Gregor von Tours

Libri historiarum decem


Dossier / Travail, 2005

25 Pages, Note: 2,7


Extrait


Inhaltsverzeichnis

Einleitung

Hauptteil

1) Gregor von Tours
1.1 Gregors Leben
1.2 Darstellungsabsicht in Gregors Werk
1.3 Datierung der Taufe Chlodwigs

2) Chlodwigs Taufe in der Darstellung Gregors von Tours
2.1 Persönliche Bedeutung
2.2 Allgemeine Bedeutung

3) Andere Quellen zum Taufvorgang
3.1 Nicetius von Trier
3.2 Avitus von Vienne

Schluss

Literaturverzeichni

Einleitung

Die vorliegende Arbeit behandelt den Quellenwert des Hauptwerkes Gregors von Tours, den Libri historiarum decem1

Der Inhalt soll dahingehend reduziert werden, dass die Taufe Chlodwigs als Orientierungspunkt festgehalten wird. Anhand dieser Basis sollen verschiedene Aspekte berücksichtigt werden. Die Behandlung der Quellen Gregors steht im Vordergrund.

Im ersten Teil wird auf den Autor und die Probleme mit der Quelle eingegangen. Die Glaubwürdigkeit Gregors wird untersucht. Die Quellenkritik führt des Weiteren zur Datierung des Taufvorgangs bei eben diesem. Durch hinzuziehen anderer Quellen soll im letzten Teil die Bedeutung der Taufe in verschiedene Bereiche geteilt werden. Zum einen wird nach der allgemeinen-, zum anderen nach der persönlichen Bedeutung der Taufe für Chlodwig gefragt.

Der Schlussteil fasst die Darstellung des Übergangs Chlodwigs zum Christentum bei Gregor, wie sie hier erarbeitet wurde zusammen.

Im folgenden Abschnitt wird eine kritische Analyse des Werkes vorgenommen.

1) Gregor von Tours

Die zehn Bücher Geschichte stellen die Hauptquelle bei der Arbeit mit Chlodwigs Leben dar. Sie entstehen über sechzig Jahre nach seinem Tod. Wegen ihrer Ausführlichkeit ist es angebracht, im Folgenden Gregor von Tours und sein Gesamtwerk, sowie sein Leben zu betrachten, nicht ohne den Wahrheitsgehalt und den Erzählstil zu berücksichtigen.

1.1 Gregors Leben

Zur Interpretation der zehn Bücher muss man ausführlich auf Gregors Leben eingehen, um sie als Geschichtsquelle richtig deuten zu können. Gregor selbst erwähnt in seinen Texten Daten und Ereignisse, die sein Leben betreffen und macht autobiographische Angaben.

Geboren wird Gregor am 30.November 538 oder 539 als Georgius Florentius in Clermont-Ferrand.2 Er stammt vom gallorömischen Senatsadel ab und unter seinen Vorfahren befinden sich diverse Bischöfe, Märtyrer und Heilige.3 Ob Gregor diese Herkunft mit Stolz erfüllt, sei, laut HEINZELMANN dahingestellt.4 Trotz zahlreicher autobiographischer Einschübe finden sich nur wenige Anspielungen auf seine Verwandtschaft in Gregors Texten wieder. Lediglich die Gemeinsamkeit der Bischofswürde hat Gregor mit einem seiner Vorfahren gemein, somit stellt dies eine Bedeutung für ihn dar.

Nach dem Tod seines Vaters übernimmt sein Onkel Gallus, der Bischof von Clermont ist, die Erziehung Gregors. Kurz vor Gallus Tod bringt eine Erkrankung Gregor dazu, am Grab des heiligen Illidius das Versprechen zu geben, Kleriker zu werden. Trotz der klaren Rollenverteilung in der Familie geht er den Weg seines Bruders Petrus, obwohl er als weltlicher Nachfahre der Familientradition vorgesehen ist. Seine weitere Erziehung übernimmt von da an Nicetius, Bischof von Lyon.

