­unterricht „nicht den Sport, son­dern das «Sich-Bewegen» der Kinder zum Thema“ machen sollte (ebd.). Dabei zeigt er die Kon­sequenzen auf, die durch die gesellschaftlich entstandene Bewegungskultur folgen. Hervorgeho­ben werden die Nachteile für die Individuen, die diesen gesellschaftlich festgelegten Normen (z.B. das Verfügen eines gesun­den und „fitten“ Körpers) nicht entspre­chen. Diese wer­den in ei­nem solchen Sportunterricht un­tergraben, der ihren Be­dürfnissen nicht gerecht wird und sie nicht einbezieht. Zeitgleich geht mit diesem ein Verlust „der Eigen­ständigkeit und Lebendig­keit des Sich-Bewegens“ einher (ebd.)

Hinsichtlich dieser Konsequenzen rät der G.e.V. zu einer Bewegungserziehung, der das Sichbe­wegen sowie die Körperwahrnehmung in diese einbettet. Darunter verlegt er die Schwer­punkte der Sportunterrichts auf folgenden Aspekte: „Körpererfah­rungen, Bewegungsimprovi­sation, all­tagsmotorische Tätigkeiten wie Klettern, Steigen, Balan­cieren, Be­wegungsspiele nach eigenen Vorstellungen, kreativer Umgang mit Bewegungsland­schaften, Konstruktionen von ei­genen Be­wegungsarrangements und ähnliches mehr“ (ebd.). Unter Be­rücksichtigung die­ser wird die Ab­schaffung der „Bundesjugendspiele“ und die Ein­führung von „Spielfesten“ emp­fohlen, bei denen ein Wandel von einem Gegeneinander zu ei­nem Mit­einander geschehen soll. Statt einen Wet­tkampf zu fördern, versuchen Spielfeste durch das Kooperieren eine angemessene Bewegungser­ziehung zu er­möglichen (vgl. ebd., S. 98).

2.3 Freie Bewegungsangebote als Bestandteil des Schulalltags

Der gesellschaftliche Wandel verursachte bei SuS eine Unwissenheit, ihrem Bedürfnis und Drang nach Bewegung selbstständig und selbst gestaltend stillen zu können, da sie diesbezüg­lich Vorgaben gewohnt waren. Dabei soll die Schule diese Mängel ausglei­chen und „deshalb mehr Bewegungsmöglichkeiten“ in den Unterrichtsalltag eingliedern, bei denen die SuS diese selbst mitgestalten (ebd.). In diesem Kontext sieht der G.e.V. einen Konflikt, der durch den Zwang des Stillsitzens im Unterricht entsteht. In Anbetracht dessen befürwortet dieser die Öff­nung der Ar­beitsplätze der Kinder, sodass sie eigenständig im Klassenraum die Wahl treffen, wo sie ihre schulische Arbeit er­ledigen wollen (vgl. ebd.).

Zwischen dem Unterricht gilt es den SuS in einer „tägliche[n] Bewegungszeit“ im Schulhof un­ter Aufsicht von Aufsichtspersonen, Zeit und Möglichkeiten zu bieten, ih­ren Bewegungsdrang ausleben zu können (ebd.). Zu den Möglichkeiten gehören neben der Schaffung von Bewegungs­räumen, das Verfügen von angemessenen Geräte (z.B. ver­schiedene Bälle, Seile, Tennis­schläger), Schulhofausstattungen (z.B. Rutschen, Schaukeln), be­wegungsfreudiger Schulumge­bung (z.B. Treppen, Mauern) und Alternativen für schlechte Wetterbedingungen (vgl. ebd., S. 99). Dabei soll freigestellt sein, auf welche Weise das Sichbewegen stattfindet. Die Ereig­nisse im Schulhof gehören ebenso zur Lernzeit, da SuS „grundlegend in ihrer Entwicklung ge­fördert, nicht zuletzt auch soziale Bedürf­nisse erfüllt wer­den“ (ebd.). Dadurch erfolgt eine päda­gogische Gestaltung des Schulhofs, der sie zu eigenen Aktivitäten einladen soll. Zeitgleich werden die Bewegungsräume zur freien außer­schulischen Nutzung für die Umgebung geöffnet (vgl. ebd.).

Auch wenn die Bewegungserziehung über den Sportunterricht hinaus gefördert werden soll, ist seine Eingliederung im diesem ebenso unabdingbar. Da bei der Bewegungserzie­hung die Selbst­ständigkeit im Vordergrund steht, soll der Sportunterricht Raum für „freie Erfahrungsgelegenhei­ten“ schaffen, sodass nach dem Konzept der Freien Arbeit „Wunsch- oder Initia­tivstunden“ ein­geführt werden (ebd.). In diesen nimmt die Lehrkraft eine beratende und be­treuende Rolle ein, sodass SuS Inhalte und Aktivitäten selbst gestalten und die Lehrkraft beim Realisieren dieser aushilft. Der Sportunterricht gewinnt dadurch einen of­fenen Charakter, der die Selbstständigkeit der SuS schult und fördert. Zeitgleich verliert er mit der Zeit den beleh­renden Charakter, der auf das notwendige Minimum reduziert wird (vgl. ebd., S. 100).

2.4 Grundschule als Raum für körperlich-sinnliches Lernen

Bisher wurde die Bewegungserziehung im Rahmen der Gestaltung von Hofpausen, vom Sport­unterricht und von außerschulischen Aktivitäten erläutert. Des Weiteren befürwortet der G.e.V. die Eingliederung von Bewegung in den Fachunterricht der SuS. Hierbei wird Bewegung als ein Lernkanal mit dem „visuelle[n] und auditive[n] Aufnehmen und intellektuelle[n] Bewältigen von Aufgaben“ gleichgesetzt (ebd.). Der Körper und das Bewe­gen werden zu einem Werkzeug, der Lernzuwachs unter­stützt und „prak­tisches Lernen“ er­möglicht (ebd.). Neben der Bewegung als Anspannung gilt es gleicher­maßen den Umgang mit Entspannung einzuführen.

[...]


1 Im Verlauf der Arbeit abgekürzt mit G.e.V.

Fin de l'extrait de 21 pages

Résumé des informations

Titre
Entwicklungen in der Grundschule von 1996 bis 2020 im Bereich "Körper und Bewegung - Spiel und Sport"
Université
University of Wuppertal
Note
1,0
Auteur
Année
2020
Pages
21
N° de catalogue
V1189735
ISBN (ebook)
9783346627964
ISBN (Livre)
9783346627971
Langue
allemand
Mots clés
Bewegtes Lernen, Entwicklungen in der Grundschule, Grundschulverband, Körper und Bewegung - Spiel und Sport, Bewegte Schule, Neurowissenschaften, Grundschule, Bewegung
Citation du texte
Koray Eski (Auteur), 2020, Entwicklungen in der Grundschule von 1996 bis 2020 im Bereich "Körper und Bewegung - Spiel und Sport", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1189735

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