Der Hallertauer Volkssänger Josef Eberwein


Referat (Ausarbeitung), 2004

13 Seiten, Note: "-"


Leseprobe


Inhalt

Bauernbub, Soldat und Schneidermeister

Liedersammler, Sänger und Liedermacher

Neue Hallertauer Lieder

Der Volkssänger

Abgesang

Abstract

Das Hallertauer Volkslied des 20. Jahrhunderts ist untrennbar mit dem Namen Josef Eberwein (1895 - 1981) verbunden. Aus der Feder des Hopfenbauern, Schneidermeisters und Volkssängers stammen zahlreiche Lieder und „gesungene Zwiefache“, die von vielen Rezipienten längst als „echte alte Volkslieder“ erachtet werden.

Dem hier veröffentlichten Text liegt die Magisterarbeit von Maximilian Seefelder zugrunde, die 1986 am Lehrstuhl für Volkskunde an der Universität Regensburg eingereicht wurde. Sie trägt den Titel „Der Hallertauer Volkssänger Josef Eberwein“.

Der Hallertauer Volkssänger Josef Eberwein

"So oft ich Lieder, Sagen usw. aufgenommen habe, nie fand ich zu sammeln bei den Durch­schnittsmenschen, bei den typischen Bauern, die selbst gänzlich in ihrer Schicht steckten, sondern immer waren es Außenseiter, die oft genug im Dorf belächelt wurden. Gewöhnlich machten sie sich kenntlich durch irgendwelche Liebhabereien. Die meisten neigten zur Musik, spielten Ziehharmonika, waren einst gute Sänger gewesen, [...] manche schrieben Gedichte."1 (Martha Bringemeier)

Bauernbub, Soldat und Schneidermeister

Man schreibt das Jahr 1895. Der „Frauentag“, das Fest Mariä Himmelfahrt am 15. August, den alle Holledauer Bauern seiner Unwetter wegen als "Hopfenschmeißer" fürchten, ist gerade überstanden. In vielen Anwesen laufen die letzten Vorbereitungen, die "Hopfen­zupf" steht vor der Tür.

Im fernen Amerika, so erzählt man, sei eine Maschine erfunden worden, die den Hopfen pflücken könne. Wer glaubt schon so etwas? Die Leute reden viel.

Seit einigen Jahren versucht sich auch die Firma Christian Wolff aus Langquaid an einer solchen Maschine. Aber dieses „neumodische Zeug“ kann sich in der Holledau noch nicht durchsetzen.

Am 20. August 1895 erscheint im "Holledauer Berichterstatter" eine Meldung:

"Die Langquaider Hopfenpflückmaschinenfabrikanten haben das Patent um eine bedeutende Summe an einen amerikanischen Industriellen verkauft."

1895. Das Maschinenzeitalter ist angebrochen. Mit atemberaubender Geschwindigkeit vollzieht sich jene technische Entwicklung, welche die Menschheit in Erstaunen und Schrecken gleichermaßen versetzen wird.

Auf dem Schneiderbauern-Hof in Dellnhausen nimmt man davon wenig Notiz. Dort ist ein anderes Ereignis viel wichtiger und erfreulicher. Die Bäuerin Katharina Eberwein schenkt ihrem Mann Matthias, dem Schneidermeister, am 19. August einen gesunden Buben. Sie geben ihm den Namen Josef und lassen ihn gleich am nächsten Tag in der nahegelege­nen Pfarrkirche in Abens taufen, weil es häufig vorkommt, dass Neugeborene noch im Säuglingsalter sterben. Der „Sepperl“ hat Glück: Sechs seiner elf Geschwister ereilt die­ses Schicksal, ihm aber wird ein langes Leben beschieden sein.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 1: Josef Eberwein. Schulfoto 1901

Die Verhältnisse, in die er hineingeboren wird, sind bescheiden: Der Vater ist kein großer Hopfenbauer, er hat eine kleine Landschneiderei und bewirtschaftet einen Hof mit fünf Tagwerk Grund. Zwei bis drei Kühe und vier „Säu“ zählt das Anwesen.

Der „Schneider Sepp“, so der Hausname, ist ein aufgeweckter Bub. Der Pfarrer weiß seine schulischen Leistungen einzuschätzen und will ihn unbedingt beim Studieren wissen. Insgeheim be­reitet er ihn auf die Oberschule vor und gibt ihm Lateinunterricht. Aber dann stirbt 1907 der ältere Bruder, der „Wastl“, ganz unerwartet an einer Hirnhautentzündung. Er hätte später den väterlichen Betrieb übernehmen sollen. Jetzt wird das die Sache des Nächstgeborenen. Von nun an ist der berufliche Werdegang des zwölfjährigen Sepp Eberwein vorgezeichnet: Er wird Schneider.

