Paradiessehnsucht und das Problem der Zeiten in Alejo Carpentiers "Los pasos perdidos"


Trabajo, 2007

29 Páginas, Calificación: 1,3


Extracto


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Die Zeit Lateinamerikas
2.1. Die Gleichzeitigkeit verschiedener Epochen in Lateinamerika bei Carpentier und Paz
2.2. Psychoanalytischer Exkurs: Das Paradies als (verlorene) Ureinheit, bei Paz, Rank und
Platon

3. Umkehrung der Zeit? Die Erzählung Viaje a la semilla

4. Vergangenheit? Gegenwart? Zukunft?
4.1 Zeit der Enttäuschung - Das Europa-Bild im Neunte(n) Symphonie-Kapitel
4.2 Gefangene der Zeit – Das Leben in New York
4.3 Ausbruch aus der Zeit – Das Leben im Urwald

5. Schluss: Versuch einer Synthese der Zeiten

Literaturverzeichnis

Going up that river was like travelling back to the earliest beginnings of the world [...]. You lost your way on that river as you would in a desert, and butted all day long against shoals, trying to find the channel, till you thought yourself bewitched and cut off forever from everything you had known once – somewhere – far away, in another existence perhaps. There were moments when one’s past came back to one [...] We were wanderers on prehistoric earth, on an earth that wore the aspect of an unknown planet. We could have fancied ourselves the first of men taking possesion of an accursed inheritance [...]. We could not understand because we were too far and could not remember, because we were travelling in the night of first ages, of those ages that are gone, leaving hardly a sign and no memories.

Joseph Conrad[1]

1. Einleitung

Auch der Protagonist in Alejo Carpentiers Roman Los pasos perdidos unternimmt eine Reise, die ihn in die Vergangenheit führen wird. Wie Marlow, den Binnenerzähler in Conrads Heart of Darkness, fühlt er sich auf seiner Reise durch Südamerika in prähistorische Zeiten, in die „noche da las edades“[2], versetzt.

In einer westlichen Großstadt, die, wie er selbst, namenlos bleibt, auch wenn es eindeutige Hinweise darauf gibt, dass es sich um New York handelt[3], verdient er, ursprünglich Musikwissenschaftler, sein Geld damit für die musikalische Untermalung von Werbespots zu sorgen. Frustriert von der Eintönigkeit seines Berufs und von der Ehe mit der Theaterschauspielerin Ruth flüchtet er sich nachts in Alkoholexzesse in den Bars der Stadt oder in die Boheme-Kreise in denen seine Geliebte Mouche verkehrt. Sein Leben erfährt eine plötzliche Veränderung, als er auf der Straße zufällig auf einen alten Bekannten trifft, der Kurator ist und ihn damit beauftragt für die Sammlung der Universität in den abgelegenen Dschungelregionen eines lateinamerikanischen Landes nach seltenen archaischen Musikinstrumenten zu suchen. Zunächst widerwillig, tritt er gemeinsam mit Mouche die Reise an. Aus der Landeshauptstadt[4], wo er sich ins neunzehnte Jahrhundert versetzt fühlt, kommt er zunächst in das Städtchen Los Altos. Unterwegs zu dem Flusshafen Santiago de los Aguinaldos, lesen sie auf einem Bergpass eine fast erfrorene Frau auf, die Rosario heißt. Von einem Mann, der der Pionier (el adelantado) genannt wird, erfährt der Erzähler, dass er die gesuchten Instrumente in einem indianischen Dorf finden kann, das drei Tagesreisen auf dem Fluss entfernt liegt und nur durch einen geheimen, nur ihm bekannten Zugang zu erreichen ist. Weitere Begleiter auf der Schifffahrt in den Urwald sind der griechische Diamantensucher Yannes und der Kapuzinermönch Fray Pedro de Henostra. Mouche, die den Strapazen der beschwerlichen Reise immer weniger gewachsen ist und dem Protagonisten zunehmend zur Last fällt, wird eines Tages von Rosario, weil sie ihr bei einem gemeinsamen Bad an einem Wildbach lesbische Avancen macht, verprügelt. Der Erzähler beginnt nun eine Beziehung mit Rosario und die beiden schicken Mouche, die inzwischen an Malaria erkrankt ist mit einem Botaniker den sie im Urwald kennen gelernt haben, zurück in die Stadt. Die anderen fahren nun nach der Anleitung des Pioniers zu dem Indianerdorf mitten im Urwald. Nach einer Wanderung vorbei an den Grandes Masetas gelangt man nach Santa Monica de los Venados, der Stadt, die der adelantado gegründet hat. Hier findet der Erzähler, inspiriert durch die Natur und die Erfahrungen seiner Reise, Muße um zu komponieren, wobei ihm jedoch bald das Papier ausgeht. Als ein Flugzeug im Urwald landet, um ihn zurück nach Hause zu bringen, wo um sein Verschwinden großes Aufhebens gemacht wurde, entscheidet er sich nun, entgegen seinem ursprünglichen Entschluss zu bleiben, nach New York zu fliegen, um sich mit dem Nötigsten für das Leben im Dschungel auszustatten und sich von Ruth scheiden zu lassen. Der Ehestreit nimmt mehrere Monate in Anspruch. Als der Erzähler schließlich nach Lateinamerika zurückkehrt, findet er den Eingang zu dem Fluss der nach Santa Monica de los Venados führt nicht mehr. Von Yannes erfährt er, dass Rosario inzwischen Marcos, den ältesten Sohn des adelantado, geheiratet hat. So entschließt er sich zurückzukehren in die Großstadt.

