Gedanken schweifen ab, innerhalb von Sekunden befinden wir uns in der Ferne, von der
Fremde und der Exotik verführt, entrinnen wir der Trostlosigkeit der Wintermonate. Das Reisen
ist eine Konstante im Leben, eine Sehnsucht, die immer dann am stärksten wird, wenn wir
von Langeweile oder Stress geplagt sind. Wir träumen uns dann an die schönen Flecken dieser
Erde, wo wir nicht an Pflichten und Konsequenzen denken müssen, sondern einfach mal
die Seele baumeln lassen können. Das Bewusstsein, dass wir nächsten Sommer wieder unseren
Urlaub verbringen werden, ist wie eine Brandung im Alltag, die uns vor der immer wiederkehrenden
Routine rettet. Das Reisen gehört zur modernen Gesellschaft, beflügelt die Sinne
von Millionen von Menschen, wenn das schlechte Wetter oder die hohen Anforderungen
sie in ein Stimmungstief zu ziehen drohen. Das in den Tag hinein träumen, sich an fremde Orte
wünschen, ist wie eine Zufluchstätte. In Gedanken malen wir uns aus, wie wir andere Länder
erkunden und exotische Orte entdecken, und all das fern ab von der Realität des Alltags.
Meine Arbeit beschäftigt sich mit den verschiedenen Motivationen, die Menschen aus unterschiedlichen
Kulturkreisen und Ländern verbindet, um auf Reisen zu gehen und fremde Welten
zu erkunden sowie Entwicklungen, die innerhalb des Tourismus stattgefunden haben. Dazu
lege ich das Hauptaugenmerk auf den pro-touristischen Diskurs der letzten Jahre, der unter
anderem von den Autoren Dean MacCannell, Christoph Hennig und Orvar Löfgren vertreten
wird.
In einem intensiven Teil der Arbeit beschäftigte ich mich mit der Theorie von Dean MacCannell
bezüglich des Tourismus. Er ist vor allem davon überzeugt, dass das Ziel von Reisenden
die Gewinnung einer „authentischen Erfahrungen“ ist. Er lieferte 1970 erstmalig einen Widerspruch
zum anti-touristischen Diskurs der vorherigen Jahrzehnte, da er positive Eigenschaften
und Auswirkungen dem Tourismus für die Gesellschaft und dem Individuum zuschrieb.
Einleiten möchte ich die Arbeit mit einem kurzen Blick auf Daniel Boorstins kritische Haltung
gegenüber den Tourismus, die zwar unlängst nicht mehr so stark in der wissenschaftlichen
Literatur zu diesem Thema vertreten ist, aber trotz allem noch nicht vollends im allgemeinen
Empfinden der Reisenden untereinander verklungen ist.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Der anti-touristische Standpunkt: Daniel Boorstins Kritik am Tourismus
- Die ewige Suche nach Authentizität als zentrales Reisemotiv und deren Problematik
- Die Funktion des Tourismus als neue „Weltreligion“
- Dean MacCannells Analyse zur inszenierten Authentizität im Rahmen touristischer Schauplätze
- Die sechs Stufen zwischen der Front und Back Region
- Die Partizipationskultur im Tourismus
- Das Reisen zur Erfahrung eines Raums der Imagination
- Die Mythen des Nichtalltäglichen
- Der touristische Blick
- Der Wiedererkennungswert im Tourismus
- Die Funktion des Reisens als Territorium der Freiheit
- Reisen zur Überschreitung der Normen des Alltags
- Der Distinktionsversuch
- Resümee
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die verschiedenen Motivationsfaktoren, die Menschen zum Reisen bewegen, und betrachtet den pro-touristischen Diskurs der letzten Jahre. Im Fokus steht die Suche nach Authentizität in fremden Kulturen und die Rolle des Tourismus als „Weltreligion“. Die Arbeit analysiert die Entwicklungen innerhalb des Tourismus und stellt die verschiedenen Theorien, die sich mit der Motivation und Faszination des Reisens befassen, gegenüber.
- Der anti-touristische Standpunkt und dessen Kritik an der „Pseudo-Authentizität“ im Tourismus
- Die Suche nach Authentizität als zentrales Reisemotiv und die Problematik dieser Suche
- Die Funktion des Tourismus als „Weltreligion“ und die Rolle von Ritualen im Sightseeing
- Die Inszenierung von Authentizität in touristischen Schauplätzen und die Trennung von Front und Back Region
- Das Reisen als Raum der Imagination und die Rolle von Mythen und Wiedererkennungswerten im Tourismus
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel befasst sich mit Daniel Boorstins Kritik am Tourismus und dessen negativen Auswirkungen auf fremde Kulturen. Boorstin argumentiert, dass der moderne Massentourismus eine „Pseudo-Authentizität“ erzeugt, die dem Reisenden nur oberflächliche Eindrücke vermittelt. Kapitel 2 beleuchtet Dean MacCannells Theorie zur Inszenierung von Authentizität im Tourismus. MacCannell sieht den Tourismus als eine „Weltreligion“ mit eigenen Ritualen, die den Reisenden helfen, die Diskontinuität in der eigenen modernen Gesellschaft zu überbrücken. Kapitel 3 betrachtet das Reisen als Raum der Imagination, der durch die Suche nach Mythen und Wiedererkennungswerten geprägt wird. Kapitel 4 widmet sich der Funktion des Reisens als Territorium der Freiheit und der Überschreitung der Normen des Alltags. Der Distinktionsversuch, der im Tourismus eine Rolle spielt, wird ebenfalls analysiert.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den Themen Tourismus, Authentizität, „Weltreligion“, Inszenierung, Front- und Back Region, Wiedererkennungswert, Distinktion, Daniel Boorstin, Dean MacCannell und dem pro-touristischen Diskurs.
- Citar trabajo
- Jessica Moritz (Autor), 2003, Der Traum vom Reisen, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/13718