Das 4CID-Modell: Blueprint für einen Lehrplan für Bildungswissenschaftler im Bereich der Gesundheitserziehung und -förderung


Hausarbeit, 2009

22 Seiten, Note: 1.3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Grundannahmen zum 4C/ID-Modell

3. Anwendung des 4C/ID-Modells: Entwurf für einen Lehrplan
3.1 Erarbeitung einer Fertigkeitshierarchie
3.2 Vereinfachende Annahmen und Aufgabenklassen
3.3 Drei Lernaufgaben
3.4 Unterstützende Informationen und JIT-Informationen

4. Weitere Betrachtung des 4C/ID-Modells
4.1 Lerntheoretische Überlegungen und Aspekte des Situierten Lernens
4.2 Didaktische Szenarien zur Integration des 4C/ID- Modells
4.3 Medien zur Unterstützung des Blueprints-Anwendungsbeispiele

5. Zusammenfassung und Fazit

6. Anhang
6.1 Abbildung vom 4C/ID-Modell
6.2 Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Gesundheitsförderung dient der Verbesserung und dem Erhalt der Gesundheit durch eine Verhaltensänderung auf Seiten der Individuen. Zwar ist das Wissen über ge- sundheitliche Zusammenhänge heute schon viel umfangreicher als noch vor 50 Jah- ren, doch oft resultiert daraus nicht das entsprechende Verhalten. Immer noch steht der Genuss vor gesunder Ernährung, Sport wird kaum getrieben, Stress wird einfach ignoriert und die Gefahren der Sexualität häufig zu spät erkannt. Zudem unterliegen viele Menschen einer Sucht nach Tabak, Alkohol, Medikamenten oder Drogen. Ge- sundheitsförderung ist ein Mittel diese Gefahren zu vermeiden, was zudem die Nach- folgekosten im Gesundheitswesen verringert. Diverse Vereine und Institute widmen sich der Gesundheitsförderung, indem sie Gesundheitsförderungsprogramme ent- wickeln und bekannt machen. Ein Bildungswissenschaftler im Bereich der Gesund- heitsförderung sollte unter anderem solche Programme entwickeln, einsetzen und auch evaluieren können. (IfG Köln) Der große Bedarf an Fachkräften in diesem Bereich ist anhand der vorhergehenden Ausführungen leicht nachvollziehbar.

Ziel dieser Arbeit ist es nun, einen Lehrplanentwurf für einen Bildungswissenschaft- ler im Bereich der Gesundheitsförderung auf Grundlage des 4C/ID- Modells zu ent- werfen. Der Berufsanfänger muss erlernen, wie Gesundheitsförderungsprogramme in verschiedenen Kontexten entwickelt, durchgeführt und bewertet werden. Zu Beginn der Arbeit werden die Hauptthesen des 4C/ID- Modells vorgestellt. Im Anschluss da- ran werden im praktischen Teil der Arbeit eine Fertigkeitshierarchie erstellt, verein- fachende Annahmen und Lernaufgaben formuliert sowie Beispiele von unterstützen- den Informationen und Just-in-Time (JIT) Informationen gegeben. Im theoretischen Teil der Arbeit werden einige lerntheoretische Überlegungen angestellt und didakti- sche Szenarien vorgestellt, die sich zur Integration des 4C/ID-Modells eignen. Abschließend werden Medien zur Unterstützung des Lehrplanentwurfs eingeführt. In einer Zusammenfassung wird ein kurzer Überblick über die Arbeit gegeben.

2. Grundannahmen zum 4C/ID-Modell

Das Vier- Komponenten- Instruktionsdesign- Modell (kurz 4C/ID-Modell) orientiert sich an Swellers kognitiver Belastungstheorie (Cognitive Load Theory). (Van Merriënboer, Kirschner, Kester 2003, S. 18) Der Lernprozess ist demnach mit extrin- sischer, intrinsischer und lernbezogener kognitiver Belastung verbunden. Um eine Überlastung des Arbeitsspeichers zu verhindern und ein erfolgreiches Lernen zu ge- währleisten, müssen die Belastungen bei der Gestaltung von Lernumgebungen mög- lichst gering gehalten werden. (Höffler 2008, S. 13f.)