Der Roman ist als Ich-Erzählung verfasst und in sechs Kapitel und 39 Unterkapitel unterteilt[5], sowie mit einer abschließenden Nota versehen. Die Unterkapitel sind ab dem zweiten Kapitel, das mit dem vierten Unterkapitel einsetzt und in dem der Protagonist seine Reise antritt, mit Daten und manchmal auch Tageszeiten versehen. Die Kapitel 4 bis 26 umfassen den Zeitraum vom 7. bis zum 27. Juni[6], wobei Carpentier einmal die korrekte Chronologie bricht: Das siebte Kapitel ist mit ‚ Sábado, 10 ’ überschrieben (86), das folgende, achte mit ‚ 11 de junio’ (101), Kapitel 9 mit ‚más tarde’ (111), Kapitel 10 trägt die Überschrift ‚ Martes, 12 ’ (128). Mit Bezugnahme auf Samstag, den 10. in Kapitel 7 müsste der zwölfte Juni allerdings nicht Dienstag, sondern Montag sein. Die Kapitel 27 bis 33 haben keine Tagesangaben. Diese werden erst mit dem Unterkapitel 34 zu Beginn des sechsten und letzten Kapitels wieder aufgegriffen, wobei die zeitlichen Intervalle zwischen den Kapiteln nun wesentlich größer sind. Unterkapitel 34 spielt am achtzehnten Juli (307), das 39. und letzte Unterkapitel am 30. Dezember (347).

Was Carpentier, der 1904 als Sohn eines Franzosen und einer Russin in La Habana geboren wurde, wohl auf seinen Orinokoreisen entschieden geprägt hatte, war die gleichzeitige Existenz von Menschen und Orten, die den verschiedensten Epochen der menschlichen Kultur angehören zu scheinen. Diesen Beobachtungen eines Nebeneinanders unterschiedlicher Epochen, die er für ein genuin lateinamerikanisches Phänomen hält[7], sowie deren literarischer Ausformulierung in Los pasos perdidos wird das zweite Kapitel meiner Arbeit gewidmet werden. Über Octavio Paz’ ebenfalls in den 1950ern entstandenen Essay El laberinto de la soledad, der einige Ideen beinhaltet, die Carpentiers Konzept sehr ähnlich sind, soll ein psychoanalytischer Exkurs angeknüpft werden, der die Paradiessehnsucht des Romans auf einer ersten Stufe, als Sehnsucht nach einer Rückkehr zur Mutter beschreibt.

