Diese Einsendeaufgabe beschäftigt sich zunächst mit allgemeinen Trends der Weiterbildungsbeteiligung und der Beteiligungsstrukturen und untersucht, woher die Daten kommen und welche unterschiedlichen Schwerpunkte die jeweiligen Erhebungen setzen. Danach werden die wichtigsten milieu-übergreifenden Befunde der Studien „Lebenswelten von Menschen mit Migrationshintergrund“ sowie „Bildung, Milieu & Migration“ zusammengefasst und diskutiert, welche Bedeutung diese Erkenntnisse für die Erwachsenenbildung/Weiterbildung haben. Des Weiteren geht es um die Funktionen, die Zielsetzungen und die Arbeitsschwerpunkte des Marketings. Abschließend wird zwischen dem Verkauf eines Produkts und dem einer Dienstleistung unterschieden.
Einsendeaufgabe 1
Allgemeine Trends der Weiterbildungsbeteiligung und der Beteiligungsstrukturen sowieHerkunft der Daten und Schwerpunkte der jeweiligen Erhebungen
In den letzten Jahren hat sich der Weiterbildungsmarkt gewandelt. Durch die Zunahme und Differenzierung der Bildungsangebote und die Expansion der Bildungseinrichtun-gen kommt es zur starken Intransparenz und Unübersichtlichkeit. Insgesamt bleibt trotz Zählversuchen unklar, wie viele und welche Einrichtungen es gibt. (vgl. Reich-Claassen 2015, S. 1) Die Ökonomisierung der Bildung löste einen verschärften Wett-bewerb der Einrichtungen untereinander aus. Nicht nur auf der Anbieterseite kam es zu strukturellen Veränderungen, sondern auch auf der Nachfrageseite. Dadurch gewann das zielgruppenbezogene Marketing für die Bildungsanbieter an Bedeutung. (vgl. ebd., S. 4)
Der Nachfrageseite wendet sich die Erwachsenen- und Weiterbildungsforschung zu, um diese näher zu betrachten und zu analysieren. Im Fokus steht die Frage der Bil-dungsbeteiligung von erwachsenen Menschen. Es soll herausgefunden werden, was die Beweggründe der Menschen für die Teilnahme an Weiterbildung sind, welche Ziele sie damit verbinden und welche Faktoren zu einer Nicht-Teilnahme führen. Wichtige untergeordnete Teilbereiche der Erwachsenen- und Weiterbildungsforschung stellen die Adressaten-, Teilnehmer- und Zielgruppenforschung dar. (vgl. ebd., S. 7)
Die Adressatenforschung beschäftigt sich mit der Beobachtung von Trends des Wei-terbildungsverhaltens, gruppenspezifischer Differenzierungen, Interessen und Motiven von potenziellen und aktuellen Teilnehmenden zur Gewinnung von verallgemeinerten Aussagen. Als Instrument zur Untersuchung und Beschreibung von Interessen, Be-dürfnissen, Ansprüchen, Einstellungen sowie des konkreten Weiterbildungsverhaltens in unterschiedlichen Personengruppen, dient das Modell „sozialer Milieus“. Die Daten werden für die nachfrageorientierte Planung von Weiterbildungsangeboten genutzt. Die Teilnehmerforschung untersucht Bildungsbiographien, bereitet die gewonnenen Daten auf, um Informationen über die Aneignung bei Bildungsangeboten für Erwachsene ab-leiten und in der Erwachsenenbildungspraxis einfließen zu lassen. Einen Beitrag zur Emanzipation und Partizipation aller, insbesondere benachteiligter Bevölkerungs-schichten leistet die Zielgruppenforschung. Diese konzentriert sich auf die Gründe für die Nicht-Teilnahme bestimmter sozialer, als benachteiligt klassifizierter Teilgruppen, wie bspw. Arbeitslose, Frauen, ältere Bürger/innen oder ausländische Bürger/ innen. (vgl. ebd., S. 4 ff.)
So lassen sich wichtige Informationen für die Praxis gewinnen. Es lassen sich Weiterbildungsdefizite aufdecken und definieren, konkrete Rahmenbedingungen für das Lehren und Lernen ermitteln und mögliche Lernbarrieren erkennen, die in Praxis berücksichtigt werden können. (vgl. ebd., S. 9) Aus diesen Forschungsgebieten lassen sich allgemeine Trends der Weiterbildungsbeteiligung und der Beteiligungsstrukturen erkennen, die im Folgenden zusammengefasst werden.
