Drubbel- und Eschsiedlung im Münsterland

Ihre Beiträge zur Altersdatierung der historischen Kulturlandschaft


Hausarbeit, 2007

23 Seiten, Note: 2


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2 .Der Beginn der Seßhaftigkeit als Beginn für die Siedlungsgeschichte
2.1 Die Entwicklung der Naturlandschaft und Kulturlandschaft Nordwestdeutschlands
2.2 Exkurs Definition Dorf
2.3 Siedlungsperiode der jüngeren Eisenzeit

3. Ursprung und Entwicklung der Flurformen in der Debatte
3.1 Untersuchungsmethoden zur näheren Bestimmung der Altersdatierung
3.2 Der Drubbel – Form und Aufbau im Kontext zur Langstreifenflur
3.3 Von der Urformen bis zur Gegenwart – Genese einer Siedlung

4. Schlussbetrachtung/Resümee

5. Quellen und Literaturverzeichnis:

1. Einleitung

Der Mensch verwandelt seit über 60 000 Jahren die vorhandene Naturlandschaft durch Viehhaltung und Anbau von Pflanzen in eine Kulturlandschaft. Die ersten Artefakte von Werkzeugen stammen aus dem frühen Eiszeitalter (Villafranchium). Bis zum Mittelneolithikum ( ca. 5. und erste Hälfte des 4. Jahrtausends v. Chr.) gab es nur die Völker der Jäger- und Sammler, die mit geschliffenen Steingeräten jagten und Keramiken herstellten und benutzten. Die ersten bekannten Zeugnisse von Seßhaftigkeit durch eine ackerbautreibende Bevölkerung stammen wahrscheinlich aus Mesopotamien. Ob dies aber die ersten anthropogen verursachten Veränderungen im naturlandschaftlichen Charakter sind, läßt sich nicht exakt klären. Es sei dahingestellt, ob diese Annahme richtig ist, oder ob das Fehlen von älteren Belegen nur eine Forschungslücke ist.

Das Hauptaugenmerk dieser Arbeit liegt auf den verschiedenen Flur- und Siedlungsformen. Den Schwerpunkt bildet die Form der Drubbel- und Eschsiedlung rund um die heutige Stadt Münster. Was macht die besondere Fokussierung auf das Münsterland aus? Oder besser gefragt, warum ist das nordwestdeutsche und Teile des niederländischen Tieflandes so besonders in der Flurgestaltung? Die Gewannenflur, eine Flurform, die in Folge der zellengebundenen Dreiffelderwirtschaft und des Erbrechtes entstanden ist, ist nur von untergeordneter Bedeutung. Wieso sind die frühzeitlichen Siedlungsverhältnise Westfalens so bedeutsam für die Altersdatierung in der historischen Kulturlandschaft und welche Bedeutung kommt dabei neben den archäologischen Funden der Palynologie (Pollenanalyse) zu?

Im nordwestlichen Münsterland wurde mit Hilfe der Pollenanalyse die Datierung von Drubbel- und Eschsiedlungen näher bestimmt. Die Palynologie unterstützt die Auswertung der archäologischen Fundstätten und führt zu einer historischen Vegetationskatierung. Die Intensität der Siedlungstätigkeit kann durch eine Pollenanalyse nachgewiesen werden und gibt einen tieferen Einblick in die Siedlungstätigkeit und damit gleichzeitig in die Anbautätigkeit der frühmittelalterlichen Kulturen.

Neben diesem kurzen Einblick wird im Folgendem eine tiefer gehendere Auseinandersetzung mit der Besiedelung und dem dazugehörigen landwirtschaftlichen Anbau im Münsterland beschrieben.

Die Drubbel´s (Drubbelsiedlungen) werden seit Anfang des letzten Jahrhunderts in den Vordergrund der Forschung gesetzt. Besonders MEITZEN, MÜLLER-WILLE und

NIEMEIER machten sich in der Erforschung Westfalens verdient. Sie beschäftigten sich ihr gesamtes Leben mit der Erforschung der Siedlungstätigkeiten im Münsterland.

