Die zentrale Intention dieser Arbeit besteht in der kritischen Überprüfung, in welchem Maß die geltenden Besteuerungsregelungen dem Wesen einer digitalisierten Wirtschaft gerecht werden können. Aufbauend auf den durchgeführten Analysen entsteht im Ergebnis ein Lösungsansatz für die Konstruktion eines angepassten Nexus-Begriffs, welcher auf die steuerrechtlichen Herausforderungen digitaler Geschäftsmodelle zugeschnitten ist. Im Vordergrund stehen der ertragsteuerliche Rahmen und die Frage nach einer angemessenen Besteuerung "dem Grunde nach". Auf die Problematiken hinsichtlich einer angemessenen Besteuerung "der Höhe nach" wird nur in geringem Umfang eingegangen.
Auffallend niedrige Konzernsteuerquoten der großen Digitalkonzerne bestimmen die mediale Berichterstattung über das geltende Internationale Steuerrecht. Insbesondere vor dem Hintergrund derartiger Nachrichten verliert das Institut einer gerechten Besteuerung in der öffentlichen Wahrnehmung an Transparenz und Glaubwürdigkeit. Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen werden durch Globalisierung und Digitalisierung tiefgreifend evolviert. Dabei steht den erwachsenden Konsummöglichkeiten und neuartigen Geschäftsmodellen ein weitgehend starres Internationales Steuerrecht gegenüber. Während die führenden Unternehmen unserer Zeit Einkommen vor allem über den Einsatz immaterieller Wirtschaftsgüter generieren, knüpfen internationale Besteuerungsrechte nach wie vor an das Kriterium einer physischen Präsenz in Form von Betriebsstätten. Eine Entkopplung der wertschöpfenden Tätigkeit von physischen Faktoren führt unter den aktuellen Regelungen zu enormer Flexibilität digitalisierter Unternehmen bei der Verlagerung von Gewinnen und einhergehenden Besteuerungsansprüchen. Neben dem weitreichenden Steuerwettbewerb zwischen den Staaten provoziert dieser Umstand folgenreiche Wettbewerbsverzerrungen. Internationale Kooperationen sind entsprechend in der Pflicht, bestehende Besteuerungsprinzipien zu prüfen und an die Anforderungen des 21. Jahrhunderts anzupassen, um Transparenz, Gerechtigkeit und Wettbewerbsgleichheit der grenzüberschreitenden Unternehmensbesteuerung wiederherzustellen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Internationales Steuerrecht und Steuerwettbewerb
- Volkswirtschaftliche Ebene
- Betriebswirtschaftliche Ebene
- International anerkannte Prinzipien der Besteuerung
- Prinzip der Steuerneutralität
- Prinzip der Steuergerechtigkeit
- Äquivalenzprinzip
- Leistungsfähigkeitsprinzip
- Nutzenprinzip
- Prinzip der Rechtssicherheit
- Anknüpfungspunkte internationaler Besteuerung
- Beschränkte und Unbeschränkte Steuerpflicht
- Der Betriebsstättenbegriff
- Betriebsstättenbegriff nach deutschem Recht
- Betriebsstättenbegriff im DBA-Recht
- Gewinnabgrenzung bei Betriebsstätten – Authorized OECD Approach
- Besonderheiten des Betriebsstättenbegriffs
- Digital Economy
- Wesensmerkmale digitaler Geschäftsmodelle
- Mobilität
- Datenabhängigkeit
- Kunden als Faktoren der Wertschöpfung
- Mehrseitige Geschäftsmodell
- Problematik des traditionellen Betriebsstättenbegriffs
- Lösungsansätze zur Besteuerung digitaler Geschäftsmodelle
- Der Value Creation Ansatz
- Einführung eines Economic Nexus
- Destination-Based Cashflow Tax
- Multilaterale Initiativen zur Besteuerung digitaler Geschäftsmodelle
- Das BEPS-Projekt der OECD
- Entwicklung des Unified Approach
- Initiative der Europäischen Kommission
- Richtlinie für die Einführung einer Digital Service Tax
- Richtlinie für eine Besteuerung anhand einer signifikanten digitalen Präsenz
- Problematik unilateraler Maßnahmen
- Lösungsskizze für eine sachgemäße Besteuerung digitaler Geschäftsmodelle
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit dem Nexus-Begriff des Internationalen Steuerrechtes und seinen Herausforderungen im Kontext digitaler Geschäftsmodelle. Sie analysiert die Problematik der traditionellen Besteuerungsgrundsätze im digitalen Zeitalter und untersucht verschiedene Lösungsansätze, darunter den Value Creation Ansatz, die Einführung eines Economic Nexus und die Destination-Based Cashflow Tax.
