Der Fokus dieser Arbeit liegt auf den produktionsästhetischen Voraussetzungen von Feridun Zaimoglus Buch "Kanak Sprak. 24 Misstöne vom Rand der Gesellschaft". Die textformal-gattungsmässigen als auch die inhaltlichen paratextuellen Strategien sollen auf ihr performatives und hybrides Spiel hin untersucht werden, sowie auf die Frage hin, inwiefern sie das aufgeworfene Authentizitäts- und Autorschaftsproblem gleichsam bewusst-unbewusst problematisieren, um damit eingespielte Rezeptionskanäle zu verwirren. Mich interessiert in einer präzisen Lektüre der 'Vorrede’ vor allem Zaimoglus Legitimationsmodell, 'authentische Sprachbilder' zu gestalten, die er selbst als „Nachdichtungen“ deklariert. Die nicht signalisierte Paratextualität soll darauf hin untersucht werden, wie sie gleichsam die ablesbare Argumentationsstrategie des Autors unterläuft. Das Verhältnis von Faktizität und Fiktionalität, von dokumentarischer Authentizität und literarisierter (Nach-)Dichtung prägen nicht die Autorstrategie, 'Wahrheiten aus dem Ghetto' zu berichten und diese gleichzeitig, im kritischen Rekurs auf die herrschenden Identitätsangebote für Secondos in europäischen Gesellschaften, subversiv zu brechen.
Inhaltsverzeichnis
- 1.1 Prolog: Feridun Zaimoglu, „Ghetto“-Zauberer der Postmoderne?
- 1.2 Einleitung: „Hier hat allein der Kanake das Wort“ – die Misstöne der Kanak Sprak als hybrides Sprach-Spiel mit Rezeptionserwartungen
- 2.1 „Man gibt eine ganz und gar private Vorstellung in Worten.“ Typographische und terminologische Untersuchungen im Gegenlicht des Authentizitätsparadigmas
- 2.2 Die verweigerte Ontogenese der Generation X. Zur textuellen (Nach-)Konstruktion des „Kanaken“
- 2.3 „Gelungene Literatur ist immer hybrid und rhizomatisch.“ Zum produktionsästhetischen Mischverhältnis der Autor- und Fremdstimmen in Kanak Sprak
- 3. Bilanz: „Dem Free-Style-Sermin im Rap verwandt“ - Kanak Sprak als performativ inszenierte orale Literatur oder real-soziale Portraitmalerei „von der Peripherie her“?
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht Feridun Zaimoglus "Kanak Sprak" mit dem Fokus auf die paratextuellen Strategien und das Spannungsfeld zwischen dokumentarischer Authentizität und literarischer Fiktionalisierung. Es wird analysiert, wie Zaimoglu Rezeptionserwartungen manipuliert und das Authentizitätsproblem bewusst thematisiert.
- Das Spannungsverhältnis zwischen dokumentarischer Authentizität und literarischer Fiktionalisierung in "Kanak Sprak".
- Die paratextuellen Strategien Zaimoglus und ihre Wirkung auf die Rezeption.
- Die produktionsästhetischen Mischverhältnisse von Autor- und Fremdstimmen.
- Die Konstruktion von Identität und die Darstellung der "Kanak"-Erfahrung.
- Die hybride Sprachform und ihr soziokultureller Kontext.
Zusammenfassung der Kapitel
1.1 Prolog: Feridun Zaimoglu, „Ghetto“-Zauberer der Postmoderne?: Der Prolog zitiert Zaimoglu, der die westliche Konzeption von Identität als "Bullshit" bezeichnet. Dieser programmatische Ansatz legt den Grundstein für die poetologische Strategie des Buches, die sich durch eine fragmentarische Syntax, aggressive Sprache und den Mix aus soziolektaler Rhetorik und philosophischen Anleihen auszeichnet. Diese hybride Sprache trägt maßgeblich zum Erfolg des Werks bei und katapultiert Zaimoglu in den deutschen Literaturkanon.
