Der europäische Einigungsprozess unter Gesichtspunkten des Funktionalismus


Term Paper, 2008

23 Pages, Grade: 1,0


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Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Geschichtliche und theoretische Grundlagen
2.1 Begriffserklärung
2.1.1 Integrationstheorie
2.1.2 Funktionalismus
2.2 Die europäische Integration
2.2.1 Wichtige Daten des europäischen Einigungsprozesses
2.2.2 Motive für den europäischen Einigungsprozess

3 Lässt sich der Integrationsprozess der Europäischen Union mit dem Funktionalismus erklären?
3.1 Beispiele für und gegen einen funktionalistischen Ansatz in dem Integrationsprozess der EU
3.2 Die Europäische Wirtschafts- und Währungsunion unter Gesichtspunkten des Funktionalismus

4 Schlusswort

5 Literaturverzeichnis

1 Einleitung

Der europäische Integrationsprozess seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges ist eine in der Welt beispiellose Entwicklung. Daher liegt es nahe, dass es viele Integrationstheorien, welche sich um einen Erklärungsansatz bemühen, gibt. Einer dieser Ansätze ist der Funktionalismus. Zu prüfen, ob der Funktionalismus wirklich den Integrationsprozess der europäischen Union erklären kann, ist Gegenstand dieser Arbeit.

Im Folgenden werden zu Anfang wichtige Eckpunkte des Einigungsprozesses Europas dargestellt und die theoretischen Grundzüge des Funktionalismus erläutert. Hierbei ist zu erwähnen, dass die wesentlichen Erklärungsansätze des Funktionalismus und des Neofunktionalismus unter dem Begriff Funktionalismus zusammengefasst wurde. Da der Neofunktionalismus in seinen Grundzügen den Funktionalismus ergänzt und nicht annulliert, war eine Zusammenfassung der Begriffe im Rahmen dieser Arbeit möglich. Im Hauptteil dieser Arbeit soll die Frage geklärt werden, inwieweit sich die Theorie des Funktionalismus auf die europäische Integration anwenden lässt. Als konkretes Beispiel wird die Wirtschafts- und Währungsunion näher durchleuchtet.

Man kann davon ausgehen, dass es mehrere Überschneidungen der Realität und Theorie geben wird, jedoch nicht, dass sich der europäische Integrationsprozess vollständig mit dem Funktionalismus erklären und begründen lässt.

2 Geschichtliche und theoretische Grundlagen

Das folgende Kapitel soll unter anderem dazu dienen, einen geschichtlichen Überblick über den europäischen Einigungsprozess zu erlangen. Es werden wichtige Eckdaten aufgezeigt, welche den Weg des Einigungsprozess dokumentieren.

Darüber hinaus stellt dieses Kapitel einen Einstieg in die Theorie des Funktionalismus da.

2.1 Begriffserklärung

An dieser Stelle werden zwei grundlegende Begriffe für diese Arbeit erläutert. Zum einen der Begriff der Integrationstheorie und zum anderen der Funktionalismus.

2.1.1 Integrationstheorie

Politikwissenschaftliche Integrationstheorien betrachten Integrationsphänomene allgemein und weltweit. Ihre deutlichste Ausprägung, umfassendste Diskussionen und häufigste Anwendung erfuhren sie aber im Kontext der Erklärung der Europäischen Einigung. Integrationstheorien befassen sich mit den Integrationsprozessen, ihren Bedingungen und Ausprägungen.[1]

2.1.2 Funktionalismus

Die Wurzel des Funktionalismus liegt in der Arbeit von David Mitrany[2] „A Working Peace System“ (1943).[3]

„Im Kern befasst sich die Integrationstheorie des Funktionalismus mit den Fragen, weshalb es zur Integration kommt und welches die Kräfte sind, die die Vertiefung (und Erweiterung) vorantreiben beziehungsweise sie behindern.“[4]

