Um Dostojewski zu analysieren, bedarf es für Bachtin eines gänzlich neuen analytischen Instrumentariums, das seinerseits nur dann fruchtet, wenn es auf den polyphonen und nicht den homophonen Roman angewendet wird. Ein solches Instrumentarium versucht Bachtin darzubieten.
Laut Bachtin haben Kritiker und Forscher seiner Zeit die Besonderheit der polyphonen Romanstruktur Dostojewskis nicht erkannt. Sie untersuchten seine Werke vielmehr aus monologischer Perspektive und setzten den Akzent auf die im Werk dargestellten Themen, Ideen und Gestalten, anstatt die Wirkung dieser erzählten Welt auf das Bewusstsein der Figur selbst wiederzugeben.
Dostojewskis Werke wurden stattdessen fälschlich als philosophische Monologe verstanden, in denen eine monologische, sich im Horizont eines einzigen Autorbewusstseins bewegende Welt vorherrscht. Den Hauptunterschied zwischen diesen beiden Romantypen sieht Bachtin darin, dass im monologischen Roman die Auffassungen und Urteile des Autors über alle übrigen dominieren und ein kompaktes, nicht zweideutiges Ganzes ergeben müssen. Die Protagonisten des polyphonen Romans hingegen vertreten unvereinbare Standpunkte, deren Konkurrenz nicht durch eine übergeordnete Autorinstanz entschieden wird.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Literaraturhistorische Einordnung Bachtins
- Polyphoner/homophoner Roman
- Dialogizität / Monologizität
- These und Methodik / Problematik
- Kommunikation der Instanzen
- Verhältnis: Erzähler-Raskolnikow
- Der monologische Dialog: Marmeladov - Raskolnikow
- Der dialogische Monolog: Raskolnikow - Familie
- Zeitlich-räumliche Manipulation des Autors
- Der dialogische Monolog: Raskolnikow - Sonja
- Funktion von Ende und Nachwort
- Fazit und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Bachelorarbeit analysiert Dostojewskis Roman „Schuld und Sühne“ mit dem Fokus auf die Dialogizität und Polyphonie im Sinne von Michail Bachtins Romantheorie. Die Arbeit untersucht, inwieweit die dialogischen Elemente in Dostojewskis Werk die Grenzen der von Bachtin beschriebenen polyphonen Romanstruktur überschreiten oder ob sie diese bestätigen.
- Die Rolle von Bachtins Romantheorie zur Interpretation von Dostojewskis „Schuld und Sühne“
- Die Analyse der Dialogizität und Monologizität in den Dialogen zwischen den Figuren
- Die Analyse der Autorposition im Roman und ihre Auswirkungen auf die Dialogizität
- Die Funktion von Ende und Nachwort im Hinblick auf die Dialogizität und die polyphone Struktur
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die literaturhistorische Einordnung von Bachtins Romantheorie ein und beleuchtet die Unterscheidung zwischen polyphonem und homophonem Roman. Dabei werden Bachtins Argumente zur Dialogizität und Monologizität sowie die These und Methodik der Arbeit erläutert. Das zweite Kapitel untersucht die Kommunikation der Instanzen im Roman und analysiert die Dialoge zwischen den Figuren, insbesondere zwischen Raskolnikow und dem Erzähler, Marmeladov, der Familie und Sonja. Das Kapitel beleuchtet auch die zeitlich-räumliche Manipulation des Autors und die Auswirkungen auf die Dialogizität. Das dritte Kapitel untersucht die Funktion von Ende und Nachwort in Bezug auf die Dialogizität und den polyphonen Charakter des Romans.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die Schlüsselwörter „Dialogizität“, „Polyphonie“, „Monologizität“, „Romantheorie“, „Dostojewski“, „Schuld und Sühne“, „Bachtin“ und analysiert die Anwendung dieser Konzepte auf Dostojewskis Roman.
- Citation du texte
- Alexander Dorbert (Auteur), 2022, Grenzen des Dialogischen in Dostojewskis "Schuld und Sühne". Eine Auseinandersetzung mit Michail Bachtins Romantheorie, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1354865