NANDA-Pflegediagnosen

Darstellung der Entwicklung und des aktuellen Stands der Verwendung im deutschsprachigen Raum


Dossier / Travail, 2009

28 Pages, Note: 1,3


Extrait


Inhaltsverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

1. Einleitung

2. Entstehungsgeschichte und Aufbau der NANDA-Pflegediagnosen

3. Darstellung der Entwicklung und des aktuellen Stands der Verwendung von NANDA-Diagnosen anhand der vorgefundenen Quellen in Österreich
3.1 Darstellung von Erfahrungen aus der österreichischen Praxis mit NANDA-Diagnosen
3.2 Hinweise auf eine Verwendung von NANDA-Pflegediagnosen
3.3 Beispiel für eine Adaption der NANDA-Diagnosen in der Kinderkrankenpflege

4. Darstellung der Entwicklung und des aktuellen Stands der Verwendung von NANDA-Diagnosen anhand der vorgefundenen Quellen in Schweiz
4.1. Hinweise auf Implementierungen von NNN in zwei Kantonen
4.2. Ergebnisse von Umfragen zur Verwendung von Pflegediagnosen in der Schweiz
4.3. Empfehlung für die Verwendung von NNN in der EPA
4.4 Effektiveres Diagnostizieren mit NNN durch guided clinical reasoning

5. Darstellung eines länderübergreifenden Vergleichs von NANDA- Diagnosen in der Akutpsychiatrie

6. Darstellung der Entwicklung und des aktuellen Stands der Verwendung von NANDA-Diagnosen anhand der vorgefundenen Quellen in Deutschland
6.1 Darstellung des NANDA-Implementierungsprojekts an der KTB Freiburg
6.2 Darstellung des NANDA-Implementierungsprojekts an der Uni-Klinik Münster
6.3 Hinweis auf eine Verwendung von NANDA-Diagnosen in der Charité Berlin
6.4 Ergebnisse einer deutschen Studie in Bezug auf die Anwendung von NNN im deutschsprachigen Raum
6.5 Darstellung einer deutschen Studie zu NNN in der Praxisanwendung

7. Darstellung ausgewählter deutschsprachiger Literatur zur Implementierung von NANDA-Pflegediagnosen
7.1 NANDA International (deutschsprachige Ausgabe)
7.2 Stefan et al. „Praxis der Pflegediagnosen“
7.3 Doenges et al. „Pflegediagnosen und Maßnahmen“

8. Abschlussbetrachtung

Quellenverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1. Einleitung

Im Rahmen einer Semesterveranstaltung im Wintersemester 08/09 im Studiengang Pflegewissenschaft mit dem Titel „Einführung in die pflegerische Diagnostik“ wurde das Thema NANDA-Pflegediagnosen behandelt. Da mich genauer interessierte, inwieweit die NANDA-Klassifikation in der Pflegepraxis zur Diagnostik im deutschsprachigen Raum angewendet wird, entschied ich mich dieses Thema in der vorliegenden Hausarbeit zu bearbeiten.

Gegenstand der Untersuchung waren, welche Pflegeinstitutionen NANDA anwenden, ob die Diagnosen an die Anforderungen der unterschiedlichen pflegerischen Settings angepasst und verändert werden, in welchem Land aus dem deutschsprachigen Raum[1] die Klassifikation in welchem Ausmaß eingesetzt wird, inwieweit die Pflegewissenschaft Erkenntnisse aus der praktischen Anwendung gewinnt, ob es deutschsprachige Literatur für die Implementierung gibt, ob Lizenzkosten für die Nutzung der Diagnosen anfallen und ob die NANDA-Diagnostik zur Pflege- und Personalaufwandberechnung geeignet ist. Ferner wurde den Fragen nachgegangen, wie und ob im deutschsprachigen Raum NANDA mit NIC /NOC eingesetzt wird, ob NANDA für die elektronische Patientenakte verwendet wird und ob es Kritik an den NANDA-Diagnosen gibt.

