Über Nixen, Undinen und Sirenen ist schon viel geschrieben worden – sowohl als Gegenstand von Fiktion als auch der feministischen Literaturwissenschaft. Die vorliegende Studie will daher keinen weiteren Beitrag zu dieser Forschungsposition leisten, sondern ein eigenes Anliegen verfolgen: In dieser Arbeit soll das Thema Wasserfrau unter dem Aspekt der Utopie, die in den Phänomenen Liebe, Sprache und Kunst in Erscheinung tritt, untersucht werden.
Dafür werden zunächst in einem theoretischen Teil die Besonderheiten, Grenzen, Paradoxien und utopischen Elemente von Liebe, Sprache und Kunst dargelegt und deren Bezüge zueinander offenbart, um damit die Voraussetzung für die folgenden sorgfältigen Textanalysen zu schaffen.
Anhand der komparatistisch ausgewählten Texte wird verdeutlicht, daß die utopische Liebeskonstellation zwischen ‚Menschmann‘ und ‚Wasserfrau‘ keineswegs nur als Hintergrundfolie für die Diskussion um die Ungleichheit der Partner, Geschlechterrollen, Bildern von ‚Männlichkeit‘ und ‚Weiblichkeit‘ dient, sondern zugleich auch das Verhältnis von Kunst und Leben thematisiert.
Anschließend wird herausgearbeitet, inwiefern der Undinen-Stoff Anlass zur Thematisierung jeglicher Form von Grenzüberschreitungen gibt und die darin jeweiligen entworfenen Utopien sowohl konstruktiven – im Sinne eines neuen Lebensentwurfs – als auch destruktiven – als Kritik an der bestehenden gesellschaftlichen Ordnung – Charakter haben. Verhandlungsplatz dieser Möglichkeiten sind dabei die ‚Nicht-Orte‘ Liebe, Sprache und Kunst.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 1.1 Vorbemerkung zur Verwendung des Begriffs „Wasserfrau“
- 2. Liebe, Sprache, Kunst: Die thematischen Aspekte im einzelnen und in ihren Zusammenhängen
- 2.1 Kunst, Sprache, Liebe: Zusammenhänge
- 2.2 Der Aspekt „Kunst“ in Bezug zur Wasserfrau
- 2.3 Zur Kunstfigur Undine/Wasserfrau
- 2.3.1 Zur Entstehung der zentralen Wasserfrauenfigur der Undine in der Romantik
- 2.3.2 Wasser als imaginärer Raum und die Wasserfrau als aquatische Muse
- 2.3.3 Grenzfigur Wasserfrau
- 2.4 Pygmalion und die Wasserfrauen
- 2.5 Der Aspekt „Sprache“ in der Wasserfrauenliteratur
- 2.6 Das Phänomen „Liebe“ in der Wasserfrauenliteratur
- 2.6.1 Liebe – eine Erfahrungsmodalität der Erkenntnis
- 2.6.2 Liebe als Kommunikationsform und Sprache
- 2.6.3 Utopisches Moment der Liebe: Wandlung und Belebung durch Liebe
- 2.6.4 Liebe als Fiktion und Mythos
- 3. Textanalysen vor dem Hintergrund der Aspekte von Liebe, Sprache und Kunst
- 3.1 Friedrich de la Motte Fouqués „Undine“ – Integration von Poesie in die Gesellschaft durch Liebe?
- 3.2 Hans Christian Andersens „Die kleine Seejungfrau“ – Erzählung bewegt
- 3.2.1 Exkurs: „Mignon“ als Kunstfigur und Parallele zur Kunstfigur der Wasserfrau
- 3.2.2 „Die kleine Seejungfrau“
- 3.3 Oscar Wildes „Der Fischer und seine Seele“ – Kunstliebe und Sprache als Verführungsinstrument
- 3.4 Jean Giraudoux „Undine“ - Kunst und Liebe als „wahre“ Illusion
- 3.5 Ingeborg Bachmanns „Undine geht“ - Utopien von Sprache und Liebe
- 4. Schluß
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die utopischen Momente in der europäischen Wasserfrauenliteratur, die sich im Dreieck der Aspekte Liebe, Sprache und Kunst manifestieren. Ziel ist es aufzuzeigen, wie in diesen Texten Utopien der absoluten Liebe und eines nicht entfremdeten Daseins entworfen werden, stets im Kontext von Kunst und Literatur. Das Verhältnis von Autor/Künstler und Mensch zur Kunst und Sprache sowie die Vereinbarkeit von Kunst und Leben werden thematisiert. Die Rolle von Kunst und Sprache bei der Verwirklichung von Utopien steht im Fokus.
- Utopien der Liebe in der Wasserfrauenliteratur
- Die Darstellung von Kunst und Sprache in Verbindung mit utopischen Vorstellungen
- Das Verhältnis zwischen Kunst, Leben und der Wasserfrau als Symbolfigur
- Die Wasserfrau als Repräsentantin von Sehnsüchten und Phantasien
- Die Analyse ausgewählter Texte der europäischen Wasserfrauenliteratur
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung führt in das Thema der Wasserfrauenliteratur ein und erläutert die anhaltende Faszination des mythischen Kerns dieses Stoffes – die Begegnung von Wasserfrau und Mensch. Sie hebt die Bedeutung der Wasserfrau als Inkarnation von Liebe, Kunst und Tod hervor und betont, dass die Figur oft als Projektionsfläche für männliche Phantasien und Ängste interpretiert wird. Die Arbeit konzentriert sich jedoch auf die utopischen Momente, unabhängig von der Geschlechterproblematik, die sich über die Aspekte Liebe, Sprache und Kunst manifestieren. Die ausgewählten Texte dienen der exemplarischen Konkretisierung der theoretischen Erörterungen.
