Giulia Lama „… la pittrice che spaventava anche i santi con i soui chiaroscuri …” , sorgte wohl nicht nur mittels ihrer Chiaroscuri für Aufsehen in Venedig, sondern auch dank ihrer großformatigen Männerakte, die sie für die Kirchen der Lagunenstadt anfertigte.
Längere Zeit in Vergessenheit geraten, ist man langsam wieder dabei, der Künstlerin die Ehren zu erweisen, die ihr meiner Meinung nach zustehen. Obgleich von den Zeitgenossen als unattraktiv verschrien, wurde ihre künstlerische Leistung dennoch zu ihren Lebzeiten angesehen und geschätzt.
“Die Malerin Giulia Lama gehört zwar nicht zu den führenden, aber zu den interessantesten Erscheinungen der venezianischen Malerei des XVIII. Jahrhunderts. Ihre ganz persönliche, so eigenartige Kunst gibt – besonders wenn man das hinzunimmt, was ihr Porträt über die Persönlichkeit verrät – eine plastische Vorstellung von den auch in modernem Sinn weitgehenden Möglichkeiten, die eine Frau des Settecento in Venedig hatte. In künstlerischer und geistiger Hinsicht war die Emanzipation der Frau in dem freien Zeitalter des Rokoko in Venedig besonders weit gediehen.“
Diese Einschätzung Goerings zum soziokulturellen Kontext aus dem Jahr 1935 ist heute so sicher nicht mehr haltbar. Auch das Beispiel Giulia Lama wird zeigen, dass die Künstlerin mit einigen Hürden zu kämpfen hatte und von Emanzipation keine Rede sein kann.
Alles in allem handelt es sich um eine Künstlerin, die etwas Besonderes und Außergewöhnliches leistete und die es Wert ist, dass wieder über sie gesprochen wird. In dieser Arbeit soll es darum gehen, Giulia Lama wieder zu entdecken, ihre Zeit, die Aktmalerei und die damit verbundene Bedeutung ihres Werkes zu untersuchen, um schließlich eine positivierte Neubewertung der Künstlerin zu rechtfertigen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Forschungsstand
- 1. Wer war Giulia Lama? – Zur Biographie der Künstlerin
- 1.1 Der Topos der Hässlichkeit
- 2 Ein historischer Abriss über die Aktdarstellung
- 2.1 Giulia Lama und die (Männer-)Akte im 18. Jahrhundert
- 3. Giulia Lama als Malerin im Venedig des 18. Jahrhunderts
- 3.1 Betrachtung einiger ausgewählter Gemälde
- 3.1.1 Giulia Lama: Die Kreuzigung (1726-1733)
- 3.1.2 Giulia Lama: Dornenkrönung und Fall unterm Kreuz, 1723-1725
- 3.1.3 Giulia Lama: Judith und Holofernes, um 1725
- 3.1.4 Giulia Lama: Das Martyrium der Heiligen Eurosia von Jaca
- 3.1 Betrachtung einiger ausgewählter Gemälde
- Schlusswort
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit verfolgt das Ziel, die venezianische Künstlerin Giulia Lama neu zu bewerten und ihr Werk im Kontext ihrer Zeit und der venezianischen Kunst des 18. Jahrhunderts zu untersuchen. Die Arbeit beleuchtet Lamas Biographie, analysiert ihren Umgang mit der Aktmalerei, und untersucht die Bedeutung ihres Œuvres angesichts der geschlechtsspezifischen Herausforderungen ihrer Zeit.
- Die Biographie und das Leben von Giulia Lama
- Die Rolle der Aktmalerei in der venezianischen Kunst des 18. Jahrhunderts
- Der Einfluss von Giambattista Piazzetta auf Lamas Stil
- Die geschlechtsspezifischen Hürden für Künstlerinnen im 18. Jahrhundert
- Eine Neubewertung des künstlerischen Werks von Giulia Lama
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung stellt Giulia Lama und ihr Werk vor, hebt ihre Bedeutung für die venezianische Malerei des 18. Jahrhunderts hervor und skizziert die Forschungslage, die sich als schwierig gestaltete, da es keine Monographie über die Künstlerin gibt. Der Fokus liegt auf der Notwendigkeit einer positiveren Neubewertung ihres Œuvres angesichts der bisherigen Vernachlässigung in der kunsthistorischen Literatur. Die Einleitung führt auch in den Forschungsstand zum Thema ein, der die Herausforderungen der Recherche und die unterschiedlichen Interpretationen von Lamas Leben und Werk aufzeigt.