Seit dem Anfang der 80er Jahre ist in diesem Forschungsfeld nur geringfügig neues hinzugekommen.[1] Eine Dissertation, mit dem Titel: „Trophie Entwicklung eines nordwestdeutschen Stillgewässers unter dem Einfluss von Landschafts- und Siedlungsgeschichte“ aus dem Jahr 2001 von Dr. Elke Barth, makiert wohl einer der letzten tiefergehenden Auseinandersetzungen mit dem Thema Flur- und Siedlungsformen im Bereich Westfalen`s in der Gegenwart.

In dieser Arbeit wird der Versuch unternommen, einen Überblick über die Struktur der Flur und Besiedlung im Norden von Westfalens Tiefland zu geben. Zunächst wird die historische Entwicklung der Landnahme gegeben. Danach wird ein Einblick in die besondere Siedlungsform der Drubbel und Esch näher beschrieben. Die damit verbunden Formen des Langstreifens und der Eschbewirtschaftung werden gleichermaßen betrachtet. Am Schluss der Arbeit steht ein Beitrag zur Altersdatierung mit Hilfe der Pollenanalyse und die Verbindung mit Fundstücken der Archäologie. Die Altersdatierung spielt für die Vegetationskatierungen eine entscheidene Rolle insbesondere für die interdiziplinär arbeitende Wissenschaftsforschung.

Zunächst wird die Besiedlung in einem kurzen Abschnitt näher erläutert. Die Arbeit beginnt mit der Urbarmachung der Geestlandschaft.

2 .Der Beginn der Seßhaftigkeit als Beginn für die Siedlungsgeschichte

Um die genetische Siedlungsgeographie auf gesicherte Tatbestände zu stellen, muss man die Siedlungsanfänge der Menschen kennen. Nur unter diesen Vorrausetzungen kann man die Bedeutung von Naturräumen und deren Bedingungen für die sich stets entwickelnde Siedlungstätigkeit verstehen. Die Ausweitung und der Beginn der Besiedlung, ausgehend von dem Nomadentum, war immer an die vorhandenen Bodenverhältnissen und Naturbedingungen als Rahmen gebunden.

Mit der Besiedelung begann der Mensch seine Umwelt zu seinem Zwecke zu nutzen und sie nach seinem Willen umzugestalten. Diese Erkenntnisse der Mühen der

Besiedlung werden aufgrund von Getreidepollen, die Prähistoriker untersucht haben, bestätigt. Diese Untersuchungsmethode wird im späteren Verlauf dieser Arbeit noch

näher erläutert. Zunächst soll die Siedlungsentwicklung weiter beschrieben werden. Der prähistorische Mensch hatte bereits Waffen und Tongefässe zur Nahrungsaufbewahrung[2]. Die Getreideanteile in der Nahrung nahmen stetig zu, so dass sich die Essgewohnheiten immer weiter veränderten und sich die Völker langsam zu einer reinen Ackerbaugesellschaft weiterentwickelten. Es wird angenommen, dass diese Entwicklung nicht aus freien Stücken geschah, sondern durch Not, z.B. ständig neue Jagdgründe zu suchen oder den gegebenen Umweltbedingungen, erzwungen wurde. Das Jagdgebiet konnte nicht unendlich ausgedehnt werden und auch das Sammeln von Hülsenfrüchten, Getreidesamen und Beeren etc. war nur begrenzt von einem festen Wohnort möglich. Der Frühmensch ließ sich in Höhlen, Hütten, Zelten, Wohngruben oder anderen hausähnlichen Bauten nieder. Er suchte Schutz gegen die winterliche Kälte, sommerliche Hitze, Stürme, Niederschläge und sonstigen ungünstigen Wetterverhältnissen. Der Mensch wurde mit der Zeit langsam seßhaft. Die Frage nach dem Siedlungsstandort lässt sich eigentlich ganz einfach beantworten. Der Mensch ließ sich dort nieder, wo die Naturbedingungen optimal erschienen, d.h. an Orten wo genügend Holz, Wasser, Nahrung usw. vorhanden war. Darüber hinaus führt jede Untersuchung über die kausalen Zusammenhänge der Siedlung zwangsläufig zur Landschaft, zur Lage, Wasser, Gebirge, Klima, Baumaterialien, fruchtbaren, unfruchtbaren und tragfähigen Böden, zu Vegetationsformen, Handel mit benachbarten Stämmen/ Völkern usw. es handelt sich also um eine natur- und kulturgeographische Verflechtung.[3]

