“Seitdem ich zuletzt schrieb, habe ich auch angefangen, fleißig zu studieren. Ihr seid gewiß entsetzt, aber denkt Euch, ich gehe mit einer jungen Italienerin, mit der ich deutsche und italienische Stunden austausche, auf die…Universität!” Was Anna Vietor 1888 in einem Brief voller Begeisterung als ein außerordentliches Phänomen ihrer Familie mitteilt, fügt sich heute selbstverständlich in den universitären Alltag. Dass jedoch das Frauenstudium in Deutschland seit kaum 100 Jahren möglich und noch Mitte des 19. Jahrhunderts das Erlangen des Abiturs für Mädchen im Allgemeinen undenkbar gewesen ist, da sie ihr Glück in “ …der […] “natürlichen Bestimmung” der Frau zur Hausfrau, Gattin und Mutter…” zu finden hatten, das soll hier verdeutlicht werden.
Diese Ausarbeitung wird sich insbesondere mit jenen Prämissen beschäftigen, unter welchen im 19. Jahrhundert die Unterrichtung weiblicher Personen an deutschen Schulen stattgefunden hat und somit einen groben Überblick über anfängliche Leitlinien und Hintergründe darstellen, die zur damaligen Zeit die Mädchenbildung prägten. Vor allem möchte ich in diesem Zusammenhang hervorheben, wie die Lerninhalte dieser Zeit mit der späteren Hausfrauenrolle der Mädchen korrespondierten und darauf vorbereiten sollten. Aufgrund des beschränkten Umfangs werde ich allerdings die häusliche Bildung weiträumig umgehen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Definition von “Frauenbildung” im 19. Jahrhundert
- Funktionen der Mädchenbildung
- Hausfrau, Gattin und Mutter - die Erschaffung eines Ideals
- Biologistischer Unterbau
- Die Aufgaben der “Weibsbildung”
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Funktionen der Mädchen- und Frauenbildung im 19. Jahrhundert in Deutschland. Sie beleuchtet die Prämissen, unter denen die Unterrichtung weiblicher Personen stattfand und analysiert den Zusammenhang zwischen den Lerninhalten und der späteren Hausfrauenrolle der Mädchen. Der Fokus liegt auf der bürgerlichen Mädchenbildung.
- Definition von Frauenbildung im 19. Jahrhundert im Vergleich zur heutigen Auffassung
- Die Konstruktion des Ideals der Hausfrau, Gattin und Mutter
- Der biologistische Unterbau der eingeschränkten Mädchenbildung
- Die Korrelation zwischen Lerninhalten und der angestrebten Hausfrauenrolle
- Die Rolle der Wissenschaft in der Rechtfertigung der eingeschränkten Bildung von Mädchen
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt den Kontext des Frauenstudiums im 19. Jahrhundert dar und hebt die Diskrepanz zwischen der damaligen und der heutigen Auffassung von Frauenbildung hervor. Kapitel 2 definiert den Begriff „Frauenbildung“ im 19. Jahrhundert und betont den Unterschied zur heutigen, gleichberechtigten Bildung. Es wird darauf hingewiesen, dass die Bildung von Frauen und Mädchen zwar vorgesehen war, jedoch nicht gleichwertig zur männlichen Bildung. Kapitel 3.1 analysiert die Konstruktion des Ideals der Hausfrau, Gattin und Mutter im 19. Jahrhundert im Kontext der gesellschaftlichen Veränderungen. Kapitel 3.2 untersucht die biologistischen Argumente, die zur Rechtfertigung der eingeschränkten Bildung von Mädchen verwendet wurden.
Schlüsselwörter
Frauenbildung, 19. Jahrhundert, Deutschland, Hausfrau, Gattin, Mutter, Biologismus, Geschlechterrollen, Mädchenbildung, bürgerliche Mädchenbildung, Erziehung, Ideal.
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- Nina Schumacher (Author), 2006, Hausfrau, Gattin und Mutter, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/122358