Um die Forschungsfragen beantworten zu können, wurde eine systematische Literatursuche durchgeführt. Bei der Quellensuche wurde in Google, Google scholar und in den Datenbanken DIMDI, Medline, Cinahl, Cochrane und Gerolit mit den Schlagwörtern „NANDA“, „Pflegediagnosen“,“ Österreich“, „Schweiz“, „Deutschland“ und „Nursing Diagnosis“, „Nursing classification“, „Austria“, „Switzerland“, „Germany“, „NANDA“ recherchiert. Die Suche fand im Dezember 2008/Januar 2009 statt und wurde zeitlich vom Jahr 1998 bis 2008 eingeschränkt. Der Zeitrahmen wurde bewusst so groß gehalten, da die Verbreitung von Pflegediagnosen im deutschsprachigen Raum erst seit der Erwähnung im österreichischen Gesundheits- Krankenpflegegesetz 1997 im größeren Umfang forciert wurde. Desweiteren wurde der Bestand der Staats- und Universitätsbibliothek der Uni Bremen nach relevanter Literatur durchsucht und eine unveröffentlichte Projektarbeit der UNI-Klinik Münster hinzugezogen. Die recherchierten Quellen wurden gesichtet, auf ihre Relevanz hin überprüft, zu den jeweiligen Ländern aus dem deutschsprachigen Raum zugeordnet und anhand der Forschungsfragen systematisch ausgewertet. Insgesamt wurden in dieser Arbeit 20 relevante Quellen verwendet. Es zeigte sich, dass die ausgewählten Suchbegriffe sensitiv genug waren.

Zuerst werde ich im Folgenden die Geschichte und den Aufbau der NANDA-Pflegediagnosen und der NANDA-Organisation erläutern, dann anhand der gefundenen Quellen die Entwicklung und den derzeitigen Stand der Verbreitung der NANDA-Klassifikation in Österreich, in der Schweiz und in Deutschland aufzeigen und dann auf die, meiner Meinung nach meist angewendete und einflussreichste, deutschsprachige NANDA-Literatur eingehen. Der Abschlussteil dieser Hausarbeit besteht aus der Zusammenfassung meiner Ergebnisse, einer persönlichen Stellungnahme und einen Ausblick auf die Entwicklung der Verbreitung der NANDA-Diagnosen im deutschsprachigen Raum.

2. Entstehungsgeschichte und Aufbau der NANDA-Pflegediagnosen

Zu Beginn der siebziger Jahre entstand in den USA das Bedürfnis nach einer verbindlichen und allgemein verständlichen Umschreibung von Pflegeproblemen. 1973 ist die aus Pflegenden zusammengesetzte National Conference Group for the Classification of Nursing zum ersten Mal auf einer Konferenz zusammengetroffen und setzte sich das Ziel Pflegediagnosen zu erstellen, zu definieren und zu klassifizieren. Es folgten weitere Konferenzen 1975, 1978, 1980 und 1982. In dem Jahr 1982 wurde während der Konferenz die NANDA (North American Nursing Diagnosis Association) gegründet. Die Vereinigung hält regelmäßig Konferenzen ab und veröffentlicht alle zwei Jahre die neuste Ausgabe ihres vollständigen Diagnosekatalogs mit neuen und überarbeiteten Pflegediagnosen. Er wird mittlerweile in 12 Sprachen übersetzt, zuletzt ins Chinesische. Laut Ergebnissen einer systematischen Literaturübersicht ist NANDA die international am häufigsten implementierte Pflege-Klassifikation (vgl. Müller-Staub et al., 2007). 2002 wurde der Name der Organisation in NANDA International geändert, um auf die internationale Ausrichtung hinzuweisen. Desweiteren kooperiert die NANDA mit dem Internationalen Pflegeverband ICN. Ziel ist es, eine gemeinsame Internationale Klassifikation für die Pflegepraxis zu entwickeln. Auch mit den Entwicklern der NIC und NOC-Klassifikation arbeitete die NANDA erstmals seit 2001 zusammen und man versucht eine gemeinsame taxonomische Struktur der Pflegepraxis abzubilden mit NANDA (Pflegediagnosen), NIC (Pflegeinterventionen) und NOC (Pflegeergebnisse), im folgenden hier abgekürzt NNN genannt (vgl. NANDA International, 2008; Bruggen, 2000; Müller-Staub et al., 2007 ).

NANDA-Pflegediagnosen bilden eine Klassifikation[2] von derzeit 188 Pflegediagnosen, die in alphabetischer Reihenfolge aufgelistet werden (NANDA International 2008). Die Diagnosen werden in der Taxonomie[3] in dem charakteristischem PES-Format beschrieben. Sie beinhalten einen Pflegediagnosentitel (P), ursächliche Faktoren oder Einflussfaktoren (E) und die bestimmenden Merkmale und Symptome (S) eines beschriebenen Pflegeproblems. Im Folgenden soll an dieser Stelle der Aufbau der Taxonomie II erklärt werden, welche 1998 erstmals vorgestellt wurde und im Jahr 2000 die Taxonomie I ablöste. Die Taxonomie II hat drei Level: 13 an von Gordon adaptierte und erweiterte Gesundheitsverhaltensmuster angelehnte Domänen, denen 47 Klassen und 188 Pflegediagnosen zugeordnet werden. Eine Domäne ist ein übergeordneter „(.)Bereich der Aktivität, der Untersuchung oder des Interesses (Übers. v. Roget 1980, S. 287)“ (NANDA International, S. 284), eine Klasse ist „eine Untergliederung einer größeren Gruppe; eine Unterteilung von Personen oder Dingen aufgrund ihrer Beschaffenheit oder Qualität (Übers. v. Roget, S. 157)“ (NANDA International 2008, S. 284) und „Eine Pflegediagnose ist die klinische Beurteilung der Reaktion von Einzelpersonen, Familien oder soziale Gemeinschaften auf aktuelle oder potentielle Probleme der Gesundheit oder im Lebensprozess. Pflegediagnosen liefern die Grundlagen zur Wahl von Pflegehandlungen und zum Erreichen erwarteter Pflegeziele, für welche die Pflegeperson die Verantwortung übernimmt (NANDA, 1990)“ (Stefan et al. 2003).

