Im Zentrum dieser Arbeit steht die Untersuchung des Potenzials unseres Körpers für wahrnehmungs- und bewusstseinsverändernde Prozesse und die Frage, wie dieses erweiterte Körperverständnis Schülerinnen und Schülern mit Hilfe der Kunstpädagogik vermittelt werden kann. Der Körper und seine Erfahrungswerte wurden in den von Logos und Ratio dominierten westlichen Kulturen der Moderne und Postmoderne stetig weiter an den Rand des Erfahrungshorizonts verbannt. Die unmittelbare Kraft, die die Wahrnehmung des eigenen Körpers birgt, liegt aber meiner Meinung nach zu Unrecht brach und sollte in der Gesellschaft allgemein und im Unterricht im Besonderen zu einer ganzheitlichen Welterfahrung mit einbezogen werden. Ich erörtere in dieser Arbeit mögliche Herangehensweisen, mit denen Schülerinnen und Schüler zu einer individuellen Körpererfahrung angeregt werden können. Besonders sinnvoll erscheint es, diese Erfahrungen mittels angeleiteter Performances zu stimulieren. Künstlerinnen und Künstler der 70er Jahre haben den Wert von Performances für grenzgängerische Körpererfahrungen eindrucksvoll aufgezeigt. Ich beschäftige mich im Rahmen meiner Examensarbeit besonders mit den außergewöhnlichen Performance-Werken der bosnischen Künstlerin Marina Abramovic. Inspiriert und angelehnt an ihre Arbeiten wird gezeigt, wie der Körper im Kunstunterricht neu erlebt werden kann.
Inhaltsverzeichnis
- EINLEITUNG
- 1. MARINA ABRAMOVIC
- 1.1 ,,Keep body and soul together – remain alive“
- 1.2 Befreiung des Körpers von kulturellen Einschreibungen
- 1.2.1 Befreiung von der westlichen Ratio
- 1.2.2 Befreiung von Sprache und Symbolen
- 1.2.3 Geschlechtlichkeit - Zusammenarbeit mit Ulay
- 1.3 Geografische und innere Reisen
- 1.4 Trennung von Ulay und Arbeiten nach 1988
- 1.5 Schmerz und Meditation als bewusstseinserweiternde Mittel. Zusammenfassung
- 1.6 Vom gegenwärtigen Handeln
- 1.6.1 Vom gegenwärtigen Handeln. Kunst und Leben
- 1.6.2 Vom gegenwärtigen Handeln. Das Publikum
- 1.7 Abramovics Werk im Kontext der Kunst
- 2. ABRAMOVICS KÜNSTLERISCHE STRATEGIEN UND DEREN POTENZIAL FÜR EINEN KÖRPERORIENTIERTEN KUNSTUNTERRICHT
- 2.1 Performance
- 2.1.1 Beispiel: Arbeit am Körpergedächtnis
- 2.1.2 Chance der Performance-Arbeit für die Schule
- 2.2 Vom Gebrauch der Sinne
- 2.2.1 Beispiele für elementarpraktische Übungen
- 2.2.2 Erkenntnisse und Erfahrungen durch elementarpraktische Übungen
- 2.2.3 Die Bedeutung des Widerstands
- 2.2.4 Der Bezug zu Abramovic
- 2.2.5 Bezug zur kunstpädagogischen Praxis
- 3. UNTERRICHT
- Einstieg
- Phase 1: Vertrauensübungen
- Phase 2: Den Körper spüren
- Phase 3: Handlungen ausführen und reflektieren „Körpergedächtnis“
- Phase 4: Performance vor Publikum
- Performances zum Phänomen
- Phase 5: Interaktion mit dem Publikum
- Phase 6: Vergleich der eigenen Aktionen mit den Werken Abramovics
- FAZIT
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht das Potenzial des Körpers für wahrnehmungs- und bewusstseinsverändernde Prozesse und erforscht, wie dieses erweiterte Körperverständnis Schülerinnen und Schülern mit Hilfe der Kunstpädagogik vermittelt werden kann. Der Fokus liegt dabei auf der Grenzerfahrung als Kunst, die in den Performances von Marina Abramovic zum Ausdruck kommt.
- Die Verdrängung des Körpers in der westlichen Kultur und die Relevanz einer ganzheitlichen Welterfahrung
- Die Rolle der Kunstpädagogik bei der Förderung individueller Körpererfahrungen durch Performances
- Die künstlerischen Strategien von Marina Abramovic und ihre Relevanz für den Kunstunterricht
- Die Bedeutung von Grenzerfahrungen für die Bewusstseinsentwicklung
- Die Förderung von Körperbewusstsein, Sinneswahrnehmung und Ausdrucksfähigkeit im Unterricht
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einführung in die Thematik und stellt die Relevanz des Körpers für eine ganzheitliche Welterfahrung heraus. Im ersten Kapitel wird die Künstlerin Marina Abramovic vorgestellt und ihre künstlerische Praxis, die Grenzerfahrungen durch Performances in den Mittelpunkt stellt, beleuchtet. Besonderes Augenmerk liegt dabei auf der Befreiung des Körpers von kulturellen Einschreibungen, der Rolle von Schmerz und Meditation, sowie der Interaktion mit dem Publikum.
Kapitel 2 analysiert Abramovics künstlerische Strategien und deren Potenzial für einen körperorientierten Kunstunterricht. Es werden verschiedene Performance-Techniken und deren didaktische Implikationen erläutert. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf der Bedeutung der Sinneswahrnehmung und der Arbeit am Körpergedächtnis.
Das dritte Kapitel präsentiert konkrete Unterrichtsphasen, die an Abramovics Arbeiten angelehnt sind. Von Vertrauensübungen über körperliche Übungen bis hin zu Performances vor Publikum werden konkrete Methoden zur Förderung von Körperbewusstsein und Selbstreflexion vorgestellt.
Schlüsselwörter
Die Arbeit fokussiert auf die Themen Körperbewusstsein, Grenzerfahrung, Kunstpädagogik, Performancekunst, Marina Abramovic, Sinneswahrnehmung, Körpergedächtnis, Bewusstseinsentwicklung, Selbstreflexion und Unterrichtsgestaltung.
- Citar trabajo
- Berit Eichler (Autor), 2009, Grenzerfahrung als Kunst. Die Performances der Marina Abramovic, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/143589