Die Fragen, inwieweit Machtspiele Organisationen und ihre mikropolitische Struktur bestimmen und beeinflussen und inwieweit Mobbing, als eine Form des Machtspiels in Organisationen, im Rahmen der unternehmerischen Mikropolitik zu betrachten und zu bewerten ist, sind zentrale Problemstellungen der folgenden analytischen Untersuchung. Über die Begriffsbestimmungen von Macht, Mikropolitik sowie von Machtspielen liefert das konkrete Fallbeispiel Mobbing ein beweisführendes praxisbezogenes Anwendungsbeispiel für die schwerpunktbildende Aufgabenstellung der Arbeit.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Macht – ein zentraler Begriff
3. Mikropolitik
3.1 Definition
3.2 mikropolitische Organisationsanalyse und Ziele der Mikropolitik
4. Machtspiele
4.1 Definition
4.2 Konzeptionen und Strategien des Machtspiels
4.3 Hauptformen des Machtspiels in Organisationen
4.4 Fallbeispiel: Mobbing
4.4.1 Begriffsgeschichte
4.4.2 Definition
4.4.3 Mobbing handlungen und konzeptionelle Verlaufsform
4.4.4 Mobbing und Spielmetapher
5. Abschließende Betrachtung
Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Millionenentschädigung: Mobbing[1] wird für Deutsche Bank teuer
Wegen mutmaßlichen Schikanen an einer Ex-Mitarbeiterin durch ihre Kolleginnen muss die Deutsche Bank jetzt tief in die Tasche greifen: Die Sekretärin Helen Green erhält 1,2 Millionen Euro Entschädigung.[2]
Diese Schlagzeile ist Anfang August im Internet unter sueddeutsche.de zu lesen. Dieses und zahlreiche andere Beispiele zeigen, dass Mobbing heutzutage weit verbreitet ist und kein Einzelphänomen darstellt.
Der Terminus Mobbing ist von dem englischen Wort „to mob“ abgeleitet und bedeutet wörtlich übersetzt „sich auf jemanden stürzen“ bzw. „über jemanden herfallen“. Er bezeichnet eine gegen eine Person zielgerichtete, andauernde und sich wiederholende feindselige Handlung durch eine oder mehrere Personen.
Das Thema Mobbing ist neben der analytischen Darstellung von Machtspielen in Unternehmen zweiter Schwerpunkt und Gegenstand der vorliegenden Arbeit. Die Arbeit beschäftigt sich mit dieser Thematik unter besonderer Berücksichtigung der Fragen, inwieweit Machtspiele Organisationen und ihre mikropolitische Struktur bestimmen und beeinflussen und inwieweit Mobbing, als eine Form des Machtspiels in Organisationen, im Rahmen der unternehmerischen Mikropolitik zu betrachten und zu bewerten ist. Dazu erfolgt zunächst eine kurze Definition des Machtbegriffes, der ein zentrales Merkmal von Machtspielen und mikropolitischen Entscheidungen darstellt. Daran anschließend erfolgt eine nähere Betrachtung des thematischen Begriffes der Mikropolitik. Hierbei werden Fragen nach der Definition, der mikropolitischen Organisationsanalyse und den Zielen der Mikropolitik beantwortet. Nachfolgend wird die Problematik des Machtspiels zunächst im Allgemeinen dargelegt. Hierbei liegt das Augenmerk auf der Darstellung von Definition, den Konzeptionen und Strategien des Machtspiels und den Hauptformen mikropolitischer Spiele. Im Rahmen der weiteren Untersuchung wird auf das Thema: Mobbing- ein Machtspiel? als ein Fallbeispiel im Rahmen mikropolitischer Spiele eingegangen. Im Kontext der Analyse werden die Begriffsgeschichte, die Definition, Mobbing handlungen und die konzeptionelle Verlaufsform sowie der Zusammenhang zwischen Mobbing und der „Spielmetapher“ näher erläutert. Die analytische Untersuchung der zentralen Thematik soll Anhaltspunkte und Bedeutungsperspektiven im Kontext der zentralen Aufgabenstellung darlegen, belegen und veranschaulichen.
2. Macht – ein zentraler Begriff
Macht bedeutet jede Chance, innerhalb einer sozialen Beziehung den eigenen Willen auch gegen Widerstreben durchzusetzen, gleichwohl worauf diese Chance beruht.[3]
Dies ist die klassisch-soziologische Definition des Machtbegriffes nach Max Weber.