Die Ergebnisse aus der Hildesheim-Studie zeichnen sich bis heute noch in Befragungsergebnissen ab. Dabei wurde von der Forschergruppe im Jahre 1954 eine große Diskrepanz zwischen der Wertschätzung von Weiterbildung und der tatsächlichen Teilnahme an Bildungsangeboten festgestellt. Die Diskussionen werden auch unter den Begriffen „Weiterbildungsschere“ und „Kluft zwischen Wissen und Handeln“ geführt. (vgl. ebd., S. 10)
Über die Göttinger Studie, die als Leitstudie der Adressatenforschung und Vorläuferstudie der sich später entwickelten Milieuforschung gilt, wurden die Erkenntnisse gewonnen, dass die Menschen, die einen hohen schulischen und beruflichen Bildungsabschluss haben, deutlich häufiger Weiterbildungsveranstaltungen wahrnehmen als diejenigen, mit einem niedrigen Bildungsabschluss. Dieser Effekt wird auch „Matthäus- prinzip“ genannt. (vgl. ebd., S. 10)
Die oben erwähnte „Weiterbildungsschere“ wurde in der darauf aufbauenden Oldenburg-Studie als weiter verstärkt wahrgenommen. Es wurde festgestellt, dass diese bei ungünstigen sozialen Faktoren, wie niedriger Schulabschluss oder beruflicher Status etc., noch weiter auseinanderdriftet. Wie auch im Adult Education Survey nachgewiesen, herrscht eine sogenannte „Kumulation von Bildungsbenachteiligungen im Lebenslauf“. Damit einher gehen starke gruppenspezifische Differenzierungen bei der Weiterbildungsbeteiligung hinsichtlich der Faktoren Alter, Geschlecht und Region, wobei sich durch nachfolgende Untersuchungen erkennen ließ, dass die geschlechtsspezifischen Differenzen über den Zeitverlauf geringer wurden. Festgestellt wurde auch, dass es vielmehr die gesellschaftlichen und arbeitsmarktbezogenen Rahmenbedingen waren, die auf die Bildungsbeteiligung von Männern und Frauen einwirken. So konnte eine deutlich höhere Teilnahmequote von vollzeiterwerbstätigen Frauen an nichtberufsbezogener Weiterbildung nachgezeichnet werden. Dahingegen nehmen erwerbstätige Frauen mit Kindern, im Vergleich zu erwerbstätigen Vätern, sehr selten an Weiterbildung teil. (vgl. ebd., S. 11)
Weiterhin entwickelt sich der Trend dahin, dass sich die Teilnahme an Weiterbildungsveranstaltungen ins zunehmende Lebensalter verlagert. Dies lässt sich mit der verlängerten Zeit der Erstausbildung begründen. Dennoch sind hier Unterschiede zwischen erwerbstätigen und nicht-erwerbstätigen Individuen sowie zwischen beruflicher und nicht-beruflicher Weiterbildung zu erkennen. (vgl. ebd., S. 12)
Die zu Beginn zu Ungunsten der Nachfrager entwickelte unüberschaubare Weiterbildungslandschaft lässt sich auf die zunehmende Auffächerung von Lebenslagen und Lebensstilen der Individuen und der damit zusammenhängenden Vielfalt von unterschiedlichen Interessen, Bedürfnissen an Bildung und Einstellungen gegenüber Weiterbildung zurückführen. Diesen Interessen, Bedürfnissen und Einstellungen versuchen die Weiterbildungsanbieter nachzukommen, um sich am Weiterbildungsmarkt weiterhin behaupten zu können. (vgl. ebd., S. 12)
Den Milieustudien kann entnommen werden, dass die Beteiligung an betrieblicher und individuell-berufsbezogener Weiterbildung bei den Personen mit Migrationshintergrund und ausländischen Bürgern/innen deutlich geringer ist als bei deutschen Bürgern/innen ohne Migrationshintergrund. Jedoch partizipieren ausländische Bürgern/innen häufiger an nicht-berufsbezogenen Bildungsveranstaltungen, insbesondere Sprachkursen. (vgl. ebd., S. 24)
Dennoch lässt sich abschließend zusammenfassen, dass die Weiterbildung an Bedeutung gewonnen hat und sich die Teilnahmequote von knapp 30 % im Jahre 1979 auf knapp 50 % im Jahre 2012 deutlich gesteigert hat. Es sind zwar noch Zusammenhänge zwischen den vorherrschenden Bildungserfahrungen, dem Alter und dem Migrationshintergrund zu erkennen, trotzdem haben sich diese Differenzen über den Zeitverlauf angenähert. (vgl. ebd. S. 12)
[...]
- Quote paper
- Vanessa Gisch (Author), 2020, Programmplanung und Marketing, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1195049
-
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X.