Der Beginn einer Tragödie

Lyndon Johnson’s Entscheidung den Vietnamkrieg in einen Krieg mit aktiver Beteiligung von U.S. Truppen auszuweiten


Dossier / Travail, 2008

18 Pages, Note: 2,3


Extrait


Inhaltsverzeichnis:

1. Einleitung zum Thema:

2. Die Eskalation in Vietnam:
2.1.: Die Entstehung der Situation in Vietnam zur Zeit des Amtsantritts Lyndon Johnson’s:
2.2.: Die Golf von Tonkin Resolution:
2.3.: Die Entscheidung zum Krieg:

3. Schlussbetrachtung:

4. Literaturverzeichnis:
4.1.: Quelleneditionen:
4.2.: Sekundärliteratur:

1. Einleitung zum Thema:

Nachdem der amerikanischen Bevölkerung durch die schockierenden Bilder der Tet-Offensive, bei der auch die amerikanische Botschaft in Saigon am 31. Januar 1968 beschädigt worden war, die Lage in Vietnam klar wurde, sank das Vertrauen in Präsident Johnson rapide. Dabei wurde dem Präsidenten zum Verhängnis, dass er eine Verschleierungstaktik angewandt hatte, um seine „Great Society“ nicht zu gefährden. Die Bevölkerung war in dem Glauben gelassen geworden, in Vietnam würde alles im Sinne der Amerikaner laufen, dadurch war sie um so schockierter, als sie dann Bilder von Zerstörung und Chaos in den Medien sah. Zwar war die Tet - offensive eigentlich eine vernichtende Niederlage der Gegner der USA, weil sie schnell zurückgeworfen werden konnten und einen Großteil ihrer Männer verloren. Doch im Laufe der nächsten Wochen und auch Jahren kam, durch Veröffentlichungen in den Medien wie etwa den „Pentagon Papers“, zu Tage, wie die Bevölkerung getäuscht worden war.[1] Doch wem kann man die Schuld für die Eskalation in Vietnam geben? War Lyndon B. Johnson wirklich der bösartige Kriegstreiber und Täuscher, der die Schuld für den Vietnamkrieg trägt? Diese Meinung ist in der Bevölkerung noch weit verbreitet und lässt ihn bis heute bei der Beurteilung seiner Präsidentschaft schlecht abschneiden. Er wird mit dem einzigen Krieg untrennbar verbunden, den die USA bis dahin je verloren hatten.[2] Oder hatte Johnson aus seiner Sicht und mitten in der Zeit des kalten Krieges, die Kubakrise und damit die direkte Bedrohung durch den Kommunismus war noch in allen Köpfen, gar keine andere Wahl in den Krieg mit regulären Truppen einzugreifen um einen Dominoeffekt zu verhindern? Die Gefahr, dass ganz Asien unter den Einfluß der Kommunisten geriet, hat eine entscheidende Rolle in seiner Entscheidung gespielt. Es konnte ihm auch keiner eine realistische Alternative bieten. Nachdem er seine Entscheidung getroffen hatte, erkannte er auch bald, dass er in eine Falle getappt war und wurde zunehmend frustriert, da er realisierte, dass dieser Krieg seine Vorstellung einer „Great Society“, die für Wohlstand und Gerechtigkeit für jeden Amerikaner sorgen sollte, gefährdete. Der Krieg war ihm in die Quere gekommen, und er hatte keine Wahl und musste sich damit befassen, auch wenn er sich lieber um innenpolitische Dinge gekümmert hätte.[3]

2. Die Eskalation in Vietnam:

2.1.: Die Entstehung der Situation in Vietnam zur Zeit des Amtsantritts Lyndon Johnson’s:

Als der erfahrene und als guter Taktiker bekannte Lyndon Johnson am 22.November 1963 ungefähr 2 Stunden nach der Ermordung des sehr populären Präsidenten John F. Kennedy an die Macht kam, war ihm vermutlich noch nicht bewusst, was ihn durch die Vietnamproblematik in den nächsten Jahren erwarten würde, und dass die Ausweitung des Vietnameinsatzes, für die er sich entschied, ihn sein Amt kosten würde. Dadurch konnte er seine Vision der „Great Society“ nicht verwirklichen.[4] Die USA hatten sich schon unter den Vorgängern Johnson’s immer weiter in die Vorgänge in Vietnam einbinden lassen. Nachdem die Differenzen zwischen den ehemaligen Verbündeten des 2. Weltkriegs, der Sowjetunion und den USA, nach 1945 immer größer und unüberwindbarer wurden, sahen sich die USA gezwungen, ihren Verbündeten Frankreich und Grossbritannien bei ihren Problemen in deren Kolonien zu helfen, um eine Expansion des Kommunismus in Asien zu verhindern. Dieses Bestreben wurde, durch die Zündung einer Atombombe der Sowjetunion, und durch den Aufstieg Maos in China im Herbst 1949, verstärkt. Hierbei ergänzten sich koloniale Interessen mit dem Sicherheitsinteresse der USA. Im Sinne dieser Sicherheitsinteressen übernahmen die USA immer mehr Verantwortung im Bereich Französisch - Indochinas. Die finanzielle Unterstützung nahm genauso stetig zu wie die Unterstützung mit militärischer Ausrüstung, da die Franzosen so kurz nach dem zweiten Weltkrieg nicht in der Lage waren, erfolgreich gegen die von Ho Chi Minh angeführten Vietnamesen, die einen unabhängigen Staat für sich forderten, vorzugehen.[5] Dieser Ho Chi Minh hatte noch im September mit anderen Nationalisten am 2.September 1945 eine Unabhängigkeitserklärung Vietnams verfasst, in der sie sich auf die amerikanische Unabhängigkeitserklärung von 1776 und auf die Erklärung der Menschenrechte im Jahr 1791 in Frankreich beriefen. Darin steht, dass die Menschen grundsätzlich gleich sind und frei sein dürfen. Im weiteren Verlauf berichteten sie, dass die Franzosen ihnen diese Möglichkeit nicht geben würden und sprachen damit direkt die USA an die ja für die Selbstbestimmung der Länder eingetreten war.[6] Trotz dieses direkten Appells an die USA hatte Truman begonnen, die Franzosen zu unterstützen und auch sein Nachfolger Eisenhower ließ nicht davon ab. Und er hielt auch daran fest, als die Franzosen 1954 von den Vietminh eingekesselt worden waren und geschlagen wurden. Eisenhower war dabei immer von der Dominotheorie ausgegangen, dass wenn Vietnam kommunistisch werden sollte, alle anderen asiatischen Staaten bald folgen würden.[7] Diese Theorie wurde dann später Johnson zum Verhängnis. Das der Kampf gegen den Kommunismus und der Erhalt eines Außenposten des Westens in der Region oberste Priorität hatte, wird auch durch ein Memorandum eines Spezialkommitees, das sich mit der kommunistischen Bedrohung befasste, vom 5.Aprl 1954 deutlich.[8] Die Niederlage Frankreichs wurde durch die Genfer Konferenz, die von Mai bis Juli 1954 stattfand, festgehalten. Durch diesen Vertrag zwischen den Vietminh und Frankreich entstanden drei Staaten Kambodscha, Laos und Vietnam. Vietnam wurde aufgeteilt zwischen einem pro-westlischen Süden und einen von den Vietminh kontrollierten Norden. Außerdem wurde festgelegt, dass in den jeweiligen Gebieten keine feindlichen Militärbasen errichtet werden durften.[9] Ab dieser Konferenz wurde aus einem französischen Engagement ein amerikanisches. Eisenhower hatte sich nicht zu einem aktiven Eingreifen der amerikanischen Luftwaffe durchgerungen, um die eingekesselten Franzosen zu unterstützen, wie es diese angefragt hatten.[10] Doch nun musste er vermehrt Verantwortung unternehmen. Da für die Amerikaner der Ausgang der Konferenz nicht akzeptabel war.