Das 4C/ID- Modell wurde in den 90er Jahren des 20. Jahrhunderts von van Merriën- boer entwickelt und wurde zum international wichtigsten Modell für das Trainieren von komplexen kognitiven Fertigkeiten. (Van Merriënboer, Clark, de Croock 2002, S. 39) In 10 Schritten zum komplexen Lernen werden die Lernenden bei der Integra- tion von Kenntnissen, Fertigkeiten und Einstellungen unterstützt. Die vier Kompo- nenten sind: 1. Lernaufgaben, 2. unterstützende Informationen, 3. JIT-Informationen und 4. Üben von Teilaufgaben. (Bastiaens, Deimann, Schrader, Orth 2008, S. 92)

Die Lernaufgaben bilden das Gerüst der Ausbildung. Sie sind konkrete, authentische und ganzheitliche Aufgaben zum Aufbau kognitiver Schemata und in sogenannten Aufgabenklassen organisiert. Innerhalb der Aufgabenklassen wird das Prinzip des Scaffolding angewandt und auf eine hohe Variabilität der Lernaufgaben geachtet, um den Transfer des Gelernten sicherzustellen. (Bastiaens, S. 3f.)

Unterstützende Informationen schlagen eine Brücke zwischen vorhandenen Kennt- nissen und neuen Inhalten und sind relevant für die Ausübung von nicht-wiederkeh- renden Fertigkeiten. Ein kognitives Feedback zur Qualität der Ausübung ist inte- griert. (Bastiaens, S. 3f.)

JIT-Informationen sind relevant für die Ausübung von wiederkehrenden Fertigkei- ten. Sie werden gegeben, wenn der Lernende die Brauchbarkeit der Informationen er- kennt und sie enthalten eine korrigierende Rückmeldung. (Bastiaens, S. 3f.)

Üben von Teilaufgaben gibt die Möglichkeit der praktischen Übung von Routinefer- tigkeiten, für die ein hohes Maß an Automatisierung erreicht werden soll. (Bastiaens, S. 3f.)

3. Anwendung des 4C/ID-Modells: Entwurf für einen Lehrplan

3.1 Erarbeitung einer Fertigkeitshierarchie

Eine Fertigkeitshierarchie ist ein strukturelles Modell einer komplexen kognitiven Fertigkeit. Die komplexe Fertigkeit eines Experten wird in ihre konstituierenden Tei- le zerlegt und diese werden dann als wiederkehrend oder nicht- wiederkehrend klas- sifiziert. (Bastiaens, Deimann, Schrader, Orth 2008, S. 94) Dabei geht es immer um Fertigkeiten, nicht um Inhalte. Innerhalb der Hierarchie gibt es horizontale und verti- kale Relationen. Die horizontalen Relationen zeigen von links nach rechts gelesen den temporären Ablauf der komplexen Fertigkeit. Die vertikalen Relationen zeigen von unten nach oben gelesen die Voraussetzungen, denn „constituent skills lower in the hierarchy enable the performance of skills higher in the hierarchy“. (Van Merriënboer, Clark, de Croock 2002, S. 41)

Im Folgenden wird nun die Fertigkeitshierarchie für einen Bildungswissenschaftler im Bereich der Gesundheitsförderung entwickelt und erläutert.

Ziel der Ausbildung ist es, die Ausgangssituation analysieren sowie Gesundheitsför- derungsprogramme erstellen, einsetzen und evaluieren zu können. (obere Hierarchie- ebene, horizontale Relation)

Um Gesundheitsförderungsprogramme entwickeln zu können, müssen zunächst die Ziele identifiziert und die Zielgruppe eingegrenzt werden. Im Anschluss daran wird eine Konzeption für das Programm erstellt, um danach konkrete Maßnahmen zu planen. (zweite Hierarchieebene, horizontale Relation)

Die Konzeption wird ebenfalls in mehreren Schritten erstellt. Zu Beginn wird ein Thema festgelegt. Danach werden Maßnahmen zur Zielerreichung entwickelt und zum Schluss Material erstellt. (dritte Hierarchieebene, horizontale Relation)

Wie bereits erwähnt zeigen die vertikalen Relationen von unten nach oben gelesen die Voraussetzungen für die komplexe Fertigkeit. Der Bildungswissenschaftler muss die Präsentationsform der Medien auswählen, um Informationen zum Programm geben zu können, um wiederum beraten und betreuen zu können. (Strang Durchfüh- ren, vertikale Relation)

Die beidseitigen Pfeile in der Hierarchie zeigen an, dass verschiedene Fertigkeiten unter Umständen im Wechsel oder gleichzeitig ausgeübt werden. Das heißt im konkreten Fall, dass man beim Geben von Informationen immer auch gleichzeitig Gespräche führt. (Strang Durchführen, dritte Hierarchieebene)

Die mit einem „*“ gekennzeichneten Felder enthalten die nicht- wiederkehrenden Fertigkeiten, die Felder ohne „*“ bezeichnen die wiederkehrenden Fertigkeiten. Demnach ist das Schreiben eines Berichtes eine wiederkehrende und das Entwickeln von Maßnahmen zur Zielerreichung eine nicht- wiederkehrende Fertigkeit.

