Die Methodik aṭ-Ṭabarīs

Am Beispiel der Verse 2:21 und 2:22


Hausarbeit (Hauptseminar), 2008

17 Seiten, Note: 1.0


Leseprobe


Inhalt

1) Einleitung

2) Deutsche Übersetzung der Sure 2:21

3) Deutsche Übersetzung der Sure 2:22

4) Aṭ-Ṭabarīs Kommentar zu Vers 2:21

5) Deutsche Übersetzung des Kommentars zu Vers 2:21

6) Aṭ-Ṭabarīs Kommentar zu Vers 2:22

7) Deutsche Übersetzung des Kommentars zu Vers 2:22

8) Kernpunkte der Vorgehensweise aṭ-Ṭabarīs

9) Fazit

10) Bibliografie

1) Einleitung

Diese Hausarbeit beschäftigt sich mit der Methodik des Korankommentars von Abū Ğaʿfar Muḥammad b. Ğarīr aṭ-Ṭabarī. Dieses besonders umfangreiche Werk wurde erstmals 1903 in 30 Teilen herausgegeben1 und entwickelte sich zu einem der Standardwerke des klassischen Korankommentars. Damit erfüllte sich der ehrgeizige Anspruch aṭ-Ṭabarīs, einen Kommentar zu verfassen, der alles Wissenswürdige enthalten und somit übrige Bücher zu diesem Gegenstand überflüssig machen sollte.2

Als Hauptteil dieser Arbeit zur Untersuchung seiner Methodik wurden zwei Verse herausgegriffen und aṭ-Ṭabarīs Kommentar zu ihnen übersetzt. Die Verse 21 und 22 der zweiten Sure sollen als Grundlage für die folgende Analyse seines Vorgehens dienen. Inhaltlich werden hier zwei religiöse Kernthemen berührt: Zum einen die Schöpfung des Menschen und seiner Umgebung, zum anderen der zentrale Punkt des Eingottglaubens. Gerade bei Versen dieser Art, deren Inhalt im Vergleich zu anderen, zum Beispiel Vers 4:34 („Die Männer stehen über den Frauen…“), auf den ersten Blick weniger brisant erscheint, werden aṭ-Ṭabarīs Qualitäten besonders deutlich, nämlich nicht nur vorrangig den Inhalt zu kommentieren und zu interpretieren, sondern sich besonders lexikografischen Eigenheiten zu widmen, den äußeren Wortsinn zu ergründen und den arabischen Sprachgebrauch als zuverlässige Instanz zur Klärung zweifelhafter Ausdrücke zu nutzen.3 Ebenfalls besonders wertvoll an aṭ-Ṭabarīs Kommentar ist, dass auch Beiträge anderer Exegeten zu den jeweils zu betrachtenden Passagen herangezogen werden. Viele Quellen, die im Original nicht mehr erhalten sind, wurden dadurch in aṭ-Ṭabarīs Kommentar bewahrt.4 Ebenso wird durch die Wiedergabe auch sich widersprechender Auslegungen die Komplexität der Koranexegese und die Vielfältigkeit der Sichtweisen verschiedener Exegeten deutlich gemacht, was den Leser auf breitem Wege an die (aus aṭ-Ṭabarīs Sicht) wahrscheinlichste und beste Interpretation heranführt.

Es soll außerdem gezeigt werden, dass Kommentare wie der von aṭ-Ṭabarī als Grundlage für den Vergleich von Versübersetzungen genutzt werden können. Bei der Erklärung unterschiedlicher Versionen direkter Übersetzungen stellen aṭ-Ṭabarīs sorgfältige, detaillierten Ausführungen eine Art Bindeglied dar, das den Ausgangspunkt verschiedener Wortübersetzungen sichtbar macht und somit unverzichtbar ist für das inhaltliche und sprachliche Verständnis des Korans.

2) Deutsche Übersetzung der Sure 2:21

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Rudi Paret: Ihr Menschen! Dienet eurem Herrn, der euch und diejenigen, die vor euch lebten, geschaffen hat! Vielleicht werdet ihr (euch diese Mahnung zu Herzen nehmen und) gottesfürchtig sein.6

Max Henning: O ihr Menschen, dienet euerm Herrn, der euch und die Früheren erschaffen; vielleicht fürchtet ihr Ihn.7

3) Deutsche Übersetzung der Sure 2:22

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Rudi Paret: (Dienet ihm), der euch die Erde zu einem Teppich und den Himmel zu einem Bau gemacht hat, und der vom Himmel Wasser herabkommen ließ und dadurch, euch zum Unterhalt, Früchte hervorbrachte. Darum behauptet nicht, daß Gott (andere Götter) seinesgleichen (neben sich) habe, wo ihr doch wißt (daß er allein alles geschaffen hat)!8 Max Henning: Der euch die Erde zu einem Bett gemacht und den Himmel darüber erbaut, und vom Himmel Wasser herniedersandte und durch dieses Früchte hervorbrachte zu eurer Nahrung. Stellt Ihm daher nicht Götter zur Seite, wo ihr’s wisset.9

