Dies ist eine Arbeit über die Liebe – die romantische Liebe. Was geschieht mit der Sehnsucht nach romantischer Liebe, in einer Gesellschaft, die von neoliberalen Werten der Wirtschafts- und Arbeitswelt geprägt ist? Und welche Rolle nehmen dabei die vom Kapitalismus gesteuerten und entwickelten Konsumpraktiken, Luxusgüter und Freizeitaktivitäten ein?
Sehnsucht und tiefe romantische Gefühle scheinen unabhängig von Börsengängen und Wirtschaftsentwicklung krisensicher. Die Industrie und der Markt machen sich diesen Umstand in Form von Produktentwicklung und -marketing zunutze. In der Werbung stehen die Produkte für Glück, Zufriedenheit, Erfolg, Schönheit und nicht zuletzt für romantische Liebe. Was im ersten Moment absurd scheint, hat sich schon längst etabliert und bewährt. Es werden primär Emotionen verkauft.
Liebe und Konsum erscheinen so als gleichberechtigte Protagonistinnen in einem neoliberalen Karussell, die sich komplementär entwickeln, während das Tempo kontinuierlich erhöht wird und in dem die Massenmedien als katalysierender Treibstoff fungieren.
Am Beispiel des aktuellen Werbespots Fliegen, Swiss made der Swiss International Air Lines werden die Verknüpfungen von romantischer Liebe, Konsum und neoliberaler Ökonomie sichtbar. Die Analyse offenbart, das Verführungspotenzial des Mediums über Ästhetisierung und die emotionale Intensivierung durch audiovisuelle Elemente. Erst der vertiefte Blick auf Konstruktionen und Rezeptionen der Geschlechter und deren Rollenverteilungen und Rollenzuschreibungen zeigt, dass es sich um einen Rückgriff auf alten Geschlechterstereotypen, Klischees und Vorstellungen handelt. Es bedarf einer differenzierten Betrachtung des kulturellen und gesellschaftlichen Kontexts und es stellt sich die Frage wie sich Kapitalismus, Werbung und Gesellschaft gegenseitig beeinflussen und steuern.
Somit kann keiner der einzelnen Bereiche isoliert betrachtet werden, sondern sie bilden ein Ganzes, das unser heutiges Wirklichkeitskonstrukt der Gesellschaft verkörpert und widerspiegelt. Es stellt sich zudem die Frage, ob der Mensch in einer postmodernen, neoliberalen Welt flexibel und stark genug ist, um die romantische Liebe nicht zur Trivialität und Banalität verkommen zu lassen. Und ob die Liebe ein letztes grosses Versprechen bleibt, welches Magie, Schicksal und nicht enden wollende Bezauberung besitzt.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Liebe
- Annäherung an den Begriff der romantischen Liebe
- Was ist romantische Liebe?
- Die Epoche der Romantik und ein bürgerliches Ideal der Liebe
- Liebe und Konsum nach Eva Illouz
- Das erste Rendezvous
- Romantisierung der Ware
- Konsumpraktiken als Ausdruck und Halt der Liebe
- Gesellschaftspolitische Dimension von Liebesbeziehungen
- Romantische Liebe als Überschreitung und ausseralltäglicher Erfahrungsraum einer Utopie
- Annäherung an den Begriff der romantischen Liebe
- Der Kapitalismus
- Annäherung an den Begriff des neuen Kapitalismus
- Der Rheinische Kapitalismus und seine Unterschiede zum Angloamerikanischen Kapitalismus
- Neuer Kapitalismus nach Richard Sennett
- Drifting als Lebens- und Arbeitsmaxime
- Flexibilität und Veränderung des Zeitbegriffs
- Risiko und Scheitern
- Annäherung an den Begriff des neuen Kapitalismus
- Die Werbung
- Annäherung an die Werbung in Film und Fernsehen
- Medienanalyse
- Eigensinn des Mediums
- Narrative Struktur und Beschreibung
- Werbekonzept und Marketingstrategies
- Interpretation des Werbespots
- Darstellung von Wolken und Nebel
- Darstellung der Protagonistinnen und Protagonisten
- Darstellung der Sehnsucht
- Lokale Verortung und globale Ausrichtung
- Konzept «Swissness»
- Konstruktion von Rollenbildern und Geschlechtszuschreibungen
- Fehlende Bilder
- Kleine Entdeckung zum Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht das Spannungsfeld zwischen romantischer Liebe und den Bedingungen des neoliberalen Kapitalismus. Sie fragt nach dem Einfluss von Konsum und Medien auf die Sehnsucht nach romantischer Liebe in einer Gesellschaft, die von ökonomischen Imperativen geprägt ist. Die Analyse stützt sich auf die Theorien von Eva Illouz und Richard Sennett.
