Zu William Shakespeares "King Lear"

Die „drei Grazien“: Eine Untersuchung zur Anlage der weiblichen Figuren


Dossier / Travail de Séminaire, 2009

17 Pages, Note: 2,0


Extrait


Inhaltsverzeichnis

Prolog

1. Goneril: Die Machthungrige

2. Regan: Die Lasterhafte

3. Cordelia: die Tugendhafte

Epilog

Bibliographie
Primärliteratur
Sekundärliteratur

Prolog

King Lear:

„ [ … ] Tell me, my daughters

(Since now we will divest us both of rule,

Interest of territory, cares of state).

Which of you shall we say doth love us most? That we our largest bounty may extend. Where nature doth with merit challenge [ … ]. ” 1

Im Verhältnis zu den Männerrollen, befindet sich die Weiblichkeit in den Tragödien Shakespeares in der Minderheit. Umso bezeichnender inwieweit es die Frauengestalten in King Lear vermögen, die Handlung voran zu treiben, diese gar zu initiieren. In dieser Tragödie Shakespeares gehören die drei Töchter König Lears, Goneril, Regan und Cordelia, zu den allerwichtigsten Protagonisten. Doch ihre Gewichtigkeit scheinen diese beinahe ausschließlich aus der Konzeption innerhalb des gesamten Handlungsgeschehens zu beziehen. Natürlich muss deren Charakterzeichnung, wie könnte es auch anders sein, eine stereotype sein, auch wenn deren Anlage vorwiegend von der Historie bestimmt sein mag. Alle drei Frauengestalten verkörpern nicht nur die Aristokratie sondern ebenso ganz bestimmte Wesenszüge, welche man(n) der holden Weiblichkeit nachsagte, liebte und gleichermaßen fürchtete.

Die Charaktere der Königstöchter sind zunächst extrem und einseitig angelegt, auch wenn dies aufgrund einer starken Übermalung, nicht sofort bemerkt wird. Die von Shakespeare imaginierte Weiblichkeit ist eine determinierte. Das weibliche Individuum agiert zwischen Mystifikation, Verklärung, oftmals vollkommener Überzeichnung des Charakters und Idealisierung.

Die Frau als Extrem empfängt Lob und Bewunderung oder Abscheu und Hasse. Doch Shakespeare hat seinen drei ungleichen Protagonistinnen eine Metaebene beigefügt, die so manch männlichem Rezipienten einen säuerlichen Beigeschmack erzeugen möge. Keine der drei Schwestern handelt nach einem Bilde, welches den männlichen Machthaber oder Betrachter jener Zeit entsprochen hätte, letztendlich selbst die allzu tugendhafte Cordelia nicht.

Die Frauen der Geschichte, betrachtet man ihr Martyrium ganz nüchtern, waren oftmals nur aktiv wenn es um das Gebären künftiger Erben oder um das vollkommene Darstellen und Verkörpern männlicher Ideen und Ideale ging. Keiner der Töchter König Lears verhält sich jedoch tatsächlich passiv, auch wenn das Ränke Schmieden der Frau wieder die entsprechende prioritäre Stellung im Kampf um die gesellschaftliche Vormachtstellung einnehmen mag.

Alle Königsdramen Shakespeares ranken sich um ein offensichtliches Zentralthema: den direkten Kampf um und gegen die Krone, welcher im unmittelbaren Zusammenhang zur Erbfolge und Legitimität anzusiedeln ist.

Welche Rolle die Frau als politische Funktion inne hatte markiert Shakespeare in seinen Königsdramen nur allzu deutlich. Dennoch waren sich jene ihrer Möglichkeiten innerhalb der Gesellschaft durchaus bewusst und wussten ihre Weiblichkeit einzusetzen. Schon die Schichtzugehörigkeit der jeweiligen Frauengestalt gibt Auskunft über die Merkmale ihrer Typologie2, wie man an Goneril, Regan und Cordelia eindeutig nachvollziehen kann. Außerdem muten alle drei realistisch und menschlich an, trotz des Stereotyps, welchen sie in ihrer Funktion als Frau in der Tragödie verkörpern.

