Im Beginn der europäischen Philosophie wurde nicht gefragt: Was ist der Mensch und was ist
er nicht? Die ersten Fragen waren: Was ist die Welt? Oder: Wie ist der Kosmos entstanden?
Erst die Sophisten machten sich Gedanken über den Menschen, wie er leben solle, wie
Machtverhältnisse beschaffen sind, wie der Mensch mit Rethorik andere überzeugen könne.
Dabei kam es zu den ersten Definitionen zum Menschen, wie zoon politikon oder animal
rationale. Sie genügten ihm nicht, reichten allein nicht aus, den Menschen in einem Satz zu
definieren, so folgten weitere Aspekte der Wesenheit des Menschen im homo faber, homo
oeconomicus oder homo sociologicus usw., die den Menschen menschlich machen.
„Was hat man sich von einer philosophischen Anthropologie versprochen, als das Wort
durch den Philosophen Max Scheler Ende der zwanziger Jahre unter die Leute kam? -
Zweifellos eine Klärung der Stellung des Menschen in der Welt.“2
Helmuth Plessner beleuchtete nicht nur Einzelaspekte des Menschen, er brachte ihn in ein
Verhältnis zur Welt, zum Lebendigen überhaupt und zu sich selbst. Er prägte den Begriff der
Positionalität, die den Lebewesen in verschiedenen Stufen zukommt, dem Menschen in der
höchsten.
In dieser Arbeit soll ein Aspekt der Wesenheit des Menschen beleuchtet werden: die Angst. Es
soll gezeigt werden, dass die Angst zur Wesenheit des Menschen gehört, ihm sogar
vorbehalten ist. Dazu soll Plessners anthropologische Kategorie des Lebendigen, die Positionalität,
mit den Grundformen der Angst, die Fritz Riemann in dem gleichnamigen Buch
1961 postulierte, synthetisiert werden. Dabei soll dem Menschen eine Sonderstellung in der
Betrachtung zukommen, die in dem Nachweis besteht, dass nur er in seiner exzentrischen
Positionalität Angst empfinden kann, das Tier in seiner zentrische Position nicht. In einer Anthropologie der Angst soll es darum gehen, in der Synthese der Grundformen der
Angst und der Positionalität, den homo timore zu postulieren.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Positionalität des Menschen
- Positionalität als prinzipielle Kategorie einer philosophischen Anthropologie
- Doppelaspektivität, Grenze, Positionalität
- zentrische Positionalität
- exzentrische Positionalität
- Die anthropologischen Grundgesetze
- Riemanns Grundformen der Angst
- Der Begriff und Gegenstand der Angst
- Die Antinomien des Lebens
- Synthese aus der exzentrischen Positionalität und den Grundformen der Angst
- Das Problem der Unterscheidung von Furcht und Angst
- Die Angst und die zentrische Positionalität
- Die Grundformen der Angst und die exzentrische Positionalität
- Exzentrische Positionalität als Voraussetzung der Angst
- Die anthropologischen Grundgesetze und die Angst
- Die Grundformen der Angst und die exzentrische Positionalität
- Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit der philosophischen Anthropologie der Angst und zielt darauf ab, die Angst als integralen Bestandteil der menschlichen Wesenheit zu erforschen. Sie soll zeigen, dass die Angst nicht nur eine emotionale Reaktion auf äußere Bedrohungen ist, sondern ein grundlegendes Merkmal der menschlichen Existenz, das durch die einzigartige exzentrische Positionalität des Menschen ermöglicht wird.
- Die exzentrische Positionalität des Menschen nach Helmuth Plessner
- Die Grundformen der Angst nach Fritz Riemann
- Die Synthese von Plessners Positionalität und Riemanns Grundformen der Angst
- Die Unterscheidung zwischen Furcht und Angst
- Die Rolle der Angst in der anthropologischen Betrachtung des Menschen
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung stellt die grundlegenden Fragen nach der menschlichen Wesenheit und der Bedeutung der Angst in der Philosophie. Sie führt die zentrale These der Arbeit ein: Die Angst ist ein konstitutives Element der menschlichen Existenz, das durch Plessners Konzept der exzentrischen Positionalität erklärt werden kann.
- Die Positionalität des Menschen: Dieses Kapitel erklärt Plessners Konzept der Positionalität als grundlegendes Prinzip der philosophischen Anthropologie. Es wird die Unterscheidung zwischen zentrischer und exzentrischer Positionalität erläutert und deren Bedeutung für die menschliche Existenz dargestellt.
- Riemanns Grundformen der Angst: Dieses Kapitel stellt die Grundformen der Angst nach Fritz Riemann vor und erläutert die verschiedenen Arten von Angst, die Menschen erleben können.
- Synthese aus der exzentrischen Positionalität und den Grundformen der Angst: Dieses Kapitel synthetisiert Plessners Positionalität mit Riemanns Grundformen der Angst. Es wird gezeigt, wie die exzentrische Positionalität des Menschen die Entstehung und Erfahrung von Angst ermöglicht. Es wird auch die Unterscheidung zwischen Furcht und Angst diskutiert.
Schlüsselwörter
Philosophische Anthropologie, Angst, exzentrische Positionalität, zentrische Positionalität, Helmuth Plessner, Fritz Riemann, Grundformen der Angst, homo timore, Furcht, Anthropologie.
- Citation du texte
- Andreas Topp (Auteur), 2003, PHILOSOPHISCHE ANTHROPOLOGIE DER ANGST: Versuch einer Synthese aus Helmuth Plessners exzentrischer Positionalität und Fritz Riemanns Grundformen der Angst, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/13131