Gewalt und deviantes Verhalten an Schulen, dargestellt an Hand von Mobbing und Ijime

Ein Ländervergleich Deutschland – Japan


Dossier / Travail de Séminaire, 2007

34 Pages, Note: 1,3


Extrait


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Ijime in Japan
2.1 Was ist Ijime?
2.2 Wie und seit wann wird es wahrgenommen?
2.3 Wie äußert sich Ijime?
2.4 Fallbeispiele zu Ijime

3. Mobbing in Deutschland
3.1 Was ist Mobbing ?
3.2 Wie und seit wann wird es wahrgenommen?
3.3 Wie äußert sich Mobbing?
3.4 Beispiele

4. Vergleich

5. Schluß

Literatur:

Anhang
Anhang I Gewaltverteilung an jap. Schulen in Zahlen
Anhang II Qualitätswandel von Ijime im Vergleich Grundschule - Oberschule

1. Einleitung

Gewalt unter Kindern und Jugendlichen ist in den letzten Jahren zu einem Thema geworden, das Medien und Öffentlichkeit vermehrt beschäftigt. Vor allem aus den Schulen melden Fernsehen und Zeitung immer wieder grauenvolle Taten, die die Leserschaft schocken und fragen lassen, wie es nur dazu kommen konnte. Und mit jedem dieser Gewaltfälle beginnen die Spekulationen über Ursachen wie Gewalt verherrlichende Videospiele und die angeblich zunehmende soziale Inkompetenz der heutigen Jugend von neuem, begleitet von steigender Angst und Misstrauen der Elternschaft den „Bildungsinstitutionen“ gegenüber. Auch in Japan wird „Gewalt unter Schülern“ immer wieder in Medien und Politik thematisiert und an ihren Ursachen gerätselt. In beiden Ländern nimmt dieses Thema somit einen hohen Stellenwert sowohl in Politik als auch in der breiten Öffentlichkeit ein.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Mit dieser Arbeit soll ein Versuch unternommen werden, die Entwicklung von Gewalt an deutschen und japanischen Schulen innerhalb der letzten Jahre kurz zu skizzieren. Da das Definitionsfeld von „Schulgewalt und abnormem schulischen Verhalten“ jedoch ein ausgesprochen weites ist, werde ich mich in dieser Arbeit lediglich auf den Themenbereich Ijime/Mobbing beschränken.

Die Form des Ländervergleiches soll dem Leser helfen, die Probleme, mit denen die beiden Länder im Bereich Schulgewalt zu kämpfen haben, ihre Gemeinsamkeiten aber auch ihre individuellen Merkmale und Ursachen noch klarer erfassen zu können. Er soll somit dem Leser ein besseres Verständnis des Themas ermöglichen, indem er hilft, das neue Wissen in Relation zu setzen. Auf Grund der Unterschiede der deutschen und japanischen Forschungsschwerpunkte,

-methoden und -ergebnisse, die noch erläutert werden sollen, ist ein direkter Vergleich allerdings nicht oder nur sehr begrenzt möglich. Daher mache ich darauf aufmerksam, dass der Schwerpunkt dieser Arbeit weniger auf Fakten und Statistiken, sondern vielmehr auf der Darstellung der landesspezifischen Sicht und des Umgangs mit den Problemen, sprich auf der wissenschaftlichen und öffentlichen Rezeption liegt.

Das Konzept der Arbeit ist untergliedert in die beiden Themenhälften Mobbing und Ijime in Form einer getrennten Vorstellung der aktuellen Forschungsstände beider Länder und eines Fazits in Form eines etwas weiter ausholenden Vergleichs. Letzterer ist notwendig, da die Darstellung der beiden Länderteile, obwohl grob unter den gleichen Aspekten, nicht nach identischen Mustern und Fragestellungen erfolgen kann. Grund hierfür sind die oben bereits erwähnten unterschiedlichen Forschungsansätze.

