Die Forderung der französischen Revolution nach „Egalité“ und die folgenden Abhandlungen von Jean-Jacques Rousseau waren nicht nur Beginn der Soziologie sondern auch des pädagogischen Handelns in einer öffentlichen Erziehung, die allen Heranwachsenden zugänglich gemacht werden sollte.
Alle Menschen sind bildsam und können zur selbsttätigen Aktion aufgefordert werden. Die konstitutiven Prinzipien der Bildsamkeit und der Aufforderung zur Selbsttätigkeit werden begrifflich fixiert. Mit der Zeit zeigt sich, dass die öffentliche Erziehung kein in sich abgeschlossener Raum ist, sondern mit der Gesellschaft und den anderen Praxen auf einer gleichen Ebene interagieren muss, um Prüfkriterien zur Analyse und Anforderungen festzulegen. Durch die Interaktion der zwei konstitutiven Prinzipien pädagogischen Denkens und Handelns innerhalb des Erziehungssystems, sollen die Menschen zu ihrer Bestimmung in der Gesellschaft geführt werden. Dieses entspricht unserer demokratischen Auffassung des Gleichheitsprinzips und der Ordnung einer bürgerlichen Gesellschaft.
In Deutschland hat sich die Erziehung als Wissenschaft etabliert. Die psychische Komponente und ein damit verbundenes, vermeintliches „Technologiedefizit“ bringt eine starke Praxisorientierung dieses Wissenschaftsbereich mit sich. Letztendlich handelt es sich um eine relativ junge Wissenschaft, die auch aufgrund ihrer Natur und der notwendigen Interaktion mit der Gesellschaft kontinuierlichen Veränderungen ausgesetzt ist.
Dem gegenüber steht die statische Systemtheorie von Luhmann, die interdisziplinär eine Art von „Supertheorie“ für gesellschaftliche Teilsysteme repräsentieren will. Es ist als würde die Gesetzmäßigkeit der Kausalität mit einer Festlegung auf einen binären Code und der strikten Trennung mit der Programmierung auf die Spitze getrieben. Für einige Teilsysteme wie zum Beispiel die Wirtschaft klappt die Übertragung dieser Theorie sehr gut, für andere, besonders für die Erziehungswissenschaft, klappt sie nicht so gut. Luhmann scheint seine Theorie bis dahin verteidigen zu wollen, dass er die Erziehung zurück in den Bereich der Kunst zurückführen möchte und ihr den Anspruch der Wissenschaftlichkeit wenigstens anfänglich entzieht. Eine konstruktiver Austausch zwischen ihm und den Erziehungswissenschaftlern findet erst sehr viel später statt und kann nicht zu Ende geführt werden, denn seine Korrekturen, Erweiterungen und Rücknahmen werden erst post mortem 2002 veröffentlicht.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Hauptteil
- Die vier Grundprinzipien pädagogischen Denkens und Handelns
- Konstitutive und regulative Prinzipien
- Bildsamkeit und Aufforderung zur Selbsttätigkeit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Grundprinzipien pädagogischen Denkens und Handelns im Kontext der bürgerlichen Gesellschaft. Sie analysiert die Beziehung zwischen den konstitutiven Prinzipien (Bildsamkeit und Aufforderung zur Selbsttätigkeit) und den regulativen Prinzipien, sowie die Auseinandersetzung zwischen der Pädagogik und der Systemtheorie Luhmanns.
- Die vier Grundprinzipien pädagogischen Denkens und Handelns
- Die Rolle der Bildsamkeit und der Aufforderung zur Selbsttätigkeit
- Der Einfluss der bürgerlichen Gesellschaft auf pädagogisches Denken
- Die Kritik Luhmanns an der Pädagogik und die darauf folgende Diskussion
- Die Bedeutung der pädagogischen Praxis in der modernen Gesellschaft
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die historische Entwicklung des pädagogischen Denkens vor, beginnend mit der französischen Revolution und den Ideen Rousseaus. Sie führt in die Thematik der Bildsamkeit und der Aufforderung zur Selbsttätigkeit ein und skizziert die Auseinandersetzung zwischen pädagogischem Denken und Luhmanns Systemtheorie. Der Hauptteil vertieft sich in die vier Grundprinzipien pädagogischen Denkens und Handelns, ihre Entwicklung innerhalb der bürgerlichen Gesellschaft und ihre Bedeutung für die pädagogische Praxis. Die konstitutiven Prinzipien Bildsamkeit und Aufforderung zur Selbsttätigkeit werden detailliert erläutert, ebenso wie ihr Verhältnis zueinander. Der Text analysiert die verschiedenen Positionen und Argumente im Diskurs um die pädagogische Praxis und ihre Wechselwirkung mit anderen gesellschaftlichen Bereichen.
Schlüsselwörter
Pädagogisches Denken und Handeln, Bildsamkeit, Aufforderung zur Selbsttätigkeit, bürgerliche Gesellschaft, Gleichheit, Niklas Luhmann, Systemtheorie, Dietrich Benner, Erziehungswissenschaft, historische Entwicklung der Pädagogik, konstitutive Prinzipien, regulative Prinzipien, pädagogische Praxis.
- Arbeit zitieren
- Christian Coenen (Autor:in), 2009, Die vier Grundprinzipien pädagogischen Handelns und Luhmanns Systemtheorie, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/125385