Das Thema des Essays und seine methodische Komponente befinden sich an der Kreuzung der drei Geisteswissenschaftsbereichen. Erstens geht es um die Geschlechtergeschichte — eine Richtung, die in der westlichen Geschichtsschreibung in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts stark entwickelt wurde. Es ist jedoch anzumerken, dass die Geschlechtergeschichte in Russland sich später als in westlichen Ländern zu entwickeln begann — erst in den späten 1980er Jahren, in der Zeit der Perestroika, als die russischen Geisteswissenschaften die Möglichkeit erhielten, ausländische Erfahrung vollständig zu nutzen.
Studien zur Geschichte der Frauen — jedoch ohne die spezielle Methodologie — sind schon in der sowjetischen Geschichtsschreibung erschienen. Beispielsweise wurden mehrere Studien zu Frauen in der revolutionären Bewegung sowie zu Fragen der Frauenbildung im zaristischen Russland veröffentlicht. Allerdings blieben einige von genannten Geschichtsarbeiten nie preisgegebene Dissertationen, was auf eine niedrige Popularität des Themas in der sowjetischen Geschichtswissenschaft hinweist.
Es ist zu bemerken, dass in vielen Gesetzgebungsakten des Russischen Reiches das Alter des Erwachsenenalters für Frauen und für Männer voneinander abweicht. Beispielsweise bestimmte Peter der Große in seiner Verordnung vom Jahr 1714 das Alter des Erwachsenenalters für Frauen auf 17 Jahre und für Männer auf 18 Jahre. Die russische Kaiserin Katharina II. bestimmte in einem Dekret vom Jahr 1762 über Gerichtsverfahren das Alter des Beginns der Rechtsfähigkeit für Männer mit 20 Jahren und für Frauen mit 18 Jahren. Die Hinweise auf eine derart frühe Beteiligung der Mädchen an der "Erwachsenenwelt" finden sich in verschiedenen Bereichen des öffentlichen Lebens. In diesem Essay werden mehrere hypothetischen Antworten auf die Frage gegeben, warum Frauen im Russischen Reich früher als Männern "reiften".
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Historiographie
- Vorgeschichte
- Hypothese eins
- Hypothese zwei
- Hypothese drei
- Fazit
- Quellen- und Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Der Essay untersucht die Frage, warum die Kindheit von russischen Frauen im 19. Jahrhundert kürzer war als die Kindheit von russischen Männern. Er analysiert historische Gesetze, soziale Normen und gesellschaftliche Erwartungen, die zu diesem Phänomen führten.
- Gesetzliche Bestimmungen des Erwachsenenalters für Frauen und Männer
- Soziale Erwartungen an Frauen in verschiedenen Gesellschaftsschichten
- Rolle der Ehe als Übergangsritus zum Erwachsenenalter
- Patriarchale Strukturen und deren Einfluss auf die Kindheit von Frauen
- Die Rolle der Prostitution im Kontext der frühen Erwachsenenwerdung von Frauen
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Der Essay stellt die Forschungsfrage und beleuchtet historische Beispiele, die die unterschiedliche Definition des Erwachsenenalters für Frauen und Männer im Russischen Reich veranschaulichen.
- Historiographie: Dieses Kapitel beleuchtet die Forschungsgeschichte des Themas in der russischen und westlichen Geschichtsschreibung, wobei der Fokus auf der Entwicklung der Geschlechtergeschichte und Studien zur Geschichte der Frauen liegt.
Schlüsselwörter
Der Essay beschäftigt sich mit Themen wie Geschlechtergeschichte, Russland im 19. Jahrhundert, Kindheit, Erwachsenenalter, Patriarchat, gesellschaftliche Normen, Frauenrechte und die Rolle der Prostitution in der russischen Gesellschaft.
- Quote paper
- Roman Smirnov (Author), 2019, Weg aus der Kindheit. Warum war die Kindheit der russischen Frauen kürzer als die Kindheit der russischen Männer?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1246911