1. Wer war Giulia Lama? – Zur Biographie der Künstlerin: Dieses Kapitel widmet sich der Biographie Giulia Lamas. Es beleuchtet die Schwierigkeiten, verlässliche Informationen über ihr Leben zu beschaffen, und präsentiert die Ergebnisse der Forschung, die von Spekulationen über ihr Geburts- und Todesjahr bis hin zur Klärung dieser Daten durch Ugo Ruggeri reicht. Das Kapitel diskutiert die mögliche Verwandtschaft Lamas mit Giambattista Piazzetta, ihren künstlerischen Werdegang, ihre Ausbildung und ihre Arbeitsweise. Es analysiert auch die Rolle des „Topos der Hässlichkeit“ in der Beurteilung von Künstlerinnen und dessen Auswirkungen auf Lamas Karriere und die Wahrnehmung ihres Werks. Der Brief des Abtes Luigi Conti liefert wichtige Einblicke in ihren Charakter und ihre soziale Situation.
2 Ein historischer Abriss über die Aktdarstellung: Dieses Kapitel bietet einen historischen Überblick über die Darstellung des Aktes in der Kunstgeschichte, von der Antike bis zum 18. Jahrhundert. Es analysiert die Veränderungen im Umgang mit dem nackten Körper in der Kunst, den Einfluss des Christentums und die geschlechtsspezifischen Unterschiede in der Ausbildung und im Zugang zum Aktzeichnen. Es beleuchtet die Herausforderungen, die weibliche Künstlerinnen beim Studium und der Darstellung des männlichen Aktes bewältigen mussten, inklusive der gesellschaftlichen und akademischen Restriktionen.
2.1 Giulia Lama und die (Männer-)Akte im 18. Jahrhundert: Dieses Kapitel analysiert Lamas künstlerische Auseinandersetzung mit dem männlichen Akt im Kontext der gesellschaftlichen und akademischen Beschränkungen für Künstlerinnen im 18. Jahrhundert. Es thematisiert die Seltenheit des erhaltenen Œuvres und stellt die Frage, wie es Lama gelang, eine große Anzahl an Männerakten zu schaffen. Es wird spekuliert, ob das Aktstudium innerhalb des Ateliers Piazzettas stattfand, und die mögliche gegenseitige Modellierung innerhalb der Künstlergruppe wird diskutiert.
3. Giulia Lama als Malerin im Venedig des 18. Jahrhunderts: Dieses Kapitel befasst sich mit Lamas Werk als Malerin in Venedig. Es analysiert ihren Stil, ihren Umgang mit Licht und Schatten (Chiaroscuro), und ihren Einfluss durch Giambattista Piazzetta und andere Künstler. Die Eigenheiten ihres Stils, wie die erdige monochrome Farbgebung und die dramatischen Kompositionen, werden erläutert und im Vergleich zu anderen Künstlern der Zeit bewertet.
Schlüsselwörter
Giulia Lama, venezianische Malerei, 18. Jahrhundert, Aktmalerei, Giambattista Piazzetta, Chiaroscuro, Künstlerinnen, Geschlechterrollen, Historienmalerei, Barock, Rokoko, Selbstporträt, Aktstudien, religiöse Malerei.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu Giulia Lama: Eine Neubewertung
Wer war Giulia Lama und worum geht es in dieser Arbeit?
Diese Arbeit befasst sich mit der venezianischen Künstlerin Giulia Lama und bietet eine umfassende Neubewertung ihres Lebens und Werkes im Kontext der venezianischen Kunst des 18. Jahrhunderts. Sie untersucht ihre Biographie, analysiert ihren Umgang mit der Aktmalerei, und beleuchtet die Bedeutung ihres Œuvres angesichts der geschlechtsspezifischen Herausforderungen ihrer Zeit. Die Arbeit stützt sich auf die verfügbare Forschungslage, die aufgrund der fehlenden Monographie über die Künstlerin als schwierig beschrieben wird.
