[...] In den Anfängen des internationalen Anlagenbaus wurde meist ein großer Fehler begangen: man versuchte, die durchaus bewährten westlichen Modelle eins-zu-eins in das jeweilige Entwicklungsland zu übertragen. Sehr schnell jedoch musste man feststellen, dass eine Vermittlung von Know-how nicht durch die Imitation von westlichen Modellen möglich ist (Niebler 1972:142). Als Hauptziel des Technologietransfers konnte nicht länger die „absolute Innovation“ (Havemann 1979:134) fungieren. Die adäquate Anpassung westlicher Technologien an die äußeren und kulturellen Umstände des Entwicklungslandes steht heute im Vordergrund, was eine technologische Umgestaltung der Produkte, sowie Veränderungen bei der Produktselektion und –konstruktion mit sich bringt (Havemann 1979:134).
Die größte Schwäche im internationalen Anlagenbau stellt jedoch der menschliche Kontakt dar, der von westlicher Seite meist durch Überheblichkeit und Voreingenommenheit gegenüber den Einheimischen geprägt ist (Niebler 1972:143). Dies hängt zumeist mit der mangelhaften Schulung der Mitarbeiter im Vorfeld zusammen. Nach Hofstede entstehen die Hauptprobleme im zwischenmenschlichen Kontakt durch divergierende Individualismus- und Kollektivismus-Werte, durch Unterschiede in der Machtdistanz, sowie bei der Maskulinitäts- und Femininitäts-Dimension und der Ungewissheitsvermeidung (Hofstede 2001:310). Die „...reichen Geberländer neigen kulturell gesehen mehr zu Individualismus und die Länder, die Hilfe erhalten, sind eher kollektivistisch geprägt.“ (Hofstede 2001:310). Die Machtdistanz ist tendenziell in westlichen Ländern niedriger als in Entwicklungsländern, und „auch bei den Dimensionen Maskulinität/Femininität und Unsicherheitsvermeidung kann eine Kluft bestehen, aber in diesen Fällen stellt man sie in beiden Richtungen fest.“ (Hofstede 2001:311).
Ziel dieser Arbeit ist es nun, sowohl die rein technisch-organisatorischen, als auch die sozialorganisatorischen Probleme des Anlagenbaus in fremden Kulturen aufzuzeigen, wobei letztere an zwei Fallbeispielen verdeutlicht werden. Abschließend werde ich darauf eingehen, wie die immer noch beträchtlichen Defizite, die vor allem im interkulturellen Kontakt entstehen, verbessert werden könnten.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Probleme des Anlagenbaus aus technisch-organisatorischer Sicht
- 2.1 Probleme der Akquisition
- 2.2 Probleme in der Angebots- und Vertragserstellung
- 2.3 Probleme bei der Auftragsabwicklung
- 2.3.1 Technische Problemfaktoren
- 2.3.2 Organisatorische Problemfaktoren
- 2.3.3 Probleme beim Betrieb der Anlage
- 3. Probleme des Anlagebaus aus sozialorganisatorischer Sicht
- 3.1 Motivation der Mitarbeiter
- 3.2 Qualifikation der Mitarbeiter
- 3.3 Kooperation der Mitarbeiter
- 4. Konkrete Fallbeispiele
- 4.1 Rourkela
- 4.2 Saudi Arabien
- 4.3 Abschließende Analyse der Fallbeispiele
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Herausforderungen beim Anlagenbau in fremden Kulturen, insbesondere in Entwicklungsländern. Sie beleuchtet sowohl technisch-organisatorische als auch sozialorganisatorische Aspekte und zeigt anhand von Fallbeispielen die Komplexität des Technologietransfers auf.
- Technisch-organisatorische Probleme bei der Akquisition, Angebotserstellung und Auftragsabwicklung
- Einfluss von Umweltbedingungen und landestypischen Gegebenheiten auf den Anlagenbau
- Sozio-kulturelle Faktoren und deren Bedeutung für den Erfolg von Projekten
- Herausforderungen in der interkulturellen Zusammenarbeit
- Analyse konkreter Fallbeispiele aus Rourkela und Saudi Arabien
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung skizziert die wachsende Bedeutung des internationalen Anlagenbaus und die damit verbundenen Herausforderungen. Kapitel 2 analysiert technisch-organisatorische Probleme, beginnend mit der Akquisition, über die Angebots- und Vertragserstellung bis hin zur Auftragsabwicklung. Dabei werden technische Problemfaktoren wie klimatische Einflüsse und organisatorische Hürden im Detail beleuchtet. Kapitel 3 befasst sich mit den sozialorganisatorischen Aspekten, wie Motivation, Qualifikation und Kooperation der Mitarbeiter. Kapitel 4 präsentiert Fallstudien aus Rourkela und Saudi-Arabien, die die vorgestellten Thesen illustrieren.
Schlüsselwörter
Anlagenbau, Technologietransfer, Entwicklungsländer, interkulturelle Kommunikation, technisch-organisatorische Probleme, sozialorganisatorische Probleme, Akquisition, Vertragserstellung, Auftragsabwicklung, Fallstudien, Kooperation, Mitarbeitermotivation, Umweltfaktoren.
- Citation du texte
- Alexandra Mörz (Auteur), 2004, Probleme des Anlagenbaus in fremden Kulturen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/122417