2. Liebe, Sprache, Kunst: Die thematischen Aspekte im einzelnen und in ihren Zusammenhängen: Dieses Kapitel untersucht die drei zentralen Themen Liebe, Sprache und Kunst im Detail und beleuchtet ihre wechselseitigen Beziehungen. Es analysiert die Rolle der Kunstfigur Undine, die Verwendung von Wasser als imaginären Raum und die Bedeutung der Wasserfrau als Grenzfigur. Der Bezug zu Pygmalion-Mythen wird hergestellt, und es wird untersucht, wie Liebe in der Wasserfrauenliteratur als Erfahrungsmodalität der Erkenntnis, Kommunikationsform, utopisches Moment und Fiktion dargestellt wird.
3. Textanalysen vor dem Hintergrund der Aspekte von Liebe, Sprache und Kunst: Dieser Abschnitt analysiert ausgewählte Texte der europäischen Wasserfrauenliteratur, um die im zweiten Kapitel entwickelten theoretischen Überlegungen anhand konkreter Beispiele zu illustrieren. Die Analysen umfassen Fouqués „Undine“, Andersens „Die kleine Seejungfrau“, Wildes „Der Fischer und seine Seele“, Giraudoux’ „Undine“ und Bachmanns „Undine geht“, wobei die individuellen Interpretationen und Darstellungen der drei zentralen Themen in den jeweiligen Texten beleuchtet werden.
Schlüsselwörter
Wasserfrau, Undine, Liebe, Sprache, Kunst, Utopie, Romantik, Textanalyse, Feministische Literaturwissenschaft, Männliche Projektionen, Imaginierte Weiblichkeit, Fouqué, Andersen, Wilde, Giraudoux, Bachmann.
Häufig gestellte Fragen zu „Utopien in der europäischen Wasserfrauenliteratur“
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit untersucht die utopischen Momente in der europäischen Wasserfrauenliteratur, die sich im Dreieck der Aspekte Liebe, Sprache und Kunst manifestieren. Es wird analysiert, wie in diesen Texten Utopien der absoluten Liebe und eines nicht entfremdeten Daseins entworfen werden, stets im Kontext von Kunst und Literatur. Das Verhältnis von Autor/Künstler und Mensch zur Kunst und Sprache sowie die Vereinbarkeit von Kunst und Leben werden thematisiert. Die Rolle von Kunst und Sprache bei der Verwirklichung von Utopien steht im Fokus.
Welche Texte werden analysiert?
Die Arbeit analysiert ausgewählte Texte der europäischen Wasserfrauenliteratur, darunter Friedrich de la Motte Fouqués „Undine“, Hans Christian Andersens „Die kleine Seejungfrau“, Oscar Wildes „Der Fischer und seine Seele“, Jean Giraudoux’ „Undine“ und Ingeborg Bachmanns „Undine geht“. Diese Texte dienen der exemplarischen Konkretisierung der theoretischen Erörterungen.
Welche zentralen Themen werden behandelt?
Die drei zentralen Themen sind Liebe, Sprache und Kunst. Die Arbeit untersucht deren wechselseitige Beziehungen und ihre Rolle in der Konstruktion von Utopien in der Wasserfrauenliteratur. Dabei wird die Wasserfrau als Symbolfigur für Sehnsüchte und Phantasien betrachtet.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit gliedert sich in eine Einleitung, ein Kapitel zur detaillierten Untersuchung der drei zentralen Themen (Liebe, Sprache, Kunst) und deren Zusammenhänge, ein Kapitel mit Textanalysen der ausgewählten Werke und einen Schluss. Ein Inhaltsverzeichnis und eine Zusammenfassung der Kapitel sind ebenfalls enthalten.
Welche Rolle spielt die Wasserfrau?
Die Wasserfrau ist die zentrale Figur der Analyse. Sie dient als Projektionsfläche für verschiedene Sehnsüchte und Phantasien und verkörpert Aspekte von Liebe, Kunst und Tod. Die Arbeit konzentriert sich auf die utopischen Momente in den Darstellungen der Wasserfrau, unabhängig von der Geschlechterproblematik.
Welche Bedeutung haben Kunst und Sprache in dieser Arbeit?
Kunst und Sprache spielen eine entscheidende Rolle bei der Konstruktion und Darstellung der Utopien in der Wasserfrauenliteratur. Die Arbeit untersucht, wie Kunst und Sprache zur Verwirklichung von utopischen Vorstellungen beitragen und wie das Verhältnis von Kunst und Leben in den analysierten Texten dargestellt wird.
Was sind die zentralen Forschungsfragen?
Die Arbeit untersucht, wie Utopien der Liebe in der Wasserfrauenliteratur dargestellt werden, wie Kunst und Sprache mit utopischen Vorstellungen in Verbindung stehen, und wie das Verhältnis zwischen Kunst, Leben und der Wasserfrau als Symbolfigur aussieht. Die Wasserfrau als Repräsentantin von Sehnsüchten und Phantasien steht ebenfalls im Fokus.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Wasserfrau, Undine, Liebe, Sprache, Kunst, Utopie, Romantik, Textanalyse, Feministische Literaturwissenschaft, Männliche Projektionen, Imaginierte Weiblichkeit, Fouqué, Andersen, Wilde, Giraudoux, Bachmann.
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- Magistra Artium Alice Männl (Author), 2002, Liebe, Sprache und Kunst in der europäischen Wasserfrauenliteratur, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/132278