Der konkrete Gegenstand, den Adornos Philosophie und die Kritische Theorie, als deren prominentester Vertreter Adorno im Nachkriegsdeutschland galt, negativ behandeln, ist die Gesellschaft. Eine radikale Gesellschaftskritik, quasi die Negation des Leibnizschen Postulats, nach dem wir in der besten aller möglichen Welten leben, ist das Programm Adornos und der Kritischen Theorie überhaupt. Ihre Prämisse ist, dass die gegenwärtige Welt weit hinter der objektiven Möglichkeit, vernünftig und menschlich eingerichtet zu sein, zurückbleibt. Es ist kennzeichnend für die Kritische Theorie, dass ihre Kritik als negatives Verfahren nicht transzendent, sondern aus dem Inneren ihres Objekts heraus erfolgt.
Naiven Optimismus wie den Leibniz’ lehnt die Kritische Theorie zwar ab, räumt jedoch gleichzeitig die virtuelle Möglichkeit einer anderen, besseren Welt ein. Das philosophische Programm der Kritischen Theorie ist die Aufklärung, die nicht etwa abgelehnt, sondern immanent kritisiert wird: Das Sein wird am Schein gemessen; es soll gezeigt werden, dass die vermeintlich aufgeklärte, vernünftige Gesellschaft ihren eigenen Ansprüchen nicht gerecht wird, dass die Versprechen der Aufklärung bislang nicht eingelöst wurden: Die Aufklärung wird zur Selbstreflexion ermahnt. Vertreter*innen der marxistisch geprägten Kritischen Theorie, die Anfang des 20. Jahrhunderts größtenteils, wie Adorno selbst, aus gut situierten, großbürgerlichen Bildungshaushalten stammten, vertraten dabei einen reflektierten Klassenstandpunkt, der sich seiner bürgerlichen Privilegien bewusst war.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung: Adorno und die Kritische Theorie
- Philosophie als (Gesellschafts-)Kritik
- Marx, die Praxis und die Enttäuschung über die ausgebliebene Revolution
- Adornos Negativismus und die Möglichkeit einer Utopie
- Fazit: Wozu noch Philosophie heute
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit Theodor W. Adornos Essay „Wozu noch Philosophie“ und analysiert seine Kritik an der zeitgenössischen Philosophie vor dem Hintergrund der Kritischen Theorie. Der Text beleuchtet Adornos Argumentation, warum Philosophie trotz der Enttäuschungen des 20. Jahrhunderts weiterhin relevant ist.
- Die Kritische Theorie und ihre Gesellschaftskritik
- Philosophie als Negation des Bestehenden
- Die Rolle der Aufklärung und ihre Kritik
- Adornos Negativismus und die Möglichkeit einer Utopie
- Die Bedeutung von Philosophie als (Gesellschafts-)Kritik
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Adorno und die Kritische Theorie
Die Einleitung führt in Adornos Essay „Wozu noch Philosophie“ ein und stellt den Autor sowie die Kritische Theorie als seinen theoretischen Hintergrund vor. Sie skizziert Adornos Kritik an der konformistischen Haltung der zeitgenössischen Philosophie und beleuchtet die Prämisse der Kritischen Theorie, dass die aktuelle Welt weit hinter der Möglichkeit einer vernünftigen und menschlichen Gesellschaft zurückbleibt.
2. Philosophie als (Gesellschafts-)Kritik
Dieses Kapitel analysiert Adornos Verständnis von Philosophie als Kritik. Er zeichnet eine Geschichte der Philosophie als eine Kette von Kritik an den vorherigen Denkern nach und stellt die traditionelle Philosophie in Frage, die im Sinne von Totalität und Vernünftigkeit des Wirklichen argumentiert.
3. Marx, die Praxis und die Enttäuschung über die ausgebliebene Revolution
Das Kapitel behandelt Adornos Auseinandersetzung mit dem Marxismus und der Kritik an der ausgebliebenen Revolution. Es zeigt, wie Adorno die Enttäuschung über den gescheiterten Sozialismus mit dem Versagen der Philosophie in der Praxis verbindet.
4. Adornos Negativismus und die Möglichkeit einer Utopie
Dieser Abschnitt geht auf Adornos Negativismus und seine Kritik an der naiven Hoffnung auf eine bessere Welt ein. Er argumentiert, dass die Kritische Theorie trotz ihrer negativen Perspektive die Möglichkeit einer vernünftigen Gesellschaft nicht ausschließt.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter und Themenbereiche der Arbeit sind die Kritische Theorie, Theodor W. Adorno, Philosophie, Gesellschaftskritik, Negation, Aufklärung, Utopie, Marxismus, und die Frage nach der Relevanz von Philosophie in der heutigen Zeit. Die Arbeit befasst sich mit Adornos kritischer Analyse der Philosophie im Kontext der gesellschaftlichen Verhältnisse des 20. Jahrhunderts.
- Citation du texte
- Leon Maack (Auteur), 2021, Wozu noch Philosophie. Adorno und die Notwendigkeit der Kritischen Theorie, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1247539