Das Unplanbare planen? Aspekte einer erwachsenenpädagogischen Didaktik aus konstruktivistischer Sicht


Seminar Paper, 2003

19 Pages, Grade: 1,0


Excerpt


Inhaltsverzeichnis

1 Einführung

2 Grundlagen
2.1. Begriffsbestimmung
2.2. Grundzüge der Entwicklung didaktischen Handelns seit 1970
2.3. Schlüsselqualifiationen in der Erwerbsarbeit

3 Didaktik aus konstruktivistischer Sicht
3.1. Das Prinzip des Konstuktivismus
3.2. Neuropsychologische Erkenntnisse

4 Didaktische Perspektiven
4.1. Zusammenschau
4.2. Schluss

5 Literatur

1 Einführung

In den vergangenen Jahren scheint sich ein grundlegender Paradigmenwechsel erwachsenenpädagogischen Handelns abzuzeichnen. Es wird vermehrt deutlich, dass neben den klassischen pädagogischen Arbeitsfeldern (Lebenshilfe, Beratungstätigkeiten, Angebote der Volkshochschulen etc.) sich weitere pädagogische Felder auftun, die vor allem im Bereich der Wirtschaft angesiedelt sind. Hier spielen vor allem Aspekte in der Personalentwicklungplanung eine Rolle. Deutlich wurde mir dies im vergangenen Sommersemester 2002 im Hauptseminar „Methodenlabor“ an der Universität Münster. Viele KommilitonInnen stellten vor und erprobten Methoden zum Training sozialer Kompetenzen in einem Arbeitsteam als auch zur Gestaltung von Weiterbildungsseminaren mit Erwachsenen (bzw. auch mit Jugendlichen in der außerschulischen Jugendbildung). Dass diese Bildungsseminare nicht mehr ausschließlich im Bereich EDV-Schulungen oder anderen Veranstaltungen beispielsweise von Volkshochschulen angesiedelt sind, sondern mittlerweile feste Bestandteile der (betrieblichen) Weiterbildungsprogramme sind zeichnet sich ebenfalls in der jüngeren Vergangenheit ab. Die Rede ist vom „lebenslangen Lernen“[1], auch in der individuellen beruflichen Entwicklung. Das Stichwort „Flexibilität“ fällt nahezu im Wortlaut eines jeden Bewerberprofils einer Stellenausschreibung in der Tagespresse. Das Leben eines Arbeitnehmers ist eben nicht mehr nur dadurch gekennzeichnet, dass er eine Ausbildung absolviert um daraufhin im erlernten Beruf seinen Lebensunterhalt bis zum Ruhestand zu verdienen, sondern dass er sich, um flexibel zu bleiben und um seine beruflichen Chancen auszubauen, fortwährend weiterbildet. Die Industrie- und Handelskammern (IHK’s) scheinen hier ein Vorreiter als Anbieter solcher Weiterbildungsmaßnahmen zu sein. Der quartäre Bereich im Bildungssektor (eben die Weiterbildung) gewinnt daher an zunehmender Bedeutung.[2] Die Chancen, dass neben dem Einsatz von Fachleuten der einzelnen Branchen auch erwachsenenpädagogisch qualifizierte Mitarbeiter eingesetzt werden (als Fachleute didaktischen und methodischen Handelns) sind in der nahen Zukunft günstig.[3]

Die vielfältigen Veränderungen (es fiel ja schon der Begriff „Paradigmenwechsel“), also die äußeren Wandlungsprozesse im (Weiter-) Bildungswesen erfordern auch ein Umdenken bzw. Weiterdenken im Themenfeld der erwachsenenpädagogischen Didaktik (innere Wandlungsprozesse)[4]. In dieser Arbeit sollen auf dem Hintergrund der gesellschaftlichen Veränderungen didaktische Aspekte der Erwachsenenbildung vorgestellt werden. Schwerpunkt der Ausarbeitung soll das Prinzip des Konstruktivismus sein. Ferner soll in diesem Zusammenhang der Ansatz einer Neurodidaktik (also aus Neuropsychologische Sicht) kurz vorgestellt werden – wohlwissend, dass der gesamte Themenbereich der Didaktik nicht erschöpfend dargestellt werden

kann, sondern „nur“ Schlaglichter vorgestellt werden. Aber im Verlauf der Ausarbeitung soll deutlich werden, dass die ausgewählten didaktischen Prinzipien „Konstruktivismus“ und „Neurodidaktik“ sehr viele Gemeinsamkeiten aufweisen.

