Die Rolle des Partners in der Suchtberatung zwischen Co-Abhängigkeit und Unterstützung


Thèse de Bachelor, 2008

39 Pages, Note: 1,8


Extrait


Inhaltsverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

1. Einleitung

2. Co-Abhängigkeit
2.1 Definition Abhängigkeit
2.2 Definition Co-Abhängigkeit
2.2.1 Co-Abhängigkeit als Persönlichkeitsstörung
2.2.2 Co-Abhängigkeit als Sucht aufrechterhaltende Verhaltensweise
2.3 Merkmale der Co-Abhängigkeit
2.4 Entstehung von Co-Abhängigkeit

3. Suchtberatung
3.1 Definition der Suchtberatung
3.2 Ziele und Aufgaben der Suchtberatung
3.3 Methoden der Suchtberatung
3.3.1 Das Motivational Case Management
3.3.2 Das Community Reinforcement Approach
3.4 Einbezug des Partners: Hintergründe und Forschung

4. Rollenkonflikt des Partners
4.1 Co-Abhängigkeit contra Unterstützung
4.2 Hilfe und Prävention bei Co-Abhängigkeit
4.3 Über Einzelarbeit zur Unterstützung am Beispiel des Neurolinguistischen Programmierens

5. Fazit

6. Quellenverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1 Einleitung

„Jeder Mensch kann der Co-Abhängigkeit verfallen – unabhängig von Alter, Geschlecht, Hautfarbe und sozialem Status.“ (Wilson Schaef, 2006: 53)

Der Begriff der Co-Abhängigkeit wurde das erste Mal in den 70er Jahren von den Betroffenen selbst definiert, seitdem sind verschiedene Definitionen hinzugekommen. Trotzdem ist das Thema in der Suchtberatung noch weitestgehend unbeachtet.

Ich habe mich während meines Studiums bereits häufiger mit den Themenbereichen der „Sucht“ und der „Beratung“ auseinandergesetzt.

Bei der Wahl des Themas für diese Bachelorarbeit habe ich mich dann auf den Themenbereich „Co-Abhängigkeit in der Suchthilfe“ spezialisiert und mich für das Thema „Die Rolle des Partners in der Suchtberatung zwischen Co-Abhängigkeit und Unterstützung“ entschieden.

Diese Arbeit setzt sich mit den verschiedenen Definitionen der Co-Abhängigkeit auseinander und befasst sich mit der Frage, welche Rolle sich dadurch für den Partner eines Abhängigen in der Suchthilfe ergibt.

Hierzu wird in Kapitel 2 dieser Arbeit zunächst der Begriff Co-Abhängigkeit erläutert, indem anfangs der Begriff der Co-Abhängigkeit definiert wird und darauf folgend die Merkmale und die Entstehung von Co-Abhängigkeit dargestellt werden.

In Kapitel 3 wird auf die Suchtberatungen, deren Ziele und Methoden eingegangen, sowie geklärt, welche Hintergründe der Einbezug des Partners in die Suchtberatung hat.

Das vierte Kapitel beschäftigt sich mit dem Rollenkonflikt des Partners zwischen Co-Abhängigkeit und Unterstützung. Dabei wird auch auf die Hilfen für Co-Abhängige eingegangen und erläutert, wie der Co-Abhängige über Einzelarbeit die von ihm erwartete Unterstützung leisten kann.

Kapitel 5 zieht aus dem vorher dargelegten ein Fazit, um auch auf die oben genannte Frage eine Antwort geben zu können.

2 Co-Abhängigkeit

Ist jemand suchtkrank, so ist nicht nur diese Person von der Sucht betroffen, sondern auch die im Umfeld lebenden Personen wie zum Beispiel die Familie. Bei auch nur drei Angehörigen pro Abhängigem wären das ca. elf Millionen Deutsche. (vgl. Körtel; Krasnitzky-Rohrbach, 2004: 11)

Auf diese Angehörigen beziehen sich die meisten Konzepte der Co-Abhängigkeit.