2. Ijime in Japan

Die Forschung und Literatur zu Ijime arbeitet weitestgehend mit Erhebungen und Daten, die schon seit den 70er Jahren vom japanischen Erziehungs- und Kultusministerium, kurz Monbusho,[1] durchgeführt werden. Dies wiederum beruft sich oftmals auf gesammelte Berichte der Lehrerschaft.[2]

In Japan gibt es demnach langfristige und landesweit einheitliche Erhebungen. Einige Wissenschaftler wie Morita und Haasch mahnen zwar an, dass diese Daten auf Grund von sich über die Jahre hin geänderten Erhebungskriterien und erheblich höheren Dunkelziffern nicht als absolut zuverlässige Quellen gesehen werden dürften. Nichtsdestotrotz gelten die Ergebnisse des Monbusho in der Forschung auch weiterhin als Untersuchungsbasis zumal es nur wenige repräsentative und nicht von der Regierung geleitete Langzeitstudien zum Thema Ijime gibt.

An repräsentativen, nicht-staatlichen Untersuchungen zum Themenbereich Ijime berufe ich mich in dieser Arbeit u.a. auf die Ergebnisse der auf Deutsch vorliegenden Werke von Erbe, Metzler, Kreitz-Sandberg und Foljanty-Jost. Ferner auf die Dissertationsarbeit von Kaneaki Sakurai.

2.1 Was ist Ijime?

Um sich genauer mit dem Thema Ijime befassen zu können bedarf es erst einmal der Klärung, was Ijime überhaupt ist. Das japanische Verb ijimeru ( 苛める oder 虐める) von dem das Substantiv Ijime abgeleitet ist, bedeutet:[3]

„Eine schwache Person absichtlich quälen und in Bedrängnis bringen.“[4]

Ijime ist in Japan schon seit längerem zu einem feststehenden Term geworden, der nach der offiziellen Definition des Monbusho, die seit 1994 gilt, folgendes bedeutet:

„1. einen Schwächeren einseitig und 2. fortgesetzt physisch oder psychisch angreifen, so dass das Gegenüber schwerwiegendes Leid empfindet. Dabei ist unerheblich, ob dies in oder außerhalb der Schule geschieht“[5]

Die Hauptkriterien, die Ijime nach dieser Definition ausmachen sind also

- ein zwangsläufiges Machtungleichgewicht zwischen den beiden betroffenen Parteien, wobei der Schwächere logischerweise die Opferrolle einnimmt
- eine über eine längere Zeit sich erstreckende Dauer, also keine einmalige Schikane

Foljanty-Jost unterscheidet zwar in ihren Untersuchungen[6] zwischen physischer Gewalt als Schulgewalt (kounaibouryoku, 校内暴力) und psychischer Gewalt als Ijime. Doch diese Trennung wird weder vom Monbusho noch von den meisten anderen Forschern übernommen, was mir angesichts der realen Zustände – erläutert in den folgenden Kapiteln - auch korrekt zu sein scheint. Diese Arbeit geht also davon aus, dass Ijime sowohl physische und psychische Gewalt beinhaltet.

Eine weitere Definition nach Morita lautet:

„A type of aggressive behaviour by which someone who holds a dominant position in a group-interaction-process, by intentional or collective acts, causes mental and/ or physical sufferings to another inside a group.“[7]

Nach dieser Definition kommen zu den oben bereits aufgeführten Merkmalen noch die Merkmale

- Ijime als Gruppeninteraktion, also nicht auf Opfer außerhalb gerichtet
- und der kollektive Aspekt hinzu

Inwiefern allerdings kollektives Handeln bei Ijime in Hinsicht auf die auch in Japan zunehmende Verwestlichung und Individualisierung heute noch als Grundmerkmal angesehen werden kann, ist fragwürdig. Hierzu jedoch in Kapitel 2.3 ausführlicher.