- Der Einfluss des neuen Kapitalismus auf die individuellen Liebesbeziehungen
- Die Rolle des Konsums in der Konstruktion und Aufrechterhaltung romantischer Liebe
- Die Darstellung von Liebe und Sehnsucht in der Werbung
- Die mediale Konstruktion von Geschlechterrollen im Kontext von Liebe und Konsum
- Die Spannung zwischen romantischen Idealen und den Realitäten der modernen Gesellschaft
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik der Arbeit ein und stellt die zentrale Forschungsfrage nach dem Einfluss des neoliberalen Kapitalismus auf die Sehnsucht nach romantischer Liebe. Sie beschreibt den methodischen Ansatz, der sich auf die Theorien von Eva Illouz und Richard Sennett stützt, und umreißt den Aufbau der Arbeit. Die Einleitung betont die Bedeutung der soziologischen und kulturwissenschaftlichen Perspektive und die Notwendigkeit, die individuellen Gefühle im Kontext der ökonomischen und medialen Bedingungen zu untersuchen.
Die Liebe: Dieses Kapitel befasst sich mit dem Konzept der romantischen Liebe. Es beleuchtet die idealisierten Vorstellungen von Liebe und ihre Spannung zum Alltag, indem es auf die Paradoxie von Euphorie und Enttäuschung eingeht. Es wird die Frage nach der Nachhaltigkeit romantischer Liebe in der modernen Gesellschaft aufgeworfen und der Widerspruch zwischen rationalem Denken und emotionaler Sehnsucht thematisiert. Die Ausführungen stützen sich auf die Analyse von Illouz und weitere philosophische und literarische Perspektiven auf das Phänomen der Liebe.
Der Kapitalismus: Dieses Kapitel analysiert den neuen Kapitalismus und seine Auswirkungen auf das Individuum. Es setzt sich mit den Konzepten von Richard Sennett auseinander, insbesondere mit dem Begriff des „flexiblen Menschen“ und den damit verbundenen Unsicherheiten und Risiken. Der Fokus liegt auf den Auswirkungen der wirtschaftlichen Strukturen auf das private Leben und die Gestaltung von Liebesbeziehungen. Es wird beleuchtet, wie wirtschaftliche Denk- und Handlungsmuster in die individuellen Lebensbereiche eindringen.
Die Werbung: Dieses Kapitel untersucht die Rolle der Werbung in der Darstellung von Liebe und Konsum. Es führt in die Relevanz der Werbebotschaften in Film und Fernsehen im Kontext der Arbeit ein, indem es die Methoden und Strategien erläutert, welche die Werbebranche zur Gestaltung und Verbreitung ihrer Werbekonzepte nutzt. Die Verbindung von Liebe und Konsum wird hier vorbereitend untersucht.
Medienanalyse: Das Kapitel beschreibt die mediale Konstruktion von Realität und die Bedeutung von narrativen Strukturen in der Werbung. Es untersucht, wie Medien Botschaften gestalten und auf die Rezipienten wirken. Es geht um die Interpretation von visuellen und narrativen Elementen und ihren Einfluss auf die Wahrnehmung von Liebe und Konsum. Die Grundlage für eine detaillierte Medienanalyse, z.B. des gewählten Werbespots, wird hier geschaffen.
Schlüsselwörter
Romantische Liebe, Neoliberaler Kapitalismus, Konsum, Medien, Werbung, Geschlechterrollen, Eva Illouz, Richard Sennett, Sehnsucht, Globalisierung, Individualität.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Arbeit: Romantische Liebe im Neoliberalen Kapitalismus
Was ist der Gegenstand dieser wissenschaftlichen Arbeit?
Die Arbeit untersucht das komplexe Wechselspiel zwischen romantischer Liebe und den Bedingungen des neoliberalen Kapitalismus. Sie analysiert, wie Konsum und Medien die Sehnsucht nach romantischer Liebe in einer ökonomisch geprägten Gesellschaft beeinflussen. Die theoretische Grundlage bilden die Arbeiten von Eva Illouz und Richard Sennett.
Welche zentralen Themen werden behandelt?