Unheilvolle Entwicklungen künden den Ersten Weltkrieg schon Jahre vor seinem Aus­bruch an. Das großspurige Auftrumpfen von Kaiser Wilhelm II. und vor allem die Aufrüstung seiner Seestreitkräfte rufen den Argwohn des Auslands, insbesondere Englands und Frank­reichs, hervor. Sein preußisches Säbelrasseln lässt ein stark übersteigertes Nationalge­fühl aufkommen. Als am 1. August 1914 der Krieg ausbricht, stürzen sich Tausende von Freiwilligen mit vaterländischer Begeisterung und Siegeszuversicht in die Schlachten. Sie glauben, in einen gerechten Krieg zu ziehen und sind allenthalben der Überzeugung, er würde nur kurze Zeit dauern. Doch der Siegesjubel verstummt, als nach wenigen Wochen die ersten Todesnachrichten in der Heimat eintreffen.

Damals ist es die größte Schmach für einen jungen Burschen, wenn ihn die Musterungskommis­sion für kriegsuntauglich befindet. Das bedeutet soviel wie "Du bist kein vollwertiges Mannsbild". Und wer will sich das schon nachsagen lassen?

Im Dezember 1914 entdeckt der Lehrer von Abens im "Holledauer Berichterstatter" eine Nachricht: Das Königlich-bayerische 7. Feldartillerieregiment Prinzregent Luitpold in der Haupt- und Residenzstadt München sucht Freiwillige. Weil die jungen Männer aus der Gemeinde früher oder später sowieso eingezogen werden, rät er ihnen, sich freiwillig dorthin zu melden.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 2: Der Kriegsteilnehmer. 1917

So rückt Josef Eberwein am 2. Januar 1915 in die Max-II.-Kaserne nach München ein. Schon bald geht es ab nach Galizien und Serbien. Mit Typhusverdacht kommt er ins Lazarett nach Mainz, später nach Pfaffenhofen. Danach wird er an die Westfront nach Frankreich verfrachtet und anschließend in Russland und Rumänien eingesetzt. Die Feldpostbriefe, die er seinen Eltern nach Hause schreibt, lassen erahnen, was Krieg bedeutet.

Eberwein ist als Fernmelder eingesetzt. Am 4. November 1918 empfängt er einen Funk­spruch: Für einen genau bestimmten Zeitraum müssen verschiedene Straßen in seinem Einsatzbereich freigehalten und bewacht werden. Eberwein beobachtet zusammen mit einem Kameraden einen Streckenabschnitt. Nach Stunden hören sie eine Autohupe. Dann sehen sie durch eine Hecke Offiziere, Generäle, den bayerischen Kronprinzen Rupprecht, den preußischen Kronprinzen und den Kaiser. Alle machen ernste Gesichter, denn am Tag vorher hat Österreich-Ungarn mit den Alliierten einen Waffenstillstand abge­schlossen. Es ist das erste und das letzte Mal, dass Josef Eberwein den Kaiser sieht, aber er wird diesen Augenblick nie mehr vergessen. Vier Tage später, am 8. November, bricht die Revolution in München und am 9. in Berlin aus. Am 10. November überschreitet der Kaiser die holländische Grenze, um ins Exil zu gehen.

Der Krieg geht schließlich auch für den Unteroffizier Eberwein zu Ende. Am 23. Dezember 1918, ei­nen Tag vor Heiligabend, kehrt er geschwächt, aber unversehrt heim. Sein jüngerer Bru­der Matthias ist im Feld geblieben.

Als 1919 der Vater stirbt, übernimmt Josef Eberwein den Betrieb, überlässt jedoch den größeren Teil der Landwirtschaft seinem Bruder Georg und baut sich 1920 in unmittelba­rer Nähe des elterlichen Hofes sein eigenes Schneider-Anwesen. Im selben Jahr heiratet er Maria Elfinger (1895-1924). Ein Jahr später legt er seine Meisterprüfung ab. Seine Frau schenkt ihm drei Kinder, bei der Geburt des vierten sterben Mutter und Kind.

[...]

Ende der Leseprobe aus 13 Seiten

Details

Titel
Der Hallertauer Volkssänger Josef Eberwein
Note
"-"
Autor
Jahr
2004
Seiten
13
Katalognummer
V122763
ISBN (eBook)
9783640276844
ISBN (Buch)
9783640931286
Dateigröße
3233 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Hallertauer, Volkssänger, Josef, Eberwein
Arbeit zitieren
Dr., M.A. Maximilian Seefelder (Autor:in), 2004, Der Hallertauer Volkssänger Josef Eberwein, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/122763

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