Implementation von Casemanagement im Kontext Sozialer Arbeit


Hausarbeit, 2009

24 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhalt

1. Einleitung

2. Einführung ins Casemanagement
2.1 Historische Entwicklung
2.2 Einordnung in den Kontext Sozialer Arbeit
2.2.1 Casemanagement als Methode zur Fallbearbeitung
2.2.2 Casemanagement als Systemsteuerungsinstrument

3. Implementation von Casemanagement
3.1 ... auf der Ebene sozialarbeiterischer Praxis
3.1.1 Allgemein
3.1.2 Casemanagement in der Beschäftigungsförderung
3.2 ... auf der Systemebene
3.2.1 Koordinierungsstellen
3.2.2 Casemanagement bei den Kostenträgern
3.3 ... auf der politischen Ebene
3.4 Zur Verknüpfung der Ebenen
3.5 Qualitätsanspruch und Standards des Casemanagements
3.6 Probleme und Risiken

4. Aktueller Stand der Wirkungsforschung

5. Fazit

6. Literatur

1. Einleitung

Die vorliegende Arbeit ist der Versuch einer inhaltlichen Verknüpfung zweier Seminare im Modul 3 „Casemanagement1 – Gestaltung von Unterstützungssettings“ des MasterStudiengangs „Soziale Arbeit“ an der Universität DuisburgEssen. Die beiden Seminare firmieren jeweils unter dem Titel „Soziologie sozialer Interaktion und Netzwerke“ (Frau Prof. Dr. von WedelParlow) bzw. „Planung sozialer Dienstleistungen“ (Herr Prof. Dr. Nikles).

Das Thema „Implementation von Casemanagement im Kontext Sozialer Arbeit“ resultiert aus der Fragestellung:

„Welche Rahmenbedingungen sind bei der Einführung der Methode des Casemanagements zu bedenken?“

Zur Einführung in die Thematik erfolgt in einem ersten Schritt die historische Herleitung, d.h. die Entwicklung der Methode des Casemanagements im Kontext der Gesundheitssysteme und die Adaption durch die Soziale Arbeit. Daran anschließend wird das Handlungskonzept vorgestellt und Casemanagement in seinen verschiedenen Dimensionen als Methode zur Fallbearbeitung und zur Beeinflussung der organisationalen Zusammenhänge, bzw. als sozialpolitisches Steuerungsinstrument ausführlich erläutert.

Der Hauptteil der Arbeit behandelt die Implementation des Casemanagement in den genannten Dimensionen, sowie die Verknüpfung der Ebenen, die Anbindung an organisationsinternes Qualitätsmanagement und die mit der Einführung verbundenen Probleme und Risiken.

Abschließend wage ich einen kurzen Blick ins Feld der Wirkungsforschung und runde die Arbeit mit einer subjektiven Beurteilung der geschilderten Zusammenhänge hinsichtlich der Möglichkeiten und Grenzen des Casemanagements ab.

Anmerkung:

Ich beschränke mich bei der Schreibweise personenbezogener Substantive immer auf die jeweils männliche Form. Dies geschieht lediglich aus Gründen der Lesbarkeit, der geneigte Leser möge dies berücksichtigen und sich die weibliche Alternative bei Bedarf dazu denken. Vielen Dank!

2. Einführung ins Casemanagement

2.1 Historische Entwicklung

Das heutige Verständnis von Casemanagement ist das Resultat einer mittlerweile über dreißigjährigen Entwicklungsgeschichte.

Im Zuge einer Reorganisation der sozialen und gesundheitlichen Versorgung in den USA, Mitte der 1970er Jahre, ereignete sich eine Umorientierung von stationären zu offenen Hilfeangeboten, bezeichnet als „Deinstitutionalisierung“. Dies hatte zur Folge, dass sich die Hilfebedürftigen einer Vielzahl unkoordinierter Angebote im ambulanten Sektor gegenüber sahen, die das Finden der richtigen Leistung deutlich erschwerte. Aufgrund dessen wurde bereits 1975 eine verbindliche Hilfeplanung für Behinderte, das Casemanagement, gesetzlich verankert. 1981 formulierte dann die National Conference on Social Welfare erstmals eine Definition für den noch jungen Begriff: man bezeichnete Casemanagement als „einen Prozess, oder eine Methode, sicherzustellen, das Klienten auf koordinierte, effektive und effiziente Weise mit allen Leistungen versorgt werden“ (vgl. Wendt 1997).

Parallel dazu entwickelte sich in Großbritannien das Konzept des „community care“, bzw. „care management“. Dies umfasste die lokale, also kommunale, Bereitstellung von sozialen Dienstleistungen und die entsprechende Koordination derselben im Einzelfall. 1990 machte das britische Parlament dieses Konzept zum Gesetz in Form des „National Health Service and Community Care Act“ und schuf den neuen Posten des Care Managers. Im weiteren Verlauf der 1990er Jahre entwickelte sich im Gesundheitssektor, wieder beginnend in den USA, ein ähnliches Konzept, welches auf integrierte und kontinuierliche Versorgung, sowie auf die Vernetzung ambulanter und stationärer Therapie abzielt, das so genannte „Disease Management“. Dieses Konzept fand auch Einzug in das aktuelle Modell der deutschen Gesundheitsreform und soll langfristig dazu beitragen, die Versorgungsqualität zu erhöhen und die jährlich steigenden Kosten des Gesundheitssystems zu senken. Im August 2002 empfahl die Hartz – Kommission die Einrichtung von „JobCentern“ im Rahmen der neuen Bundesagentur für Arbeit. Arbeitsgrundlage dieser neuen Arbeitsvermittlungsinstanz sollte das Fallmanagement sein, um neben der direkten Vermittlung auch die arbeitsmarktrelevanten Leistungen von Sozialamt, Jugendamt, Wohnungsamt, sowie Sucht- und Schuldnerberatung anbieten zu können. Die rotgrüne Bundesregierung setzte diesen Vorschlag in ihrem „Zweiten Gesetz für moderne Dienstleistungen am Arbeitsmarkt“ (Hartz II), mit Wirkung zum 1. Januar 2003, um.