Ein weiteres wichtiges Merkmal, obwohl es nicht aus den beiden oben aufgeführten Definitionen hervorgeht, ist die Beschränkung der Gewaltanwendung auf Mitschüler. Die Stellung der Lehrer in Sachen Ijime ist unklar. Gewalt von Schülern gegen Lehrer wird in Untersuchungen getrennt unter „Schulgewalt“ (kounaibouryoku, 校内暴力) allgemein oder „Gewalt gegen Lehrer“ behandelt. „Der Lehrer“ als Verursacher wird, obwohl nachgewiesenermaßen an einigen Fällen von Ijime aktiv beteiligt, im öffentlichen Verständnis von Ijime - wie auch an der vom Monbusho veröffentlichten Definition zu ersehen - nicht in Betracht gezogen. Dennoch wird die eventuelle Mittäterschaft des jeweiligen Lehrkörpers in einigen, vor allem nicht von der Regierung durchgeführten Erhebungen sozusagen als Teilursache durchaus berücksichtigt. Als Opfer von Ijime werden Lehrer gar nicht in Betracht gezogen.

Hiermit sind die wichtigsten Merkmale von Ijime knapp umrissen. Es folgt zum weiteren Verständnis ein kurzer Abriss über die Entwicklung und die Rezeption von Ijime in Japan.

2.2 Wie und seit wann wird es wahrgenommen?

Das Phänomen des „Hänselns“ oder auch „Schikanierens“ im weiteren Sinne gab es wahrscheinlich auch schon vor dem Aufkommen von „Ijime“. Die Entstehung des „Ijime“, das nach Morita gekennzeichnet ist durch die Merkmale „number, cunning and duration“ wird von Selbigem angesetzt zwischen 1970-80.[8] Ob Ijime in dieser Zeit tatsächlich erst „entstand“ ist nicht genau zu sagen, doch wurde es sicher in den 1980ern, während der 2. sog. „Welle der Schulgewalt“ zum ersten Mal öffentlich als ernstes Problem anerkannt. Auslöser war der Suizidfall eines Schülers[9], der von den Eltern an die Öffentlichkeit getragen wurde und somit das Monbusho zwang zu handeln. März 1986 wurde auf Regierungsebene ein erstes Notfalltreffen in Sachen Ijime[10] einberufen[11] und zum ersten Mal wurden disziplinarische Maßnahmen gegen in einen Ijime-Fall verwickelte Lehrer ergriffen.[12] 1994 fand, nachdem das öffentliche Interesse zwischenzeitlich abgeklungen war, auf Grund eines weiteren Selbstmordes[13], der ebenfalls ein großes Echo in den Medien und der Öffentlichkeit hervorrief, ein zweites Notfalltreffen auf Regierungsebene statt.[14] Und auch in den letzten Jahren stand Ijime als massives soziales Problem immer wieder, mal mehr, mal weniger, im Rampenlicht der Öffentlichkeit.

Zu beachten bei der Betrachtung des Ijimeverlaufes über die letzten Jahrzehnte ist, dass die Unterteilung in sog. „Ijime-wellen“ statt der tatsächlichen Verbreitung von Ijime vielmehr das öffentliche Interesse in der Bevölkerung und der Regierung widerspiegelt. Aus dieser zeitlichen Einteilung in Ijime-Hochphasen alleine ist demnach keine verlässliche Aussage über Gründe und mögliche Gegenmaßnahmen zu gewinnen. Wo die Ursachen dieser Aufmerksamkeitswellen liegen ist nicht genau zu sagen. Sie entstehen wahrscheinlich aus einem komplexen Kreislauf aus Medienwirkung, der Handlungen Einzelner und Regierungs- und Bevölkerungsinitiativen.