Da der Begriff der Co-Abhängigkeit vor allem in der alkoholspezifischen Suchthilfe verwendet wird und sich die Phasen der Co-Abhängigkeit mit denen der Alkoholabhängigkeit ähneln, werden in den folgenden Abschnitten zunächst die Begriffe Abhängigkeit und Co-Abhängigkeit definiert. Im Anschluss daran wird auf die Merkmale und die Entstehung von Co-Abhängigkeit eingegangen.

2.1 Definition Abhängigkeit

Abhängigkeit wird charakterisiert durch den starken Wunsch „ […] psychotrope Substanzen oder Medikamente, Alkohol oder Tabak zu konsumieren.“ (Haller; Hinterhuber, 1997: 33)

Sie ist eine von drei Verhaltensauffälligkeiten, die Experten im Zusammenhang mit Suchtmitteln definiert haben.

Die erste Verhaltensauffälligkeit ist die akute Intoxikation, das heißt, der aktuelle Zustand nach der direkten Einnahme. Dieser Zustand wird häufig auch als Rausch bezeichnet.

Die zweite Auffälligkeit ist der schädliche Gebrauch oder auch Missbrauch des Suchtmittels, dies bedeutet, das Suchtmittel wird in so hohem Maße konsumiert, dass es zu gesundheitlichen Schäden kommt.

Die dritte Verhaltensauffälligkeit in Zusammenhang mit Suchtmitteln ist das Abhängigkeitssyndrom. Dieses ist definiert durch den Zustand der durch den Entzug von dem Suchtmittel auftritt. (vgl. Haller; Hinterhuber, 1997: 31 ff.)

Dabei kann sich das Verhalten bei vorliegender Abhängigkeit sehr unterschiedlich ausprägen. Dies beinhaltet auch, dass man nicht unbedingt gesund und nicht abhängig ist, wenn man es schafft für eine vorher vereinbarte Zeit abstinent zu bleiben. (vgl. Berke, 1999, 13)

Es wird zwischen körperlicher Abhängigkeit, die sich durch Entzugserscheinungen zeigt, und seelischer Abhängigkeit, die durch Probleme im Alltag (bei der Arbeit, in der Beziehung) gekennzeichnet ist, unterschieden. Die Symptome beider Abhängigkeiten kommen immer dann zum Vorschein, wenn die Konzentration des Suchtmittels im Blut zu niedrig ist. (vgl. Berke, 1999: 14)

Zu den Entzugserscheinungen zählen Auffälligkeiten wie Schwitzen, Zittern, Erbrechen, Schmerzen, mögliche epileptische Anfälle, Schlaflosigkeit, Depressionen, Halluzinationen und das starke Verlangen das Suchtmittel zu konsumieren.

Nach der Definition der WHO gibt es sieben Abhängigkeitstypen, die durch die jeweilige Stoffgruppe, von der jemand abhängig ist, definiert werden.

Alkohol ist dabei das in der Gesellschaft akzeptierteste Suchtmittel. (vgl. Haller; Hinterhuber, 1997: 35; Haring, 1997: 48) Eine Erhebung aus dem Jahre 2006 ergab, dass ca. 1,3 Millionen Menschen in der Bundesrepublik Deutschland alkoholabhängig sind. Ca. zwei Millionen Menschen haben einen schädlichen Konsum und laufen Gefahr abhängig zu werden. (vgl. Mefert-Diete, 2008: 10)

Als alkoholabhängig gilt jemand wenn er, gemäß der Definition der WHO, „[...] infolge exzessiven Trinkens körperliche, geistige, soziale und wirtschaftliche Einschränkungen aufweist [...]“. (Kruse; Körkel; Schmalz, 2000: 35)

Alkoholabhängigkeit verläuft in 3 Phasen, der Anfangsphase, der kritischen Phase und der chronischen Phase.