Carpentier betont, dass die speziell lateinamerikanische Zeitlichkeit, von der er spricht, auch Auswirkungen auf die Arbeit lateinamerikanischer Schriftsteller habe.

Angesichts dieser Präsenz der Vergangenheit in der Gegenwart, und zwar in einer Gegenwart, in der schon deutliche Regungen der Zukunft zu erkennen sind, muß der lateinamerikanische Romancier die Regeln der traditionellen Zeitlichkeit in der Erzählung durchbrechen und sich eine der Behandlung seines Stoffes angemessene Zeitlichkeit erfinden[.][8]

In seiner Erzählung Viaje a la semilla ‚erfindet’ Carpentier diese Zeitlichkeit, indem er die Biographie eines Mannes in umgekehrter Chronologie beschreibt: Vom Totenbett aus verfolgen wir den Lebensweg eines kubanischen Adligen bis in den Schoß seiner Mutter. Der Autor verkehrt dabei alle zeitlichen Kausalitäten, so wachsen nicht nur die Kerzen beim Brennen und die Uhren laufen verkehrt herum, sondern die Unterschrift des Marquis verliert mit dem Erreichen seiner Minderjährigkeit ihre Rechtskraft. Im dritten Kapitel soll diese Erzählung im Bezug auf ihre Ähnlichkeiten, aber auch ihre Differenzen zum Roman untersucht werden.

Danach beschäftigt sich ein Kapitel mit den drei wichtigsten Lebensabschnitte des Erzählers: Seine Vergangenheit und Familiengeschichte, wie sie im neunten Unterkapitel des Romans erzählt wird, seinem Leben in der Gegenwart in New York und dem Leben der Indianer, dass er am Ziel seiner Reise in dem Urwalddorf Santa Mónica de los Venados kennen lernt. Wo Europa eine überkommene Vergangenheit repräsentiert und in den USA die Gegenwart als „Störerfahrung“[9] erlebt wird, scheint gerade Lateinamerika, wo der entfremdete Großstadtbewohner Steinzeitmenschen begegnen kann, zur Projektionsfläche für zukünftige Hoffnungen zu werden. Inwieweit seine Reise den Erzähler also zurück in die Zukunft führt, wird am Schluss meiner Arbeit beleuchtet werden.

Leben der Erzähler und seine Mitmenschen in New York, unter dem ewigen Diktat der Uhren, als Gefangene der Zeit, so beinhaltet diese Gefangenschaft auch eine Trennung von der eigenen Vergangenheit, die gewissermaßen aus ihrem Leben ausgeschlossen wurde. Die Reise nach Südamerika stellt einen Ausbruch aus seiner Zeit dar, die für ihn einhergeht mit einer Annahme der eigenen Vergangenheit, wie vor allem an Hand eben des neunten Unterkapitels, in dem der Erzähler die eigene Geschichte mit all ihren Traumata und Enttäuschungen Revue passieren lässt, zu zeigen sein wird. Dabei soll vor Allem herausgearbeitet werden, inwieweit durch den Faschismus das Vertrauen in die europäische Kultur in eine tiefe Krise gestürzt wurde. Konzepte wie Carpentiers real maravilloso americano[10], das als Betonung des Eigenen gerade in Abgrenzung, nicht so sehr zur europäischen Tradition, als zur europäischen Gegenwart entsteht, erhalten, ebenso wie eine im Roman merkbare Zivilisationsmüdigkeit, durch diese Krise ihren historischen Kontext. Stellt sich die Zeitreise des Erzählers sowohl als ontogenetische Reise in die eigene Vergangenheit dar, denn er selbst verbrachte seine Kindheit in Lateinamerika, als auch als phylogenetische, die ihn zu den frühesten Stufen menschlicher Kulturentwicklung führt, so wird auch die Paradiessehnsucht einerseits als individual-psychologische Sehnsucht nach dem Mutterleib, als auch als Phänomen einer Kultur, die sich nach einem Zustand vor dem Sündenfall des Faschismus sehnt, dargestellt. Weitere wichtige Aspekte hierbei sind wie sich die spezielle Perspektive, Hermann Herlinghaus spricht von einer „Blickerweiterung von der ‚modernen Zivilisation’ auf die ‚Peripherie’ und insbesondere umgekehrt von der ‚Peripherie’ auf die Welt“[11], eben erst durch die Südamerikareise möglich wird, durch die Kenntnis des Anderen, das der Erzähler zu Beginn für längst ‚ausgestorben’ hielt. Andererseits soll kritisch hinterfragt werden, ob bei der Flucht aus der eigenen Epoche, die der Erzähler am Ende des Romans programmatisch für möglich erklärt, auch wenn sie ihm selbst als Künstler verwehrt bleiben muss, die Flüchtenden nicht grundsätzlich dass wovor sie zu fliehen versuchen, in die Winkel der Erde tragen, wo es bis dahin noch nicht hingekommen war.

