Bei der Verwendung von Begriffen welche Ethnologen zur Analyse und Veranschaulichung von Prozessen des Tausches und Handels verwenden, werden oft strikte Trennlinien gezogen. Das heißt, wenn wir beispielsweise die Trennung von symbolischem- und ökonomischem Tausch vornehmen, dann wird der symbolische Tausch nur allzu oft mit archaischen Gesellschaften des segmentären Typs in Verbindung gebracht. Ob wir nun von den Feuerlandindianern oder den Trobriandern sprechen, so stellen sie die klassischen Paradigmen des symbolischen Tausches innerhalb der ethnologischen Disziplin dar, denen allesamt das Attribut primitiv anlastet. Freilich dient dies zur Veranschaulichung und kenntlich Machung dieser Form der Handlungsstrategien. Nichtsdestotrotz stiftet es einige Verwirrung, da man die Form der sozialen Praxis ausschließlich in solchen Gesellschaften vermutet.
Betrachten wir diesbezüglich Tauschvorgänge des Zentral- und Ostasiatischen Raumes dann ist auffällig, dass viele Formen des Austausches von Gütern symbolische und ökonomische Elemente beinhalten und dass beide Sphären in nahezu untrennbarer Form miteinander verflochten sind.Die Grundlage der Praktikten bilden kulturelle Normen, in denen der Gabentausch tief verankert ist. Dies soll in der vorliegenden Arbeit vornehmlich am Beispiel chinesischer Guanxi-Beziehung veranschaulicht werden.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Guanxi- Beziehungen als modernes Konzept
- 2.1 Konzeptualisierung des Guanxi
- 2.2 Ursprünge der Guanxi-Beziehungen
- 2.3 Ebenen der Guanxi- Beziehungen
- 2.4 Einbettung der Guanxi-Beziehungen
- 2.4.1 Der Gesichtsverlust
- 2.4.2 Der zwischenmenschliche Austausch
- 3. Guanxi- Beziehungen im Vergleich mit westlichen Konzepten
- 3.1 Sozialer Sinn der Guanxi-Beziehungen
- 3.2 Guanxi-Systeme und westliche Netzwerke
- 3.3 Moralökonomie und die acht Prinzipien des moralischen Benehmens
- 3.4 Kategorisierungen der Tauschojekte
- 4. Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Ausarbeitung untersucht ethnologische Kategorien des Tausches und Handels, insbesondere im Kontext der chinesischen Guanxi-Beziehungen. Ziel ist es, die Komplexität dieser Beziehungen aufzuzeigen und sie mit westlichen Konzepten zu vergleichen, dabei die Verschränkung von symbolischen und ökonomischen Aspekten des Tausches zu beleuchten.
- Vergleich von symbolischem und ökonomischem Tausch in verschiedenen Gesellschaften
- Analyse der Guanxi-Beziehungen als komplexes Netzwerk des Handels
- Untersuchung der Rolle von Ethik und Moral im Güteraustausch
- Vergleich der Guanxi-Beziehungen mit westlichen Netzwerkmodellen
- Einfluss des geographischen Raums auf Reziprozität im Kontext von Guanxi
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik des Tauschs und Handels ein und kritisiert die oft vereinfachende Trennung zwischen symbolischem und ökonomischem Tausch in der Ethnologie. Am Beispiel der Guanxi-Beziehungen in China wird gezeigt, dass diese Trennung in vielen realen Austauschprozessen nicht haltbar ist. Die Arbeit fokussiert auf die Guanxi-Beziehungen als ein wichtiges Element des Handels im ost- und zentralasiatischen Raum, das durch seine Verknüpfung von symbolischen und ökonomischen Aspekten westliche Erklärungsmodelle herausfordert. Die Arbeit kündigt einen Vergleich mit westlichen Netzwerkmodellen an und untersucht die Rolle von Ethik und Moral im Güteraustausch, insbesondere im Hinblick auf Reziprozität und den Einfluss des geographischen Raums.
