Simon (2000) zufolge sind alle Beteiligte eines Unternehmens bzw. einer Organisation in Prozesse des Wandels einzubeziehen. Folgt man dieser Prämisse, ist die entscheidungstheoretische Analyse des Verhaltens von Organisationen zu modifizieren: Relevant ist nicht nur die Entscheidung als primärer Output von Organisationen, die angesichts von zu erreichenden Zielen, Nebenbedingungen und Erwartungen getroffen werden. Darüber hinaus ist auch zu verstehen, wie Entscheidungen in Organisationen zu Stande kommen. Die korrespondierende Frage ist: Welche Mechanismen wirken in komplexen Mensch-Systemen, um Probleme zu lösen und Entscheidungen zu treffen?
Cyert und March zufolge sind Organisationen nicht allwissend rational (1.2), da Entscheidungsprozesse in Organisationen nicht-trivialen Restriktionen unterliegen (1.3). Es kommt daher zu einem Entscheidungsverhalten, das gegenüber dem grundlegenden Entscheidungsmodell spezifische Modifikationen aufweist (1.3). Es resultiert eine adaptive Rationalität, deren zentraler Mechanismus das Lernen bzw. die Anpassung des organisationalen Entscheidungsverhaltens ist (1.4). Organisationen lernen, ihre Zielbildung und Verfahrensweisen anzupassen, um angesichts der beschriebenen Einschränkungen möglichst rational agieren zu können.
Zusammenfassend zeigt sich somit, dass ein entscheidungstheoretisches und verhaltenswissenschaftliches Verständnis von Entscheidungsprozessen – die Psychologie des organisationalen Entscheidungsverhaltens – das Lernen über die Zielbildung als auch über die Verfahren der Zielerreichung in den Mittelpunkt stellt. Wie aber muss eine Organisation beschaffen sein, um lernen zu können und wie geht dieses Lernen vonstatten? Wie wird individuelles Lernen der Organisationsmitglieder in organisationales Lernen transferiert? „The crucial issue is how individual learning is transferred to the organization.“ (Kim 1993, 37)
Inhaltsverzeichnis
- 1. Organisationale Entscheidung und Rationalität
- 1.1. Einführung - Organisation als lernendes Entscheidungssystem
- 1.2. Ausgangspunkt - Rationalitätsaxiome des Entscheidungsmodells
- 1.3. Modifikation - Adaptive organisationale Rationalität
- 1.4. Organisationales Lernen und Erfahrung
- 1.5. Zwischenergebnis
- 2. Individuelles und organisationales Lernen
- 2.1. „The missing link“
- 2.2. Schnittmengen individuellen und organisationalen Lernens
- 2.3. Lerntheorie nach Kim
- 2.4. Zwischenergebnis
- 3. Transfermechanismus: Geteilte Mentale Modelle
- 3.1. „What is an organization that it may learn?“
- 3.2. Organisation als Verhaltenssystem
- 3.3. Vom individuellen zum organisationalen Lernen
- 4. Abschließende Betrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht das Management von Veränderungen im Kontext der deskriptiven Entscheidungstheorie. Sie analysiert, wie Entscheidungen in Organisationen getroffen werden und wie organisationales Lernen den Umgang mit Wandel beeinflusst. Der Fokus liegt auf der Interaktion zwischen individuellem und organisationalem Lernen sowie dem Einfluss mentaler Modelle.
- Organisationen als lernende Entscheidungssysteme
- Der Einfluss mentaler Modelle auf organisationales Lernen
- Der Zusammenhang zwischen individuellem und organisationalem Lernen
- Adaptive organisationale Rationalität im Kontext von Veränderungsprozessen
- Theorien des institutionellen Wandels
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel 1 führt in die Thematik der organisationalen Entscheidung und Rationalität ein, wobei Organisationen als lernende Entscheidungssysteme betrachtet werden. Kapitel 2 beleuchtet den Zusammenhang zwischen individuellem und organisationalem Lernen. Kapitel 3 untersucht den Transfermechanismus geteilter mentaler Modelle und deren Rolle im organisationalen Lernen.
Schlüsselwörter
Deskriptive Entscheidungstheorie, Organisationales Lernen, Individuelles Lernen, Mentale Modelle, Institutioneller Wandel, Change Management, Adaptive Rationalität.
- Citar trabajo
- Dipl.-Ökonom Florian Lüdeke-Freund (Autor), Marianne Esders (Autor), 2008, Management of Change im Lichte der deskriptiven Entscheidungstheorie, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/123160