Die sogenannte "Severische Kameenrenaissance"


Hausarbeit, 2008

17 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Die severische Zeit

3. Die Kameen der severischen Zeit
3.1. Der Pariser Familienstein
3.2 Die Pariser Opferszene
3.3 Das Caracalla-Portrait
3.4 Die Panzer-Paludamentum-Büste
3.5 Die Iulia Domna
3.6 Die Kasseler Victoria
3.7 Eine weibliche Büste im Olympias-Typus

4. Schluss

Abbildungen

Literatur

1. Einleitung

Die Qualität und auch die Menge der erhaltenen Kameen aus severischer Zeit unterscheiden sich stark von der vorhergehenden Zeit, in welcher die meisten Steine Umarbeitungen aus der frühen Kaiserzeit darstellen.[1]

Der Begriff der ‚Severischen Kameenrenaissance’, auf den hier näher eingegangen werden soll, definiert diese Neuartigkeit aber gleichzeitig auch als Rückgriff auf eine frühere Zeit.

Um dies näher zu untersuchen, soll zuerst ein kurzer Überblick über die behandelte Zeit gegeben werden, über wichtige Personen und Ereignisse, deren Kenntnis erst die Fähigkeit gibt, die Darstellungen auf den Kameen richtig zu deuten und zu interpretieren.

Im Anschluss sollen dann einige der bedeutenderen Kameen aus der severischen Epoche vorgestellt werden. Den Anfang macht hierbei der berühmte Pariser Familienstein, auf dem die Familie des ersten severischen Kaisers abgebildet ist. Dieselben Personen, lediglich die Kaiserin fehlt, sind auf dem darauf folgenden Stein, der Pariser Opferszene zu sehen. Zwei Caracalla-Portraits, bei welchen das zweite jedoch als nicht gesichert gelten muss, lassen nähere Erkenntnisse über die Portraitmerkmale dieses Kaisers zu. Zuletzt werden drei Steine mit weiblichen Portraits vorgestellt, die die Bedeutung der Kaiserinnen und Kaisermütter deutlich machen. Bei allen vorgestellten Kameen wird auch wichtig sein, sie auf eventuelle Überarbeitungen hin zu untersuchen.

2. Die severische Zeit

Die severischen Kaiser besitzen im Gegensatz zu ihren Vorgängern, den Adoptivkaisern und den Antoninen, eine dynastische Abfolge. In dieser Zeit wird es somit wieder wichtig, die eigenen Nachkommen als künftige Herrscher zu legitimieren. Dies geschieht auch durch entsprechende Abbildungen auf Kameen, weshalb wir aus dieser Zeit viele qualitätvolle Steine besitzen.

Der erste Vertreter der Severer ist der Namensgeber der Dynastie, Septimius Severus.[2] Er war Kaiser in den Jahren 193 – 211 und verheiratet mit Iulia Domna. Iulia Domna war eine hoch gebildete Frau und folgte ihm auf seinen Reisen und Feldzügen. Dadurch erhielt sie bereits 196 n.Chr. den Titel mater castrorum. Das Kaiserpaar hatte zwei Söhne, Caracalla und Geta. Caracalla wurde 198 n.Chr. von seinem Vater zum Augustus ernannt, Geta zehn Jahre später.

Nach dem Tod des ersten severischen Kaisers regierten die beiden Söhne gemeinsam. Die ständige Feindschaft der beiden Brüder führte jedoch dazu, dass Caracalla Geta bereits im Frühjahr 211 ermorden ließ. Ab dieser Zeit war Caracalla der alleinige Herrscher, bis er schließlich 217 n.Chr. ermordet wurde. Während seiner gesamten Regierungszeit war er geprägt von der Vorstellung, ein zweiter Alexander zu sein. Dies zeigte sich vor allem in seiner Vorliebe für den Soldatenstand und im Versuch Alexanders Reich wieder zu errichten.

Sein Nachfolger, Elagabal, war zunächst Priester des gleichnamigen Gottes in Emesa und wurde auf Bestreben seiner Großmutter Iulia Maesa 218 von den Legionen zum Kaiser ausgerufen. Seine erste Frau wurde Iulia Cornelia Paula, die er zur Augusta erhob und kurz darauf verstieß. Dies und sein autokratisches Regiment machten den Kaiser immer unbeliebter und seine Großmutter sah die Macht schwinden. Sie brachte deshalb ihre zweite Tochter Iulia Mamaea und deren 12-jährigen Sohn Alexander auf die politische Bildfläche. Elegabal musste Alexander adoptieren und zum Caesar erheben. Elagabal versuchte daraufhin Alexander zu töten und wurde selbst 222 n.Chr. von seinen Soldaten ermordet.

Ab diesem Zeitpunkt wird Alexander als Alexander Severus letzter Kaiser der severischen Dynastie und regiert bis 235 n.Chr. Da er in seinen ersten Regierungsjahren noch sehr jung war, regierte seine Mutter zusammen mit dem Staatsrat. Seine Herrschaft zeichnete sich durch Reformen und Neuordnungen von Finanzen und Rechtswesen aus. Er hatte jedoch mit Germaneneinfällen zu kämpfen, aufgrund derer seine Soldaten schließlich meuterten, andere Kaiser ausriefen und ihn und seine Mutter 235 n.Chr. ermordeten. Damit endete die severische Dynastie und das Römische Weltreich tritt in eine Krise ein.

3. Die Kameen der severischen Zeit

3.1. Der Pariser Familienstein

Der vorliegende Kameo stellt eine bedeutende Arbeit dar[3] und befindet sich im Cabinet des Medailles in Paris. Es handelt sich um einen Sardonyx in drei Schichten mit den Maßen 7,5 x 11,2 cm.