Gregor besucht im Jahr 563 das Grab des Heiligen Martin als Diakon. 565 oder 567 kommt er an den austrasischen Hof. Im Jahr 573 wird Gregor zum Bischof von Tours geweiht. Die damalige Martinsverehrung5 steigert die Bedeutung von Gregors Ruf, da der Bischof von Tours als Nachfolger des Heiligen Martin gilt.

Seine Amtszeit ist in geringen Überlieferungen festgehalten. Diese Jahre sind durch Krankheiten und die Ermordung seines Bruders Petrus geprägt. Im politischen Kreis wird König Sigibert 575 ermordet.

In diesem Jahr beginnt die zeitgenössische Berichterstattung Gregors. Hier setzt sein Werk als autobiographische Quelle ein.

Es finden Konflikte mit König Chilperich statt, weil Gregor dessen Gegnern, Prinz Merovech6 und Herzog Gunthramm Boso7 unterstützt. 577 stellt sich Gregor beim Konzil von Paris auf die Seite Bischofs Praetextatus von Rouen, der ein Anhänger Merovechs ist. König Chilperich kann Praetextatus nicht seines Amtes entheben, da Gregor einen großen Teil der Verteidigung übernimmt. Chilperich will den Bischof Praetextatus vor ein ziviles Gericht stellen, was ihm Gregor versagt.8

Du solltest allen Gerechtigkeit zuteil werden lassen, Bischof, aber siehe, ich finde sie nicht vor dir; sondern du nimmst dich wie ich sehe, der Ungerechtigkeit an, und es wird an dir das Sprichwort wahr: eine Krähe hackt der anderen nicht die Augen aus.9

Diese Konflikte gipfeln in den Jahren 578 und 579.10 Gregor wird 580 auf dem Konzil von Berny-Riviére angeklagt, wo er jedoch freigesprochen wird. Von da an bessern sich die Beziehungen zum Königshaus.11

Gunthramm von Boso übernimmt nach dem Tod Chilperichs die Herrschaft. Gregor ist seitdem Berater am Merowingerhof und genießt Privilegien. Er stirbt wahrscheinlich am 17.November 594.

1.2 Darstellungsabsicht in Gregors Werk

Als Bischof der Franken ist Gregor Zeuge von wichtigen Ereignissen, die ihn teilweise selbst betreffen. Als Zeitzeuge nimmt er an politischen Staatsgeschäften teil und kommt damit zu einem wichtigen historischen Werk. Nach 575 entstehen die Libri historiarum decem, die als Quelle für diese Zeit gelten.

Es muss von vornherein klar sein, dass diese Quelle als Hinterlassenschaft und Tradition zu bewerten ist, aus der wir Informationen erhalten sollen, die diesem Zweck der Quellennutzung dienen. Quellenzweck und Nutzung decken sich.12

Einteilen kann man Gregors Gesamtwerk in zwei große Teile. Die ersten vier Bücher bilden den ersten Teil, der sich mit der Entstehungsgeschichte der Welt bis hin zum Tode König Sigiberts 575 befasst. Der zweite Teil mit den Büchern fünf bis zehn behandelt Ereignisse, die während Gregors Lebzeiten geschehen. Die Bücher sind chronologisch geordnet und unmittelbar nach jedem, für Gregor wichtigen Ereignis verfasst. Hierbei kommt es vor, dass Gregor die Chronologie aus thematischen Gründen nicht immer exakt einhält.

Gregor nennt einige Quellen und Vorbilder bei der Schaffung seines Werkes.13 Es handelt sich um Chronisten, die die vorchristliche Zeit mit einbeziehen. Gregor selbst schreibt in spätrömischer Tradition und ist inhaltlich vom Christentum geprägt. Die sagenähnlichen Passagen in Gregors Büchern sind Überlieferungen aus dem Mündlichen, meist von Gregors Zeitgenossen. Diese Teile bergen eine gewisse Schwierigkeit, muss man zunächst die Linie zwischen Wahrheit und Legende trennen. „Das Ineinander von allgegenwärtigem Wunderwesen, direktem göttlichen Eingreifen einerseits und kausalem Ablauf in der Wirklichkeit andererseits hat eine neue, gleichsam mythisch durchsetzte Realitätsschicht zur Konsequenz. Wertet man die zugrundeliegenden Kategorien genügend, so ergibt sich, daß Gregor bei aller Parteinahme entgegen einem Pauschalverdikt (Wood) ein verläßlich informierender Historiograph ist.“14

An einigen Stellen kommt seine Person in Dialogen zu Wort. Diese Darstellungsweise ist ebenfalls gesondert zu betrachten, wie die Passsagen, dessen Inhalt er persönlich erlebt hat oder die er nur mit Nacherzählungen befüllt.