Die Arbeit beleuchtet den Einfluss des neuen Kapitalismus auf individuelle Liebesbeziehungen, die Rolle des Konsums bei der Konstruktion und Aufrechterhaltung romantischer Liebe, die Darstellung von Liebe und Sehnsucht in der Werbung, die mediale Konstruktion von Geschlechterrollen im Kontext von Liebe und Konsum und schließlich die Spannung zwischen romantischen Idealen und der Realität der modernen Gesellschaft.
Welche theoretischen Ansätze werden verwendet?
Die Analyse basiert auf den Theorien von Eva Illouz und Richard Sennett. Illouz' Arbeit zum Konsum und Liebe wird herangezogen, um die Verknüpfung von romantischer Liebe und Konsum zu verstehen. Sennetts Konzept des „flexiblen Menschen“ und die damit verbundenen Unsicherheiten im neuen Kapitalismus bilden den Rahmen für die Betrachtung der Auswirkungen wirtschaftlicher Strukturen auf das private Leben und die Gestaltung von Liebesbeziehungen.
Wie ist die Arbeit aufgebaut?
Die Arbeit gliedert sich in Kapitel zu Einleitung, der Liebe (inkl. Annäherung an den Begriff der romantischen Liebe und Liebeskonzepte nach Eva Illouz), dem Kapitalismus (inkl. des neuen Kapitalismus nach Richard Sennett), der Werbung, der Medienanalyse und einer detaillierten Interpretation eines Werbespots. Jedes Kapitel bietet eine Zusammenfassung und vertieft spezifische Aspekte der Thematik.
Welche Aspekte der Liebe werden untersucht?
Die Arbeit betrachtet die romantische Liebe als ein Ideal, das im Spannungsfeld zwischen Euphorie und Enttäuschung steht. Sie hinterfragt die Nachhaltigkeit romantischer Liebe in der modernen Gesellschaft und analysiert den Widerspruch zwischen rationalem Denken und emotionaler Sehnsucht. Dabei werden sowohl idealisierte Vorstellungen als auch die alltäglichen Realitäten der Liebe berücksichtigt.
Wie wird der Kapitalismus in der Arbeit dargestellt?
Der Fokus liegt auf dem neuen Kapitalismus und seinen Auswirkungen auf das Individuum. Die Arbeit untersucht die Konzepte von Richard Sennett, insbesondere den „flexiblen Menschen“ und die damit einhergehenden Unsicherheiten und Risiken. Es wird analysiert, wie wirtschaftliche Denk- und Handlungsmuster in die individuellen Lebensbereiche und die Gestaltung von Liebesbeziehungen eindringen.
Welche Rolle spielt die Werbung in der Arbeit?
Die Arbeit untersucht die Darstellung von Liebe und Konsum in der Werbung, insbesondere in Film und Fernsehen. Sie analysiert die Werbemethoden und -strategien und die Verbindung zwischen Liebe und Konsum. Die Medienanalyse bildet die Grundlage für die Interpretation eines konkreten Werbespots.
Wie wird die Medienanalyse durchgeführt?
Die Medienanalyse befasst sich mit der medialen Konstruktion von Realität und der Bedeutung narrativer Strukturen in der Werbung. Sie untersucht, wie Medien Botschaften gestalten und auf die Rezipienten wirken, und analysiert visuelle und narrative Elemente und ihren Einfluss auf die Wahrnehmung von Liebe und Konsum.
Was sind die Kernaussagen der Arbeit?
Die Arbeit zeigt das komplexe Zusammenspiel zwischen romantischen Liebesvorstellungen und den Bedingungen des neoliberalen Kapitalismus auf. Sie verdeutlicht den Einfluss von Konsum und Medien auf die Sehnsucht nach romantischer Liebe und analysiert die mediale Konstruktion von Geschlechterrollen in diesem Kontext. Die Arbeit betont die Spannung zwischen romantischen Idealen und den Realitäten der modernen Gesellschaft.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit am besten?
Romantische Liebe, Neoliberaler Kapitalismus, Konsum, Medien, Werbung, Geschlechterrollen, Eva Illouz, Richard Sennett, Sehnsucht, Globalisierung, Individualität.
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- Petra Wigger (Author), 2007, Liebe in Zeiten des neuen Kapitalismus. Die Sehnsucht nach romantischer Liebe zwischen Produktivität, Flexibilität, Risikobereitschaft und Konsum, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/129380