Die Anfangsphase ist durch alkoholbedingte Blackouts, Filmrisse, Schuldgefühle, ständiges Denken an Alkohol und heimliches Trinken geprägt. (ebd.: 73 f.).

Die Verheimlichung und damit auch die Verleugnung des Trinkens entsteht durch „[...] die plötzliche Etikettierung eines vorher akzeptierten Prozesses als ‚krankhaft’. Der Alkoholiker kann diese Umdeutung nicht mitvollziehen und glaubt an die Generalisierung – man mache auf einen Schlag eben alles an ihm schlecht.“ (Haring, 1997: 48)

Die kritische Phase ist gekennzeichnet durch aggressives Verhalten, Selbstmitleid, erste körperliche Beschwerden und die Verlegung des ersten Konsums am Tag auf den Morgen.

Die chronische Phase beinhaltet massive Beeinträchtigungen im sozialen Leben, bedingt durch den Alkoholkonsum wie zum Beispiel Psychosen, Angstzustände und der Auflösung von ethischen Normen. (vgl. Kruse; Körkel; Schmalz, 2000: 75 ff.)

Nach Anne Wilson Schaef gehören Krankheiten wie Alkoholismus und Co-Abhängigkeit zu einer Grundkrankheit, dem Suchtprozess. Dieser liegt in verschiedenen Ausprägungen vor und ist von der heuten Gesellschaft nicht zu trennen.

Vgl. Abbildung 1 Der Suchtprozess – eine weitverbreitete, systematische Krankheit (Wilson Schaef, 2006: 34)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1 Der Suchtprozess – eine weitverbreitete, systematische Krankheit

Er besteht aus vier Bereichen mit den jeweiligen verschiedenen Einzelkrankheiten, die wiederum spezifische Symptome aufweisen. Dies bedeutet, dass jede Krankheit als Teil des Suchtprozesses und gleichzeitig als eigenständige Krankheit anzusehen ist. Zu den Symptomen des Suchtprozesses zählen Verhaltensweisen wie Kontrolle, Perfektionismus, Angst, Verleugnung und Depression. (vgl. ebd.: 51 ff.)

Diese finden sich daher auch in den Beschreibungen der Verhaltensweisen von, wie oben bereits erwähnt, Alkoholabhängigen und von Co-Abhängigen wieder.

2.2 Definition Co-Abhängigkeit

Der Begriff der Co-Abhängigkeit wurde von den betroffenen Personen, den Partnern von Abhängigen selbst geprägt und ist bis jetzt vorrangig in der Suchthilfe gebräuchlich. (vgl. Wilson Schaef, 2006: 13)

Bevor der Begriff Co-Abhängigkeit formuliert wurde, gab es bereits den Begriff Co-Alkoholismus, nach dessen Definition Angehörige nicht nur passiv von der Sucht betroffen, sondern auch aktiv an der Aufrechterhaltung der Sucht beteiligt sind. Folglich sind also immer mehrere Personen an der Sucht beteiligt. (vgl. Aßfalg, 2006: 11)

Des weiteren stellt der Begriff „[…] helfendes Verhalten kritisch in Frage, und er legt nahe, dass beide, also derjenige, dem geholfen wird, und derjenige der hilft, in ähnlicher Weise krank sind.“ (ebd.: 8)

Bis heute gibt es keine einheitliche Definition von Co-Abhängigkeit.

Einige Fachleute gehen zum Beispiel davon aus, dass co-abhängiges Verhalten auch in Beziehungen zu Menschen existieren kann, die nicht Abhängig sind, sondern an einer psychischen Krankheit leiden. Des weiteren kann Co-Abhängigkeit auch Menschen treffen, die in helfenden Berufen tätig sind, wie zum Beispiel Sozialarbeiter oder Psychologen. (vgl. Körtel; Krasnitzky-Rohrbach, 2004: 12 f.)

Demnach lassen sich die Definitionen von Co-Abhängigkeit in 2 Kategorien aufteilen, auf die im Folgenden genauer eingegangen wird.

