Wirft man einen Blick in die Vergangenheit, so fällt auf, dass die Betrachtung des Zinses nicht von Anfang an wirtschaftlicher Natur war, wie es die Vermutung nahe legen würde. Es waren vielmehr die Philosophen und Religionsvertreter die sich zuerst dem Zinsphänomen annahmen. Bereits Aristoteles setzte sich vor mehr als 2000 Jahren auf philosophischer Ebene mit dem Zins auseinander und kam zu dem Schluss, dass die Vermehrung von Geld durch dessen bloße Verleihung naturwidrig sei, da er Geld für von Natur aus unfruchtbar hielt. Die Kirche sah es ihrerseits für Christen als verwerflich an von ihren Brüdern Zinsen zu nehmen und bezeichnete diese als Wucher. Diese tief verwurzelte kirchliche Lehre führte daher zur Verankerung des sogenannten Zinsverbots, welches nicht nur Vertreter des Klerus, sondern auch weltliche Bürger betraf.
Im Rahmen dieser Arbeit sollen die Zinsen jedoch lediglich aus wirtschaftswissenschaftlicher Perspektive beleuchtet werden. Die Zinstheorie ist die ökonomische Lehre des Zustandekommens von Zinssätzen und deren Höhe. Ausgehend von der klassischen Zinstheorie, die im Folgenden kurz angerissen wird, sollen die weiterführenden Überlegungen bedeutender Ökonomen auf diesem Gebiet beleuchtet werden. Die Theorien von Knut Wicksell, Eugen von Böhm-Bawerk, Irving Fisher, sowie John Maynard Keynes werden dabei im Verlauf dieser Arbeit in zinstheoretischem Kontext in einen logischen Zusammenhang gebracht. Dabei sollen wesentliche Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Theorien aufgezeigt werden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die klassische Zinstheorie
- Die Zinstheorien der Neoklassik
- Der Pionier - Eugen von Böhm-Bawerk
- von Böhm-Bawerks Prämissen
- Geschichte und Kritik der Kapitalzinstheorien
- Die positive Zinstheorie
- Implikationen der positiven Zinstheorie
- Später Ruhm - Knut Wicksell
- Wicksells Prämissen
- Die Zinsspannentheorie
- Implikationen der Zinstheorie Knut Wicksells
- Der Exzentriker - Irving Fisher
- Prämissen der Fisherschen Zinstheorie
- Die Fisher-Separation
- Preiserwartungseffekt und Erwartungshypothese
- Implikationen der Theorien Fishers
- John Maynard Keynes
- Keynes' Prämissen
- Keynes' Zinstheorie
- Implikationen der Liquiditätspräferenztheorie
- Der Pionier - Eugen von Böhm-Bawerk
- Zusammenfassung
- Abbildungsverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Entwicklung der Zinstheorie in der Wirtschaftswissenschaft. Sie analysiert die Zinstheorien bedeutender Ökonomen wie Knut Wicksell, Eugen von Böhm-Bawerk, Irving Fisher und John Maynard Keynes und setzt diese in einen historischen Kontext. Ziel ist es, die verschiedenen Ansätze zur Erklärung des Zinses und seiner Funktionsweise zu beleuchten und die jeweiligen Stärken und Schwächen aufzuzeigen.
- Die Entwicklung der Zinstheorie von der klassischen bis zur neoklassischen Ökonomie
- Die Rolle des Zinses als Preis für Kapital
- Die Bedeutung von Zeitpräferenz, Produktivität und Erwartungen für die Zinshöhe
- Die Auswirkungen von Geldpolitik und Inflation auf den Zins
- Die Integration der Zinstheorie in makroökonomische Modelle
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema der Zinstheorie ein und beleuchtet die historische Entwicklung des Zinsbegriffs. Sie zeigt auf, dass die Betrachtung des Zinses ursprünglich nicht wirtschaftlicher Natur war, sondern von Philosophen und Religionsvertretern geprägt wurde. Die Arbeit konzentriert sich auf die wirtschaftswissenschaftliche Perspektive des Zinses und stellt die Zinstheorie als ökonomische Lehre des Zustandekommens von Zinssätzen und deren Höhe dar.
Das Kapitel "Die klassische Zinstheorie" behandelt die Zinstheorie der klassischen Nationalökonomie, die von Ökonomen wie Smith, Ricardo oder Say entwickelt wurde. Die Klassiker sahen den Zins als Gebühr für ein Kapitaleinkommen, welches durch die Wertproduktivität langfristigen Kapitals entsteht. Der Zins bildet in dieser Theorie einen Gleichgewichtspreis zwischen dem Geldangebot der Sparer und der Geldnachfrage der Investoren, wobei die Höhe des Zinses vom Kapitalreichtum eines Landes bestimmt wird. Die klassische Zinstheorie betrachtet den Zins als reale Größe, welche durch die monetäre Größe des Geldes bzw. die Geldmenge langfristig nicht beeinflusst wird. Sie basiert auf der Annahme der Neutralität des Geldes und der Trennung zwischen monetärem und realem Bereich der Volkswirtschaft.
Das Kapitel "Die Zinstheorien der Neoklassik" widmet sich den weiterführenden Überlegungen bedeutender Ökonomen auf dem Gebiet der Zinstheorie. Es werden die Theorien von Knut Wicksell, Eugen von Böhm-Bawerk, Irving Fisher und John Maynard Keynes in zinstheoretischem Kontext beleuchtet. Die Kapitel behandeln die jeweiligen Prämissen, die zentralen Theorien und die Implikationen der jeweiligen Ansätze. Es werden Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Theorien aufgezeigt und die Weiterentwicklung der Zinstheorie im Laufe des 19. und 20. Jahrhunderts dargestellt.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die Zinstheorie, die klassische Nationalökonomie, die Neoklassik, Knut Wicksell, Eugen von Böhm-Bawerk, Irving Fisher, John Maynard Keynes, Zeitpräferenz, Kapitalproduktivität, Geldmenge, Inflation, Liquiditätspräferenz, Zinsspannentheorie, Fisher-Separation, IS-LM-Modell.
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- Christian Hackel (Author), 2008, Zinstheorien. Spezielle Geldtheorie, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/126262