Die Migrations- und Bilingualismusforschung stellt in der Forschungslandschaft keineswegs eine Neuerscheinung dar. Bereits in den 60er Jahren, also kurz nach der großen Migrationswelle nach Deutschland, entstanden zahlreiche Arbeiten zum Thema Migration. Im Laufe der 70er Jahre erfuhren diese Forschungszweige dann einen regelrechten Boom. Doch die meisten wissenschaftlichen Arbeiten behandelten die Integration von Migranten sowie ihre damit zusammenhängenden sprachlichen Besonderheiten aus einer sehr negativen Sichtweise.
Im Laufe der Jahre entwickelte sich die Forschungslandschaft weiter. Zweisprachigkeit im Migrationskontext wurde nun nicht mehr nur als negativ und als Problem angesehen, sondern durchaus auch als Chance. Doch trotz dieser Weiterentwicklung weist die bestehende Forschung, gleichwohl ihrer quantitativen Fülle, Defizite auf, aus denen das Forschungsinteresse dieser Arbeit entstand. Zum einen konzentrieren sich die Ausführungen zum Thema Migration, Zweisprachigkeit und Bikulturalität meist auf türkische Migranten und können nur in den seltensten Fällen auf andere Migrantengruppen übertragen werden.
Zum anderen kommen in den meisten Fällen die Betroffenen selbst nicht zu Wort. Im Rahmen der bestehenden Untersuchungen werden oft Lehrer, Eltern oder Wissenschaftler dazu befragt, wie sie das Leben mit zwei Sprachen und zwei Kulturen einschätzen und beurteilen. Doch die Zweisprachigen selbst finden hier kaum Gehör. Deshalb besteht der Anspruch dieser Arbeit nicht nur darin, mit den italienischen Migranten eine weitere, nicht türkische Migrantengruppe zu untersuchen, sondern darüber hinaus auch darin, die Zweisprachigen selbst zu Wort kommen zu lassen. Denn gerade die persönlichen Erfahrungen und Beurteilungen der Betroffenen sind wichtig in der Beurteilung von Bilingualität und Bikulturalität. Nur so kann aufgezeigt werden, welche verschiedenen intervenierenden Variablen dafür verantwortlich sind, dass bilinguale Entwicklungen trotz ähnlicher Voraussetzungen bzw. ähnlicher Migrationsbiographien unterschiedlich ablaufen können und zu unterschiedlichen Beurteilungen von Zweisprachigkeit sowie zu unterschiedlichen Sprachkompetenzen führen. Im Rahmen dieser Arbeit liefern Gespräche mit diversen Interviewpartnern die nötigen Informationen.
Das Ziel liegt also darin aufzuzeigen, wie italienische Migrantenkinder der zweiten und auch der dritten Generation ihre Zweisprachigkeit beurteilen und welche Faktoren für eine derartige Beurteilung
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 1.1. Forschungsstand
- 1.2. Aktualität und Relevanz des Themas
- 1.3. Aufbau der Arbeit
- 2. Italienische Migranten und ihre Nachkommen in der Bundesrepublik Deutschland
- 2.1. Wie alles begann: Italienische Arbeitsmigration der 50er und 60er Jahre
- 2.2. Der Italiener in Deutschland
- 2.3. Wechselwirkung von Aufnahmegesellschaft und italienischen Migranten
- 2.4. Italienische Migrantenkinder der 2. und 3. Generation
- 2.4.1. Familie und soziales Milieu der Migrantenkinder
- 2.4.2. Junge Italiener im kulturellen Spannungsfeld
- 2.4.3. Sprache, Sprachverhalten und linguistische Besonderheiten italienischer Migrantenkinder
- 3. Bilingualismus, zweisprachige Erziehung und ihre Einflussfaktoren
- 3.1. Begriffsklärung: Bilingualismus - Der Versuch einer Definition
- 3.2. Zweisprachig aufwachsen
- 3.2.1. Voraussetzungen und Rahmenbedingungen einer zweisprachigen Erziehung
- 3.2.2. Zweisprachigkeit – Chance oder Gefahr: Die Vor- und Nachteile einer zweisprachigen Erziehung
- 3.2.3. Einflussfaktoren auf die bilinguale Entwicklung italienischer Migrantenkinder der 2. und 3. Generation
- 3.2.3.1. Alter/Einreisealter
- 3.2.3.2. Sprachprestige und Bedeutung der Muttersprache
- 3.2.3.3. Soziale Netzwerke
- 4. Empirische Untersuchung
- 4.1. Methodisches Vorgehen
- 4.2. Interpretation des Materials
- 4.3. Die Interviewpartner
- 4.3.1. Die zweite Generation: „Deutsche Perfektion aber mit südländischem Charme“ – Renata Sole
- 4.3.2. Die zweite Generation: Nicht „Deutsche oder Italienerin“ sondern „sowohl als auch“ – Antonella Notte
- 4.3.3. Die 3. Generation: „ne Italienerin, die halt in Deutschland lebt“ – Angela Capo
- 4.3.4. Die 3. Generation: „nich, weder das eine noch das andere“, sondern ich bin beides – Marco Sette
- 4.4. Diskussion der Ergebnisse
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Magisterarbeit untersucht die erlebte Zweisprachigkeit italienischer Migrantenkinder in Deutschland. Ziel ist es, die Faktoren zu analysieren, die die bilinguale Entwicklung beeinflussen und die Auswirkungen auf Identität und soziales Leben zu beleuchten. Die Arbeit basiert auf empirischen Daten, gewonnen durch Interviews.