Wie aus der Begriffsbestimmung ersichtlich ist, handelt es sich um soziale Macht, d.h. Macht über Menschen. Sie setzt sich, wie durch Weber beschrieben, gegebenenfalls gegen Widerstand von Menschen durch soziales Handeln durch. Durch das Wort „auch“ wird deutlich, dass Macht einen automatisierten Widerstand nicht selbstverständlich miteinbezieht, d.h. in einer Machtbeziehung nicht dauernd Widerstand gebrochen wird. Demnach kann sich Macht auch widerstandslos entfalten und ein Konsens wird möglich. Dieser stabilisiert und verstetigt die einzelnen Machtstrukturen. Anzumerken ist, dass diese Möglichkeit stets die sozialen Beziehungen überschatten kann.[4] Weber schließt andererseits die Anwendung von Zwang und Gewalt nicht aus, wenn er sagt: „[...] gleichwohl worauf diese Chance beruht [...].“ Es gibt folglich immer ein Mit- und Gegeneinander von Konflikt und Konsens bzw. Freiheit und Zwang. Im Kontext der handlungstheoretischen Betrachtungsweise ergibt sich für Weber die Macht des Akteurs aufgrund von Entscheidungshandeln. Weber betont den amorphen Charakter seines Machtbegriffes indem er sagt, dass alle denkbaren Qualitäten und Konstellationen jemanden in die Lage versetzen können, Macht auszuüben.[5]
Bei Crozier und Friedberg hingegen ist der organisatorische Kontext geprägt durch Machtbeziehungen, die anhand beobachtbaren Verhaltensweisen verdeutlicht werden. Nach ihrer Definition ist Macht die Fähigkeit von Akteuren, Ressourcen, wie zum Beispiel Fachwissen, Umweltbeziehungen, Kontrolle von Informations- und Kommunikationswegen, im Eigeninteresse zu nutzen und zu mobilisieren.
Das heißt folglich, wer eine für einen andere Akteur relevante Ungewissheitsquelle kontrolliert, verfügt über Macht. Macht ist demnach die Kontrolle der betriebsrelevanten Unsicherheitszonen.[6] Wer handeln will, braucht also Macht. Nur wer über Macht verfügt, kann sich Freiräume erhalten.
Der Machtbegriff ist folglich, und hier gehen Crozier und Friedberg konform mit Weber, nichts Negatives, sondern ein grundlegender Aspekt jeder sozialen Beziehung. Das betont nochmals die Dialektik zwischen Zwang und Freiheit.[7] Abschließend lässt sich feststellen, dass sich Macht immer in konkreten Handlungen und Interaktionen einzelner Akteure wiederspiegelt. Das machtbezogene Handeln der Akteure kann nach Bedarf aktiviert, reproduziert und auch verändert werden. Zugleich bestimmt aber auch die organisationale Strukturierung der Handlungsfelder die Macht der einzelnen Akteure. Die Machtbeziehung konstatiert sich bei Crozier und Friedberg gleichzeitig zu einem Begriff eines Tauschverhältnisses, einer Kräftebeziehung, aus der der eine mehr als der andere „herausholen“ kann, in der sich beide Partner dennoch nie völlig ausgeliefert sind.[8]
3. Mikropolitik
3.1 Definition
Anknüpfend an die Definition des Machtbegriffes erfolgt in diesem Abschnitt eine Begriffsbestimmung für den thematischen Sachverhalt der Mikropolitik.
Der Begriff der Mikropolitik wurde in Deutschland vor allem durch Horst Bosetzky bekannt. Bosetzky versteht unter Mikropolitik
die Bemühung, die systemeigenen materiellen und menschlichen Ressourcen zur Erreichung persönlicher Ziele, insbesondere des Aufstiegs im System selbst und in anderen Systemen, zu verwenden sowie zur Sicherung und Verbesserung der eigenen Existenzbedingungen.[9]
Die Definition macht deutlich, dass Beschäftigte in einer Organisation bzw. einem Unternehmen neben den Organisationszielen auch in einer Art Machtkampf subjektive Eigeninteressen verfolgen und somit die Strukturen und sozial-menschlichen Verhältnisse in den Organisationen mitgestalten. Das heißt, Bosetzky hebt die Individualinteressen als zentrales Merkmal für Mikropolitik hervor.