Folgende Gliederung liegt also nahe: Zunächst geht es um grundlegende Inhalte zur Didaktik in der Bildungsarbeit mit Erwachsenen. Der Begriff an sich wird vorgestellt sowie die Entwicklung didaktischer Perspektiven in der Erwachsenenbildung seit den 1970er Jahren erläutert.

Auf diesem Hintergrund werden die Überlegungen H. Sieberts zu einer Didaktik aus konstruktivistischer Sicht analysiert. Ergänzend dazu sollen Aspekte der aktuellen neurodidaktischen Forschung ihren Platz haben.

Im dritten und letzten Teil soll ein Ausblick gegeben werden auf Perspektiven der Didaktik in der Weiterbildung im unmittelbarer Zukunft. Dazu wird ein Ansatz eines Kompetenzprofils eines Erwachsenenbildners formuliert.

2 Grundlagen

2.1. Begriffsbestimmung

Nach H. Siebert stammt der Begriff „Didaktik“ aus dem Griechischen (Didaskein) und bedeutet wörtlich „Lehre“.[5] Dabei geht Siebert davon aus, dass dieser Begriff nicht nur in den üblichen Situationen von „Lehre“ bedeutsam ist (also Schule, Universität etc.) sondern alltäglich didaktisch gehandelt wird. Didaktische Überlegungen beinhalten folglich Gedanken über Form und Inhalt eines bestimmten Sachverhaltes, damit dieser Sachverhalt angemessen vermittelt werden kann. „Didaktik ist prinzipiell die Vermittlung zwischen der Sachlogik des Inhalts und der Psychologik der/des Lernenden. Zur Sachlogik gehört eine Kenntnis der Strukturen und Zusammenhänge der Thematik, zur Psychologik die Berücksichtigung der Lern- und Motivationsstrukturen der Adressat/innen.“[6]

Didaktisches Handeln bezieht sich wesentlich auf die vorbereitende Arbeit einer Bildungsveranstaltung. Die Durchführung der Veranstaltung fordert vorwiegend die methodische Kompetenz des Pädagogen heraus. In der Vorbereitungsarbeit spielt neben der Auswahl der Seminarinhalte vor allem auch die Begründung der Auswahl der Inhalte eine wesentliche Rolle. Es ist ja so, dass in der Regel nicht das ganze Feld eines bestimmten Themas bearbeitet werden kann, sondern vielfach exemplarisch gearbeitet wird. Dabei ist also unter Berücksichtigung der individuellen Möglichkeiten der einzelnen Teilnehmer (Erfahrungen und Zugänge zur Thematik als auch Motivation) als auch der Seminargruppe insgesamt eine Themen- und Methodenwahl begründet zu treffen.

2.2. Grundzüge der Entwicklung didaktischen Handelns seit 1970

(Weiter-)Bildungsangebote haben das Arbeitsleben seit der Zeit der Arbeiterbildungsvereine gegen Ende des 19. Jahrhunderts bereichert. Erst seit dem Strukturplan des Deutschen Bildungsrates 1970 profilierte sich das Weiterbildungswesen zu einer vierten Säule im deutschen Bildungswesen. Seitdem entwickelt sich der Anspruch an berufliche Weiterbildungsmaßnahmen (und damit der Anspruch an didaktisches Handeln) in verschiedenen „Entwicklungsschüben“.[7]

R. Arnold verdeutlicht diese Schübe in einer Grafik:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Die 1970er Jahre sind nach Arnold eindeutig von einer „expertenschaftlich professionalisierte Weiterbildung“ geprägt, in der es um die Vermittlung von Wissen und Fertigkeiten (Sachorientierung) geht. Das Weiterbildungswesen ist an Institutionen gebunden; folglich dominiert der Typus des Präsenzlernen an/in diesen Institutionen. Die didaktischen Prinzipien stellen sich in darbietenden Methoden dar: Vorstellen, belehren, darlegen, erklären. Es existiert in der Regel ein Gegenüber von Dozent und Teilnehmer.