Eisenhower entschloss sich, ein Bollwerk des westlichen Systems in Südvietnam einzurichten. Somit waren die USA gezwungen, Südvietnam massiv mit Geld zu fördern und damit auch Ngo Dinh Diem, den man zu Beginn als geeigneten politischen Führer gesehen hatte. Doch dieser war bei weitem nicht so charismatisch wie Ho Chi Minh und galt vielen als suspekt.[11] Außerdem wurde die Southeast Asian Treaty Organization kurz SEATO gegründet. Die Mitgliedsstaaten verpflichteten sich, andere Mitglieder zu informieren wenn eine kommunistische Gefahr drohte. Dieser Vertrag wurde auf Vietnam, Laos und Kambodscha ausgeweitet, somit waren die USA eine Art Schutzmacht Vietnams geworden und verstießen gegen die Genfer Konferenz.[12] Ngo Dinh Diem’s Regime entwickelte sich im Laufe der nächsten Jahre immer mehr zu einem Desaster. Der autoritäre Führungsstil kam in der Bevölkerung nicht gut an und es kam zu mehreren Unruhen. Im Jahre 1959 begann auch Nordvietnam mit der Unterstützung der Kommunisten in Südvietnam, da Ho Chi Minh nicht mehr die Hoffnung hatte, auf diplomatischem Wege die Wiedervereinigung zu erreichen. Die Stärkung der Kommunisten in Südvietnam durch den Norden hatte zur Folge, dass auch die USA die Unterstützung Diems immer weiter ausweitete. Die südvietnamesische Armee wurde von den USA ausgerüstet und trainiert. Die Zahl der sogenannten Berater hatte bis ins Jahr 1961 stark zugenommen.[13] Die Lage Diems sah also im Jahre 1961 alles andere als rosig aus, sein Regime war durch zwei Gefahren bedroht. Die eine war, dass es zu Demonstrationen oder Putschversuchen in Saigon kommen könnte und dies die Kommunisten auszunutzen versuchen würden. Die andere war, dass die Vietcong immer mehr Einfluss in den ländlichen Gebieten gewannen. Diese Situation veranlasste den Botschafter in Saigon, zu dieser Zeit Elbridge Durbrow, die USA zur Unterstützung Diems aufzufordern, da dieser der beste vietnamesische Anführer, der eben verfügbar war, sei. Wenn das Regime sich allerdings nicht stabilisieren sollte, sollte man sich schon alternative Handlungen überlegen, um die amerikanische Position in Vietnam zu stärken.[14] Als Kennedy dann im Januar 1961 an die Macht kam war ihm die Lage in Vietnam nicht geheuer und damit er einen besseren Überblick über die Lage in Vietnam erlangen konnte schickte er immer wieder Berater und Regierungsmitglieder nach Vietnam. Die Berichte, die diese mitbrachten, erhellten für ihn die Lage allerdings nicht sonderlich. Doch eines war klar, die Lage war nicht gut. Darüber wurde die Öffentlichkeit aber die ganze Zeit im unklaren gelassen. Also war nicht Lyndon Johnson der erste Präsident, der auf diese Taktik setze, sondern er reihte sich später in die Reihe von Präsidenten ein, die so gehandelt hatten. Es stellte sich nun die Frage, wie man denn auf die Bedrohung des Diemregimes reagieren sollte. Dabei waren die Falken gegenüber den Tauben in der Überzahl, und die Tauben waren auch weniger einflussreich.[15] Die Falken forderten vor allem eine Aufstockung der Militärberater und eine Ausweitung der verdeckten Operationen.[16] Der damalige Vizepräsident Lyndon Johnson schrieb ebenfalls einen Bericht an den Präsident über die Lage in Südostasien. Er hatte Informationen aus erster Hand, da er Südostasien, Indien und Pakistan besucht hatte. In diesem Bericht wird klar, dass Johnson ein Anhänger der Dominotheorie schon zu dieser Zeit war. Er sah die USA herausgefordert durch eine kommunistische Weltverschwörung, und deshalb müsse der Kampf gegen den Kommunismus in Südostasien auch entschlossen aufgenommen werden, da sonst der ganze asiatische Raum inklusive den Philippinen, Taiwan und Japan gefährdet wäre. Er war aber auch davon überzeugt, dass der Kampf gegen den Kommunismus in Vietnam gewonnen werden könne und die Lage gar nicht so schlecht wäre. Er hatte zu dieser Zeit aber erkannt, dass die Bevölkerung und die Anführer in Südostasien gegen einen aktiven Einsatz amerikanischer Truppen in dem Gebiet waren. Dies spricht dafür, dass er sich die Entscheidung aktiv in den Krieg einzugreifen später nicht leicht gemacht hat und dies auch nicht forciert hat. Außerdem hatte er erkannt, dass die Menschen in Südostasien vor allem auch Unterstützung benötigten, da sie Hunger, Armut und Krankheit ausgesetzt seien. Hier kann man den späteren Präsidenten Johnson erkennen, der auch den Lebensstandard der Menschen verbessern wollte, ob in den USA oder in Vietnam. Die USA müssten aus seiner Sicht auf jedenfall Herr der Lage bleiben und die freiheitlichen, prowestlichen Kräfte und damit Diem unterstützen, auch wenn dieser mit vielen Problemen zu kämpfen habe.[17] Kennedy entschied sich dazu auf die Forderungen zu hören. Er erhöhte die Zahl der Militärberater in Vietnam erheblich. Trotz dieses erhöhten Engagement der USA wurde die Macht Diems immer geringer. Die Kommunisten breiteten ihren Einfluss immer weiter im Land aus. Außerdem hatte Diem sich immer wieder mit den buddhistischen Führern in Südvietnam angelegt, und dies führte dann auch zu seiner Ermordung am 1.November 1963. Dabei wurde auch sein Bruder getötet.[18] Kennedy war über die Entwicklung in Vietnam geschockt und es war klar, dass seine Politik, einen prowestlichen Staat mit der Hilfe Diems aufzubauen, gescheitert war. Er entschied sich aber nicht Truppen zu entsenden, da er hoffte, dieses Problem bis nach den Wahlen 1964 aufschieben zu können, doch er starb kurz darauf an einem Attentat.[19]

