Das deutsche Gesundheitssystem ist seit den siebziger Jahren durch immer wiederkehrende Finanzierungsdefizite gekennzeichnet. Trotz zahlreichen Gesundheitsreformen und Kostendämpfungsgesetzen konnte eine nachhaltige Stabilisierung der GKV-Finanzierung nie erreicht werden. Im Rahmen des Bundestagswahlkampfes 2005 entstand eine heftige Diskussion über unterschiedliche Reformkonzepte zur Sicherung der Zukunftsfähigkeit des Gesundheitssystems. Die Unionsparteien konzentrierten sich dabei auf eine als Gesundheitsprämie bezeichnete Reformoption, welche eine Abkopplung der GKV-Finanzierung vom Faktor Arbeit vorsah. SPD und Grüne bevorzugten hingegen die Einführung einer Bürgerversicherung, die als Grundgedanke die Ausweitung des Versichertenkreises auf alle Bürger vorsah.
Durch das schwierige Ergebnis der Bundestagswahl 2005 und der daraus resultierenden Koalition aus CDU, CSU und SPD, wurde ein Weg gesucht, die unterschiedlichen Positionen der drei Parteien zu bündeln und ein tragbarer Kompromiss zu gestalten. Herausgekommen ist der Gesundheitsfonds, welcher im Rahmen des GKV-Wettbewerbsstärkungsgesetzes zum 01. Januar 2009 in Kraft getreten ist.
In dieser Arbeit werden die drei Reformvorschläge Gesundheitsprämie, Bürgerversicherung und Gesundheitsfonds einer ökonomischen Analyse unterzogen. Dabei soll anhand der Kriterien Beschäftigungsfreundlichkeit, Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit untersucht werden, welches der Modelle aus ökonomischer Sicht zu befürworten ist.
In den Kapiteln 2 und 3 wird die Ausgestaltung des GKV-Systems vor Einführung des Gesundheitsfonds erläutert und auf Defizite hin untersucht.
In den Kapiteln 4, 5 und 6 werden die einzelnen Reformvorschläge vorgestellt und einer ökonomischen Analyse unterzogen.
Kapitel 7 diskutiert und vergleicht die Reformvorschläge hinsichtlich der Ausgestaltung und der Zielerreichung, gemessen an den zuvor definierten ökonomischen Kriterien. Schließlich wird im 8. Kapitel ein Ausblick gegeben, welche Schritte unternommen werden müssen, um das Gesundheitssystem nachhaltig, gerecht und beschäftigungsfreundlich auszugestalten und welche Schlüsse die Politik daraus ziehen sollte.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Das Krankenversicherungssystem in Deutschland
- Aufgaben und Ziele der GKV
- Der Versichertenkreis der GKV
- Pflichtversicherung und Versicherungsfreiheit
- Freiwillige Mitgliedschaft in der GKV
- Familienversicherung
- Die Finanzierung der gesetzlichen Krankenversicherung
- Die Entwicklung der Beitragssätze im Rahmen der Beitragssatzstabilität
- Das Solidarprinzip der GKV
- Umverteilung in der GKV
- Der Risikostrukturausgleich (bis 2008)
- Gründe für einen Reformbedarf der gesetzlichen Krankenversicherung
- Die Erosion der Einnahmebasis
- Belastung des Faktors Arbeit durch steigende Lohnnebenkosten
- Demographieabhängigkeit des GKV-Umlagesystems
- Ausgabenseitige Probleme der GKV
- Gerechtigkeitsdefizite in der GKV
- Verstöße gegen die horizontale Gerechtigkeit
- Verstöße gegen die vertikale Gerechtigkeit
- Verstöße gegen die intergenerative Gerechtigkeit
- Finanzierung der GKV über eine Gesundheitsprämie
- Das Gesundheitsprämienmodell von Rürup/Wille
- Elemente des Reformvorschlages
- Auswirkungen auf Arbeitsmarkt und Wirtschaftswachstum
- Verteilungswirkung und Gerechtigkeit
- Das Schweizer Gesundheitssystem als Reformoption für die GKV?
- Das Zukunftsmodell von Henke u.a (2002)
- Elemente des Reformvorschlages
- Auswirkungen auf Arbeitsmarkt und Wirtschaftswachstum
- Verteilungswirkung und Gerechtigkeit
- Das Gesundheitsprämienmodell von Rürup/Wille
- Finanzierung der GKV über eine Bürgerversicherung
- Elemente des Reformvorschlages der SPD
- Das Zwei-Säulen-Modell
- Das Kapital-Steuer-Modell
- Finanzielle Wirkungen der Bürgerversicherung unter Annahme des Zwei-Säulen-Modells
- Auswirkung auf den Arbeitsmarkt
- Verteilungswirkung und Gerechtigkeit
- Elemente des Reformvorschlages der SPD
- Finanzierung der GKV über einen Gesundheitsfonds
- Die Idee hinter dem Gesundheitsfonds
- Der Reformvorschlag des wissenschaftlichen Beirates beim Bundesministerium der Finanzen
- Der Gesundheitsfonds im Rahmen des GKV-WSG
- Elemente der Reform
- Einfluss auf den Arbeitsmarkt
- Verteilungswirkung und Gerechtigkeit
- Mehr Wettbewerb durch den Gesundheitsfonds?