Menschliche Wohnstätten und Ansiedlungen sollten in ihrer Gesamtheit erfasst und dann aus dem Gesamtzusammenhang der Landschaft verstanden und interpretiert werden.

Durch die postglazialen Trockenzeiten (ca. 2000 bis 800 v.Chr.; [Neolithikum Bronzezeit]) waren die klimatischen Bedingungen besonders geeignet für eine Weidewirtschaft. Die Steppen und die Gras-Wald-Landschaften mit ihren vielschichtigen Pflanzengesellschaften breiteten sich aus und optimierten den Boden für die Existenzwirtschaft durch Acker- und Viehwirtschaft. Die frühen Menschen wußten von der Existens des Feuers. Der Umgang mit diesem und die damit verbunden Brandrodungen taten ihr übriges.

Die klimatischen Bedingungen in Nordwestdeutschland waren für eine Besiedlung sehr gut geeignet. Die Bodenverhältnisse waren für eine Besiedelung kaum bis nicht geeignet. Die leichten und unfruchtbaren Sandböden erwiesen sich aber trotzdem als dicht besiedelt. Ein Beispiel dafür ist die südliche Lüneburger Heide. Eine sehr dicht

besiedelte Region im Neolithikum, obwohl sie durch die unfruchtbaren und feuchten Sandböden geprägt war.

Die Weidewirtschaft in Norddeutschland entstand in Regionen, in denen Eichen- und Birkenwälder vorherrschten. Pollenanalytische, boden- und vegetationskundliche Untersuchungen zeigen, dass die kargen Böden, auf denen unendliche Wälder standen, für die Landwirtschaft nutzbar gemacht wurden. Dies geschah, indem die Fläche wie oben beschrieben zum Anbau von Nutzpflanzen dem Wald abgerungen wurde. Die Besiedelung begann.

2.1 Die Entwicklung der Naturlandschaft und Kulturlandschaft Nordwestdeutschlands

Der Landschaftswandel im Zuge prä- und frühhistorische Siedlungsphasen begann im Subboreal. Die Neolithische Kulturrevolution erreichte Nordwestdeutschland von Mesopotamien her.[4]

Im nordwestdeutschen Pleistozäns ist die neolithische Besiedlung mit den nordischen Megalithkulturen verbunden.[5] Sie ließen sich in den Geest- und Talsandgebieten erstmals um 3500 v. Chr. nieder. Diese Kultur wird aufgrund ihrer Keramik in zwei Gruppen unterteilt. Die frühere Gruppe der Trichterbecherleute (2700 – 2200 v. Chr.) und die Glockenbecherkultur (2000 – 1700 v. Chr.).

Die archäologischen Fundsituationen und die palynologischen Untersuchungen konnten keine weiteren frühneolithische Kulturen nachweisen. Erst im Subboreal findet man regelmäßig Pollenkörner von Spitzwegerich (Plantago lanceolata) und Spelzweizenarten (Triticum monococcum), die datiert sind auf die Zeit der Glockenbecherkutur. Welche Bedeutung hat diese Pflanze auf die Region Münsterland? Neben anderen Kulturpflanzen zeigen sie den ersten sicheren siedlungszeigenden Hinweis und werden als sogenannte Brachezeiger gewertet. Dieser Brachezeiger deutet den Wechselandanbau an und somit die aufgelassenen Äcker. Später wurde der Acker wieder zum Anbau von Feldfrüchten genutzt.