Welche Themen werden in der Arbeit behandelt?
Die Arbeit behandelt folgende Themenschwerpunkte: Lamas Biographie und Leben; die Rolle der Aktmalerei in der venezianischen Kunst des 18. Jahrhunderts; den Einfluss von Giambattista Piazzetta auf Lamas Stil; die geschlechtsspezifischen Hürden für Künstlerinnen im 18. Jahrhundert; und eine Neubewertung des künstlerischen Werks von Giulia Lama. Zusätzlich wird ein historischer Abriss über die Aktdarstellung von der Antike bis ins 18. Jahrhundert gegeben, sowie eine detaillierte Analyse ausgewählter Gemälde Lamas.
Welche Kapitel beinhaltet die Arbeit und was ist ihr Inhalt?
Die Arbeit gliedert sich in folgende Kapitel: Eine Einleitung, die die Forschungslage und die Zielsetzung beschreibt; ein Kapitel zur Biographie Giulia Lamas, welches auch den „Topos der Hässlichkeit“ im Kontext der Beurteilung von Künstlerinnen beleuchtet; ein Kapitel zum historischen Abriss der Aktdarstellung und ein Unterkapitel zu Lamas Auseinandersetzung mit dem Männerakt; und schließlich ein Kapitel, das Lamas Werk als Malerin in Venedig analysiert, inklusive einer Betrachtung ausgewählter Gemälde wie "Die Kreuzigung", "Dornenkrönung und Fall unterm Kreuz", "Judith und Holofernes" und "Das Martyrium der Heiligen Eurosia von Jaca". Ein Schlusswort rundet die Arbeit ab.
Welche Schwierigkeiten gab es bei der Recherche zu Giulia Lama?
Die Recherche zu Giulia Lama gestaltete sich schwierig, da es keine Monographie über die Künstlerin gibt. Die Arbeit musste sich daher auf verstreute Quellen und Informationen stützen. Die Biographie Lamas ist unvollständig und basiert teilweise auf Spekulationen, die durch die Forschung von Ugo Ruggeri teilweise geklärt werden konnten. Auch die Einordnung ihres Werkes und der Einfluss von Künstlern wie Giambattista Piazzetta werden untersucht und diskutiert.
Welche Bedeutung hat Giambattista Piazzetta für die Arbeit?
Giambattista Piazzetta spielt eine wichtige Rolle in der Arbeit, da sein möglicher Einfluss auf Lamas Stil und ihre künstlerische Entwicklung untersucht wird. Die Arbeit spekuliert über eine mögliche Verwandtschaft und die Möglichkeit eines gemeinsamen Atelierbetriebs, wo Aktstudien gemeinsam durchgeführt wurden. Der Einfluss Piazettas auf Lamas Umgang mit Licht und Schatten (Chiaroscuro) wird ebenfalls analysiert.
Welche Schlüsselwörter beschreiben den Inhalt der Arbeit?
Schlüsselwörter, die den Inhalt der Arbeit beschreiben, sind: Giulia Lama, venezianische Malerei, 18. Jahrhundert, Aktmalerei, Giambattista Piazzetta, Chiaroscuro, Künstlerinnen, Geschlechterrollen, Historienmalerei, Barock, Rokoko, Selbstporträt, Aktstudien, religiöse Malerei.
Für wen ist diese Arbeit gedacht?
Diese Arbeit richtet sich an ein akademisches Publikum, insbesondere an Kunsthistoriker*innen und Wissenschaftler*innen, die sich mit venezianischer Kunst des 18. Jahrhunderts und der Rolle von Frauen in der Kunst beschäftigen. Die detaillierte Analyse und die umfassende Betrachtung von Lamas Leben und Werk machen sie auch für ein breiteres Publikum interessant, das sich für die Kunstgeschichte und die Biographie von Künstlerinnen interessiert.
- Arbeit zitieren
- Josephine Klingebeil (Autor:in), 2009, Die Aktmalerei der Giulia Lama, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/130292