[...]


[1] Marc Frey, „Geschichte des Vietnamkriegs – Die Tragödie in Asien und das Ende des amerikanischen Traums“, München 2006. S.160-173

[2] Marc Frey, „Lyndon B. Johnson – Great Society und Vietnam-Trauma” (in: Die amerikanischen Präsidenten), München 2005. S. 361

[3] David Halberstam, „ To Achieve a Victory“ (in: Major Problems in the History of the Vietnam War), Lexington 1995. S.224-231

[4] Marc Frey, „Lyndon B. Johnson – Great Society und Vietnam-Trauma” (in: Die amerikanischen Präsidenten), München 2005. S. 364-365

[5] Brian VanDeMark, „Into the Quagmire – Lyndon Johnson and the Escalation of the Vietnam War“, Oxford 1995. S.4-5

[6] Thomas G. Paterson (Hrsg.), „Major Problems in American Foreign Relations Volume II: Since 1914“, Boston 2005. S.417-418

[7] Brian VanDeMark, „Into the Quagmire – Lyndon Johnson and the Escalation of the Vietnam War“, Oxford 1995. S.5

[8] Neil Sheehan u.a., “The Pentagon Papers as published by the New York Times”, New York 1971. S.35-36

[9] Thomas G. Paterson (Hrsg.), „Major Problems in American Foreign Relations Volume II: Since 1914“, Boston 2005. S.418-419

[10] Neil Sheehan u.a., “The Pentagon Papers as published by the New York Times”, New York 1971. S.38-40

[11] George C. Herring, „ America’s Longest War – The United States an Vietnam 1950-1975“ (2nd Edition), New York 1986. S.43-50

[12] Marc Frey, „Geschichte des Vietnamkriegs – Die Tragödie in Asien und das Ende des amerikanischen Traums“, München 2006. S.44-45

[13] Brian VanDeMark, „Into the Quagmire – Lyndon Johnson and the Escalation of the Vietnam War“, Oxford 1995. S.6-7

[14] Neil Sheehan u.a., “The Pentagon Papers as published by the New York Times”, New York 1971. S.115-118

[15] Irving Bernstein, „ Guns or Butter – The Presidency of Lyndon Johnson“, Oxford 1996. S. 325-327

[16] Neil Sheehan u.a., “The Pentagon Papers as published by the New York Times”, New York 1971. S. 119-124

[17] Neil Sheehan u.a., “The Pentagon Papers as published by the New York Times”, New York 1971. S. 127-130

[18] Brian VanDeMark, „Into the Quagmire – Lyndon Johnson and the Escalation of the Vietnam War“, Oxford 1995. S.7-8

[19] Irving Bernstein, „ Guns or Butter – The Presidency of Lyndon Johnson“, Oxford 1996. S. 328-329

Fin de l'extrait de 18 pages

Résumé des informations

Titre
Der Beginn einer Tragödie
Sous-titre
Lyndon Johnson’s Entscheidung den Vietnamkrieg in einen Krieg mit aktiver Beteiligung von U.S. Truppen auszuweiten
Université
University of Tubingen  (Seminar für Zeitgeschichte)
Note
2,3
Auteur
Année
2008
Pages
18
N° de catalogue
V140991
ISBN (ebook)
9783640507177
ISBN (Livre)
9783640507023
Taille d'un fichier
457 KB
Langue
allemand
Mots clés
Lyndon, Johnson, Vietnamkrieg, Tonkin, amerikanische Außenpolitik, Tet, Great Society, amerikanischer Präsident
Citation du texte
Jonas Adalbert (Auteur), 2008, Der Beginn einer Tragödie , Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/140991

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