Die Feier der byzantinischen Liturgie

"Damit der Himmel auf Erden sichtbar wird"


Dossier / Travail, 2009

14 Pages, Note: 1,0


Extrait


Inhaltsverzeichnis

0. Einleitung

1. Ein Mysterium – viele Ausdrucksformen
1.1 Die Liturgiefamilien des Ostens

2. Der byzantinische Ritus
2.1 Geschichtliche Eckdaten
2.2 Spezifische Eigenschaften
2.3 Liturgie als gefeiertes Dogma

3. Zusammenfassung und Würdigung

4. Literaturverzeichnis

0. Einleitung

In einer kürzlich gehaltenen Ansprache hob Papst Benedikt XVI. die Bedeutung einer „schön gestalteten Liturgie“[1] hervor, wie sie in der Tradition der Ostkirchen gepflegt wird. Für uns westeuropäisch geprägte Menschen sind die Vollzüge und Handlungen dieser liturgischen Tradition eher fremd: die Farbenpracht des Kirchenraumes, die glänzenden Gewänder, der Weihrauch und der Klang der Glöckchen am Weihrauchschwenker.

Ein ähnliches Erlebnis hatten im 10. Jhd. Gesandte des Fürsten Wladimir von Kiew. In ihrem Reisebericht, der in Konstantinopel entstanden ist, beschreiben sie Eindrücke, die sie bei der Feier der göttlichen Liturgie sammeln konnten:

„Wir kamen nach Byzanz und wurden dorthin geführt, wo sie ihrem Gott dienen. Und da wussten wir auf einmal nicht mehr, ob wir im Himmel sind oder auf der Erde. Denn nirgendwo auf Erden ist ein derartiger Anblick zu sehen, auch keinerlei ähnliche Schönheit, wie wir sie kaum zu schildern vermögen. Und soviel wissen wir nun: dort wandelt Gott unter den Menschen …, und diese Schönheit werden wir nicht vergessen. Und wie die Menschen, die einmal Süßes gekostet haben, nachher das Bittere verschmähen, so können wir nicht länger bei unseren Göttern verweilen.“[2]

Betrachten wir kurz diese Worte: tief beeindruckt von der Feierlichkeit und Ausdrucksform dieses Gottesdienstes – man könnte von einer Art „Gottesschau“ sprechen – kehren die Kundschafter in den „wenig kultivierten Norden“[3] zurück. Lange wird ihnen dieses Erlebnis in Erinnerung bleiben. Im weiteren Verlauf musste sich Fürst Wladimir für einen Ritus entscheiden und er entschied sich für den Byzantinischen. Zu Recht, wie Gamber es formulierte, kann man diesen Beschluss „als Glücksstunde für das russische und ukrainische Volk“[4], ansehen. Auf den christlichen Glauben wurde dieses Volk durch tatkräftige deutsche Missionsarbeit vorbereitet[5] ; die Feier der Liturgie fand noch im römischen Ritus statt. Den beiden Brüdern Cyrill und Method, die den byzantinischen Ritus im 9. Jhd. ins Slawische übertragen haben, ist es zu verdanken, dass die Entscheidung auf diese Form des Gottesdienstes gefallen ist.[6]

Leider lässt der Rahmen dieser Arbeit keine umfassende Betrachtung der verschiedenen östlichen Riten zu. Ausgehend von dieser Einleitung möchte ich in einem ersten Schritt einen kurzen Überblick über die verschiedenen Liturgiefamilien des Ostens geben. Darauf folgt eine knappe Darstellung einiger spezifischer Eigenschaften dieses Ritus, bevor wir im dritten Teil anhand einer Anaphora den Zusammenhang von Liturgie als gefeiertem Dogma darstellen.

1. Ein Mysterium – viele Ausdrucksformen

1.1 Die Liturgiefamilien des Ostens

Wenn wir die Bezeichnung Orthodoxie gebrauchen, müssen wir beachten, dass dies nur ein Oberbegriff ist. Richtiger ist es, von den Kirchen des Ostens eines bestimmten Ritus zu sprechen, die gemeinsam das Chalcedonense (451) bzw. die ersten sieben altkirchlichen Konzilien anerkennen. Im Gegensatz zur westlichen Tradition, die bis heute drei Liturgiefamilien bewahrt hat – es handelt sich dabei um den römischen, den mailändischen bzw. ambrosianischen und den mozarabischen Ritus – lässt sich die Östliche in vier Stammfamilien (Alexandrien, Antiochien, Jerusalem und Konstantinopel) mit zahlreichen Untergruppen einteilen:[7]

Bis ins 4. Jhd. hinein besitzen die Riten von Ost und West die gleichen Quellen. Sie speisen sich aus biblischen Zeugnissen, Apokryphen Apostelakten, Kirchenordnungen, Hinweisen bei Kirchenvätern, Synoden und Konzilien.[8] Gegen Ende des 4. Jhds. lassen sich die ersten Liturgiefamilien feststellen: die Ordensfrau Egeria berichtet in ihrer Pilgerbeschreibung über die Liturgie in Jerusalem; weiterhin gibt das Armenische (5. Jhd.) und Georgische Sakramentar (5.-8. Jhd.) Aufschluss über diese Feierform.