2.2.1 Co-Abhängigkeit als Persönlichkeitsstörung

In der ersten Kategorie wird Co-Abhängigkeit als Persönlichkeitsstörung definiert. Nach dieser Definition ist der Co-Abhängige vom Partner selbst abhängig. (vgl. Klein, 2000: 142)

Zu dieser Kategorie gehört zum Beispiel die Definition von Sondra Smalley. Nach ihr ist Co-Abhängigkeit keine Krankheit sondern eine Persönlichkeitsstörung. Es ist ein Modell an bestimmten Verhaltensweisen, Gefühlen und Einstellungen, die das Leben verkomplizieren. (vgl. Wilson Schaef, 2006: 26).

Co-dependency is „ […] an exaggerated dependent pattern of learned behaviors, beliefs and feelings that make life painful. It is a dependence on people and things outside the self, along with neglect of the self to the point of having little self identity.” (vgl. Whitfield, 1989: 19)

Auch Pia Mellody beschreibt Co-Abhängigkeit als eine Persönlichkeitsstörung die sich in

zwei Kernbereichen des Lebens wieder spiegelt, zum Einen in der Beziehung zu sich selbst und zum Anderen in der Beziehung zu anderen. Nach ihrer Definition haben Co-Abhängige „[…] Schwierigkeit:

- angemessene Selbstachtung zu erfahren,
- intakte Grenzen zu setzen,
- die eigene Realität zu beherrschen und auszudrücken,
- Erwachsenen-Bedürfnisse und –Wünsche zu erkennen und zu erfüllen und
- Realität maßvoll zu erfahren und auszudrücken.“ (Mellody, 2006: 23 f.)

Diese Schwierigkeiten haben, nach Pia Mellody, ihren Ursprung in der Kindheit, in der die heute co-abhängige Erwachsene misshandelt und vernachlässigt worden sind. (vgl. ebd.: 23 f.)

Wolfgang Heckmann definiert Co-Abhängigkeit als ein Modell von Persönlichkeitsmerkmalen, die vor allem bei Angehörigen von Abhängigen zu finden sind. Zu diesen Merkmalen gehört auch, dass Co-Abhängige ihr Selbstwertgefühl mit der Kontrolle über andere Menschen verbinden. (vgl. Heckmann, 1997: 100)

2.2.2 Co-Abhängigkeit als Sucht aufrechterhaltende Verhaltensweise

In der zweiten Kategorie wird Co-Abhängigkeit als ein Verhalten beschrieben, dass dazu beiträgt die Sucht des Partners aufrecht zu erhalten. (vgl. Klein, 2000: 142)

Hierzu gehört zum Beispiel die Definition von Sharon Wegscheider-Cruse. Nach ihr gibt es drei verschiedene Typen von Co-Abhängigen. Entweder ist der Co-Abhängige jemand, der mit einem Alkoholabhängigen zusammenlebt, dessen Eltern oder Großeltern alkoholabhängig sind oder der in einer emotional zurückhaltenden Familie aufgewachsen ist. (vgl. Wilson Schaef, 2006: 25)

Nach dieser Definition wären jedoch fast 90% der Bevölkerung co-abhängig.

Nach Charles Whitfield handelt es sich bei Co-Abhängigkeit um einen problematischen Gesundheitszustand sowie um gesellschaftlich nonkonformes Verhalten im Zusammenhang mit Alkoholismus. Co-dependency is „[…] ill health, maladaptive or problematic behavior that is associated with living with, working with or otherwise being close to a person with alcoholism […].“ (Whitfield, 1989: 20)

Eine auf Sucht im Allgemeinen erweiterte Definition stammt von Robbert Subby. Demzufolge entsteht Co-Abhängigkeit durch die in einer Suchtfamilie vorherrschenden Regeln, nicht durch die Sucht selbst. Robbert Subby hat insgesamt 9 Regeln definiert, die in der Familie herrschen. Sie beinhalten eine mangelnde Kommunikation, vor allem über Probleme und Gefühle und unrealistische Erwartungen wie zum Beispiel Perfektionismus an den anderen. (vgl. Wilson Schaef, 2006: 26 ff.) Co-dependency is „[…] an emotional, psychological, an behavioral pattern of coping that develops as a result of an individual’s prolonged exposure to, and practice of, a set of oppressive rules – rules which prevent the open expression of feeling, as well as the direct discussion of personal and interpersonal problems.“ (Whitfield, 1989: 20)

Nach Reinhold Ruthe und Peter Glöckl sind Co-Abhängige Partner, die ungewollt zu Gehilfen werden und die Sucht aufrechterhalten.

Sie definieren vier Arten von Co-Abhängigkeit:

1. den väterlichen Co-Abhängigen, der Aufgaben und Pflichten übernimmt,
2. den mütterlichen Co-Abhängigen, der den Abhängigen pflegt,
3. den kumpelhaften Co-Abhängigen, der sich mit dem Abhängigen solidarisiert und
4. den beruflichen Co-Abhängigen, eine Person, die einen Beruf im Sozialbereich hat. (vgl. Ruthe; Glöckl, 1999: 18 f.)

Anne Wilson Schaef definiert Co-Abhängigkeit als eigenständige Krankheit mit einem Beginn, einem Verlauf und einem Ende. Der Anfang dieser Krankheit äußert sich dadurch, dass der Co-Abhängige mit seinem eigenen Leben überfordert ist. Der Verlauf ist durch körperliche und psychische Probleme gekennzeichnet. Das Ende stellte nach Anne Wilson Schaef der Tod da, der auf Grund der körperlichen Probleme dann eintritt, wenn der Co-Abhängige keine professionelle Hilfe erfährt. Die Co-Abhängigkeit geht ebenfalls, wie die Abhängigkeit aus dem Suchtprozess hervor. (Wilson Schaef, 2006: 16;32)

Da sich diese Arbeit mit der Rolle des Partners in der Suchtberatung befasst, wird im weiteren Verlauf nur auf die Definitionen von Co-Abhängigkeit als eine Sucht aufrechterhaltene Verhaltensweise eingegangen.

2.3 Merkmale von Co-Abhängigkeit

Ein Großteil der Definitionen von Co-Abhängigkeit beziehen sich trotz ihrer Unterschiede eher auf Partnerinnen von Suchtkranken bzw. spezifisch Alkoholabhängigen als umgekehrt. Es gibt zwar auch Männer als Angehörige, jedoch liegt das Zahlenverhältnis von Partnerinnen gegenüber Partnern bei ca. 90% zu 10%. (vgl. Körtel; Krasnitzky-Rohrbach, 2004: 11; Kolitzus, 2000: 13)

Die spezifische Geschlechterrollenverteilung ergibt sich dadurch, dass männliche Partner eher dazu neigen sich von ihren abhängigen Partnerinnen zu trennen und scheiden zu lassen als umgekehrt. (vgl. Borgmann, 1994: 35; Aßfalg, 2006: 24)

Dies liegt in dem allgemeinen Rollenbild der Frau begründet, „[…] so hatte die Frau immer die Rolle der Hüterin von Gesundheit, pflegte also die Kranken, und sie sorgte für gesunde Lebensverhältnisse, für Ernährung, Vorratsbildung, und für den emotionalen Bereich, die Familienatmosphäre.“ (Borgmann, 1994: 37) Trotzdem wird im weiteren Verlauf dieser Arbeit weiterhin die männliche Form „Co-Abhängiger“ oder „Partner“ für beide Geschlechter verwendet.

Die Anpassung des Partners an die Sucht und die damit verbundene Entwicklung der Co-Abhängigkeit verläuft in drei zirkulären Phasen. Hat der Partner die drei Phasen durchlaufen, so entwickeln sich die Verhaltensweisen des Partners nicht weiter, sondern er durchläuft die Phasen erneut.

Die erste Phase ist die Beschützer- oder Verheimlichungsphase. Sie ist gekennzeichnet durch den Versuch des Co-Abhängigen die Sucht des Partners vor der Umwelt geheim zu halten. Hierzu zählen Krankmeldungen bei dem Arbeitgeber, Entschuldigungen bei Freunden und die Übernahme von Aufgaben. Dabei verstoßen Co-Abhängige auch gegen ihre Normen und ethischen Werte.

In dieser Phase vermindert sich auch das Selbstwertgefühl des Co-Abhängigen und er entwickelt Schuldgefühle. Der Co-Abhängige glaubt, dass er an dem Suchtverhalten des Partners eine Mitschuld trägt.

Die zweite Phase ist die Kontrollphase. In dieser stehen der Abhängige und sein Suchtverhalten im Mittelpunkt. Das Selbstwertgefühl des Co-Abhängigen ist stark mit dem Suchtverhalten verbunden. Trinkt der Partner wenig Alkohol, so ist das Selbstwertgefühl positiv, trinkt der Partner viel Alkohol so ist das Selbstwertgefühl negativ.

Daher versucht der Co-Abhängige alles, um das Trinkverhalten des Partners zu kontrollieren zum Beispiel durch das Verstecken des Alkohols und das Ausleeren der Flaschen. „Weitere Kontrollmechanismen sind:

- Übernahme der Haushaltfinanzen, um den Einkauf von alkoholischen Getränken zu überwachen
- Einkauf von alkoholischen Getränken, um die Menge zu kontrollieren
- Markieren von Flaschen, um die getrunkene Menge zu kontrollieren
- Streichen von sozialen Veranstaltungen, um Verführungssituationen vermeiden zu können“ (Kruse; Körkel; Schmalz, 2000:125)

Dabei erkennt der Co-Abhängige die Absurdität seiner Handlung nicht.

Die dritte Phase ist die Anklagephase. Dadurch, dass die Kontrollversuche und unrealistischen Erwartungen an den Partner enttäuscht werden, beginnt der Co-Abhängige seinem Partner Vorwürfe bezüglich seiner Sucht und der Situation in der Familie zu machen. Der Co-Abhängige fühlt sich nicht mehr schuldig für die Situation, sondern sieht die Schuld bei dem Abhängigen.

In dieser Phase wird von den Betroffenen am häufigsten die professionelle Hilfe aufgesucht. (vgl. Haring, 1997: 49; Kruse; Körkel; Schmalz, 2000: 123 ff.; Aßfalg, 2006: 21; Prem, 2004: 5; Kahlert, 1991: 42 f.)

Weitere Verhaltensweisen, die Co-Abhängigkeit auszeichnen sind zum Einen die Rationalisierung der Situation und zum Anderen der Versuch sich selbst unentbehrlich zu machen. Die Rationalisierung äußert sich dadurch, dass der Co-Abhängige Ausreden für das Verhalten des abhängigen Partners findet und es verharmlost. Dies geht sogar soweit, dass sie die Umwelt dazu bringen ihre eigene Wahrnehmung noch einmal zu überdenken und zu hinterfragen. (Gemeinhardt; Farnbacher, 2004: 76)

[...]

Fin de l'extrait de 39 pages

Résumé des informations

Titre
Die Rolle des Partners in der Suchtberatung zwischen Co-Abhängigkeit und Unterstützung
Université
University of Vechta
Cours
Abschlussarbeit
Note
1,8
Auteur
Année
2008
Pages
39
N° de catalogue
V123530
ISBN (ebook)
9783640281329
ISBN (Livre)
9783640284276
Taille d'un fichier
719 KB
Langue
allemand
Annotations
Mots clés
Rolle, Partners, Suchtberatung, Co-Abhängigkeit, Unterstützung, Abschlussarbeit
Citation du texte
Bachelor Kezia Raabe (Auteur), 2008, Die Rolle des Partners in der Suchtberatung zwischen Co-Abhängigkeit und Unterstützung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/123530

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