Ein Merkmal Japans stellt die besondere geographische Beschaffenheit dar. Aufgrund der stark gebirgigen Oberflächenstruktur sind nur ca. 25% der Gesamtfläche nutzbar, so dass die effektive Ausnutzung des begrenzten Nutzraumes von immenser Bedeutung und natürlich Gegenstand raumplanerischer Überlegungen ist.
Die heute bedeutsamen Agglomerationsräume Osaka-Kobe-Kyoto, Nagoya und Tokyo, denen Bezeichnungen wie Tôkaidô-Industrie-Gürtel oder Osaka-Tokyo-Megalopolis zu Teil werden, sind nicht ausschließlich Produkt der Modernisierung, sondern Ergebnis einer sich schon in der Edo-Zeit (1600-1868) ausgebildeten Route regen Waren-, Personen- und Finanzverkehrs. Mit Einzug des industriellen Fortschritts in Japan zum Ende des 19. Jahrhunderts wurden die Weichen für einen raschen Wandel der Produktions- und somit der sozio-ökonomischen Raumstruktur gestellt. Die überwiegend agrarwirtschaftlich produzierende Bevölkerung profitierte von den neuen technischen Möglichkeiten in der Form, dass Textilmanufakturen oder Fabriken der Schwermetallindustrie errichtet wurden, die neue Erwerbsmöglichkeiten schafften. Als Folge ist eine heute in der gravierendsten Form vorliegende (Über-) Konzentration in den oben genannten Verdichtungsräumen zu nennen, welche aus der kontinuierlich andauernden Land-Stadt-Migration resultiert. Eine breite räumliche Verteilung verschiedener Kerngebiete an Standorte mit natürlichen Ressourcen oder günstiger Verkehrslage im Verlauf des Industrialisierungsprozesses wären sicherlich mit ökonomisch-rationalen Anreizen zu begründen (Baron 1973: 37). Tatsächlich blieb ein solches Szenario aus, es kam zu Agglomerationen rund um Osaka und Tokyo, obwohl sich diese Gebiete nicht durch natürliche Standortvorteile auszeichnen. Der Verdichtungsraum Tokyo bildet, nicht nur auf grund der geographisch zentralen Lage, das Herzstück der japanischen Politik und Wirtschaft, so dass von einer „Einpunktkonzentration“ (ikkyoku shûchû) auf den Agglomerationsraum Tokyo die Rede ist (Lützeler 1998: 276).
Welche Faktoren führten zu einer derartigen Fokussierung auf den Verdichtungsraum rund um die Hauptstadt Japans, die, trotz erheblicher raumpolitischer Maßnahmen zur Dezentralisierung, zur Auflockerung der Megalopolisorientierung durch die japanische Regierung, im wesentlichen erhalten geblieben ist?
Inhaltsverzeichnis
- Allgemeine Vorbemerkungen zur Raumordnungspolitik
- Raumordnungskonzepte bis zum Zweiten Weltkrieg
- Ausgangssituation der Raumordnung in Japan
- Die Ausbildung einer Raumordnungspolitik in Japan bis zum Zweiten Weltkrieg
- Die Raumordnungspolitik von 1945 bis zur Gegenwart
- Die Raumordnungspolitik in Japan in der Nachkriegszeit
- Die Phase des wirtschaftlichen Hochwachstums (1960-1973)
- Die Ausgangssituation
- Der erste Plan zur umfassenden Landesentwicklung
- Die Revision - Landesentwicklungsplan Nr. 2
- Die Phase wirtschaftlicher Stagnation und neue sozio-ökonomische Rahmenbedingungen (1973-1983)
- Der dritte Landesentwicklungsplan
- Wirtschaftliche Stagnation und der Wandel der industriellen Struktur
- Das Technopolis-Gesetz
- Multipolare Dispersion und das „Global-City-Konzept”
- Die Bedeutung des Technopolis-Gesetzes für die Raumordnung
- Der vierte Landesentwicklungsplan
- Landesentwicklungsplan Nr. 5
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit analysiert die Entwicklung der Raumordnungspolitik in Japan von der Nachkriegszeit bis zur Gegenwart. Die Zielsetzung besteht darin, die verschiedenen Phasen der Landesentwicklung und die darauf abgestimmten Raumordnungsmaßnahmen zu untersuchen. Dabei werden die Einflüsse des wirtschaftlichen Wandels, der demographischen Entwicklung und der sozio-ökonomischen Rahmenbedingungen auf die Raumordnungspolitik beleuchtet.
- Entwicklung der Raumordnungspolitik in Japan
- Einfluss des wirtschaftlichen Wandels
- Auswirkungen der demographischen Entwicklung
- Sozio-ökonomische Rahmenbedingungen der Raumordnung
- Landesentwicklungspläne als Instrumente der Raumordnungspolitik
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einleitung, die die besondere geographische Beschaffenheit Japans und die Herausforderungen der Raumordnung im Kontext des begrenzten Nutzraums beleuchtet. Anschließend werden die Raumordnungskonzepte bis zum Zweiten Weltkrieg untersucht, wobei die Ausgangssituation und die Entwicklung der Raumordnungspolitik in den Fokus rücken. Das dritte Kapitel widmet sich der Raumordnungspolitik von 1945 bis zur Gegenwart und analysiert die Phasen des wirtschaftlichen Hochwachstums, der Stagnation und des Wandels der industriellen Struktur.
Das Kapitel über die Multipolare Dispersion und das „Global-City-Konzept“ beleuchtet die Bedeutung des Technopolis-Gesetzes und die Rolle des vierten Landesentwicklungsplans. Abschließend wird der Landesentwicklungsplan Nr. 5 vorgestellt.
Schlüsselwörter
Raumordnungspolitik, Japan, Landesentwicklungsplan, wirtschaftlicher Wandel, demographische Entwicklung, sozio-ökonomische Rahmenbedingungen, Technopolis-Gesetz, Global-City-Konzept, Megastädte, Konzentration, Dezentralisierung, Land-Stadt-Migration.
- Citation du texte
- Natsuho Hayauchi (Auteur), 2002, Der Transformationsprozess der Raumordnungspolitik in Japan, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/12601