2. Die Zeit Lateinamerikas

2.1. Die Gleichzeitigkeit verschiedener Epochen in Lateinamerika bei Carpentier und Paz

Die Gleichzeitigkeit verschiedener Epochen, das Fortleben der Vergangenheit in der Gegenwart, bilden für Alejo Carpentier ein konstitutives Merkmal Lateinamerikas und gleichzeitig einen entscheidenden Unterschied zu Europa. Ist in der „Alten Welt“ der Geist vergangener Epochen nur noch in Baudenkmälern, „im Stein“, gegenwärtig, gäbe es in Amerika, so Carpentier, „die Steine und die Menschen,

sogar noch Menschen aus dem 19. Jahrhundert, die heute freilich meist Stahlbetonbauten aus der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts bewohnen. Der Mensch aus dem Jahre 1975, der Futurologe, der schon im kommenden Jahrzehnt lebt, lebt in Mexiko und entlang den Anden in ständiger Tuchfühlung mit Menschen, die Sprachen aus einer Zeit vor der Conquista sprechen.[12]

In Los pasos perdidos formuliert Carpentier dieses Konzept literarisch aus. Die gewaltsamen Auseinandersetzungen in der lateinamerikanischen Grosstadt, in der der Protagonist seine Reise beginnt, stellen sich ihm als Überlagerung verschiedener Epochen dar.

Las pugnas entre los que parecían representar la tendencia avanazada y la posición conservadora se me representaba, por el increíble desajuste cronólogico de los criterios, como una especie de batalla librada, por encima del tiempo, entre gentes que vivieran en siglos distintos.

Und ein einheimischer Anwalt bestätigt seine Ansicht: „nosotros, por tradición, estamos acostumbrados a ver convivir Rousseau con el Santo Oficio, y los pendones al emblema de la Virgen con El Capital “ (68). Was der Erzähler auf seiner Reise entdeckt ist „la estupefaciente posibilidad de viajar en el tiempo, como otros viajan en el espacio“ (231). Die Reise den Fluss aufwärts führt immer weiter zurück in vergangene Epochen, so fühlt er sich in Santiago de los Aguinaldos ins Mittelalter versetzt (230f.). In Santa Monica de los Venados scheint er in der Zeit der Conquista und der Missionierung der Ureinwohner des Kontinents angelangt zu sein. „El tiempo ha retrocedido cuatro siglos. Esta es misa de Descubridores, recién arribados a orillas sin nombres, que plantan los signos de su migración solar hacía el Oeste, ante el asombro de los Hombres de Maíz.“ (229)

Schließlich im Gebiet der Grandes Mesetas erreicht er „el mundo del Génesis al fin del Cuarto Día de la Creación“, „donde nada parece saber de seres vivientes“ (242).