Der Stein weist nur unwesentliche Bestoßungen am Kranz des Caracalla und am Diadem Iulia Domnas auf. Es scheint, dass man versucht hat, die Gesichter von Geta und Iulia Domna nachträglich heraus zu brechen. Die Durchbohrungen über jedem Büstenpaar sind sicher nachantik und dienten wohl zur Befestigung.[4]

Es sind zwei einander gegenüber gestellte, gestaffelte Büstenpaare zu sehen[5], die sich mit den runden Köpfen und abgeplatteten Nasen sehr ähneln.[6] Der vorliegende Kameo zeigt demnach eine Familiendarstellung, links Septimius Severus und dahinter seine Frau Iulia Domna und rechts ihre beiden Söhne Caracalla und dahinter Geta. Septimius Severus trägt Panzer und Paludamentum und auf dem Kopf eine fünfzackige Strahlenkrone. Iulia Domna trägt einen Mantel und einen Schleier, den sie über den Hinterkopf gezogen hat. Davor erscheint ein unverziertes Diadem. Caracalla ist als Rückenbildnis dargestellt, er trägt auf der linken Schulter die Aegis, über der rechten Schulter den Schwertriemen und auf dem Kopf einen Lorbeerkranz. Geta ist als einziger durch keine Attribute ausgezeichnet.

Die Benennung der Personen ist seit langer Zeit unbestritten.[7] Die Portraits von Septimius Severus und Iulia Domna entsprechen fast exakt den Portraits auf einem Aureus.[8] Vor allem die Kopfform von Septimius Severus und die Gestaltung von Bart und Haaren stimmen nahezu vollkommen überein.[9] Auffallend ist, dass der Halbmond, welcher sich auf der Münze unter der Büste der Kaiserin befindet, auf dem Kameo fehlt. Dies geschah vermutlich lediglich aus Platzgründen.[10] Die Attribute Strahlenkrone und Halbmond weisen auf die Vergöttlichung des Herrscherpaares hin und schaffen gleichzeitig eine Verbindung zu Sonne und Mond, den ewigen Herrschern über das Universum. Dadurch wird der Wunsch von Kaiser und Kaiserin, ewige Herrscher zu sein, dargestellt.[11]

Eine Benennung der beiden jungen Männer als Caracalla und Geta, die Söhne des Herrscherpaares, liegt nahe. Caracalla unterscheidet sich von seinem Bruder durch die kurze, vorstehende Nase, den hohen Abstand zwischen Nase und Mund und dem schwachen, rundlich geformten Kinn. Geta weist zwar die gleiche Haaranordnung wie Caracalla auf, hat aber eine höhere Stirn, ein steileres Profil, eine gerade, lange Nase, einen kurzen, leicht geschürzten Mund, ein hohes Kinn und einen kleinen Abstand zwischen Nase und Oberlippe.[12] Alle diese Unterscheidungen finden sich auch auf den Münzportraits.[13]

Die beiden Söhne sind nicht kleiner als ihre Eltern dargestellt, es handelt sich also um erwachsene junge Männer.[14]

[...]


[1] siehe für die Zeit zwischen Nero und den Severern: W.-R. Megow, Kameen von Augustus bis Alexander Severus (Berlin 1987) 105 – 124.

[2] Für die folgenden Ausführungen siehe beispielsweise K. Christ, Geschichte der römischen Kaiserzeit 5(München 2005).

[3] A. Furtwängler, Die antiken Gemmen 3 (Amsterdam 1965) 365.

[4] W.-R. Megow a.O. (Anm. 1), 239.

[5] W.-R. Megow a.O. (Anm. 1), 239.

[6] K. Buchholz, Die Bildnisse der Kaiserinnen der severischer Zeit nach ihren Frisuren (Diss. Universität Frankfurt am Main 1963) 30.

[7] W.-R. Megow a.O. (Anm. 1), 239.

[8] A.M. McCann, The Portraits of Septimius Severus (Rom 1968) 52.

[9] W.-R. Megow a.O. (Anm. 1), 129.

[10] W.-R. Megow a.O. (Anm. 1), 239.

[11] M.G. Williams, Studies in the Lives of Roman Empresses, AJA 6, 1902, 259 – 305, 80.

[12] H. von Heintze, Studien zu den Portraits des 3. Jahrhunderts n.Chr.: 7. Caracalla, Geta und Elagabal, RM 73 / 74, 1966 / 67, 190 – 231, 200.

[13] H. Mattingly, Coins of the Roman Empire in the British Museum 5. Pertinax to Elagabalus (London 1950)

Tafel 33, 5; 34, 16.

[14] K.A. Neugebauer, Die Familie des Septimius Severus, Die Antike 12, 1936, 155 – 172, 160.

Ende der Leseprobe aus 17 Seiten

Details

Titel
Die sogenannte "Severische Kameenrenaissance"
Hochschule
Eberhard-Karls-Universität Tübingen  (Institut für Klassische Archäologie)
Veranstaltung
Kaiserzeitliche Kameen
Note
2,0
Autor
Jahr
2008
Seiten
17
Katalognummer
V126916
ISBN (eBook)
9783640332793
ISBN (Buch)
9783640332786
Dateigröße
4459 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Kameo, Kameen, Gemmen, severische, Kameenrenaissance, Kunst, Klassische, Archäologie, Rom, römisch, Glyptik
Arbeit zitieren
Stefanie Leisentritt (Autor:in), 2008, Die sogenannte "Severische Kameenrenaissance", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/126916

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