2. Guanxi- Beziehungen als modernes Konzept: Dieses Kapitel untersucht das Konzept der Guanxi-Beziehungen. Es beginnt mit der Erläuterung von Mauss' Theorie der Gabe und den drei damit verbundenen Verpflichtungen: die Pflicht zu geben, die Pflicht anzunehmen und die Pflicht zu erwidern. Der Fokus liegt auf dem Verständnis der Guanxi-Beziehungen als ein komplexes System des Austausches, welches symbolische und ökonomische Aspekte miteinander verwebt und somit die Grenzen traditioneller Kategorien des Tauschs überschreitet. Das Kapitel legt die Grundlage für den Vergleich mit westlichen Konzepten in den folgenden Kapiteln.
Schlüsselwörter
Guanxi-Beziehungen, Tausch, Handel, Symbolischer Tausch, Ökonomischer Tausch, Moralökonomie, Reziprozität, Netzwerke, Ostasien, China, Vergleichende Ethnologie, Mauss, Gabe.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu: Guanxi-Beziehungen: Ein Vergleich mit westlichen Konzepten
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit untersucht die chinesischen Guanxi-Beziehungen als ein komplexes System des Handels und Tauschs, das symbolische und ökonomische Aspekte eng miteinander verwebt. Sie vergleicht dieses System mit westlichen Konzepten und analysiert die Rolle von Ethik und Moral im Güteraustausch.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt die Konzeptualisierung von Guanxi-Beziehungen, ihre Ursprünge und Ebenen. Sie analysiert den Vergleich zwischen Guanxi-Beziehungen und westlichen Netzwerkmodellen, den sozialen Sinn von Guanxi, die Moralökonomie und die acht Prinzipien des moralischen Benehmens im Kontext des Austauschs, sowie die Kategorisierung der Tauschojekte. Ein besonderes Augenmerk liegt auf der Kritik an der oft vereinfachenden Trennung zwischen symbolischem und ökonomischem Tausch.
Welche Methoden werden verwendet?
Die Arbeit verwendet eine vergleichende ethnologische Methode, um Guanxi-Beziehungen mit westlichen Konzepten des Tauschs und Handels zu vergleichen. Sie analysiert die Verschränkung von symbolischen und ökonomischen Aspekten im Kontext der Guanxi und beleuchtet die Rolle von Ethik und Moral im Güteraustausch.
Welche Schlüsselkonzepte werden erläutert?
Schlüsselkonzepte sind Guanxi-Beziehungen, Tausch, Handel, symbolischer und ökonomischer Tausch, Moralökonomie, Reziprozität, Netzwerke, die Mauss'sche Theorie der Gabe (geben, nehmen, erwidern), Gesichtsverlust und der zwischenmenschliche Austausch.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit ist in vier Kapitel gegliedert: Eine Einleitung, ein Kapitel über Guanxi-Beziehungen als modernes Konzept (inkl. Unterkapiteln zu Konzeptualisierung, Ursprüngen, Ebenen und Einbettung), ein Kapitel zum Vergleich von Guanxi-Beziehungen mit westlichen Konzepten und ein abschließendes Kapitel (Schluss). Jedes Kapitel wird in der Zusammenfassung der Kapitel detaillierter beschrieben.
Welche Zielsetzung verfolgt die Arbeit?
Die Arbeit zielt darauf ab, die Komplexität der Guanxi-Beziehungen aufzuzeigen und sie mit westlichen Konzepten zu vergleichen. Sie möchte die Verschränkung von symbolischen und ökonomischen Aspekten des Tausches beleuchten und den Einfluss des geographischen Raums auf die Reziprozität im Kontext von Guanxi untersuchen.
Welche Schlüsselwörter beschreiben den Inhalt?
Schlüsselwörter sind: Guanxi-Beziehungen, Tausch, Handel, Symbolischer Tausch, Ökonomischer Tausch, Moralökonomie, Reziprozität, Netzwerke, Ostasien, China, Vergleichende Ethnologie, Mauss, Gabe.
Für wen ist diese Arbeit relevant?
Diese Arbeit ist relevant für Studierende und Wissenschaftler im Bereich der Ethnologie, Anthropologie, Soziologie und Wirtschaftswissenschaften, die sich mit Fragen des Tauschs, Handels und sozialer Netzwerke beschäftigen, insbesondere im asiatischen Kontext.
- Quote paper
- Mike Bernd (Author), 2007, Dimensionen des Tausches am Beispiel chinesischer Guanxi-Beziehungen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/140790