Die vorliegende Arbeit versucht Phänomene des Sprachwandels zwischen verschiedenen Ausgaben von Goethes "Die Leiden des jungen Werthers" ausfindig zu machen und diese auf den möglichen Einfluss von Johann Christoph Adelung zu beziehen.
In den letzten Jahren des Achtzehnten Jahrhunderts bedenken Goethe und Schiller die meißnische Aussprache – "Regimente" und Johann Christoph Adelung beharren auf dem meißnischen Sprachvorbild noch mit ironischem Spott wie in Goethes Distichon über die Elbe in den "Xenien".
Doch auch die beiden großen Dichter erkennen die Qualität und den Nutzen des bedeutendsten Sprachwissenschaftlers des ausgehenden 18. Jahrhunderts, wie ihr Briefverkehr zeigt: Schiller schreibt an Goethe am 26.01.1804 "Den Adelung erbitte [ich] mir wenn Sie ihn nichtmehr brauchen. Ich habe allerlei Fragen an dieses Orakel zu thun." Und Goethe antwortet am selben Tag "Hier schicke ich meinen Adelung; verzeihen Sie daß ich den Ihrigen wohleingepackt an Voß geschickt habe, der dessen zu einer Recension von Klopstocks Grammatischen Gesprächen höchst nöthig bedurfte."
Adelungs sprachwissenschaftliches Werk wird von den Dichtern offensichtlich nun auch zur Überarbeitung der eigenen Texte verwendet und damit stellt sich die Frage, wie groß der Einfluss dieser Arbeiten auf die Sprache der Dichter in ihren Werken ist. Polenz schreibt, dass noch nicht genügend geklärt ist wie groß die tatsächliche Wirkung von Grammatikern und Orthografiereformern auf die Sprachentwicklung und damit auch die von Adelung auf die Schriftsteller seiner Zeit ist. Besonders bei Goethe bietet sich eine genauere Betrachtung an, da er im Laufe seines langen Lebens seine Texte mehrfach überarbeitet und neu veröffentlicht. Jürg Fleischer, Katrin Kuhmichel und Augustin Speyer stellen dazu fest, dass wenn sich sprachliche Unterschiede zwischen verschiedenen Fassungen desselben Textes feststellen lassen, können die Veränderungen mit den zur Zeit der Überarbeitung offensichtlich maßgeblichen sprachlichen Normvorstellungen in Zusammenhang gebracht werden.
Sie behandeln in ihrem Aufsatz "Sprachveränderung bei Goethe" die Resituierung des auslautenden Schwa in der Neuausgabe von Goethes Roman "Die Leiden des jungen Werther" von 1787 gegenüber der Erstausgabe von 1774. Interessant an diesem Phänomen ist, dass es sich nicht als 'natürlicher' Sprachwandelprozess, sondern als stilistische Veränderung auf der Ebene der Schriftsprache klassifizieren lässt.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Rezeption der Grammatik und Orthographie Adelungs in Goethes Werther
- Wahl der Ausgaben und Methodenschreibung
- Kategorisierung der verzeichneten Änderungen
- Auswertung der Befunde
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht den Einfluss der Grammatik- und Rechtschreibregeln von Johann Christoph Adelung auf die Sprache Goethes, indem sie verschiedene Ausgaben von Goethes "Die Leiden des jungen Werthers" analysiert. Das Ziel ist es, die Auswirkungen von Adelungs Werk auf die Sprache des Romans aufzuzeigen und zu beurteilen, ob und inwiefern Goethe sich von Adelungs Vorschriften beeinflussen ließ.
- Rezeption von Adelungs Grammatik und Orthographie durch Goethe
- Vergleich verschiedener Ausgaben von "Die Leiden des jungen Werthers"
- Identifizierung von sprachlichen Veränderungen in den Ausgaben
- Analyse des Einflusses von Adelungs Regeln auf die Sprachveränderungen
- Bewertung des Umfangs und der Bedeutung von Adelungs Einfluss auf Goethes Werk
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Das Kapitel stellt den Kontext der Arbeit dar, indem es die Rezeption von Adelungs Werken durch Goethe und Schiller beleuchtet. Es wird auf die Bedeutung von Adelungs Werk für die Sprachentwicklung im ausgehenden 18. Jahrhundert hingewiesen und die Forschungsfrage formuliert, inwiefern Adelungs Regeln Goethes Sprache in seinen Werken beeinflussten.
- Rezeption der Grammatik und Orthographie Adelungs in Goethes Werther: Dieses Kapitel beschreibt die Methode, die zur Analyse der verschiedenen Ausgaben von "Die Leiden des jungen Werthers" angewendet wird. Es werden die ausgewählten Ausgaben vorgestellt und die Methode der vergleichenden Analyse erläutert.
Schlüsselwörter
Schlüsselwörter dieser Arbeit sind: Johann Christoph Adelung, "Die Leiden des jungen Werthers", Goethe, Sprachwandel, Grammatik, Orthographie, Sprachnorm, Sprachgeschichte, Vergleichende Textanalyse, Editionen, Sprachliche Veränderungen.
- Quote paper
- Florian Zerhoch (Author), 2017, Der Einfluss Adelungs Grammatik- und Rechtschreibregeln auf Goethe anhand verschiedener Ausgaben der "Leiden des jungen Werther", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1309016