Deutschland hat sich seit 1955 allmählich und in Wellen, aber in übersehbarer Faktizität zu einem Einwanderungsland entwickelt hat. Die Schule ist der beste Spiegel dieses Trends. Die multi-ethnisch zusammengesetzte Klasse ist in vielen Schulen die Regel. Ein substantieller Teil der schulpflichtigen Schüler stammt aus Familien, in denen zumindest ein Elternteil nicht in Deutschland geboren wurde. Treffsicher sagte der Schweizer Schriftsteller MAX FRISCH hierzu: „Wir riefen Arbeitskräfte, es kamen Menschen.“ Menschen mit ihrer eigenen Sprache, Kultur und Familie, die es zu integrieren gilt. Doch anhand vieler Studien wurde dokumentiert, dass das deutsche Schulsystem nicht allen Kindern die gleichen Chancen bietet und das Recht auf Bildung nicht überall ausrei-chend umgesetzt wird. Dies trifft Migranten in besonders hohem Maße. Für eine erfolgreiche Integration der Menschen mit Migrations-hintergrund wird der Bildung jedoch eine Schlüsselfunktion zugeschrieben, um an der Gesellschaft gleichberechtigt teilhaben zu können. Dabei haben sprachliche Fähigkeiten eine weitreichende Bedeutung für den Bildungserfolg eines jeden Menschen.
Demzufolge bietet diese Tatsache Anlass genug, sich in dieser Arbeit mit der Thematik „Diagnose und Förderung deutschsprachlicher Kompetenzen bei Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund“ zu beschäftigen.
In diesem Zusammenhang beginnt die Arbeit mit einer eingehenden Deskription wichtiger Fakten zur Situation der Kinder und Jugendlichen mit Migrationshintergrund im deutschen Schulwesen, um in deren Verlauf auf der Grundlage von empirischen Bildungsstudien, wie z.B PISA 2000/2003 und IGlU sowie Daten des STATISTISCHEN BUNDESAMTES einen umfassenden Überblick über die Bildungsbeteiligung und den Bildungserfolg von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund im Elementar-, Primar- und Sekundarbereich sowie in der beruflichen Bildung zu geben.
In einem weiteren Schritt folgt die Herausarbeitung und Skizzierung verschiedener Erklä-rungsansätze, die anhand von markanten Feststellungen und empirischen Studien versuchen, den mangelnden schulischen Erfolg von Kindern mit Migrationshintergrund zu erklären.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einführung
- 2 Die Situation von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund im deutschen Bildungswesen
- 2.1 Kinder mit Migrationshintergrund – Begriffliche Klärung
- 2.2 Bildungsbeteiligung und Bildungserfolg von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund
- 2.2.1 Der Elementarbereich
- 2.2.2 Der Primarbereich
- 2.2.3 Die Sekundarstufe
- 2.2.4 Die berufliche Bildung
- 2.3 Sprachkompetenzen von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund – Begriffliche Klärung
- 3 Erklärungsansätze für die Benachteiligung von Kindern mit Migrationshintergrund
- 3.1 Individuumsbasierte Erklärungsansätze
- 3.1.1 Die kulturell-defizitäre Erklärung
- 3.1.2 Die humankapitaltheoretische Erklärung
- 3.2 Schulstrukturelle Erklärungsansätze
- 3.2.1 Die Erklärung durch Strukturdefizite des deutschen Schulsystems
- 3.2.2 Die Erklärung durch institutionelle Diskriminierung
- 3.1 Individuumsbasierte Erklärungsansätze
- 4 Sprachstandsfeststellungsverfahren bei Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund
- 4.1 Sprachstandsfeststellungsverfahren als Teil der pädagogischen Diagnostik
- 4.2 Typen von Sprachstandsfeststellungsverfahren
- 4.2.1 Standardisierte Testverfahren
- 4.2.2 Informelle Testverfahren
- 4.3 Beispiele für Sprachstandsfeststellungsverfahren
- 4.3.1 HAVAS-5
- 4.3.2 Sismik
- 4.3.3 Delfin 4
- 5 Intervention und Fördermaßnahmen zur Verringerung der Bildungsdiskrepanz
- 5.1 Schulexterne Förderung im Elementar- und Primarbereich am Beispiel des „Rucksack“-Projekts der RAA
- 5.1.1 Durchführung am Beispiel des Standortes der RAA Herne
- 5.1.2 Schlussfolgerungen
- 5.2 Schulexterne Förderung im Sekundarbereich am Beispiel des Projekts „Förderunterricht von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund“ der STIFTUNG MERCATOR GMBH
- 5.2.1 Durchführung am Beispiel des Standortes Essen
- 5.2.2 Schlussfolgerungen
- 5.3 Schulinterne Förderung am Beispiel der »Grundschule an der Michaelstraße« in Herne
- 5.3.1 Schulprofil
- 5.3.2 Fördermaßnahmen
- 5.3.3 Schlussfolgerungen
- 5.1 Schulexterne Förderung im Elementar- und Primarbereich am Beispiel des „Rucksack“-Projekts der RAA
- 6 Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Diagnose und Förderung deutschsprachlicher Kompetenzen bei Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund in Deutschland. Sie analysiert die Situation dieser Gruppe im Bildungssystem, beleuchtet verschiedene Erklärungsansätze für bestehende Benachteiligungen und präsentiert Beispiele für Sprachstandsfeststellungsverfahren und Fördermaßnahmen.
- Bildungsbeteiligung und -erfolg von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund
- Erklärungsansätze für die Bildungsdiskrepanz zwischen Kindern mit und ohne Migrationshintergrund
- Sprachstandsfeststellungsverfahren und ihre Anwendung
- Schulexterne und schulinterne Fördermaßnahmen
- Herausforderungen und Perspektiven für die inklusive Bildung
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Relevanz des Themas vor dem Hintergrund der steigenden Anzahl von Kindern mit Migrationshintergrund in Deutschland heraus. Kapitel 2 beschreibt die Situation dieser Kinder im deutschen Bildungssystem, wobei die Bildungsbeteiligung und der Bildungserfolg in den verschiedenen Bildungsabschnitten (Elementar-, Primar-, Sekundarstufe und berufliche Bildung) beleuchtet werden. Kapitel 3 skizziert verschiedene Erklärungsansätze für die Benachteiligung von Kindern mit Migrationshintergrund, sowohl individuums- als auch schulstrukturell bedingt. Kapitel 4 befasst sich mit Sprachstandsfeststellungsverfahren, unterscheidet dabei zwischen standardisierten und informellen Verfahren und stellt exemplarisch HAVAS-5, SISMIK und DELFIN 4 vor. Kapitel 5 präsentiert Beispiele für schulexterne und schulinterne Fördermaßnahmen, wie das Rucksack-Projekt und den Förderunterricht der Stiftung Mercator GmbH, sowie ein Beispiel für schulinterne Sprachförderung an einer Grundschule.
Schlüsselwörter
Migrationshintergrund, Bildungsbeteiligung, Bildungserfolg, Sprachkompetenz, Sprachförderung, Sprachstandsfeststellung, inklusive Bildung, institutionelle Diskriminierung, HAVAS-5, SISMIK, DELFIN 4, Rucksack-Projekt, Stiftung Mercator GmbH.
- Quote paper
- Hanna Cieslak (Author), 2008, Diagnose und Förderung deutschsprachlicher Kompetenzen bei Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund , Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/121893