Die Diagnosen der Taxonomie II sind multiaxial gegliedert, wobei eine Achse hier als eine Dimension der menschlichen Reaktion definiert wird. Die sieben Achsen sind im Folgenden:

1. Achse 1: Das diagnostische Konzept
2. Achse 2: Subjekt der Diagnose (Individuum, Familie, Gemeinschaft)
3. Achse 3: Beurteilung (beeinträchtigt, ineffektiv)
4. Achse 4: Lokalisation (Blase, auditorisch, zerebral)
5. Achse 5: Alter (Säugling, Kind, Erwachsener)
6. Achse 6: Zeit (Chronisch, akut, intermittierend)
7. Achse 7: Status der Diagnose (aktuell, Risiko, Gesundsein, Gesundheitsförderung)

Eine Pflegediagnose wird mindestens mit den Elementen des diagnostischen Konzepts, der Beurteilung und des Subjekts dargestellt und kann bei Bedarf mit Elementen anderer Achsen zu Gunsten einer präziseren Beschreibung kombiniert werden. NANDA, NIC und NOC sind prinzipiell so konzipiert, dass sie für eine Verwendung in einer elektronischen Patientenakte geeignet sind (NANDA International, 2008; Müller-Staub, 2008).

3. Darstellung der Entwicklung und des aktuellen Stands der Verwendung von NANDA-Diagnosen anhand der vorgefundenen Quellen in Österreich

Mit dem Inkrafttreten des Bundesgesetzes für die Gesundheits- und Krankenpflege (GuKG) 1997 wurde die Pflegediagnostik für Österreich sehr bedeutsam. Erstmals und in Europa einzigartig wird Diagnostik[4] als eigenverantwortliche Tätigkeit[5] der Pflege in einem Gesetz explizit erwähnt und gefordert. Seitdem hat sich die Anwendung von Pflegediagnosen in Österreich etabliert. Ergebnisse der Literaturrecherche für die Anwendung von NANDA-Diagnosen aus der Praxis mit Pflegediagnosen werden im Folgenden aufgezeigt.

3.1 Darstellung von Erfahrungen aus der österreichischen Praxis mit NANDA-Diagnosen

Laut einem Artikel (Allmer, 2001) in der Pflegezeitschrift aus dem Jahr 2001 würden seit der Erwähnung im GuKG 1997 allein im Bezirk Wien zum damaligen Zeitpunkt etwa 350 Stationen NANDA-Pflegediagnosen anwenden. In vielen anderen Bundesländern Österreichs seien sie in der Planung. Allmer zählt im Folgenden den Nutzen von pflegerischer Diagnostik in der österreichischen Praxis auf und bezieht sich auf die NANDA-Klassifikation.

NANDA-Pflegediagnosen würden zu einer nachvollziehbareren Dokumentation und einer effizienteren Kommunikation der Pflegenden untereinander, gegenüber anderen Berufsdisziplinen, Angehörigen, Patienten und Kostenträgern führen.

Desweiteren würden sie pflegerisches Handeln transparenter machen, gerade in Bezug zu Leistungs- oder Aufwandsmessungssystemen wie PPR, LEP und AR-DRG. Auch wirken sie bei der Argumentation von Pflegegeldeinstufungen unterstützend, es falle z.B. den Leitern von Geriatriezentren laut einer Umfrage seit der Einführung leichter, höhere Pflegegeldeinstufungen zu begründen.

61,5 % der Mitarbeiter von vier Projektstationen eines neurologischen Wiener Krankenhauses, in dem NANDA-Pflegediagnosen eingeführt wurden, gaben an, dass die Pflegeplanung seitdem erleichtert sei, weil Formulierungsschwierigkeiten entfielen und die Diagnosen eine klarere Zuordnung für Pflegeprobleme ermöglichten, was mit gezielterer Planung und Zeitersparnis einherginge. Einige Befragten merkten jedoch an, dass die Verwendung der Diagnosen zeitaufwendig und gewöhnungsbedürftig sei, und dass die Lernphase viel Aufwand und Übung benötige.