Als der Erzähler von dem Flugzeug aus dem Urwald abgeholt wird stellt er fest: “…no son ciento cinquenta metros los que separan la maquína volante del Capitán de los indios, que la mira, desafiante, con la mano aferrada al arco: son ciento cincuenta mil años.” (298) Er erfährt, dass die neu gegründete Stadt im Urwald nur drei Flugstunden von der Hauptstadt, in der seine Reise ihren Ausgang nahm, entfernt ist.

Es decir, que los cincuenta y ocho siglos que median entre el cuarto capítulo de la Génesis y la cifra del año que transcurre para los de allá, pueden cruzarse en ciento ochenta minutos, regresando a la época que algunos identifican como el presente – como si lo de acá no fuese también presente – por sobre ciudades que son hoy, en este día, del Medievo, de la Conquista, de la Colonia o del Romanticismo. (299)

Ein sehr ähnliches Konzept von Zeitlichkeit findet sich in Octavio Paz’ Essay El laberinto de la soledad, wo es im Bezug auf Mexiko heißt:

En nuestro territorio conviven no sólo distintas razas y lenguas, sino varios niveles históricos. Hay quienes viven antes de la historia; otros [...] al margen de ella. Y sin acudir a estos extremos, varias épocas se enfrentan, se ignoran o se entredevoran sobre una misma tierra o seperados apenas por unos kilómetros.[13]

Auch in Los pasos perdidos wird betont, dass es in Lateinamerika noch zur Gegenwart der Erzählung, also in den 1950er Jahren, Menschen gibt, die von der Geschichte nichts wissen, Gegenden, die nie mit ihr in Berührung gekommen zu sein scheinen. „Marcos y Rosario ignoran la historia. El Adelantado se sitúa en su primer capítulo[.]“ (355) „Hace dos días que andamos sobre el armazón del planeta, olvidados de la historia y hasta de las oscuras migraciones de las eras sin crónicas.” (240)

Paz unterscheidet zwei verschiedene Arten von Zeit. Er stellt der heutigen, messbaren Zeit eine Vorzeit gegenüber, die er mythisch nennt.

No sólo hemos sido expulsados del centro del mundo y estamos condenados a buscarlo por selvas y desiertos [...] Hubo un tiempo en el que el tiempo no era sucesción y tránsito, sino manar continuo de un presente fijo, en el que estaban contenidos todos los tiempos, el pasado y el futuro. El hombre, desprendido de esa eternidad donde todos los tiempos son uno, ha caído en el tiempo cronométrico y se ha convertido en prisionero del reloj, del calendario y de la sucesión. Pues apenas el tiempo se divide en ayer, hoy y mañana, en horas, minutos y segundos, el hombre cesa de ser uno con el tiempo, cesa de coincidir con el fluir de la realidad. Cuando digo “en este instante”, ya pasó el instante.[14]

[...]


[1] Vgl.: Joseph Conrad: Heart of Darkness, London 1992, S. 48ff.

[2] Vgl.: Alejo Carpentier: Los pasos perdidos, Buenos Aires 2004, S. 235. Alle Zitate beziehen sich auf diese Ausgabe und werden im Folgenden in Klammern im laufenden Text vermerkt.

[3] So erwähnt der Erzähler an einer Stelle den Central Park (331). Außerdem berichtet er mit der Fähre nach Hoboken zu fahren (335). Hoboken ist der Name einer Stadt, die in New Jersey am Ufer des Houdson Rivers, direkt gegenüber von Manhattan, liegt. In der Nachbemerkung weist Carpentier allerdings implizit auf den repräsentativen Charakter dieses Ortes als westliche Großstadt hin. „[…] el lugar de acción de los primeros capítulos del presente libro no necesita de mayor ubicación“. (357)