Die Besiedelung vollzog sich räumlich sowie zeitlich in Westfalen sehr differenziert. Die standortabhängigen Faktoren führten dazu, dass die Neolithiker sich zunächst an den hydrologisch und edaphisch begünstigten Standorten niederließen.

Die wasserreichen Standorte und nährstoffreicheren Böden machten die Siedlungstätigkeit einfacher. Der Bevölkerungszuwachs und die technischen Verbesserungen führten schrittweise zur Verbesserung der Lebenssitutation.

Das Weidebauerntum (ab 2000 v. Chr.) begann mit der Bearbeitung der Felder mit technischen Gerät. Sie veränderten und revolutionierten die Siedlungspraxis der vergangenen tausend Jahre. Das Weidebauerntum war die erste bäuerliche Siedlung. Sie wandelten ihre Lebensweise von umherziehenden Nomadentum zu einer Siedlungskontinuität und wurden dauerhaft seßhaft. Diese Ortsfestigkeit spiegelte sich archäologisch einerseits durch zahlreiche Grab- und Hortfunde wieder, aber auch durch die durchgeführten regionalen Pollendiagramme.

Ihre Dachhütten lagen zwischen der Ackerhöhe und Auenniederung. Die Felder, die mit Getreide und anderen eingeführten Pflanzen bewirtschaftet wurden, lagen meist in direkter Nachbarschaft zu den Häusern. Eingehende Untersuchungen ergaben, dass rund um die alten Siedlungen deutliche ringförmige Degradationszonen der Böden, Wälder, Heide- und Weidepflanzen vorhanden waren.[6] Das Vieh wurde zur Waldweide getrieben und fraß dort die jungen Triebe der Bäume, deren Früchte, andere Waldsträucher und -pflanzen, so dass die natürliche Vermehrung gehemmt wurde.

Weitere Kennzeichen für das Weidebauerntum sind der düngerlose Wanderfeldbau und der ganzjährige Viehtrift. Diese Art der Bewirtschaftung wurde bis 500 n. Chr. in dieser Form betrieben. Die Veränderungen in der Siedlungs- und Nutzungsform waren nur sehr gering.

[...]


[1] Geographische Rundschau Geographie der ländlichen Siedlung – Stand und Ansätze der Erforschung. Heft 41, März. Braunschweig 1989. S. 137 -140.

[2] Brunger, Wilhelm: Einführung in die Siedlungsgeographie. Heidelberg 1961, S. 15f.

[3] Brunger, Wilhelm: Einführung in die Siedlungsgeographie. Heidelberg 1961, S. 16.

[4] Burrichter,Ernst: Das Zwillbrocker Venn, Westermünsterland, in moor- und vegetationskundlicher Sicht - Mit einem Beitrag zur Wald – und Siedlungsgeschichte seiner Umgebung. In: Abh. Westf. Museum f. Naturkunde. Jahrgang 31 Heft 1. Münster 1969. S. 15

[5] Kramm, E.: Beiträge der Pollenanalyse zur Erforschung Siedlungsgeschichte von Westfalen. Natur und Landschaftskunde. Westfalen 17/4, Hamm 1981. S. 105- 112.

[6] Vgl. Burrichter,Ernst: S. 17.

Ende der Leseprobe aus 23 Seiten

Details

Titel
Drubbel- und Eschsiedlung im Münsterland
Untertitel
Ihre Beiträge zur Altersdatierung der historischen Kulturlandschaft
Hochschule
Universität Hamburg  (Fachbereich Geographie)
Veranstaltung
Oberseminar: Norddeutschland – Kulturlandschaft, Siedlung und Wirtschaft
Note
2
Autor
Jahr
2007
Seiten
23
Katalognummer
V132310
ISBN (eBook)
9783640410521
ISBN (Buch)
9783640410644
Dateigröße
497 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Drubbel-, Eschsiedlung, Münsterland, Ihre, Beiträge, Altersdatierung, Kulturlandschaft
Arbeit zitieren
Ingo Andreä (Autor:in), 2007, Drubbel- und Eschsiedlung im Münsterland, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/132310

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