„Mitrany geht davon aus, dass modernen Industriegesellschaften nur zusammenwachsen können, wenn zunächst einzelne Funktionsbereiche (wie Verkehr, Kohle oder Stahl) verschmelzen würden. Allmählich werde sich dann ein Netzwerk internationaler, funktionsspezifischer Organisationen herausbilden, deren Leistungen von den Bevölkerungen immer mehr anerkannt würden. Diese Form der Kooperation werde dann auch auf andere Bereiche überspringen und letztlich zu einer Erosion des Nationalstaates führen. Der Integrationsansatz des Funktionalismus lässt sich daher mit der Formel ,form follows function´ zusammenfassen: Die Erfüllung funktionsspezifischer Aufgaben benötigt institutionalisierte Formen der Kooperation.“[5]

Weiter gibt es zwei Prinzipien, die dem Funktionalismus zu Grunde liegen:

Zum einen das „Subsidiaritätsprinzip“, welches besagt, dass die übergeordnete Administrationsebene (z.B. die EG-Kommission) nur jene Aufgabe an sich ziehen sollte, die die unteren Administrationsebenen nicht hinreichend bewältigen können.

Das andere Prinzip kann man als „Oberkommando-Prinzip“ bezeichnen. Mitrany fordert, dass administrative Entscheidungsautoritäten an spezifische administrative Aktivitäten gebunden werden, nicht an spezifische Gebietskörperschaften. Dies würde bedeuten, dass einzelne Staaten ihre Souveränität zu Gunsten einer größeren Gemeinschaft aufgeben sollen.[6]

Außer diesen beiden Prinzipien gibt es noch ein weiteres Grundkonzept: Die Theorie des „spill-over-effect“. Diese fragt, wie eine funktionale Kooperation zu einer neuen politischen Gemeinschaftsbildung führt. Von „spill-over-effect“ spricht man dann, wenn die Kooperation in verschiedenen Teilbereichen sich automatisch auf weitere Bereiche ausdehnt und letztlich zu einer immer engeren Interessensverflechtung führt.

Ein weitere Grundsatz Mitranys ist, dass nur „low-politics“ (z.b. Wohlfahrtspolitik) für Integration geeignet ist und eine Chance für einen „spill-over“ bietet. Mitrany geht davon aus, dass die Nationalpolitiker die „high-politics“ zu sehr hüten um einen „spill- over-effect“ auf diesen Gebieten zuzulassen.[7]

Weiter steht der Funktionalismus in der Tradition des französischen Soziologen Emile Durkheim, der als wichtigstes Kennzeichen moderner Gesellschaften die zunehmende Arbeitsteilung sieht. Diese immer stärker werdende Arbeitsteilung sorgt nicht nur für eine immer größere Differenzierung der Gesellschaft, sondern führt zwangsläufig zu einer immer größer werdenden Abhängigkeit zwischen den einzelnen Sektoren. Als Konsequenz bleibt nichts anderes übrig, als miteinander zu kooperieren, um das eigene Überleben zu sichern und die Gesellschaft als Ganzes funktionsfähig zu erhalten. „Aus der Sicht des Funktionalismus steckt in diesem Konzept die essentielle Triebkraft für die gesellschaftliche Entwicklung.“

Das funktionalistische Erklärungsmodell geht davon aus, dass Strukturen, Funktionen und deren Erfüllung im Vordergrund stehen und nicht politische, gesellschaftliche oder wirtschaftliche Akteure und deren Interessen. „Ihnen kommt aus Sicht der Theorie kein eigenständiger Handlungsspielraum zu. Vielmehr sind sie durch die gegebenen Strukturen, Funktionsnotwendigkeiten und Problemlösungszwänge in ein festes Korsett eingebunden [...].“[8]

2.2 Die europäische Integration

Um den Stand der europäischen Integration von heute nachvollziehen zu können, muss man sich einiger wichtiger geschichtlicher Ereignisse bewusst sein, sowie die Vielzahl von Beweggründen, die hinter ihnen stecken, erfassen.