- Analyse des Nexus-Begriffs im Kontext des Internationalen Steuerrechtes
- Untersuchung der Herausforderungen, die digitale Geschäftsmodelle für die Besteuerung mit sich bringen
- Bewertung verschiedener Lösungsansätze zur Besteuerung digitaler Geschäftsmodelle
- Beurteilung der Wirksamkeit multilateraler Initiativen wie dem BEPS-Projekt der OECD
- Entwicklung einer Lösungsskizze für eine sachgemäße Besteuerung digitaler Geschäftsmodelle
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Dieses Kapitel führt in die Thematik der Arbeit ein und erläutert die Relevanz des Nexus-Begriffs im Kontext des Internationalen Steuerrechtes, insbesondere im Hinblick auf die Herausforderungen durch digitale Geschäftsmodelle.
- Internationales Steuerrecht und Steuerwettbewerb: Hier werden die grundlegenden Prinzipien des Internationalen Steuerrechtes und die Herausforderungen des Steuerwettbewerbs auf volkswirtschaftlicher und betriebswirtschaftlicher Ebene beleuchtet.
- International anerkannte Prinzipien der Besteuerung: In diesem Kapitel werden die wichtigsten Prinzipien der Besteuerung wie Steuerneutralität, Steuergerechtigkeit und Rechtssicherheit dargestellt.
- Anknüpfungspunkte internationaler Besteuerung: Dieses Kapitel befasst sich mit den Anknüpfungspunkten der internationalen Besteuerung, insbesondere der beschränkten und unbeschränkten Steuerpflicht sowie dem Betriebsstättenbegriff.
- Digital Economy: Dieser Abschnitt erläutert die Wesensmerkmale digitaler Geschäftsmodelle und die damit verbundenen Herausforderungen für die traditionelle Besteuerung.
- Lösungsansätze zur Besteuerung digitaler Geschäftsmodelle: Hier werden verschiedene Lösungsansätze zur Besteuerung digitaler Geschäftsmodelle, wie der Value Creation Ansatz, die Einführung eines Economic Nexus und die Destination-Based Cashflow Tax, vorgestellt.
- Multilaterale Initiativen zur Besteuerung digitaler Geschäftsmodelle: Dieses Kapitel befasst sich mit multilateralen Initiativen wie dem BEPS-Projekt der OECD und der Initiative der Europäischen Kommission zur Besteuerung digitaler Geschäftsmodelle.
- Lösungsskizze für eine sachgemäße Besteuerung digitaler Geschäftsmodelle: Hier wird eine Lösungsskizze für eine sachgemäße Besteuerung digitaler Geschäftsmodelle entwickelt, die die Herausforderungen der Digitalisierung und die Prinzipien des Internationalen Steuerrechtes berücksichtigt.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den zentralen Begriffen des Internationalen Steuerrechtes, insbesondere dem Nexus-Begriff, der Steuerneutralität, der Steuergerechtigkeit, der Rechtssicherheit und dem Betriebsstättenbegriff. Darüber hinaus werden die Herausforderungen der Digitalisierung für die Besteuerung, digitale Geschäftsmodelle, Value Creation Ansatz, Economic Nexus, Destination-Based Cashflow Tax, BEPS-Projekt der OECD, Initiative der Europäischen Kommission, sowie multilaterale und unilaterale Maßnahmen im Kontext der Besteuerung digitaler Geschäftsmodelle behandelt.
- Quote paper
- Maximilian Bley (Author), 2021, Der Nexus-Begriff des Internationalen Steuerrechtes. Herausforderungen vor dem Hintergrund digitaler Geschäftsmodelle, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1274147