Und auch die Frage, ob Gewalt und Ijime an Schulen in der letzten Zeit tatsächlich zugenommen haben oder die Aufmerksamkeit dafür lediglich stark gestiegen ist, ist an Hand dieser Ijime-kurven nicht so einfach zu beantworten. So könnte man beispielsweise unterstellen, dass das vermehrte Interesse an Ijime in den letzten zwei Jahren im Zuge der sog. patriotischen „aikokushin ( 愛国心 ) -Politik“ von Abe Shinzo[15] angeheizt wurde, um die Dez. 2006 eingeführte Reform des Erziehungsgrundgesetzes in bei der Bevölkerung zu legitimisieren. Zu belegen ist Behauptung der politischen Motiviertheit des Interesses an Ijime hier nicht. Doch sprechen einige Fakten eindeutig dafür. So beispielsweise der Zeitpunkt der Aufrufe des Monbusho gegen Ijime, die passenderweise im November 2006, also einen Monat vor Inkrafttreten der Erziehungsreform, auf der Monbusho-homepage an Erwachsene und Kinder gerichtet wurden.[16]

Eine bodenständige Aussage über eine Zunahme von Ijime an japanischen Schulen ist also auf Grund der oben erläuterten Kluft zwischen Tatsachen und Wahrnehmung nur sehr bedingt zu machen. Letzten Endes besteht unsere Realität eben doch weniger aus objektiven Fakten, wie man oft meinen möchte, als vielmehr aus unserer subjektiven Wahrnehmung der Dinge, wobei diese eine nicht zu unterschätzende Rolle für unser Leben und Wohlbefinden spielt. Somit sollte eben auch das wellenförmige Interesse an Ijime durchaus berücksichtigt werden, da es einiges über die betroffene Gesellschaft auszusagen in der Lage ist. Eine tiefer gehende Analyse dieser wellenförmigen Rezeption von Ijime wäre allerdings ein umfassendes Thema für eine weitere Arbeit.

Um bei den Tatsachen zu bleiben: Fakt ist, dass, wenn dies auch nicht für die Quantität nachzuweisen ist, zumindest die Qualität der Schulgewalt sich im letzten Jahrzehnt nachweislich verändert hat. In wiefern sich diese Qualitätsänderung äußert, soll im folgenden Kapitel dargestellt werden.

2.3 Wie äußert sich Ijime?

Wie bereits erwähnt, teilt sich die Rezeption von Schulgewalt in Japan in sog. „Wellen“.

Über die Form von Ijime in seinen Anfängen – wenn es, wie oben bereits angemerkt, einen solchen „Anfang“ überhaupt gegeben hat – ist wenig bekannt. Doch wird gemeinhin angenommen, dass sich die Form der angewendeten Gewalt allgemein in Schulen in den 1990 Jahren drastisch änderte. So führt Haasch an, dass „zunehmend eine infantile, ungezielte und schwer nachvollziehbare Gewalttätigkeit beobachtet“[17] wird. Was genau Haasch unter „infantile Gewalt“ versteht erklärt er nicht. Ich halte diesen Begriff hier für riskant. Immerhin ist – im drastischten Falle – Kopfabschlagen in keinster Weise als infantil wie es im allgemeinen Sinne verstanden wird zu sehen. Die Verwendung des Begriffs „infantil“ wäre erklärbar, indem man, wie auch Haasch einige Zeilen später, dem Täter-Schüler ein nichtvorhandenes oder ungenügend ausgebildetes Rechts- bzw. Unrechtbewusssein unterstellen würde, das von vielen Pädagogen bei Säuglingen oder Kleinkindern angenommen wird. Dennoch ist genauso genommen nicht die Gewalttat an sich, sondern lediglich das Motiv infantil. Laut Haasch ruft dieser zunehmende Verlust von Unrechtsbewusstsein bei den Ijime-Verursachern[18] weiterhin eine zunehmende Beliebigkeit in der „Opfer-Täter-Verteilung“ hervor[19].