Beides, geschichtliche Daten und Motive, sollen in diesem Kapitel vorgestellt werden.

2.2.1 Wichtige Daten des europäischen Einigungsprozesses

In diesem Unterpunkt werden wichtige Daten des europäischen Einigungsprozess aufgelistet und einige Ereignisse kurz kommentiert.

07.05 bis 09.05. 1945:

„Kapitulation der deutschen Wehrmacht. Ende des Zweiten Weltkriegs in Europa.“[9]

[...]


[1] Vgl. Wolf, Dieter (1999): Integrationstheorien im Vergleich. Funktionalistische und intergouvernementalistische Erklärungen für die Europäische Wirtschafts- und Währungsunion im Vertrag von Maastricht. Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft. S.13.

[2] Hier einige Biographischen Aspekte Mitranys (Vgl. Ambrosi, Gerhard Michael: David Mitranys Funktionalismus als analytische Grundlage wirtschaftlicher und politischer Neuordnung in Europa. In: Biographisches Handbuch der deutschsprachigen wirtschaftswissenschaftlichen Emigration nach 1933, Jg. 1997, S. 551–553.)

- geboren am 1.Januar 1888 in Bukarest
- 1912 Übersiedlung nach London
- Studium der Soziologie und Politologie an der LSE in London
- 1943 erstmals publizierte Schrift: „A Working Peace System: An argument for the Funktinal Development of International Organizations“, die danach auch in italienischer, dänischer und norwegischer Ausgabe erschien
- 1944 bis 1960 Berater für „International Affairs“ bei der Unilever-Gesellschaft
- gestorben am 25. Juli 1975

[3] Vgl. Bjerregaard, Rasmus: Funktionalismustheorie, europäische Integration und Dreigliederung. In: Institut für Soziale Dreigliederung, Jg. 2001. Online verfügbar unter http://www.dreigliederung.de/essays/2000-09-001.html, zuletzt geprüft am 08.06.2008, S.2.

[4] Wolf – Integrationstheorien im Vergleich, S.39.

[5] Schwarz, Oliver: Integrationsmethoden und- theorien. Online verfügbar unter http://www.europa-reden.de/info/theorie.htm#funk, zuletzt geprüft am 11.06.2008.

[6] Vgl. Ambrosi, Gerhard Michael: David Mitranys Funktionalismus als analytische Grundlage wirtschaftlicher und politischer Neuordnung in Europa. In: Biographisches Handbuch der deutschsprachigen wirtschaftswissenschaftlichen Emigration nach 1933, Jg. 1997, S. 549–574.

[7] Vgl. Bjerregaard – Funktionalismustheorie, S.3.

[8] Vgl. Wolf – Integrationstheorien im Vergleich, S.39.

[9] Brandstetter, Gerfried (1996): Chronologisches Lexikon der europäischen Integration 1945-1995. Wien: Edition Juristischer Literatur. S.15.

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Details

Title
Der europäische Einigungsprozess unter Gesichtspunkten des Funktionalismus
College
University of Koblenz-Landau
Course
Vorlesung: Theorien internationaler Politik
Grade
1,0
Author
Year
2008
Pages
23
Catalog Number
V122509
ISBN (eBook)
9783640264209
File size
501 KB
Language
German
Notes
Kommentar des Dozenten: "Klar gegliederte und durchdachte Arbeit, die sich aufs Wesentliches konzentriert und nicht in Historie abgleitet. Ständig bemüht, die Fragestellung im Blick zu behalten, was auch gelingt. Flüssig und treffend formuliert, saubere und sehr ansprechende, druckfehlerfreie Ausarbeitung!"
Keywords
Einigungsprozess, Gesichtspunkten, Funktionalismus, Vorlesung, Theorien, Politik
Quote paper
Sarah Peter (Author), 2008, Der europäische Einigungsprozess unter Gesichtspunkten des Funktionalismus, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/122509

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