Zu Beginn der 1990er klärte sich aus dem Entwicklungsstrang ein Schub heraus, der einem ersten Paradigmenwechsel gleichkommt (autodidactic turn) und somit das Weiterbildungswesen fundamental umstülpt. Lernen und Bildung ist nicht mehr so sehr an Institutionen gebunden wie die Jahre zuvor. Das Telelernen, beispielsweise am Internetarbeitsplatz in den eigenen Wohnung (ab ca. Mitte der 1990er) dominiert als selbstgesteuertes Lernen. Der Lernende eignet sich Wissen und Fertigkeiten eigenständig an. Weiterbildung ist nicht mehr zeitlich und räumlich gebunden, sondern Teil des alltäglichen (Arbeits-)Lebens geworden.[8]

[...]


[1] Vgl. dazu die Auftragsbeschreibung der Generaldirektion „Bildung und Kultur“ der Europäischen Kommission, abrufbar unter http://europa.eu.int/comm/dgs/education_culture/mission/index_de.html (Zugriff am 14. 4. 2003).

[2] Vgl. hierzu auch: Döring, K., Ritter-Mamczek N., Didaktische Perspektiven in der Weiterbildung, in: Diess., Die Praxis der Weiterbildung, Weinheim 21999, S. 62-77, hier: S. 62.

[3] Diese Möglichkeit wurde in einer gemeinsamen Diskussion im Rahmen des o.g. Unterseminars erörtert.

[4] Vgl. Döring, ebd..

[5] Vgl. hierzu und im Folgenden: Siebert, H., Didaktisches Handeln in der Erwachsenenbildung. Didaktik aus konstruktivistischer Sicht, Neuwied 32000 (Grundlagen der Weiterbildung), S. 1ff..

[6] Siebert, ebd..

[7] Vgl. hierzu und im folgenden: Arnold, R., Vom „autodidactic“ zum „facilitative turn“ – Weiterbildung auf dem Weg ins 21. Jahrhundert, in: Ders,. Giesecke, W. (Hgg.), Die Weiterbildungsgesellschaft. Bd. 1: Bildungstheoretische Grundlagen und Analysen, Neuwied 1999 (Grundlagen der Weiterbildung), S. 3ff.

[8] Vgl. hierzu Arnold, S. 4f.

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Details

Title
Das Unplanbare planen? Aspekte einer erwachsenenpädagogischen Didaktik aus konstruktivistischer Sicht
College
University of Münster  (Inst. für Emp. Pädagogik, Sozialpädagogik und Weiterbildung)
Course
Einführung in die Studienrichtung Erwachsenenbildung/ Außerschul. Jugendbildung
Grade
1,0
Author
Year
2003
Pages
19
Catalog Number
V13661
ISBN (eBook)
9783638192552
File size
649 KB
Language
German
Notes
Inhaltlicher Schwerpunkt: Verbindung von Denkansätzen des Konstruktivismus (H. Siebert) mit Elementen der Neurowissenschaften (Lernpsychologie). Sehr dichter Text.
Keywords
Unplanbare, Aspekte, Didaktik, Sicht, Einführung, Studienrichtung, Erwachsenenbildung/, Außerschul, Jugendbildung
Quote paper
Marius Stelzer (Author), 2003, Das Unplanbare planen? Aspekte einer erwachsenenpädagogischen Didaktik aus konstruktivistischer Sicht, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/13661

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