4) Aṭ-Ṭabarīs Kommentar zu Vers 2:21

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten10

5) Deutsche Übersetzung des Kommentars zu Vers 2:21

Zur Interpretation von Yaʾayyuhā n-nāsu ʿbudū rabbakumu llaḏī ḫalaqakum wa-llaḏīna min qablikum laʿallakum tattaqūna sagte Abū Ğaʿfar: Er (Gott) befahl zwei Gruppen - über die eine von ihnen sagte Gott, dass es für sie gleich sei, ob sie gewarnt seien oder nicht, dass sie nicht glauben, wegen seiner Prägung auf ihren Herzen und ihrem Gehör. Und über die andere sagte er, dass sie versuchen Gott und diejenigen, die glauben, zu täuschen, indem sie mit ihren Zungen zum Ausdruck bringen: „Wir glauben an Gott und das Jüngste Gericht“, jedoch gleichzeitig das Gegenteil davon verheimlichen, das Kranke in ihren Herzen, und ihren Zweifel an der Wahrheit dessen, was sie verkünden. Außer ihnen befahl Gott auch anderen seiner Kreaturen Demut und Gehorsam Ihm gegenüber in Ergebenheit und einzig seine Göttlichkeit und Verehrung anzuerkennen, ohne Götzen, Bildnisse und andere Gottheiten. Denn Er, erhoben sei seine Erwähnung, ist ihr Schöpfer und der ihrer Väter und Vorväter und der Schöpfer ihrer Bildnisse, Götzen und anderen Gottheiten. So sagte er zu ihnen: „Er, der euch, eure Väter und Vorväter erschaffen hat und die anderen Kreaturen außer euch, bestimmt über euren Schaden und euren Gewinn - Ihm zu gehorchen ist wertvoller als denen, die für euch nicht über Schaden und Gewinn entscheiden können.

Ibn ʿAbbās sagte das gleiche darüber wie wir, soweit es uns über ihn erzählt wurde, außer dass er zitiert wurde, dass er über die Bedeutung von āʿbudū rabbakum sagte: Erklärt die Einheit eures Gottes. Aber wir haben in einem vorigen Teil unseres Buches bereits bewiesen, dass die Bedeutung von ʿibāda lautet: gehorsame Unterwerfung gegenüber Gott und sich Ihm widerstandslos fügen. Und was Ibn ʿAbbās durch diese Interpretation sagen wollte, war: „Leistet jeden Gehorsam und jede Verehrung nur eurem einen Gott und keinem anderen seiner Geschöpfe.“

Es ist überliefert von Ibn ʿAbbās11, der sagte: „Gott sprach: Oh ihr Menschen, dient eurem Herrn!“ zu den beiden Gruppen von Ungläubigen und Heuchlern zusammen. „Verkündet die Einheit eures Herren, der euch schuf und diejenigen vor euch.“

Ebenso ist von Ibn Masʿūd und Gefährten des Propheten überliefert: „Oh ihr Menschen, dient eurem Herrn, der euch schuf und diejenigen vor euch.“ Er sagt: Er schuf euch und Er schuf diejenigen vor euch.

[...]


1 Vgl. Muth, F.: Die Annalen von aṭ-Ṭabarī im Spiegel der europäischen Bearbeitungen, Frankfurt 1983, S. 34.

2 Vgl. Loth, D.: Ṭabarīs Korancommentar, in: ZDMG 35/1881, S. 594.

3 Vgl. Goldziher, I.: Die Richtungen der islamischen Koranauslegung, Leiden 1920, S. 92.

4 Vgl. Bauden, F.: Aṭ-Ṭabarī, in der EI, Vol. 10, Leiden 2000, S. 16.

5 Zitiert aus dem arabischen Koran.

6 Paret, Rudi: Der Koran, Stuttgart 2004, S. 14. Schreibweise und Interpunktion des Autors werden bei der Wiedergabe der Übersetzung übernommen.

7 Henning, Max: Der Koran, Stuttgart 2002, S. 29. Schreibweise und Interpunktion des Autors werden bei der Wiedergabe der Übersetzung übernommen.

8 Paret (2004), S. 14.

9 Henning (2002), S. 29.

10 Aṭ-Ṭabarī, Abū Ğaʿfar: Ğāmiʿ al-Bayān ʿan taʾwīl āy al-Qurān, Miṣr/Dār al-Maʿārif 1969, Ğuz 1, S. 362-365.

11 Isnād der Ḥadīṯe und Zitate siehe arabischer Text.

Ende der Leseprobe aus 17 Seiten

Details

Titel
Die Methodik aṭ-Ṭabarīs
Untertitel
Am Beispiel der Verse 2:21 und 2:22
Hochschule
Georg-August-Universität Göttingen  (Institut für Arabistik)
Veranstaltung
Koraninterpretation
Note
1.0
Autor
Jahr
2008
Seiten
17
Katalognummer
V144066
ISBN (eBook)
9783640547692
ISBN (Buch)
9783640552467
Dateigröße
632 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Aṭ-Ṭabarīs Kommentar lässt sich als ein didaktischer Kommentar einstufen, der sich vor allem auf die Anwendung der arabischen Grammatik und das Material der traditionellen Auslegung stützt. Aṭ-Ṭabarī erklärt Vers für Vers, meistens auch noch einmal in kleinere Einheiten unterteilt, den grammatischen Wortsinn, erläutert schwierige Passagen und seltene Wörter sowie gegebenenfalls die Vokalisierung.
Schlagworte
Koraninterpretation, Hermeneutik, Tafsir
Arbeit zitieren
M.A. Britta Werner (Autor:in), 2008, Die Methodik aṭ-Ṭabarīs, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/144066

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Blick ins Buch
Titel: Die Methodik aṭ-Ṭabarīs



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden