Im bilanziellen Sinn wird unter einer langfristigen Auftragsfertigung grundsätzlich die Herstellung eines komplexen Produktes über einen längeren Zeitraum, verstanden welches im Kundenauftrag gefertigt wird. Die hergestellten Produkte bestehen in der Regel aus mehreren, in sich wieder zusammengesetzten Aggregaten oder Teilen, woraus die Komplexität des Herstellungsprozesses resultiert. Von einem längeren Zeitraum kann gesprochen werden, wenn die Fertigung nicht weniger als zwei Rechnungsperioden tangiert und somit zwischen Herstellungsbeginn und Abnahme, durch den Kunden, mindestens ein Bilanzstichtag liegt. In Anbetracht der Bearbeitungsdauer, sowie des relativ großen Umfangs der einzelnen Fertigungsobjekte, begründet sich vielfach eine besondere ökonomische Relevanz für das fertigende Unternehmen. Es kann dabei regelmäßig von Einzelfertigung ausgegangen werden, wobei hier auf den individuellen Charakter des Auftrags als Ganzes, und nicht auf die teilweise verwendeten standardisierten Teilaggregaten, abzustellen ist. Für den Produzenten besteht im Allgemeinen kein Absatzrisiko, da der Herstellungsprozess in der Regel erst mit dem Fertigungsauftrag des Kunden begonnen wird. Stattdessen tragen die Unternehmen ein höheres Angebotsrisiko, da für die Erstellung und die Abgabe eines verbindlichen Angebotes sowohl erhebliche kaufmännische als auch technische Ressourcen in Anspruch genommen werden, wobei im Ergebnis nur wenige der abgegebenen Angebote zu einem Vertragsschluss führen. Ferner sind mit langfristiger Fertigung hohe Kalkulationsrisiken verbunden, die aus der Einmaligkeit der Leistung, den extrem individuellen Kundenanforderungen und der nicht vorhersehbaren konjunkturellen Entwicklung resultieren. Da regelmäßig keine vergleichbaren Marktpreise vorhanden sind und auch Kostenschätzungen, die auf Erfahrungswerten basieren, nur eingeschränkt nutzbar sind, bereitet die Preisfindung mitunter große Schwierigkeiten.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Begriffsbestimmung und ökonomische Relevanz
- Zivilrechtliche Vertragsgestaltung
- Bilanzierungsproblematik
- Bewertungsalternativen
- Completed-Contract-Methode
- Selbstkostenaktivierung
- Teilverwinnrealisierung
- Percentage-of-Completion-Methode
- Bilanzielle Behandlung
- Handelsrecht
- International Financial Reporting Standards
- Abschließende Würdigung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht die Unterschiede in der Bilanzierung langfristiger Auftragsfertigung nach Handelsgesetzbuch (HGB) und International Financial Reporting Standards (IFRS). Ziel ist es, die verschiedenen Bewertungsmethoden und deren Auswirkungen auf die Bilanzierung darzustellen.
- Unterschiede in der Bilanzierung langfristiger Aufträge nach HGB und IFRS
- Vergleich der Bewertungsmethoden (Completed-Contract-Methode, Percentage-of-Completion-Methode, Selbstkostenaktivierung)
- Auswirkungen der verschiedenen Methoden auf die Bilanzierung
- Relevanz der zivilrechtlichen Vertragsgestaltung
- Ökonomische Relevanz der Bilanzierung langfristiger Aufträge
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik der Bilanzierung langfristiger Auftragsfertigung ein und definiert zentrale Begriffe. Das Kapitel zur Bilanzierungsproblematik beleuchtet die Herausforderungen bei der Bewertung von Aufträgen, die sich über mehrere Geschäftsjahre erstrecken. Im Kapitel zu den Bewertungsalternativen werden die Completed-Contract-Methode, die Percentage-of-Completion-Methode und die Selbstkostenaktivierung im Detail beschrieben. Schließlich wird die bilanzielle Behandlung nach HGB und IFRS verglichen.
Schlüsselwörter
Langfristige Auftragsfertigung, HGB, IFRS, Completed-Contract-Methode, Percentage-of-Completion-Methode, Selbstkostenaktivierung, Bilanzierung, Bewertung, Vertragsgestaltung, ökonomische Relevanz.
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- Emanuel Zimmermann (Autor), 2009, Unterschiede der Bilanzierung langfristiger Auftragsfertigung nach HGB und IFRS, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/124190