Im Juni 2006 lief die im Jahr 2001 verlängerte Gemeinsame Marktordnung für Zucker der Europäischen Union (EU) aus. Die Zuckermarktordnung (ZMO) wurde 1968 mit dem Ziel ins Leben gerufen, den Erzeugern in der EU angemessene Einkommen zu sichern und die Selbstversorgung zu gewährleisten. In den vergangenen fast 40 Jahren wurde die ZMO an die sich wandelnden externen Bedingungen, darunter fünf EU-Erweiterungen und den Abschluss des Agrarübereinkommens der Uruguay-Runde, angepasst, aber gleichzeitig bewahrte sie trotz vielfältiger Kritik die Grundzüge ihrer Bestimmungen. Auch bei den Agrarmarktreformen 1992 und 2003 wurde der Produktmarkt Zucker ausgeklammert.
Trotz dieser Langlebigkeit, die von Befürwortern der ZMO als eindeutiges Zeichen ihres Erfolges gedeutet wurde, war die Regelung bereits kurz nach ihrem Inkrafttreten zahlreicher Kritik ausgesetzt. Am heftigsten wurde der gegenüber dem Weltmarktpreis deutlich überhöhte Binnenmarktpreis kritisiert, der zwar Schutz vor den starken Preisschwankungen auf dem Weltmarkt böte, die Europäische Zuckerwirtschaft damit aber auf Kosten der Verbraucher und der Zucker weiterverarbeitenden Industrie in einem wirtschaftlichen Umfeld ohne Wettbewerb existieren ließe. Zudem verzerre die ZMO den Wettbewerb unter den Landwirten, da sie durch die Wahrung des Einkommensniveaus der Landwirte das Einkommen der Zuckerrübenerzeuger höher hielte als das anderer Landwirte. Die ZMO bewirke des Weiteren, dass bedeutende Zuckerüberschüsse erzeugt würden, die mit Hilfe von Erstattungen, die letztendlich vom Steuerzahler und vom Verbraucher finanziert würden, zu Lasten der wettbewerbsfähigeren Erzeuger auf dem Weltmarkt abgesetzt würden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Methode und Anspruch der Policy-Forschung
- Forschungsstand
- Theoretische Grundlage
- Der Akteurzentrierte Institutionalismus
- Das Problem komplexer Akteure
- Die Entstehung von Handlungsorientierungen
- Das Aufeinandertreffen der Akteure - Akteurkonstellationen und Interaktionsformen
- Der institutionelle Kontext
- Zwischenfazit
- Spieltheorie
- Ausgleichszahlungen und Politikunternehmer als Einflussfaktoren
- Ableitung der Hypothesen
- Der Akteurzentrierte Institutionalismus
- Die Gemeinsame Agrarpolitik und der Europäische Zuckermarkt
- Entwicklungen und Ziele der Gemeinsamen Agrarpolitik
- Gemeinsame Marktordnung Zucker: Preispolitik, Quoten, Ausfuhrerstattungen
- Die Probleme der Gemeinsamen Marktordnung für Zucker
- Untersuchung: Die Verhandlungen zur Reform des Zuckermarktes
- Der institutionelle Kontext als unabhängige Variable zur Erklärung des Reformzeitpunkts
- Reformen der Gemeinsamen Agrarpolitik
- Die Gemeinsame Agrarpolitik in der Welthandelsorganisation
- Präferenzabkommen
- Zwischenfazit
- Der Reformvorschlag der EU-Kommission
- Die Kommission als Politikunternehmer
- Kernpunkte des Kommissionsvorschlages
- Akteure und Akteurkonstellationen
- Handlungsoptionen
- Präferenzordnungen und Interaktionsform
- Zwischenfazit
- Der Kompromissvorschlag des Ratsvorsitzes
- Ausgleichszahlungen als Konfliktlösung
- Kernpunkte des verabschiedeten Kompromissvorschlages
- Veränderungen der Akteure und ihrer Handlungsoptionen
- Präferenzordnungen und Interaktionsform
- Zwischenfazit
- Ergebnisse des Hypothesentests
- Der institutionelle Kontext als unabhängige Variable zur Erklärung des Reformzeitpunkts
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Magisterarbeit untersucht die Reform des europäischen Zuckermarktes unter Anwendung des akteurzentrierten Institutionalismus. Ziel ist es, den Reformzeitpunkt und den Inhalt des Kompromisses mithilfe dieses theoretischen Ansatzes zu erklären.
- Der akteurzentrierte Institutionalismus als Erklärungsmodell für politische Entscheidungen
- Die Entwicklung und die Probleme der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) im Bezug auf den Zuckermarkt
- Analyse der Akteure, ihrer Interessen und Handlungsoptionen während der Reformverhandlungen
- Die Rolle von Ausgleichszahlungen bei der Konfliktlösung
- Der Einfluss des institutionellen Kontextes auf den Reformprozess
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung beschreibt die Methode und den Forschungsstand. Kapitel 2 erläutert den akteurzentrierten Institutionalismus, die Spieltheorie und die Rolle von Ausgleichszahlungen. Kapitel 3 beleuchtet die Entwicklung und die Probleme der Gemeinsamen Agrarpolitik im Zuckersektor. Kapitel 4 analysiert die Verhandlungen zur Reform, den Kommissionsvorschlag, den Kompromiss des Ratsvorsitzes und testet die aufgestellten Hypothesen.
Schlüsselwörter
Akteurzentrierter Institutionalismus, Gemeinsame Agrarpolitik (GAP), Zuckermarkt, EU-Reform, Politikunternehmer, Ausgleichszahlungen, Spieltheorie, Interessenkonflikte, institutioneller Kontext, Welthandelsorganisation (WTO).
- Citar trabajo
- Theresia Schnell (Autor), 2006, Die Reform des Zuckermarktes , Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/121665