Ist Europa ein optimaler Währungsraum?

Eine Analyse der Theorien optimaler Währungsräume


Term Paper, 2009

13 Pages, Grade: 2,0


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Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Optimale Währungsräume in der Theorie
2.1 Der Ansatz nach Mundell
2.2 Die Erweiterung nach Mc Kinnon
2.3 Die Erweiterung nach Kenen

3. Europa als Währungsraum
3.1 Faktormobilität in der Eurozone
3.2 Der Öffnungsgrad in der Eurozone
3.3 Die Diversifikation in der Eurozone

4. Die Zukunft der Eurozone

5. Fazit

Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Mittlerweile ist der Euro für uns alle eine Selbstverständlichkeit geworden. Er ist das einzig anerkannte Zahlungsmittel in Deutschland und erleichtert uns allen einen Aufenthalt in zahlreichen europäischen Ländern. So ist das Umtauschen einer Währung vor einem Auslandsaufenthalt nicht mehr die Regel, sondern eher die Ausnahme. Dem normalen Bürger erleichtert dies viele organisatorische Dinge bei Reisen. Vor allem aber auch im Hinblick auf die Globalisierung entstehen wichtige Vorteile für Unternehmen, denen Transaktionskosten bei einem Währungsumtausch innerhalb der Euroländer erspart bleiben. Der normale Bürger sieht diesen Vorteil bereits im Kleinen. Die immer häufiger vorkommenden Käufe über das Internet können nun auch einfach über die Grenzen Deutschlands abgewickelt werden und es kann in der eigenen Währung bezahlt werden. Lästige Umrechnungen und daraus entstehende Kosten entfallen.

Dennoch ergeben sich immer wieder Spekulationen darüber, ob es sich bei der Eurozone überhaupt um einen optimalen Währungsraum handelt. Die entscheidende Frage hierbei ist, ob der Euro aus volkswirtschaftlicher Sicht überhaupt nennenswerte Vorteile bietet und ob die Theorien optimaler Währungsräume in der Wahl des Gebietes für den Euro berücksichtigt worden sind. Diese Ausarbeitung gibt einen kurzen Überblick über die Theorien optimaler Währungsräume und analysiert anschließend anhand dieser Theorien, ob es sich bei der Eurozone um einen optimalen Währungsraum handelt.

2. Optimale Währungsräume in der Theorie

Die Diskussion über optimale Währungsräume ist weitaus älter als man erwartet. Bereits 1961 entwickelte der kanadische Volkswirt und spätere Nobelpreisträger Robert Mundell seine Theorie optimaler Währungsräume. Diese erlangte große Aufmerksamkeit bei vielen Volkswirten und wurde vor allem von Ronald Mc Kinnon und Peter Kenen in den folgenden Jahren weiterentwickelt.

Die zentrale Frage in allen Theorien ist, ob der Nutzen einer gemeinsamen Währung höher ist, als die entstehenden Kosten und welche Voraussetzungen überhaupt gegeben sein müssen, damit ein gemeinsamer Währungsraum denkbar ist. Hierfür werden verschiedene volkswirtschaftliche Aspekte analysiert (de Grauwe 2007, S. 5f).

Grundsätzlich versteht man unter einem optimalen Währungsraum ein geografisches Gebiet mit einer Einheitswährung oder aber mehreren Einzelwährungen mit unwiderruflich festen Wechselkursen. Dem Ausland gegenüber sind die Wechselkurse jedoch flexibel. Die Einführung des Euros fand in Form einer Währungsunion statt. Das heißt, dass sich souveräne Staaten mit unterschiedlichen Währungen zusammengeschlossen haben und nur noch eine Währung mit einheitlicher Geldpolitik, festen Wechselkursen und freiem Kapitalverkehr einführen. Ziel hierbei ist eine Steigerung der ökonomischen Effizienz und eine Maximierung der Wohlfahrt (Auria 1997, S.22ff).

Ob ein Währungsraum optimal ist, ist anhand verschiedener Kriterien zu bestimmen. Als optimal wird häufig bezeichnet, wenn eine Volkswirtschaft „innerhalb einer Währungsunion unter Aufrechterhaltung von Preisniveaustabilität und Vollbeschäftigung ein außenwirtschaftliches Gleichgewicht“ realisieren kann (Hermann 2001, S.22). Im folgenden Teil der Ausarbeitung werden verschiedene Aspekte optimaler Währungsräume betrachtet. Hierfür bilden die Theorien der drei Volkswirte Mundell, Mc Kinnon und Kenen die Grundlage. In der modernen Volkswirtschaftslehre werden diese Theorien häufig durch eine Kosten-Nutzen-Analyse erweitert, auf die in dieser Arbeit aufgrund des geringen Umfangs jedoch nicht weiter eingegangen werden kann.

2.1 Der Ansatz nach Mundell

Robert Mundell veröffentlichte 1961 seinen wegweisenden Artikel „A Theory of Optimal Currency Areas“. Er gilt als Begründer der Theorie optimaler Währungsräume, auch wenn heute wesentlich mehr Faktoren in Entscheidungen berücksichtigt werden müssen, als es Mundell tat. In seinen Untersuchungen ist der elementare Aspekt die Mobilität der Arbeitskräfte. Nach seinen Erkenntnissen ist ein optimaler Währungsraum wie folgt definiert: „[…] the optimum currency is a region – defined in terms of internal factor mobility and external factor mobility.“ (Mundell 1961, S. 661).