- Sprachentwicklung und -gebrauch italienischer Migrantenkinder
- Einflussfaktoren auf die bilinguale Entwicklung (Familie, Schule, soziale Netzwerke)
- Zweisprachigkeit und Identität
- Herausforderungen und Chancen der Zweisprachigkeit
- Soziokulturelle Integration italienischer Migrantenkinder
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Dieses Kapitel führt in das Thema der erlebten Zweisprachigkeit italienischer Migrantenkinder ein. Es beschreibt den Forschungsstand, die Aktualität und Relevanz des Themas sowie den Aufbau der Arbeit. Der Forschungsstand beleuchtet frühere Arbeiten zur Migration und Bilingualismusforschung, die sich mit den Herausforderungen und Chancen der Zweisprachigkeit auseinandersetzen, und betont die Notwendigkeit einer transdisziplinären Herangehensweise.
2. Italienische Migranten und ihre Nachkommen in der Bundesrepublik Deutschland: Dieses Kapitel beschreibt die Geschichte der italienischen Migration nach Deutschland, beginnend mit der Arbeitsmigration der 1950er und 60er Jahre. Es beleuchtet die Herausforderungen der Integration und die Wechselwirkungen zwischen der Aufnahmegesellschaft und den italienischen Migranten. Ein besonderer Fokus liegt auf den Kindern der zweiten und dritten Generation, ihrer Familiensituation, ihrem Platz im kulturellen Spannungsfeld und ihren sprachlichen Besonderheiten. Das Kapitel legt die Grundlage für das Verständnis des Kontextes der empirischen Untersuchung.
3. Bilingualismus, zweisprachige Erziehung und ihre Einflussfaktoren: Dieses Kapitel liefert eine Begriffsklärung von Bilingualismus und untersucht die Bedingungen und Einflüsse auf das zweisprachige Aufwachsen. Es werden Vor- und Nachteile einer zweisprachigen Erziehung diskutiert und wichtige Einflussfaktoren wie Alter bei Einreise, Sprachprestige und soziale Netzwerke analysiert. Dieses Kapitel bietet ein theoretisches Fundament für die Interpretation der empirischen Daten.
4. Empirische Untersuchung: Dieses Kapitel beschreibt die Methodik der Studie, die auf Interviews mit vier Migrantenkinder der zweiten und dritten Generation basiert. Es werden detaillierte Fallstudien zu den einzelnen Interviewpartnern präsentiert, die jeweils ihre demografischen und sprachbiografischen Daten, Familiensituation, schulische Erfahrungen, soziale Beziehungen, Erfahrungen mit Rassismus, Bewertung von Sprache, Bilingualismus und Identität sowie kommunikatives Verhalten beleuchten. Jedes Interview wird mit einem Zwischenfazit abgeschlossen, welches die wichtigsten Aspekte des Interviews zusammenfasst.
Schlüsselwörter
Zweisprachigkeit, Italienische Migrantenkinder, Bilingualismus, Integrationsforschung, Sprachentwicklung, Identität, Soziokulturelle Integration, Empirische Untersuchung, Qualitative Forschung, Migrationsgeschichte, Familie, Schule, soziale Netzwerke, Sprachprestige.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Magisterarbeit: Italienische Migrantenkinder und ihre Zweisprachigkeit in Deutschland
Was ist der Gegenstand dieser Magisterarbeit?