Haasch nimmt hier also an, dass auch Ijime, als Teil der Schulgewalt, sich hin zu drastischeren Formen gewandelt hat. Ob ein solcher Wandel wie nach Haasch aber auch bei Ijime einhergeht mit einem zunehmenden Rechts-unbewusstsein ist jedoch nicht nachgewiesen. Gegen diese These sprechen würde die Tatsache, dass durch Ijime die Schulgewalt eindeutig eine Anpassung an gesellschaftliche Normen durchlaufen hat: Nach Haasch versuchten Staat und Schulleitungen in den 90er Jahren, die bis dahin gegen die Schüler angewendeten repressiven Maßnahmen zur Unterdrückung der Gewalt durch Kooperation mit den Schülern zu ersetzten[20]. Es drang also die Tatsache ins allgemeine Bewusstsein, dass durch die bis in die 90er immer weiter verschärften Schulregelungen und Repressionsmaßnahmen die Gewalt keineswegs „ausgemerzt“, sondern lediglich in neue Kanäle gelenkt wurde. Dieser „neue Kanal“ war Ijime. Ijime ist also eine Anpassungsleistung. Inwieweit diese jedoch einen gewissen Grad an Problembewusstsein bei den Schülern voraussetzt oder ob sie unbewusst als einzig mögliche Reaktion auf den Druck von Oben vonstatten ging, muss hier offen bleiben.

Ijime äußert sich nicht in offen aggressiven und „rohen“ Gewaltakten wie Fenster einwerfen oder Lehrer zusammenschlagen. Es funktioniert subtiler, unterschwelliger.

Hier zunächst einmal zu den direkten Äußerungsformen und Problemen von Ijime.

Natürlich ist auch bei Ijime rohe Gewalt anwesend, macht doch, wie in der Tabelle (S. 7) zu sehen, physische Gewalt immerhin knapp 15% des Ijime aus. Doch wird auch diese Gewalt nicht im eigentlichen Sinne offen ausgeübt. Tatsächliche „physische Gewalttaten“ wie den Betroffenen mit dem Kopf unter Wasser tauchen oder zusammentreten wird nicht vor den Augen nichtbeteiligter Schüler oder gar Erwachsener ausgeübt. Mildere „physische Gewalt“ wie rumschubsen oder Schläge mit der flachen bloßen Hand auf den Hinterkopf etc. kommen durchaus in der (Schul)öffentlichkeit vor, werden jedoch selten als Gewalt von anderen wahrgenommen und geahndet. Denn ein Problem Ijime betreffend besteht darin, dass die[21] Übergänge zu normalem und für Kinder lern- und lebensnotwendigem fuzake ( 不山戯 = toben, scherzen) fließend vonstatten gehen.

Tabelle zur Angabe von Ijimeformen nach Untersuchungen des Monbukagakusho von 2002:[22]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Leider ist dieser Übergang oftmals auch für den Betroffenen selbst nicht klar erkennbar. In dieser Situation ist sich das Kind, obwohl es unter dem stattfindenden Ijime leidet, nicht sicher, ob es sich nicht etwa alles einbildet oder einfach überempfindlich reagiert und schreibt sich so die „Schuld“ am eigenen Leiden letzten Endes auch noch selbst zu.

Ein weiteres Problem besteht darin, dass Ijime, auch, wenn in der Öffentlichkeit inzwischen als Schulproblem anerkannt, im Kleinen doch immer noch ein Tabuthema ist.[23] Dies bestärkt das Opfer weiterhin in seinem zurückgezogenen Verhalten und macht es ihm somit noch schwerer, sich einem anderen Menschen anzuvertrauen. Hier zeigt sich der Teufelskreislauf, der typisch ist sowohl für Ijime als auch das in Kap.2 erläuterte Mobbing. Von Lehrerseite heißt es:

„as long as the student does not report himself that (he) was bullied, (the school) cannot be certain about it.“[24]

Doch oftmals verbessert ein Report bei Lehrern oder Eltern die Lage für das betroffene Kind nicht. Nur knapp 50% der Schüler geben an, dass das Sich wenden an Andere eine Verbesserung ihrer Lage gebracht oder das Ijime ganz gestoppt hätte.[25] In vielen Fällen jedoch führt gerade das (von den Ijime-Verursachern oft als „petzen“(tsuchigeru suru, 告げ口 する) gestrafte) Involvie-ren von Erwachsenen zu einer Verschlimmerung der Situation. Dies ist natürlich auch den Betroffenen bekannt.