- Diskussion und Bewertung der Reformvorschläge
- Neutralität auf dem Arbeitsmarkt
- Schaffung von horizontaler, vertikaler und intergenerativer Gerechtigkeit
- Schaffung von horizontaler Gerechtigkeit
- Schaffung von vertikaler Gerechtigkeit
- Schaffung von intergenerativer Gerechtigkeit
- Generierung von Wettbewerbsimpulsen auf Anbieter- und Nachfrageseite
- Fazit und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Diplomarbeit befasst sich mit der Frage, welche Finanzierung der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) aus ökonomischer Sicht am ratsamsten ist. Dabei werden drei Reformvorschläge analysiert: die Gesundheitsprämie, die Bürgerversicherung und der Gesundheitsfonds. Die Arbeit untersucht die Auswirkungen der verschiedenen Finanzierungsmodelle auf den Arbeitsmarkt, die Verteilungsgerechtigkeit und die Effizienz des Gesundheitssystems.
- Analyse der ökonomischen Vor- und Nachteile verschiedener Finanzierungsmodelle für die GKV
- Bewertung der Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt und die Wirtschaftsentwicklung
- Untersuchung der Verteilungswirkungen und der Gerechtigkeit der verschiedenen Modelle
- Bewertung der Effizienzsteigerungspotenziale der Reformvorschläge
- Diskussion der politischen Umsetzbarkeit und der gesellschaftlichen Akzeptanz der Reformvorschläge
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Dieses Kapitel führt in das Thema der Diplomarbeit ein und erläutert die Relevanz der Reformdiskussion im Bereich der GKV-Finanzierung. Es werden die zentralen Fragestellungen der Arbeit vorgestellt und der Aufbau der Arbeit skizziert.
- Das Krankenversicherungssystem in Deutschland: Dieses Kapitel bietet einen Überblick über das deutsche Krankenversicherungssystem, insbesondere die GKV. Es werden die Aufgaben und Ziele der GKV, der Versichertenkreis, die Finanzierung und das Solidarprinzip erläutert.
- Gründe für einen Reformbedarf der gesetzlichen Krankenversicherung: Dieses Kapitel analysiert die Herausforderungen, denen die GKV in Deutschland gegenübersteht. Es werden die Erosion der Einnahmebasis, die Belastung des Faktors Arbeit durch steigende Lohnnebenkosten, die Demographieabhängigkeit des Umlagesystems, ausgabenseitige Probleme und Gerechtigkeitsdefizite beleuchtet.
- Finanzierung der GKV über eine Gesundheitsprämie: Dieses Kapitel analysiert das Gesundheitsprämienmodell als Reformoption für die GKV. Es werden verschiedene Modelle vorgestellt und ihre Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt, die Verteilungsgerechtigkeit und die Effizienz des Gesundheitssystems untersucht.
- Finanzierung der GKV über eine Bürgerversicherung: Dieses Kapitel analysiert die Bürgerversicherung als Reformoption für die GKV. Es werden die Elemente des Reformvorschlages der SPD, die finanziellen Wirkungen, die Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt und die Verteilungswirkungen untersucht.
- Finanzierung der GKV über einen Gesundheitsfonds: Dieses Kapitel analysiert den Gesundheitsfonds als Reformoption für die GKV. Es werden die Idee hinter dem Gesundheitsfonds, der Reformvorschlag des wissenschaftlichen Beirates beim Bundesministerium der Finanzen und die Elemente der Reform im Rahmen des GKV-WSG vorgestellt. Die Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt, die Verteilungsgerechtigkeit und die Effizienz des Gesundheitssystems werden untersucht.
- Diskussion und Bewertung der Reformvorschläge: Dieses Kapitel diskutiert die Vor- und Nachteile der verschiedenen Reformvorschläge und bewertet sie anhand der Kriterien Neutralität auf dem Arbeitsmarkt, Schaffung von horizontaler, vertikaler und intergenerativer Gerechtigkeit sowie Generierung von Wettbewerbsimpulsen.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die Finanzierung der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV), Gesundheitsprämie, Bürgerversicherung, Gesundheitsfonds, Arbeitsmarkt, Verteilungsgerechtigkeit, Effizienz, Reformbedarf, Solidarprinzip, Demografie, Lohnnebenkosten, Risikostrukturausgleich, horizontale Gerechtigkeit, vertikale Gerechtigkeit, intergenerative Gerechtigkeit, Wettbewerbsimpulse.
- Citar trabajo
- Valentin Holzer (Autor), 2009, Die Finanzierung der GKV über Gesundheitsprämie, Bürgerversicherung, Gesundheitsfonds, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/132237