Geht man in einer ersten Überlegung davon aus, dass eine Währung eine Tauschmittelfunktion besitzt, ohne dass ein Umtausch in ein anderes Zahlungsmedium notwendig ist, so dass keine Transaktionskosten entstehen, so können Waren direkt erworben werden. Im Hinblick auf die heute herrschende Globalisierung mit weltweitem Handel, erscheint es erstrebenswert, dass eine Währung auf der ganzen Welt Gültigkeit hat, so dass Transaktionskosten und Wechselkursrisiken vollständig entfallen und eine hohe Preistransparenz für alle Marktteilnehmer herrscht (Jarchow, Rühmann 1997). In dieser Annahme ist jedoch vernachlässigt, dass Länder asymmetrischen Schocks ausgeliefert sind, auf die ein Reagieren durch lokale währungspolitische Maßnahmen mit einer Einheitswährung und daraus resultierenden fixen Wechselkursen, nicht mehr möglich ist.

Mundell entwickelte ein Zwei-Länder-Modell und untersuchte die unterschiedlichen Auswirkungen dieser asymmetrischen Schocks. Bilden zwei Länder eine Währungsunion mit einer gemeinsamen Zentralbank, entfallen die lokalen geldpolitischen Maßnahmen, um beispielsweise einen exogenen Nachfrageschock auszugleichen. Angenommen, in Land A fallen Preise und Output und diese steigen wiederum in Land B, so kommt es in Land A zu einer erhöhten Arbeitslosigkeit und in Land B zu einem hohen Angebot an Arbeit und einer erhöhten Inflation. Es gibt nach Mundell zwei Möglichkeiten des Schockausgleichs. Entweder verfügt Land A über eine flexible Lohnpolitik und kann die Löhne so senken, dass der Output wieder steigt und die Preise sinken. In Land B herrscht demzufolge dann ein Nachfrageüberhang wodurch die Löhne steigen und daraus resultierend steigen auch die Preise. Die zweite Möglichkeit der Anpassung kann durch Arbeitsmobilität erreicht werden. Wenn Arbeiter von Land A in Land B abwandern, wird die Arbeitslosigkeit in Land B gesenkt und es stellt sich wieder ein Marktgleichgewicht ein (de Grauwe 2007, S.7).

Nach Mundell ist also ein optimaler Währungsraum dann gegeben, wenn innerhalb der Grenzen eine ausreichende Faktormobilität gegeben ist und Preise und Löhne hinreichend flexibel sind, da so asymmetrische Schocks ohne geldpolitische Maßnahmen ausgeglichen werden können (Krugmann, Obstfeld 2006, S. 719). Nach allgemeinen Untersuchungen fallen diese Währungsräume jedoch sehr klein aus, weshalb eine Weiterentwicklung der Theorie durch den Volkswirt Ronald McKinnon 1963 den Öffnungsgrad der Volkswirtschaften mit einbezieht.

2.2 Die Erweiterung nach Mc Kinnon

Um den Öffnungsgrad einer Volkswirtschaft zu bestimmen, ist das Verhältnis von „tradables“ zu „non-tradables“ in der heimischen Produktion zu analysieren. In der Praxis wird dieses durch so genannte Export- bzw. Importquoten gemessen, die das Verhältnis vom Export bzw. Import zum Bruttoinlandsprodukt ausdrücken (Feldsieper 1980 S. 549ff). Bei einer offenen Volkswirtschaft tritt der Effekt ein, dass die durch expansive Geldpolitik ausgelöste Abwertung der Währung die Preise für Importe ansteigen und somit auch die im Inland produzierten Produkte teurer werden lässt. Das ist daraus abzuleiten, dass importierte Vorprodukte teurer sind und es normalerweise höhere Lohnforderungen durch erhöhte Konsumgüterpreise gibt. Somit steigen Preise für Produkte insgesamt an. Je kleiner ein Währungsraum ist, desto höher ist normalerweise das Verhältnis von Importen zur Inlandsproduktion. Deshalb ist bei einem kleinen Währungsraum eine Preiserhöhung durch die Abwertung der Währung schneller und umfassender zu erkennen. Aus diesen Beobachtungen lässt sich folgern, dass eine expansive Geldpolitik häufiger zu signifikanten Preiserhöhungen führt, als zu Beschäftigungsveränderungen. Vor allem bei kleinen Währungsräumen treten diese Effekte verstärkt auf, was zu der Überlegung führt, dass zu kleine Währungsräume zu hohe Kosten verursachen können, die durch Zusammenschlüsse zu größeren Währungsräumen verringert werden können. Diese Untersuchungen nach Mc Kinnon zeigen deutlich, dass ein Währungsraum, der sich lediglich auf die Faktormobilität stützt, zu klein und zu kostenintensiv sein würde (Jarchow, Rühmann 1997, S. 310).

Zusammenfassend stellt Mc Kinnon dar, dass die Kosten eines Zusammenschlusses bei festen Wechselkursen umso geringer sind, je höher der Offenheitsgrad einer Volkswirtschaft ist. Je mehr Handel zwischen zwei Ländern betrieben wird, desto eher bilden sie einen optimalen Währungsraum (de Grauwe 2007, S. 56f).

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Details

Title
Ist Europa ein optimaler Währungsraum?
Subtitle
Eine Analyse der Theorien optimaler Währungsräume
College
University of Hamburg
Course
Geld & Kredit
Grade
2,0
Author
Year
2009
Pages
13
Catalog Number
V129641
ISBN (eBook)
9783640346981
ISBN (Book)
9783640347155
File size
404 KB
Language
German
Keywords
Europa, Währungsraum, Eine, Analyse, Theorien, Währungsräume
Quote paper
Anja Wyludda (Author), 2009, Ist Europa ein optimaler Währungsraum?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/129641

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