Die Magisterarbeit untersucht die erlebte Zweisprachigkeit italienischer Migrantenkinder in Deutschland. Im Fokus steht die Analyse der Faktoren, die die bilinguale Entwicklung beeinflussen, und deren Auswirkungen auf Identität und soziales Leben. Die Studie basiert auf empirischen Daten aus Interviews.
Welche Themen werden in der Arbeit behandelt?
Die Arbeit behandelt die Sprachentwicklung und den Sprachgebrauch italienischer Migrantenkinder, Einflussfaktoren auf die bilinguale Entwicklung (Familie, Schule, soziale Netzwerke), den Zusammenhang zwischen Zweisprachigkeit und Identität, Herausforderungen und Chancen der Zweisprachigkeit sowie die soziokulturelle Integration italienischer Migrantenkinder.
Wie ist die Arbeit aufgebaut?
Die Arbeit gliedert sich in vier Kapitel: Einleitung (Forschungsstand, Aktualität und Aufbau), Italienische Migration nach Deutschland und deren Nachkommen (inklusive Fokus auf die zweite und dritte Generation), Bilingualismus, zweisprachige Erziehung und Einflussfaktoren (mit Begriffsklärung und Analyse relevanter Faktoren), und eine empirische Untersuchung mit methodischem Vorgehen, Interpretation der Interviews mit vier Migrantenkinder der zweiten und dritten Generation und Diskussion der Ergebnisse.
Welche Methodik wurde in der empirischen Untersuchung angewendet?
Die empirische Untersuchung basiert auf qualitativen Interviews mit vier Migrantenkinder der zweiten und dritten Generation. Die Interviews beleuchten demografische und sprachbiografische Daten, Familiensituation, schulische Erfahrungen, soziale Beziehungen, Erfahrungen mit Rassismus, Bewertung von Sprache, Bilingualismus und Identität sowie kommunikatives Verhalten. Jedes Interview wird einzeln ausgewertet und mit einem Zwischenfazit abgeschlossen.
Welche Ergebnisse werden in der Arbeit präsentiert?
Die Arbeit präsentiert detaillierte Fallstudien der vier interviewten Migrantenkinder, welche ihre individuellen Erfahrungen mit Zweisprachigkeit, Identität und Integration in den deutschen Kontext beleuchten. Die Ergebnisse werden diskutiert und im Kontext der theoretischen Überlegungen zum Bilingualismus und der Migrationsforschung interpretiert.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Zweisprachigkeit, Italienische Migrantenkinder, Bilingualismus, Integrationsforschung, Sprachentwicklung, Identität, Soziokulturelle Integration, Empirische Untersuchung, Qualitative Forschung, Migrationsgeschichte, Familie, Schule, soziale Netzwerke, Sprachprestige.
Wer sind die Interviewpartner?
Die Interviewpartner sind vier italienische Migrantenkinder, zwei aus der zweiten und zwei aus der dritten Generation. Die Arbeit präsentiert detaillierte Fallstudien zu jedem Interviewpartner, um ein differenziertes Bild ihrer Erfahrungen zu geben.
Welche Faktoren beeinflussen die bilinguale Entwicklung italienischer Migrantenkinder laut der Arbeit?
Die Arbeit analysiert verschiedene Faktoren, darunter Alter bei der Einreise nach Deutschland, das Sprachprestige der italienischen und deutschen Sprache, die Rolle der Familie und der Schule sowie die Bedeutung sozialer Netzwerke.
Welche Bedeutung hat die Arbeit für die Migrations- und Integrationsforschung?
Die Arbeit liefert einen wichtigen Beitrag zur Migrations- und Integrationsforschung, indem sie die erlebte Zweisprachigkeit italienischer Migrantenkinder in Deutschland detailliert untersucht und ein besseres Verständnis der Herausforderungen und Chancen der bilingualen Entwicklung in diesem Kontext bietet.
Wo kann ich die vollständige Arbeit einsehen?
Die Informationen in diesem FAQ basieren auf einer Zusammenfassung der Magisterarbeit. Für den vollständigen Zugriff auf den Text muss man die vollständige Arbeit einsehen. Der Zugriff hängt von der Verfügbarkeit und den Zugangsrechten ab.
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- Lucia Vaccaro-Notte (Author), 2009, Erlebte Zweisprachigkeit. Eine empirische Untersuchung zum bilingualen Leben italienischer Migrantenkinder, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/127625