In der beispielhaft vorgestellten Weise ist die gesamte Hierarchie in Abbildung 1 zu lesen (immer von unten nach oben und von links nach rechts).

3.2 Vereinfachende Annahmen und Aufgabenklassen

Die Formulierung von vereinfachenden Annahmen ist eines von vier Sequenzprinzi- pien zur Erstellung von Aufgabenklassen. Vereinfachende Annahmen sind Rahmen- bedingungen, welche die Ausübung der Kompetenz vereinfachen oder erschweren. Als Situationsbeschreibungen werden sie für den Entwurf von Aufgabenklassen be- nötigt und geben den Schwierigkeitsgrad einer Aufgabenklasse an. (moodle-Kurs 33073) Die Aufgabenklassen sind vom Einfachen zum Schweren hin organisiert, wobei die erste Aufgabenklasse den niedrigsten Schwierigkeitsgrad aufweist. Besonders wichtig ist, dass in allen Aufgabenklassen die ganzheitliche Kompetenz ausgeübt wird. (Bastiaens, Deimann, Schrader, Orth 2008, S. 95)

Es werden nun die vereinfachenden Annahmen für die Analyse, Entwicklung, Durchführung und Evaluation von Gesundheitsförderungsprogrammen formuliert, um im Anschluss daran drei Aufgabenklassen zu erstellen.

Bezogen auf das vorliegende Thema muss also analysiert werden, was die Erstellung, den Einsatz und die Bewertung von Gesundheitsförderungsprogrammen erschwert oder vereinfacht.

Als erstes zu nennen sind das Wissen des Bildungswissenschaftlers über das Thema sowie die Komplexität des Themas im Programm. Hat er viel Wissen über ein The- mengebiet, fällt die Entwicklung des Programms und auch dessen Durchführung er- heblich leichter, als wenn er dieses nicht hat. Im zweiten Fall müsste eine ausgiebige Recherche und Beschäftigung mit dem Thema vorgeschaltet werden, um Unsicher- heiten und inhaltliche Fehler zu vermeiden. Bei sehr komplexen Themen ist beson- ders die Entwicklung der Materialien erschwert.

Auch die Anzahl und Art der Zielgruppen beeinflusst maßgeblich den Prozess. Als häufige Zielgruppen zu nennen sind: Frauen, Männer, Kinder, Jugendliche, alte Men- schen, Behinderte, sozial Benachteiligte und Menschen mit Migrationshintergrund. Ein Programm für Gesundheitsförderung ist umso komplexer zu gestalten, je mehr Zielgruppen damit erreicht werden sollen und je unterschiedlicher diese sind.

Ressourcen wie Zeit, finanzielle Mittel, die personelle und technische Ausstattung haben ebenfalls Einfluss auf den gesamten Prozess der Analyse, Entwicklung, Durchführung und Evaluation von Gesundheitsförderungsprogrammen.

[...]

Ende der Leseprobe aus 22 Seiten

Details

Titel
Das 4CID-Modell: Blueprint für einen Lehrplan für Bildungswissenschaftler im Bereich der Gesundheitserziehung und -förderung
Hochschule
FernUniversität Hagen  (Kultur- und Sozialwissenschaften)
Veranstaltung
Allgemeine Didaktik und Mediendidaktik
Note
1.3
Autor
Jahr
2009
Seiten
22
Katalognummer
V123257
ISBN (eBook)
9783640280308
ISBN (Buch)
9783640283774
Dateigröße
561 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Blueprint, Lehrplan, Bildungswissenschaftler, Bereich, Gesundheitserziehung, Allgemeine, Didaktik, Mediendidaktik
Arbeit zitieren
Christin R. Müller (Autor:in), 2009, Das 4CID-Modell: Blueprint für einen Lehrplan für Bildungswissenschaftler im Bereich der Gesundheitserziehung und -förderung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/123257

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