3.2 mikropolitische Organisationsanalyse und Ziele der Mikropolitik
Im folgenden Abschnitt wird auf die Wirkungs- und Funktionsweise mikropolitischer Ansätze eingegangen. Dazu wird die mikropolitische Organisationsanalyse nach Crozier und Friedberg herangezogen.
Mikropolitik ist für Unternehmen neben Strukturen, Prozessen und Regeln ein sehr wichtiger Bestandteil. Sie bezeichnet, wie in Abschnitt 3.1. bereits dargelegt, bestimmte Verhaltensweisen der Mitarbeiter untereinander, soll vor allem der Karriere des Einzelnen dienen und hat auf das Unternehmen positive und negative Wirkungen.
Anknüpfend an die Machtdefinition von Crozier/Friedberg geht es bei mikropolitischen Ansätzen um Kräfteverhältnisse beziehungsweise eine Austauschbeziehung zwischen den einzelnen Akteuren. Im Rahmen der Organisationsanalyse werden die Organisation bzw. das organisationale Verhalten und die mikropolitischen Vorgehensweisen als Abfolge miteinander verzahnter Spiele verstanden. Die Organisation stellt kontingent-autonome menschliche Konstrukte dar. Die formalen und informellen Spielregeln bilden den Ausgangspunkt für mikropolitisches Handeln. Nebeneffekt ist die daraus resultierende Einbindung konfligierender Machstrategien der Organisationsmitglieder.[10] Das heißt, Organisationen erhalten erst durch die Akteure ihre herrschenden Machtstrukturen und Spielregeln. Auf den Aspekt der Unternehmung, als ein Konstrukt und Ort von Machtspielen, geht das nachfolgende Kapitel der Arbeit ausführlicher ein.
Im thematischen Kontext der mikropolitischen Organisationsanalyse von Crozier/Friedberg werden die Funktionsweise von mikropolitischen Handlungen und die Wirkungsweise des mikropolitischen Ansatzes näher betrachtet.
Zunächst benötigen die Organisationsmitglieder einen begrenzten Freiraum, der ihnen Wahlmöglichkeiten bezüglich ihrer Handlungs- und Verhaltensweisen eröffnet. Es handelt sich hierbei um ein Auffinden und Eruieren von Lücken innerhalb von Organisationsstrukturen, deren Handlungskonzeptionen und Herrschaftshierarchien, die strategisch-machtorientierte sowie eigenmotivierte, freiheitsorientierte Handlungsweisen des einzelnen Organisationsmitgliedes bzw. Akteures ermöglichen.[11] Neben dem Machtbegriff von Crozier/Friedberg, nach dem Macht als eine Austauschbeziehung zwischen zwei Akteuren definiert wurde, geht die mikropolitische Organisationsanalyse auf die Unternehmung als Konzept von untereinander artikulierten Spielen ein. Der hier verwendete Organisationsbegriff gibt bereits einen ersten Hinweis auf die im viertem Kapitel folgende Definition von Machtspielen, die, wie in diesem Abschnitt der Arbeit veranschaulicht, Zentrum und wichtiger Bestandteil von mikropolitischen Handlungs- und Verhaltensweisen in Unternehmen sind.
[...]
[1] Die Hervorhebungen des Verfassers beziehen sich auf die gesamte Arbeit und beinhalten den programmatischen Titel der vorliegenden thematischen Untersuchung.
[2] Mobbing wird für Deutsche Bank teuer. www.sueddeutsche.de/wirtschaft/artikel/920/81839/
(01.09. 2006)
[3] Bardt, Hans-Paul: Schlüsselbegriffe der Soziologie. Eine Einführung mit Lehrbeispielen. München: Verlag C.H. Beck 2003 (= C.H. Beck Studium), S. 163.
[4] Ebd.
[5] Bogumil, Jörg und Josef Schmid : Politik in Organisationen. Organisationstheoretische Ansätze und praxisbezogene Anwendungsbeispiele. Opladen: Leske + Budrich 2001, S. 13f.
[6] Ebd., S. 58.
[7] Ebd., S. 59.
[8] Ebd.
[9] Ortmann, Günther: Computer und Macht in Organisationen. Mikropolitische Analysen. Opladen: Westdeutscher Verlag 1990, S. 54.
[10] Ortmann, G.: Computer und Macht, S. 55f.
[11] Ebd., S. 56.
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