Die Verwendung einer Pflegeklassifikation würden die Integration des Pflegeprozesses erleichtern und die Mitgestaltungsmöglichkeiten von Pflegenden im interdisziplinären Prozess erhöhen, dieses sei dadurch belegt, dass 70% der Mitarbeiter im o.g. Projekt angaben, dass Pflegediagnosen sie bei der täglichen Arbeit unterstützen würden.

Desweiteren würden sie die Datenvergleichbarkeit erleichtern, dieses sei für das Pflegemanagement und für gesundheitsökonomische- und politische Fragestellungen relevant. Allmer sieht einen weiteren Vorteil für die Pflegeforschung und Qualitätssicherung, man könne zum Beispiel feststellen welche Maßnahme bei welcher Diagnose am wirksamstem sei. Die Majorität der Befragten äußerten sich diesbezüglich ähnlich, gaben doch 23 % an, dass sich die Betreuungsqualität seit der Implementierung verbessert hätte und weitere 53,8 % stellten seitdem eine teilweise Verbesserung fest. Die NANDA-Klassifikation erleichtere ferner die Entwicklung von EDV-Pflegedokumentationsprogrammen und würde die Entwicklung der Profession Pflege fördern, da sie durch das Verwenden einer einheitlichen Fachsprache pflegerische Leistungen transparenter und vergleichbarer machen würde. Auch würde eine professionelle Pflegediagnostik und –planung zur Rechtssicherheit von Pflegenden beitragen, man müsse aber ebenso bereit sein, für die Diagnostik Verantwortung zu übernehmen.

Der Autor erörtert in seinem Artikel noch Voraussetzungen und konkrete Strategien zur Umsetzung der Implementation von NANDA-Pflegediagnosen, dieses soll hier nicht näher thematisiert werden.

Dieser Artikel ist meiner Meinung nach ein Beleg dafür, dass in Österreich NANDA-Pflegediagnosen seit der gesetzlichen Verpflichtung zur Pflegediagnostik im Krankenpflegegesetz weit verbreitet sind und Gegenstand wissenschaftlicher Reflexion sind. Der Autor zählt fast ausschließlich Vorteile der Verwendung von Pflegediagnosen auf, Nachteile und kritische Beobachtungen werden in der Quelle nicht erwähnt.

[...]


[1] Damit sind im Folgenden die Länder Österreich, Deutschland und Schweiz gemeint

[2] Eine Klassifikation ist eine Einteilung von Dingen oder Begriffen nach gemeinsamen Merkmalen (Meyers Lexikon online)

[3] Eine Taxonomie ist eine Klassifikation von Gegenständen oder Ereignissen in begriffliche Gruppen oder in Kategorien ( Meyers Lexikon)

[4] „Die Dokumentation hat insbesondere die Pflegeanamnese, die Pflegediagnose, die Pflegeplanung und die Pflegemaßnahmen zu enthalten. [§5. (2). Anm. d. Verf.]“ (GuKG, 1997, S. 1282).

[5] „2. Feststellung der Pflegebedürfnisse (Pflegediagnose). [§14. (2.2). Anm. d. Verf.]“ (GuKG, 1997, S. 1285)

Fin de l'extrait de 28 pages

Résumé des informations

Titre
NANDA-Pflegediagnosen
Sous-titre
Darstellung der Entwicklung und des aktuellen Stands der Verwendung im deutschsprachigen Raum
Université
University of Bremen  (Fachbereich 11 Pflegewissenschaft/ Public Health)
Cours
Einführung in die Technik des wissenschaftlichen Arbeitens
Note
1,3
Auteur
Année
2009
Pages
28
N° de catalogue
V127445
ISBN (ebook)
9783640342358
ISBN (Livre)
9783640342341
Taille d'un fichier
549 KB
Langue
allemand
Mots clés
NANDA, Pflegediagnose, Pflegediagnosen, deutschsprachiger Raum
Citation du texte
Mario Schröder (Auteur), 2009, NANDA-Pflegediagnosen , Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/127445

Commentaires

  • Pas encore de commentaires.
Lire l'ebook
Titre: NANDA-Pflegediagnosen



Télécharger textes

Votre devoir / mémoire:

- Publication en tant qu'eBook et livre
- Honoraires élevés sur les ventes
- Pour vous complètement gratuit - avec ISBN
- Cela dure que 5 minutes
- Chaque œuvre trouve des lecteurs

Devenir un auteur