Die Ausschmückungen sollen mit Sicherheit die Lesbarkeit für das Volk vereinfachen und das Werk einer breiteren Schicht zugänglich machen. Deshalb entsteht eine Mischung aus Reellem und Legenden, sowie hagiographischen Teilen.

Gregors Sprache ist einfach und von ihm selbst in der Einleitung und zum Schluss beschrieben.

Doch bitte ich vorher die Leser um Verzeihung, wenn ich in Großem oder Geringem gegen die Grammatik fehlen sollte, denn ich bin nicht recht bewandert in dieser Wissenschaft.15

HEINZELMANN schreibt, „dass er selber zur Feder gegriffen [habe], obwohl er nur kunstloser Rede mächtig sei („ incultu effatu “). Im übrigen habe man ihm häufig bestätigt, daß nur wenige den philosophierenden Rhetor verstehen könnten, viele dagegen den rustikal Sprechenden: auch dieses Thema werden wir in Prolog und Epilog gleichermaßen ausgeführt finden.“16 Er zitiert damit Gregor selbst.

Im zweiten Teil der Geschichtsschreibung Gregors kommt es vor, dass der Verfasser es nicht schafft, einen roten Faden herzustellen. Gregor schreibt einzelne Geschichten auf und teilt die Kapitel in Themenbereiche, in denen zwei Parteien gegeneinander kämpfen. Meist tritt der Bischof oder Heilige gegen einen König an, was ein wiederholtes Konzept darstellt. Es entsteht ein Gegensatz in dem Kampf Geistliches gegen Weltliches, was das Gesamtwerk prägt.

Volksnah ist auch die Tatsache, dass Gregor sich räumlich auf die Geschehnisse um das Frankenreich oder Gallien beschränkt. Hier muss man anmerken, dass Gregor weder auf fränkischer-, noch auf gallorömischer Seite Partei bezieht, was mit seiner Herkunft begründet scheint. Politische Zusammenhänge sind nicht dargestellt, sondern in einer Ansammlung an verschiedenen Episoden aufgezählt. Unterstützt wird die Volksnähe von der wörtlichen Rede, die in diesen Episoden Gregors Erzählstil ausmacht.

Die Glaubwürdigkeit Gregors von Tours ist nur schwer zu beweisen. Die oben genannten Quellen, die teilweise der mündlichen Tradition abstammen, sowie die Ausschmückungen der aneinander gereihten Episoden lassen jedoch nicht verleugnen, dass die Libri historiarum decem, Gregors Gesamtwerk, die bedeutendste merowingische Geschichtsquelle ist, trotz der großen Anzahl von Kritikern. HARTMANN zitiert Reinhold KAISER: „So betreten wir erst mit der Zeit Chlodwigs festeren Boden, denn nach der quellenarmen Zeit, dem „Wellental“ des 5. Jahrhunderts, folgt der „schäumende Wellenberg Gregor von Tours.“17

1.3 Datierung der Taufe Chlodwigs

Im Folgenden soll geklärt werden, wie es dazu kommt, dass Chlodwig getauft, und wie dies bei Gregor von Tours dargestellt wird.