1.2 Einleitung: „Hier hat allein der Kanake das Wort“ – die Misstöne der Kanak Sprak als hybrides Sprach-Spiel mit Rezeptionserwartungen: Die Einleitung fokussiert auf Zaimoglus programmatische Vorrede. Es wird untersucht, wie die paratextuellen Strategien das Authentizitäts- und Autorschaftsproblem thematisieren und die Rezeption beeinflussen. Die Arbeit analysiert, wie die "Nachdichtungen" das Legitimationsmodell des Autors unterlaufen und die Grenzen zwischen Faktizität und Fiktionalität verwischen. Der methodische Ansatz kombiniert mikrodiskursanalytische und produktionsästhetische Perspektiven.
2.1 „Man gibt eine ganz und gar private Vorstellung in Worten.“ Typographische und terminologische Untersuchungen im Gegenlicht des Authentizitätsparadigmas: Dieser Abschnitt untersucht die typografischen und terminologischen Mittel, mit denen Zaimoglu das Mischverhältnis von Authentizität und Nachdichtung in seinen "Protokollen" inszeniert. Die Analyse konzentriert sich darauf, wie Zaimoglu definitive Zuschreibungen vermeidet und das Bild eines "Kanaken" als kulturellen Hybriden zeichnet, der Selbstbestimmung ohne kulturelle Verankerung sucht. Die polyvalenten Gattungsbezeichnungen im Klappentext unterstreichen die Ambivalenz des Werkes.
Feridun Zaimoglu: Kanak Sprak - Häufig gestellte Fragen (FAQ)
Was ist der Gegenstand dieser wissenschaftlichen Arbeit?
Die Arbeit analysiert Feridun Zaimoglus "Kanak Sprak" mit Schwerpunkt auf den paratextuellen Strategien und dem Spannungsfeld zwischen dokumentarischer Authentizität und literarischer Fiktionalisierung. Es wird untersucht, wie Zaimoglu Rezeptionserwartungen manipuliert und das Authentizitätsproblem bewusst thematisiert.
Welche Themenschwerpunkte werden behandelt?
Die Arbeit beleuchtet das Spannungsverhältnis zwischen Authentizität und Fiktionalisierung, Zaimoglus paratextuelle Strategien und deren Wirkung, die Mischverhältnisse von Autor- und Fremdstimmen, die Konstruktion von Identität und die Darstellung der "Kanak"-Erfahrung sowie die hybride Sprachform und ihren soziokulturellen Kontext.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit und worum geht es in ihnen?
Die Arbeit gliedert sich in mehrere Kapitel. Der Prolog diskutiert Zaimoglus Selbstverständnis als postmodernen "Ghetto-Zauberer". Die Einleitung analysiert die programmatische Vorrede und deren Einfluss auf die Rezeption. Ein weiterer Abschnitt untersucht die typografischen und terminologischen Mittel, mit denen Zaimoglu das Mischverhältnis von Authentizität und Nachdichtung inszeniert. Abschließend zieht die Arbeit eine Bilanz und betrachtet "Kanak Sprak" als performativ inszenierte orale Literatur oder real-soziale Portraitmalerei.
Welche Methoden werden in der Arbeit angewendet?
Die Arbeit kombiniert mikrodiskursanalytische und produktionsästhetische Perspektiven, um die komplexen sprachlichen und literarischen Strategien in "Kanak Sprak" zu untersuchen. Sie analysiert die paratextuellen Elemente und deren Wirkung auf die Rezeption, sowie die Gestaltung der Identität und die Darstellung der "Kanak"-Erfahrung.
Welche zentralen Fragen werden in der Arbeit gestellt und beantwortet?
Die Arbeit befasst sich mit Fragen nach der Authentizität und Fiktionalität in "Kanak Sprak", der Rolle paratextueller Elemente, der Konstruktion von Identität im Text, dem Verhältnis von Autor- und Fremdstimmen sowie der Bedeutung der hybriden Sprache im soziokulturellen Kontext. Die Antworten werden durch detaillierte Textanalysen und literaturwissenschaftliche Methoden gewonnen.
Welche Schlussfolgerungen zieht die Arbeit?
Die Arbeit kommt zu dem Schluss, dass "Kanak Sprak" durch seine hybride Sprache und paratextuellen Strategien eine komplexe Auseinandersetzung mit Identität, Authentizität und dem Verhältnis von Literatur und Realität darstellt. Zaimoglus Werk wird als ein Beispiel für performativ inszenierte orale Literatur interpretiert, die "von der Peripherie her" ein soziales Portrait zeichnet.
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- Fabian Saner (Author), 2007, "Das Ghetto und seine Fiktionen", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/143707