Es ist mir wichtig mit meinen nun folgenden Ausführungen aufzuzeigen, dass alle drei Königstöchter König Lears einem stereotypen Muster von Weiblichkeit nachempfunden sind um eine bestimmte, ihnen zugewiesene Funktion innerhalb des Stückes zu erfüllen. Natürlich wird es mir innerhalb dieser Arbeit lediglich möglich sein, dem Rezipienten einige Ansatzpunkte zu liefern.

William Shakespeare ist meines Erachtens noch immer nicht vollkommen fassbar und wird es auch niemals sein. Die Shakespeareforschung stagniert und scheint sich oftmals im Kreise zu drehen. Unendlich viel oder auch nichts kann man zu den Werken Shakespeares sagen, der es wie kein andere vor oder nach ihm je so vermocht hat, die menschliche Natur auszuloten.

1. Goneril: Die Machthungrige

Goneril:

„ Sir I love you than word can whield the matter; Dearer than eye sight, space and liberty; Beyond what can be valued rich or rare;

No less than life, with grace, health, beauty, honour; ” As much as a child e ´ er lov ´ d, or father found; A love that makes breath poor and speech unable; Beyond all manner of so much I love you. ”3

Goneril ist die erstgeboren Tochter König Lears und die Gattin des Herzogs von Albany. Sie ist auch die erste, die dem König antwortet, als dieser fragt, welche seiner Töchter ihn am meisten liebt. Innerhalb der Tragödie ist sie treibende weibliche Kraft, was bereits in der Dialogführung zu erahnen ist, die vor kaum einer Grausamkeit zurückschreckt um ihre ehrgeizigen Ziele verwirklicht zu wissen, dafür ist sie sich keiner List zu schade. Als Gattin des Herzogs von Albany ist sie sich ihrer Funktion als dessen Ehefrau durchaus bewusst. Treibt ihren Mann aber an gemeinsam mit ihr nach weit höherem zu streben, nämlich dem gesamten Reich ihres Vaters. Doch auch ihr Ehemann, der Herzog von Albany wird sich schließlich von Goneril, ihrer Bosheit wegen, abwenden und zum König überlaufen. Goneril währenddessen wird sich nachdem, sie ihre jüngere Schwester Regan vergiftet hat selbst richten.

Ich erwähnte bereits zu Anfang, dass den drei Töchtern King Lears stereotype Charakteranlagen zugrunde liegen, die es ihnen erst ermöglichen, die ihnen zugedachte Funktion als Katalysatoren und Auslöser der Handlung in der Tragödie zu fungieren. Dennoch: eine rigide Schematisierung von Shakespeares Frauengestalten wird sich als Unterfangen der Unmöglichkeit herausstellen. Zumal jede Einzelne von ihnen eine Vielzahl von Zuordnungsmöglichkeiten und Interpretationsansätzen eröffnet.4 Goneril versinnbildlicht einen jener Frauentypen, welcher sich ganz in der Tradition des westeuropäischen Theaters zu bewegen scheint5: das zänkische Weib. Als leidenschaftlich listenreiche Frau verkörpert sie beinahe die Negation des Weiblichen selbst, denn sie agiert durchaus nicht überwiegend feminin.

[...]


1 Shakespeare, W.: „King Lear. “, Act I, Scene I, line 49 53

2 Vgl. Rudhart, B.: „ Die Frauen in Shakespeares Königsdramen. “, S. 39 5

3 Ebd. Act I, Scene I, line 55 61

4 Siehe dazu: Rudhart, B.: „ Die Frauen in Shakespeares Königsdramen. “, S. 37! Rudhart gewährleistet einen strukturellen Überblick in diesem Kapitel.

5 Vgl.Ebd.S.38

Fin de l'extrait de 17 pages

Résumé des informations

Titre
Zu William Shakespeares "King Lear"
Sous-titre
Die „drei Grazien“: Eine Untersuchung zur Anlage der weiblichen Figuren
Université
University of Erfurt
Cours
„Shakespearean Tragedy. “
Note
2,0
Auteur
Année
2009
Pages
17
N° de catalogue
V143205
ISBN (ebook)
9783640523511
ISBN (Livre)
9783640524228
Taille d'un fichier
464 KB
Langue
allemand
Mots clés
William, Shakespeares, King, Lear, Grazien“, Eine, Untersuchung, Anlage, Figuren
Citation du texte
Julia Kulewatz (Auteur), 2009, Zu William Shakespeares "King Lear", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/143205

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