[4] Carpentier, der ab 1945 in Caracas ansässig war, verarbeitet in Los pasos perdidos u. a. die Erlebnisse, die er auf seinen zwei Orinokoreisen, zunächst mit dem Flugzeug 1947, dann 1948 mit Bus und Schiff, machte. In der Nachbemerkung zum Roman, im Originaltext „Nota“ überschrieben, gibt er Auskunft darüber, welche Orte ihn zu den verschiedenen Schauplätzen inspirierten, betont aber zugleich den prototypisch lateinamerikanischen Charakter, etwa der Landeshauptstadt, in der die Reise des Protagonisten ihren Ausgang nimmt oder der folgenden Provinzstädte, „son meros prototipos, a los que no se ha dado una situación precisa, puesto que los elementos que los integran son comunes a muchos paises“. Nach und nach werden die Orte allerdings konkretisiert: „El río descrito que, en lo anterior, pudo ser cualquier gran río de América, muy exactamente, el Orinoco en su curso superior.“ (357)

[5] Bei den Kapitelangaben in meiner Arbeit werde ich grundsätzlich die Unterscheidung zwischen Kapitel und Unterkapitel aufrecht erhalten.

[6] Hermann Herlinghaus mutmaßt, dass es sich um „den Monat Juni wahrscheinlich des Jahres 1950, die Jahrhundertmitte“ handle. Vgl.: Hermann Herlinghaus: Alejo Carpentier. Persönliche Geschichte eines literarischen Moderneprojekts, München 1991, S. 105. Einen Textbeleg der seine Hypothese erhärten würde, nennt er allerdigs nicht.

[7] Andere Autoren beschreiben dies eher als globales Phänomen. Vgl.: Hans Ulrich Seeber, Julika Griem (Hrsg.): Raum- und Zeitreisen; Studien zur Literatur und Kultur des 19. und 20. Jahrhunderts, Tübingen 2003; darin: Einleitung, S. 1. „Da die Hinterlassenschaften der Zeit in Schichten – sich ändernden Techniken, Werkzeugen, Produktionsweisen, Architekturstilen, Schreibweisen, etc. – allenthalben wahrnehmbar ist, zumal dann, wenn diese kulturellen Erzeugnisse und Zeugnisse sich rasch ändern, ist jeder Gang durch die Kulturräume der moderne in besonders auffälliger Weise eine Reise in die Vergangenheit.“

[8] Vgl.: Alejo Carpentier: Zeit- und Sprachproblematik im modernen lateinamerikanischen Roman; in Derselbe: Stegreif und Kunstgriffe Essays zur Literatur, Musik und Architektur in Lateinamerika; Aus dem Spanischen von Anneliese Botond; Frankfurt am Main 1980 S. 91.

[9] Vgl.: Herman Herlinghaus: Alejo Carpentier…, S. 100.

[10] Ich werde auf dieses Konzept später nur kurz eingehen. Für eine ausführliche Darstellung vgl. z. B. : Hans-Otto Dill: Lateinamerikanische Wunder und kreolische Sensibilität: Der Erzähler und Essayist Alejo Carpentier, Hamburg 1993, S. 51-121.

[11] Vgl.: Herman Herlinghaus1991, S. 101.

[12] Vgl.: Alejo Carpentier: Zeit- und… S. 90.

[13] Vgl.: Octavio Paz: El laberinto de la soledad; Edición de Enrico Mario Santí, Madrid 1995, S. 146.

[14] Vgl.: Octavio Paz, S. 357.

Final del extracto de 29 páginas

Detalles

Título
Paradiessehnsucht und das Problem der Zeiten in Alejo Carpentiers "Los pasos perdidos"
Universidad
Free University of Berlin
Calificación
1,3
Autor
Año
2007
Páginas
29
No. de catálogo
V128193
ISBN (Ebook)
9783640350872
ISBN (Libro)
9783640350704
Tamaño de fichero
548 KB
Idioma
Alemán
Palabras clave
Paradiessehnsucht, Problem, Zeiten, Alejo, Carpentiers
Citar trabajo
Nicolai Bühnemann (Autor), 2007, Paradiessehnsucht und das Problem der Zeiten in Alejo Carpentiers "Los pasos perdidos", Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/128193

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