In dieser Arbeit soll das Phänomen der Androgynie näher beleuchtet werden. Als Form der geschlechtlichen Grenzüberschreitung irritiert sie die symbolische Grenze zwischen den Geschlechtern und durchkreuzt damit gängige Vorstellungen der binären Differenzierung von Mann und Frau.
Im ersten Teil der Arbeit wird die Androgynie im Kontext antiker Mythologie betrachtet. Dabei wird sie mit einem weiteren Phänomen, dem Hermaphroditismus, in Zusammenhang gebracht. Anhand eines Beispiels soll dann verdeutlicht werden, was Androgynie in antiker mythischer Vorstellung eigentlich bedeutete. Des Weiteren wird in dieser exemplarischen Annäherung der nächste für diese Arbeit relevante Fokus aufgezeigt: Bekleidung bzw. Mode. Mode war und ist ein Ausdruck kultureller Dynamiken und kann als wichtiges soziales Zeichensystem verstanden werden, vor allem in Hinblick auf Identität und Geschlechtlichkeit.
Im zweiten Teil der Arbeit wird die Androgynie daher als Phänomen zeitgenössischer Populärkultur, insbesondere der Modewelt, betrachtet. Hier soll dargestellt werden, inwieweit Mode als materielle Kulturform an der performativen Hervorbringung geschlechtlicher Identitäten beteiligt ist. Auch hier finden Prozesse der Grenzüberschreitung statt.
"Durch eine plötzliche Metamorphose kann sich jedes Ding in jedes andere Ding verwandeln. Wenn es ein Merkmal, ein herausragendes Kennzeichen der mythischen Welt gibt, ein Gesetz, von dem sie regiert wird – dann dieses Gesetz der Metamorphose."
Abgesehen von diesem Merkmal sei der Mythos jedoch "ohne Sinn und Verstand", wie Ernst Cassirer in "Versuch über den Menschen" feststellt. Dennoch sieht Cassirer in ihm das Ursprungsphänomen aller menschlichen Kultur, aus dem weitere symbolische Formen hervorgingen. Dazu gehören u.a. die Bereiche der Wissenschaft, der Sprache und der Kunst. Cassirer stellt damit eine Verbindung zwischen mythischer und rationaler (wissenschaftlicher) Wahrnehmungs- und Denkweise her. Diese Verbindung wird auch in dieser Arbeit von Bedeutung sein. Die genannte Metamorphose bezeichnet, im mythischen Sinne, den Wandel bzw. die Verwandlung eines Wesens in ein anderes Wesen oder ein anderes Ding. Dazu gehören auch der Geschlechtswandel und eine damit verbundene geschlechtliche Unbestimmtheit. Diese Unbestimmtheit von Geschlecht sowie geschlechtliche Transgression sind Phänomene, von denen bereits viele Mythen erzählten.
Inhaltsverzeichnis
- Einführung
- Geschlechtliche Grenzüberschreitungen in der Mythologie
- Zur Beschaffenheit des Mythos
- Vom Androgyn und Hermaphroditen
- Bekleidung und Verkleidung
- Androgynie in zeitgenössischer Mode
- Mode als (queere) kulturelle Praxis
- Androgynie als Form der Transgression
- Erika Linder als Romeo
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht das Phänomen der Androgynie im Kontext antiker Mythologie und zeitgenössischer Mode. Sie setzt sich zum Ziel, die geschlechtliche Grenzüberschreitung, die durch die Androgynie repräsentiert wird, in beiden Kontexten zu analysieren und Gemeinsamkeiten aufzuzeigen.
- Die Beschaffenheit des Mythos und seine Bedeutung für die Analyse von Geschlecht
- Die Androgynie in der antiken Mythologie und ihre Verbindung zum Hermaphroditismus
- Die Rolle von Bekleidung und Mode als Ausdruck kultureller Dynamiken und Identitätsbildung
- Androgynie als Form der Transgression in zeitgenössischer Mode und ihre Verbindung zur Queerness
- Gemeinsamkeiten zwischen mythischer und zeitgenössischer Wahrnehmung von Geschlecht und Identität
Zusammenfassung der Kapitel
Einführung: Die Arbeit beleuchtet die Androgynie als Form der geschlechtlichen Grenzüberschreitung und setzt sie in Beziehung zu den Konzepten der Metamorphose und der Fluidität in der mythischen und zeitgenössischen Welt.
Geschlechtliche Grenzüberschreitungen in der Mythologie: Dieses Kapitel analysiert die Beschaffenheit des Mythos und stellt ihn der wissenschaftlichen Denkweise gegenüber. Es beleuchtet die Konzepte von Androgynie und Hermaphroditismus in der antiken Mythologie und die Rolle der Bekleidung als Ausdruck kultureller Dynamiken und Identitätsbildung.
Androgynie in zeitgenössischer Mode: Dieses Kapitel erörtert die Mode als (queere) kulturelle Praxis und untersucht, wie die Androgynie in der heutigen Modewelt als Form der Transgression verstanden werden kann. Es analysiert das Phänomen der Androgynie am Beispiel von Erika Linder und beleuchtet die Bedeutung der Fluidität und Heterogenität für die zeitgenössische Wahrnehmung von Geschlecht und Identität.
Schlüsselwörter
Androgynie, Mythologie, Geschlecht, Grenzüberschreitung, Hermaphroditismus, Mode, Kultur, Identität, Queerness, Fluidität, Heterogenität, Transgression.
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- Kristin Frohburg (Autor), 2021, Geschlechtliche Grenzüberschreitungen in der Mythologie, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1215519