„Warum“, so denkt sich das Kind wohl in vielen Fällen, „sollte ich also meine Scham offen zugeben? Oder Gefahr laufen, meine Situation durch „petzen“ weiterhin zu verschlimmern?“

Dieser Punkt, also die Dunkelziffer der Kinder, die keine Angaben zu ihrem Fall machen, ist nebenbei bemerkt ein weiterer Grund dafür, dass über die Verbreitung von Ijime keine zuverlässigen Aussagen gemacht werden können.

[...]


[1] 文部科学省 (monbukagakusho): Ministerium für Erziehung, Kultur, Sport, Wissenschaft und Technologie, kurz MEXT

[2] Sakurai S.10

[3] Kokugojiten ( 国語辞典) 1992 (8.Auflage) Obunsha-Verlag

[4] Übers. D. Verf.

[5] Monbukagakusho, zitiert nach Erbe, 1999 (a), S.13

[6] Foljanty-Jost 1999

[7] Morita et al. S.311

[8] Morita et al. S. 313

[9] 1986 der sog. „Beerdigungsfall“ des 13-jährigen Shikagawa Hirofumi

[10] s.Yoneyama 1999 S.158

[11] Morita führt in Zusammenhang mit Ijime ein bereits 1985 stattgefundenes „Meeting on Problematic Behaviour of children“(Jidou seito no mondai koudou ni kansuru kento kaigi) an. S.Morita S 314

[12] Yoneyama 1999 S.158

[13] 1994 Selbstmord des 13-jährigen Ohkouchi Kiyoteru in Aichi

[14] Yoneyama 1999 S.158

[15] siehe beispielsweise Shinzo 2006

[16] 文部科学省大臣からのお願い゛について (Monbukagakudaiji kara no onegai ni tsuite) www.mext.go.jp/a_menu/shotou/seitoshidou/06110713.htm

[17] Haasch 2000 S.204

[18] In Ermangelung eines treffenderen Ausdrucks verwende ich hier „Verursacher“ statt Täter, da diesem Wort ein Beigeschmack von Kriminalität und Schuld anhaftet, den ich für Kinder und auch Jugendliche im Kontext mit Ijime unpassend finde. Schließlich sind auch die Verursacher in gewisser Weise ebenso Opfer, was in der aktuellen Forschungsdiskussion oftmals zu schnell übersehen wird.

[19] Haasch 2000 S.205

[20] Haasch 2000 S. 204 f

[21] 現代の用語基礎知識 1999 S. 811 Eintrag: いじめ非行;

[22] Sakurai S.84

[23] so der Kommentar eines Schülers auf der homepage des Monbusho: „Ein Problem ist, dass die Schulen versuchen Ijime zu vertuschen.“ Übers. D. Verf. s. http://www.mext.go.jp/b_menu/shingi/chousa/shotou/040/gaiyou/07062237.htm: 子どもを守り育てる体制づくりのための有識者会議(第10回)「いじめをなくそう」子ども会議(第2回)

[24] Yoneyama 1999 S.159

[25] s.a. Morita et al. : „What happened after the teachers intervention in Ijime?“ S. 319

Fin de l'extrait de 34 pages

Résumé des informations

Titre
Gewalt und deviantes Verhalten an Schulen, dargestellt an Hand von Mobbing und Ijime
Sous-titre
Ein Ländervergleich Deutschland – Japan
Université
LMU Munich  (Department für Asienstudien Japan-Zentrum)
Cours
Individualismus, Nationalismus, Patriotismus – Werte und Menschenbilder in japanischer Erziehung und Schule
Note
1,3
Auteur
Année
2007
Pages
34
N° de catalogue
V131406
ISBN (ebook)
9783640448081
ISBN (Livre)
9783640448074
Taille d'un fichier
1473 KB
Langue
allemand
Mots clés
Gewalt, Verhalten, Schulen, Hand, Mobbing, Ijime, Ländervergleich, Deutschland, Japan
Citation du texte
M.A. Hannah Kronenberger (Auteur), 2007, Gewalt und deviantes Verhalten an Schulen, dargestellt an Hand von Mobbing und Ijime , Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/131406

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