In der aktuellen Diskussion wird das Casemanagement gehandelt als Modell zur Verbesserung von Effizienz und Effektivität eines „nicht abgestimmten, mehrgliedrigen und bürokratischen SozialGesundheitssystems“ (Brinkmann 2006:6) und insbesondere zur „Steigerung der Klientensouveränität“ (ebd.). Es hält somit Einzug, nicht nur in das Methodenrepertoire, sondern in die grundlegenden Gestaltungszusammenhänge von Dienstleistungen sozialer Arbeit.

2.2 Einordnung in den Kontext Sozialer Arbeit

Casemanagement in der Sozialen Arbeit hat demnach zwei Dimensionen, zum einen als “Methode für die Fallbearbeitung” und zum anderen als “Systemsteuerungskonzept”. Letzteres lässt sich erneut unterteilen in die Funktion als Instrument der Gestaltung der organisationalen Zusammenhänge, sowie in die Funktion als “sozialpolitisches Steuerungsinstrument” (GisselPalkovich 2006:89).

2.2.1 Casemanagement als Methode zur Fallbearbeitung

Casemanagement als Methode Sozialer Arbeit ist im Grunde eine Weiterentwicklung des ursprünglich in den USA entwickelten “case work” und zielt auf eine “von den Interessen der Leistungserbringer unabhängige Bedarfserhebung und Informationsvermittlung” (Ewers/Schaeffer 2000:12). Der konkreten methodischen Anwendung, wie z.B. im Sinne der Beschäftigungsförderung (s.o.), liegt dabei eine strenge schematische Abfolge zugrunde (vgl. Abb. 1).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 1: gemäß NCM Schweiz 2006

Das “Netzwerk Casemanagement Schweiz” erarbeitet in seinen Standards zum Casemanagement eine Abfolge der erforderlichen Schritte: Im Clearing werden die Grundfragen geklärt, es wird ein Erstprofiling vorgenommen und der Klient wird über den Prozessablauf informiert. Dem folgt ein Assessment, in dessen Rahmen die genaue Situation, die Bedarfe und Ressourcen des Klienten analysiert werden. Auf dieser Basis wird eine Zielvereinbarung geschlossen, in der Ziele für beide Seiten ausgehandelt und verbindlich festgelegt werden. Es wird definiert, was, wie, in welchem Zeitraum zu erreichen ist. Dem folgt als vierter Schritt die Maßnahmenplanung, hier werden gemeinsam Unterstützungsangebote geplant, die geeignet sind und die “rechtzeitig, qualitativ hochwertig und kosteneffizient erbracht werden können” (NCMS 2006, S. 8)2. Im Anschluss beginnt die eigentliche Durchführung, hierbei werden beständig Informationen gesammelt und der Verlauf wird beobachtet, um im Bedarfsfall intervenieren bzw. umsteuern zu können. Ist diese abgeschlossen, wird der Verlauf evaluiert, der Fall wird abgeschlossen, oder das Verfahren beginnt von vorn, falls neue, oder veränderte Bedarfe festgestellt werden (zum Ablauf vgl. NCMS 2006).

Kritiker werfen an diesem Punkt ein, dass wenig Neues an diesem methodischen Konstrukt zu finden ist, vergleicht man es mit ausgearbeiteten Modellen zur klassischen Einzelfallhilfe. Lediglich der Fokus auf die Koordinierung der verschiedenen Dienstleistungen, sozusagen der „managerielle Faktor” im Casemanagement weckt die Aufmerksamkeit. Es stellt sich jedoch die Frage, „ob in der sozialpolitischen Landschaft der Bundesrepublik Deutschland ein ähnlich hoher und fallspezifischer Koordinationsbedarf besteht” (Galuske 2005:206), wie etwa in den USA, dem Ursprungsland der Methode Casemanagement. Während dort ein Großteil der sozialen Dienstleistungen durch „örtlich begrenzte Privatinitiativen” (ebd.) und Stiftungen organisiert und finanziert wird, sind es hierzulande Staat und Versicherungen, die zumindest die Finanzierung vorrangig übernehmen und so einen „QuasiMarkt” (Brinkmann 2006:7) schaffen, dessen Angebotsvielfalt sich häufig in den Abteilungen der großen Wohlfahrtsverbände erschöpft.

[...]


1 In der Literatur finden sich als Schreibweise sowohl “Case Management”, als auch “Casemanagement”, im Folgenden wird aus Gründen der Leserlichkeit immer der letztere Typus gewählt.

2 http://www.netzwerkcm.ch/fileadmin/user_upload/pdf/Mitglieder/Definition_und_Standards_30_03_2006.pdf, Abruf: 16.03.09

Ende der Leseprobe aus 24 Seiten

Details

Titel
Implementation von Casemanagement im Kontext Sozialer Arbeit
Hochschule
Universität Duisburg-Essen
Note
1,3
Autor
Jahr
2009
Seiten
24
Katalognummer
V126763
ISBN (eBook)
9783640332151
ISBN (Buch)
9783640332168
Dateigröße
487 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
casemanagement, case management
Arbeit zitieren
Florian Sondermann (Autor:in), 2009, Implementation von Casemanagement im Kontext Sozialer Arbeit, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/126763

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