Mitis depone colla, Sigamber; adora quod incendisti, incende quod adorasti.18

Wie zuvor erwähnt schmückt auch Gregor die überlieferten Ereignisse auf seine Weise aus. Dennoch stellt er die wichtigste Quelle zu diesem Thema. Chlodwigs Übergang zum Christentum geht voraus, dass der Frankenkönig mit der Burgundenprinzessin Chrodichilde verheiratet ist, die als Christin versucht, Chlodwig zu ihrem Glauben zu bekehren. Ihre Söhne sind bereits getauft, doch der Tod Ingomers im Taufgewand erschwert Chrodichildes Bemühen.19 Sie spricht sich gegen die Götter Chlodwigs aus. In Gregors Augen sind ihre, die gängigen Argumenten dieser Zeit spätantikchristlicher Vorstellung. Des Weiteren bringt Gregor abschreckende Beispiele der heidnischen Götter.

Nomina vero quae eis indedistis homines fuere, non dii, ut Saturnus, qui a filio ne a regno depelleretur, per fugam elapsus adseritur, ut ipse Iovis omnium stuprorum spurcissimus perpetratur, incestatur virorum, propinquarum derisor, qui nec ab ipsius sororis propriae potuit abstenere concubitum, ut ipsa ait: Iovisque et soror et coniux.20

Gregor benennt die Götter Chlodwigs mit römischen Namen. Der Heide Chlodwig kann so vielleicht auf eine römische Prägung zurückschauen. Doch eher die Tatsache, dass Chlodwig vor seiner Taufe dem Arianismus zugetan ist, scheint plausibel.

[...]


1 Gregorius Turonensis: Zehn Bücher Geschichte, unveränderter fotomechanischer Nachdruck der Ausgabe von 1955, (im Folgenden Gregor).

2 Vgl. Lexikon des Mittelalters, CD-ROM-Ausgabe, Metzler 2000: Gregor, 23. G. v. Tours, Bf. V. Tours, 1. Leben (im Folgenden LexMA).

3 Vgl. Heinzelmann, Martin: Gregor von Tours, Zehn Bücher Geschichte, Historiographie und Gesellschaftskonzept im 6.Jahrhundert, Darmstadt 1994: S.10.

4 Vgl. Heinzelmann: S.7.

5 Vgl. Theologische Realenzyklopädie: Band VIII, Chlodwig – Dionysius Areopagita, hrsg. v. Gerhard Krause u. Gerhard Müller, Berlin, New York 1981: S.1, (im Folgenden TRE).

6 Vgl. Gregor: Buch V, Kapitel 4 und 14.

7 Vgl. Gregor: V 14.

8 Vgl. Gregor: V 18.

9 Gregor: V 18.

10 Vgl. Gregor: V 26 und Heinzelmann: S.44f.

11 Vgl. Heinzelmann: S.45f.

12 Vgl. Brandt, Ahasver von: Werkzeug des Historikers, eine Einführung in die historischen Hilfswissenschaften, 13. Auflage, Stuttgart, Berlin, Köln 1992: S.61.

13 u.a. Sulpicius Severus, Sidonius Apollinaris, Eusebios von Cremona, Hieronymus, Orosius, Viktor von Aquitanien.

14 Vgl. LexMA: Gregor, 23. G. v. Tours, Bf. v. Tours, 2. Werke.

15 Gregor: I Vorrede, siehe auch Gregor: X 31, Beschwörungs- und Fluchformel.

16 Heinzelmann: S.85.

17 Hartmann, Martina: Aufbruch ins Mittelalter, Die Zeit der Merowinger, Darmstadt 2003: S.15.

18 Gregor: II 31, Worte des Bischofs Remigius von Reims bei Chlodwigs Taufe.

19 Vgl. Gregor: II 29.

20 Ebd.

Fin de l'extrait de 25 pages

Résumé des informations

Titre
Gregor von Tours
Sous-titre
Libri historiarum decem
Université
University of Duisburg-Essen
Cours
Überreste und Tradition: Zum Quellenwert der Überlieferung aus dem Mittelalter
Note
2,7
Auteur
Année
2005
Pages
25
N° de catalogue
V131459
ISBN (ebook)
9783640414765
ISBN (Livre)
9783640412938
Taille d'un fichier
460 KB
Langue
allemand
Mots clés
Gregor von Tours, Tours, Zehn Bücher Geschichte, Chlodwig
Citation du texte
Michael Bylsma (Auteur), 2005, Gregor von Tours, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/131459

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