Eine Konsolidierung und Abgrenzung der einzelnen Ortskirchen und Konfessionen fand in der Zeit des 4. bis 6. Jhds. statt und es entstanden die Liturgiefamilien, die sog. Riten.[9]

2. Der byzantinische Ritus

2.1 Geschichtliche Eckdaten

Auch wenn uns der Name in die ehemalige östliche Reichshauptstadt Byzanz – Konstantinopel – führt, lässt sich der Entstehungsort dieses Ritus im syro-asiatischen Raum, näher in Kappadokien und des Pontus, feststellen und wurde darauf durch „die politische Vorrangstellung Konstantinopels nach und nach über das ganze byzantinische Reich ausgebreitet.“[10] Antiochia und Jerusalem, die beiden großen Hauptstädte des syrischen Bereichs, spielten in der Entstehungsgeschichte eine herausragende Rolle: in der Zeit des 4. bis 6. Jhds. hatten Bischöfe aus Antiochien den Patriarchenstuhl Konstantinopels inne und in „zahlreichen Konzilien“[11] wurden die für die Liturgie wichtigen Definitionen der Kirchenlehre und –Zucht festgeschrieben und mit der Hymnographie des Kanons entstand im 8. Jhd. das wohl bedeutendste und dauerhafteste liturgische Werk.[12] Ab dieser Zeit lässt sich auch die für diesen Ritus eigene Liturgiegeschichte ergründen. Nachdem im Jahr 842 das Bilderverbot aufgehoben und mit dem „Fest der Orthodoxie“ der Sieg über alle Häresien begangen wurde, „beginnt die Zeit der Vereinheitlichung und Festlegung der Liturgie“[13] im gesamten Reich. Seit dem 12. Jhd. wird sie reichsweit verpflichtend und somit ökumenisch.

Außerhalb der Reichsgrenzen ist die unvorhergesehene Ausbreitung den beiden Brüdern Cyrill und Method zu verdanken, die durch ihr liturgisches Schaffen – Erstellen von liturgischen Büchern, Übersetzen der heiligen Schrift in das Slawische – den Nährboden für diese Form des Gottesdienstes legten.[14] Ab dem 10. Jhd. erfolgte mit der Taufe des Fürsten Wladimir eine Wende: durch den Übertritt zum orthodoxen Glauben wurde Russland, das vereinzelt von Missionaren besucht wurde, besonders durch den Ritus der Liturgie für den Glauben geformt.[15]

[...]


[1] Benedikt XVI.: Generalaudienz am 29.04.2009.

[2] Gamber: Liturgie übermorgen. Gedanken zur Geschichte und Zukunft des Gottesdienstes. S. 163.

[3] ebd.

[4] ebd. S. 164

[5] vgl. ebd.

[6] vgl. ebd. Zu Grunde liegt die Anschauung, dass das Slawische Volk tiefer in der mystischen Anschauung beheimatet ist und somit einer reich ausgestalteten Liturgie zugänglicher erscheint.

[7] vgl. Meyer: Eucharistie. Geschichte, Theologie, Pastoral. (GDK 4), S. 135.

[8] vgl. Buchinger: Überblick über die Epochen und Quellen der Liturgie im 1. Jahrtausend.

[9] vgl. ebd.

[10] Dalmais O.P.: Die Liturgie der Ostkirchen. S. 38.

[11] ebd. S. 39.

[12] vgl. ebd.

[13] ebd. S. 40.

[14] vgl. ebd. S. 41.

[15] ebd. S. 42.

Fin de l'extrait de 14 pages

Résumé des informations

Titre
Die Feier der byzantinischen Liturgie
Sous-titre
"Damit der Himmel auf Erden sichtbar wird"
Université
Philosophisch-Theologische Hochschule Brixen
Cours
Hauptseminar: "Die nichtkatholischen Kirchen"
Note
1,0
Auteur
Année
2009
Pages
14
N° de catalogue
V128138
ISBN (ebook)
9783640348893
ISBN (Livre)
9783640349005
Taille d'un fichier
484 KB
Langue
allemand
Mots clés
Feier, Liturgie, Damit, Himmel, Erden
Citation du texte
Martin Baier (Auteur), 2009, Die Feier der byzantinischen Liturgie, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/128138

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